Symbolische Gewalt

Telepolis: „Wie Beherrschte an der über sie ausgeübten Herrschaft mitwirken“. Ein schönes, wenn auch etwas verschwurbeltes Interview über symbolische Gewalt.

„Symbolische Gewalt“ ist ein Konzept, das der französische Soziologe Pierre Bourdieu entwickelt hat, um Erscheinungsformen von Gewalt und Herrschaft zu beschreiben, die sich alltäglich vollziehen und dem „gesunden Menschenverstand“ als etwas ganz Selbstverständliches erscheinen.

Wikipedia ist zu Bourdieu aufschlussreich:
Einige Ergebnisse von Bourdieus empirischen Arbeiten sind:
Er zeigte, dass in Frankreich trotz der formalen Wahlfreiheit in Fragen des ästhetischen Geschmacks künstlerische Präferenzen – wie zum Beispiel klassische Musik, Rock und Chanson – stark mit der („kulturellen“) Klassenzugehörigkeit korrelieren.
Er wies – alltägliche Beobachtungen einbringend – nach, dass Feinheiten der Sprache wie Akzent, Grammatik, Aussprache und Stil einen wesentlichen Faktor in der sozialen Mobilität darstellen, beispielsweise beim Erreichen eines besser bezahlten und höher bewerteten Berufs.
Die von Bildungspolitik und Arbeitslosigkeit ausgelöste Bildungsdynamik bezeichnete er als „Inflation der Bildungsabschlüsse“ oder „Bildungsexpansion“. Die Schulabschlüsse verlieren dadurch an Wert, und die Absolventen aus niedrigeren Schichten haben schlechte Möglichkeiten, ihr durch Schulbildung erworbenes kulturelles Kapital angemessen umzusetzen (vgl. Bildungsparadox).
Durch die zunehmende neoliberale Globalisierung sind nach Bourdieu atypische Arbeitsverhältnisse zur Regel geworden. Diese Prekarisierung trifft nicht nur marginalisierte Gesellschaftsgruppen, sondern zunehmend auch solche mit noch gesichertem Einkommen. Das organisierte Gegeneinander der Lohnabhängigen ist Bestandteil der neoliberalen Hegemonie.

Eribon, ick hör dir trapsen. Jede Wette, dass derartige Themen und Thesen von deutschen Journalisten – bis auf wenige Ausnahmen – ignoriert werden. sie müssten über ihren Klassenhabitus nachdenken und darüber, wie ihre Klasse ihre politische Meinung prägt. Das ist in Deutschland aber so gut wie unmöglich, weil schon der Begriff „Klasse“ im kleinbürgerlichen medialen Mainstream tabuisiert ist.