Charaktermasken oder: Soko Nafri und Soko Casablanca

nafri

Source: Entschließungsantrag der Fraktion der FDP, Landtag Nordrhein-Westfalen, Drucksache 16/10731, 14.01.2016 (!)

Dummerweise las ich beim Frühstück eine Zeitung (online). Das verdarb meine Laune ein wenig.

In Berlin löst man gerade die dringendsten Probleme der Stadt. Ich meine übrigens, dass man Toiletten für alle einrichten sollte und nicht für verschiedene Geschlechter. Ich halte es auch mit Karl May, der meinte, dass böse Taten unter dem Einfluss von Alkohol oder anderer Macken härter bestraft werden sollten und nicht milder. (Das kommt davon, wenn man als Kind die falschen Bücher liest.)

Wer noch nicht wusste, was schleimiger Opportunismus ist und welche Mentalität die meisten Politiker haben, der kann sich das fast live anschauen. Das gilt auch für Revolutionäre (natürlich nicht für Fidel. RIP). Charaktermasken eben.

Wenn Kinder nicht zur Schule kommen, setzen einige Döspaddel in der Hauptstadt offenbar auf Habermas. Funktioniert aber nicht. Es muss doch möglich sein, Eltern zu zwingen, ihre Kinder zur Schule zu schicken? „Was nach Law-and-Order klingt, ist nichts anderes als die logische Konsequenz aus der Beobachtung, dass selbst Bataillone von Sozialarbeitern, Lehrern und Lesepaten an ihre Grenzen stoßen, wenn sie es mit Familien zu tun haben, die ihre Schuldistanz bereits in der zweiten oder dritten Generationen pflegen.“ Yesssss. (Abgesehen vom Deutsch des Grauens: „Schuldistanz pflegen“. Aha. Tot sein heißt jetzt: Lebensdistanz pflegen.)

Manchmal werde ich einfach wütend, wenn ich Kurzberichte lese. Ich wüsste gern mehr (der Version der Polizei ist etwa anders, sagt aber auch nichts aus). Was hätte ich gemacht? Bei dreien hätte ich, wette ich.

Die Kölner Polizei hat erklärt, was für sie „Nafri“ ist. Es gibt ja schon seit rund einem Jahr eine gleichnamige Sonderkommission. In Düsseldorf heisst die „SoKo Casablanca“.

„Polizeisprecher Thomas Held erläuterte, die Polizei habe in der Silvesternacht Passanten nicht allein nach ihrer mutmaßlichen Herkunft kontrolliert. ‚Bei den Kontrollen haben die Beamten verschiedene Kriterien berücksichtigt‘, sagte Held dem Tagesspiegel. Entscheidend sei nicht allein das Aussehen gewesen, sondern auch das Verhalten von Personen: ‚Handelt es sich um eine Gruppe, die sich dynamisch oder sogar aggressiv bewegt? Wie ist die Stimmung in der Gruppe?‘ Vergleichbar sei dies beispielsweise mit der Situation vor Fußballspielen, wenn größere Fangruppen anreisten.“ Und jetzt kommt mal wieder von den Palmen runter.

Übrigens: Es gibt auch Ofris und Drittis.




Formenvielfalt

e-book

Source: Tom Gauld

Bevor ich meine guten Vorsätze zum neuen Jahr umsetze: Wie hättet Ihr es denn gern?




Beiläufige Anmerkungen zu Nafris und Anti-Nafris und zu meinem persönlichen Profiling [Update]

aras bacho

Die Männer sind den Frauen überlegen wegen dessen, was Allah den einen vor den anderen gegeben hat (…). die rechtschaffenen Frauen sind gehorsam und sorgsam in der Abwesenheit (ihrer Gatten), wie Allah für sie sorgte. Diejenigen aber, für deren Widerspenstigkeit ihr fürchtet – warnet sie, verbannt sie aus ihren Schlafgemächern und schlagt sie. (Der Koran Sure 4,34)

Die Weiber seien untertan ihren Männern als dem HERRN. Denn der Mann ist des Weibes Haupt, gleichwie auch Christus das Haupt ist der Gemeinde, und er ist seines Leibes Heiland. Aber wie nun die Gemeinde ist Christo untertan, also auch die Weiber ihren Männern in allen Dingen. (Die Bibel, Epheser 5,22

Und siehe, ich rede zu Euch nicht in Gleichnissen, sondern erzähle schlicht die Fakten, auch wenn Euer Herz sich danach sehnt, vom mir unverzüglich etwas über Nafris und Anti-Nafris zu hören. Geduld ist Euch vonnöten, ihr auserwählte Schar der Burks.de-Leser!

Wenn in Polen Nafris unter Verdacht stehen, randaliert der Mob. Innenminister Mariusz Blaszczak „verglich die Situation mit der Lage in Westeuropa, wo es ‚große Enklaven muslimischer Emigranten gibt, die sich nicht integrieren'“. Dieses Zitat vergleiche ich gern und wiederum mit historischen Beispielen, auch und besonders in Polen.

Don Alphonso hat das Thema „Der Nafri im deutschen Mainstream-Diskurs“ aus der Sicht eines aufgeklärten Couponschneiders kommentiert. Ich stimme dem so nicht zu, obwohl die Fragen natürlich berechtigt sind. Viel interessanter wäre es doch zu untersuchen, warum sich die Leute beim Morden deutscher Panzer via Saudis im Jemen und auch anderswo nicht aufregen, aber beim phänotypischen Profiling um so mehr? Den „Nordafrikaner“ gibt es übrigens nicht, auch an der Hautfarbe kann man die Geografie nicht festmachen.

Wenn ich einen potentiellen Krawallmacher an meinem nächtlichen Arbeitsplatz taxiere, dann gehe ich auch nach der Phänotypie vor: Viele Plastiktüten und zerfledderte Kleidung bedeutet „Obdachloser“, der einen Schlafplatz im Warteraum sucht (muss ich unterbinden). Wenn es klirrt, hat er Alkohol dabei (verboten). Wenn er sich wie in Zeitlupe bewegt und Abzesse zu sehen sind (stimmt nicht immer): Junkie, der sich in der Behindertentoilette spritzen will (muss ich unterbinden). Mehrere junge Männer mit komischen Basecaps, die sich schnell bewegen und lauter als andere sprechen: „Südländer“ voller Adrenalin, die es nicht gewohnt sind, dass ihnen irgendjemand irgendwelche Grenzen setzt und denen ich deswegen meistens eine kleine prophylaktische Ansprache halten muss. Mittelalterliche Frauen, die versuchen, mich beiseite zu schieben und/oder mich anbrüllen: „Ich muss da jetzt rein!“ – die machen richtig Ärger. Barfüßige Damen mit Plüschtieren im Arm und merkwürdigem Blick und Fantasie-Kleidung: Die geschlossenen Stationen haben wieder jemandem Ausgang gewährt, vielleicht zur Resozialisierung?

Heute morgen gegen drei Uhr sagte mir eine Krankenschwester beiläufig, ein Mann sei in die Anmeldung (ein kleines Glashäuschen) gekommen, habe sie beleidigt und gedroht, mit Gewalt einzudringen. Sie habe nicht reagiert und wolle es auf sich beruhen lassen. Ich hatte das nicht mitbekommen, mag das aber nicht. Ich ließ mir den Kerl, der noch im Warteraum saß, beschreiben. Die Kölner Polizei hätte ihn für einen Nafri gehalten, der wie ein Türke oder Sizilianer aussah. Ich hielt ihn für einen Araber, der vermutlich in den frauenfreien Cafes der Sonnenallee verkehrte. Ich stellte mich so, dass mich die rund zwei Dutzend Wartenden sehen konnten und sagte dem Herrn laut und deutlich: „Wenn Sie hier mit Gewalt drohen, werfe ich Sie hinaus, und Sie bekommen außerdem Hausverbot.“ Vermutlich wirkte ich richtig sauer. Ich war es auch. Der Mann guckte mich an und sagte nichts. Diese Typen trauen sich nur, gegenüber Frauen ausfällig zu werden.

Wenig später stand ein junger Mann in Zivil auf, der körperlich aussah wie ein Zehnkämpfer, aber mit einem blauen Auge, und winkte mich zur Seite. Er zeigte mir grinsend seinen Polizeiausweis. Jemand hatte ihm zu Silvester eine Flasche ins Gesicht geworfen. Er wollte sich behandeln lassen, weil er immer noch Gleichgewichtsstörungen hatte. Es war klar, dass er inkognito bleiben wollte, aber ich hätte, wenn es denn nötig gewesen wäre, einen Verbündeten gehabt. Das größte Kompliment, was ich von einem Polizisten bekommen kann, gab es wieder: „Deinen Job möchte ich nicht machen.“

Einige Stunden zuvor war die Feuerwehr mit einem Araber auf einer Trage gekommen. Der benahm sich äußerst merkwürdig: Er streckte beide Hände aus, auch zu mir, als wollte man ihn verprügeln, hatte die Augen weit aufgerissen und schrie wie in Todesangst. Aber es gab keinen Grund dafür. Die Feuerwehrleute sagte, sie hätten ihn so gefunden, der Mann habe wohl – nach Aussagen von Zeugen – ein paar Bier getrunken.

Ich vermutete, dass auch noch andere Substanzen im Spiel waren. Man kann kaum beschreiben, was eine Mixtur aus Chemikalien und Alkohol mit Menschen anrichten kann. Ein Kollege von mir, der zufällig vorbeikam und der Arabisch spricht, versuchte, als die Psychiaterin eintraf, zu übersetzen. Er kam erst eine gute Stunde später aus dem Arztzimmer zurück und sah etwas schockiert aus. Der Araber schliefe jetzt, berichtete er. Er habe immerzu geschrien: „Schlagt mich nicht!“ Der Mann sei aus dem Irak, und die Ärztin habe festgestellt, dass sein ganzer Körper voller Folternarben war. Der wenige Alkohol habe wohl die Erinnerungen ausgelöst – oder so etwas in der Art.

Also doch nicht die falschen Substanzen… Ich musste mein persönliches Profiling korrigieren.

Ich verstehe diese pseudoaufgeregte Diskussion nicht. Es gibt offenbar eine kleinkriminelle Subkultur im Rheinland, die von Männer beherrscht wird, die aus den failed states Nordafrikas stammen. Na und? Die Mafiosi in Frankreich stammten meistens aus Korsika – wie Napoleon. Der Rest ist normale Polizeiarbeit. By the way: Was macht eigentlich die Russenmafia?

[Update] Fefe schreibt ganz richtig: „Mir ist nicht ganz klar, was die Kritiker von der Polizei erwartet haben. Das macht doch Sinn, als aggressiv auffallende Nordafrikaner zu filzen? Meinem Verständnis nach ist racial profiling, wenn man jetzt generell Nordafrikaner filzt, außerhalb von Silvester- oder anderen Feierlichkeiten und wenn es außer ihrer Herkunft keinen Anlass für die Vermutung gibt (insbesondere nicht durch ihr Verhalten), dass sie straffällig werden könnten.“




Kritik an allem bringt uns auf den Mars und überall hin

mars

Source: NASA’s Curiosity Mars Rover. Text: Happy New Year from Mars! I hope your next trip around the sun is full of exploration and discovery.

By the way: Danke Hal, für das wunderbare Marx-Zitat, das auch hier passt und außerdem die gegenwärtigen Zustände erklärt:
„Die Theorie wird in einem Volke immer nur so weit verwirklicht, als sie die Verwirklichung seiner Bedürfnisse ist. Wird nun dem ungeheuren Zwiespalt zwischen den Forderungen des deutschen Gedankens und den Antworten der deutschen Wirklichkeit derselbe Zwiespalt der bürgerlichen Gesellschaft mit dem Staat und mit sich selbst entsprechen? Werden die theoretischen Bedürfnisse unmittelbar praktische Bedürfnisse sein? Es genügt nicht, dass der Gedanke zur Verwirklichung drängt, die Wirklichkeit muss sich selbst zum Gedanken drängen.“ (Karl Marx, Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie: Einleitung)