Trump und Mittelfinger, reloaded

Robby Soave auf Reason.com: „Nobody votes for Trump or likes Trump on the basis of policy positions. That’s a misunderstanding of what the Trump phenomenon is. (…) The segment of the electorate who flocked to Trump because he positioned himself as „an icon of irreverent resistance to political correctness“ think it means this: smug, entitled, elitist, privileged leftists jumping down the throats of ordinary folks who aren’t up-to-date on the latest requirements of progressive society.“

Ganz großartig: „ordinary folks who aren’t up-to-date on the latest requirements of progressive society“. Ich sage nur: Gendesprech*(/_innen! Wie schreibt man das noch mal?

Ferdinand Knauß in der Wirtschaftswoche: „Gerade wir Journalisten können oder wollen dieses Wahlergebnis kaum fassen. Vermutlich auch, weil wir zwar über Trump schreiben, aber kaum jemals mit seinen Anhängern sprechen.“

Ach. Und warum? Das ist doch die interessante Frage! Bitte beantworten. Sonst ist das Gezeter sinnlos.

Sahra Wagenknecht auf Fratzenbuch: „Viele spüren jeden Monat von Neuem, dass ihr Lohn zum Leben kaum reicht und sie können sich ausrechnen, dass sie später nur eine Armutsrente zu erwarten haben. Diese und unzählige andere soziale Ungerechtigkeiten kann man durch Erklärungen nicht wegreden. Für mich ist klar: Nötig ist eine grundlegend andere Politik, die sich an den sozialen Interessen der großen Mehrheit der Bevölkerung orientiert statt an den Interessen von Superreichen und Konzernen. Eine Politik, die Beschäftigte nicht wehrlos macht wie die Agenda-Gesetze, sondern die sie schützt, im Konflikt mit der Kapitalseite stärkt und ihrem Leben Sicherheit gibt. Dafür werde ich weiter Druck machen. Für ein gutes Leben für uns alle mit guter Arbeit, guten Löhnen und guter Rente!“

Da konnte ich mich nicht zurückhalten und habe geantwortet:
„Für ein gutes Leben für uns alle mit guter Arbeit, guten Löhnen und guter Rente!“ Ja, aber im Kapitalismus? Wie soll das gehen, wenn man Marx schon einmal gelesen hat? Das glaubt niemand. Das Volk ist gegen das „System“, weiß aber noch nicht, wie es weitergehen soll. Es wäre der Job der Linken, denen eine Perspektive zu geben, die dem „System“ jetzt schon den Mittelfinger zeigen, aber sich Populisten anschließen. Den Kapitalismus reparieren zu wollen, klingt immer nur wie SPD. Legt die Angst vor dem K-Wort ab und füllt es mit neuem Inhalt.