Vorauseilender Antirassismus

Die Leipziger Volkszeitung über Tanzveranstaltungen im linken Conne Island (ein selbstverwaltetes Jugend-Kulturzentrum in Leipzig-Connewitz):
Zudem sei der sogenannte „Refugees-Fuffziger“ durch junge Männer mit Migrationshintergrund missbraucht worden. Gerade bei Tanzveranstaltungen seien sie angesichts des billigen Eintritts in größeren Gruppen angerückt, um dort für Stress zu sorgen. Sie trafen der Schilderung nach auf verunsicherte Security-Leute, die sich im Umgang mit Migranten mehrmals ungerechtfertigt einem Rassismusvorwurf ausgesetzt sahen – zumal auch unbeteiligtes Publikum „in vorauseilendem Antirassismus“ das Einlasspersonal zurechtgewiesen habe. (…) „Ein verbales Umschiffen des Sachverhalts“, so die Erkenntnis des Plenums, „scheint nicht mehr zweckdienlich.“

Würde mich schon interessieren, ob es auch selbstverwaltete Security-Leute waren… Jedenfalls hatten die offenbar keinen Plan. Sollte man aber haben.

Das Problem kenne ich. Das hat aber nichts damit zu tun, ob jemand, der Stress macht, Einwanderer ist oder nicht. Wenn jemand zum Beispiel (sehr oft „Bürger mit polnischem Migrationshintergrund“) einen Arzt oder einen Krankenpfleger angreift und ich das verhindere, gib es fast immer Einwürfe aus dem weiblichen deutschen Publikum aka Wartende, warum ich so brutal sei. Man muss schon vorher genau wissen, was man will, sonst geht alles schief. Man darf auch keinen „Krieg“ anfangen, den man nicht wirklich gewinnen möchte, auch wenn etwas Unvorhergesehenes passiert.

Aus völkerkundlicher Sicht finde ich viel interessanter zu fragen, warum ein Sachverhalt – und welcher – „verbal umschifft“ werden sollte? Welcher Schiffbruch könnte drohen?

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Kommentare

2 Kommentare zu “Vorauseilender Antirassismus”

  1. blu_frisbee am Oktober 12th, 2016 4:00 pm

    Die Diskussion krankt schon mal daran, daß ohne Differenzierung von „Migranten“ oder „Geflüchteten“ geredet wird. Im Artikel ist von Lybier & Marokkaner die Rede. Die sind ein völlig anderer Schlag als die aus Syrien. Und dann hängts auch noch von der sozialen Herkunfts-Schicht ab. Letztlich ist Arschloch sein ne individuell persönliche Sache.
    Wer schon mal im außereuropäischen Ausland war und da nicht ganz verblödet oder neckermann der weiß daß der Prozess der Zivilisation (N.Elias) nicht weltweit gleich verläuft.
    Was Nazis sagen ist nicht per se alles falsch, nur die Gründe, Zuschreibungen und Konsequenzen von Nazis sinds. Der „linke“ Diskurs krankt auch daran, reflexartig das Gegenteil (der Nazirede) zu behaupten, u.a. weil „links“ mittlerweile Gefühl, Identität, Mode geworden ist und nicht das Resultat von Reflektion. In Summe ist das undifferenzierte Gefasel von „Refugees“ genauso Rassismus.

  2. Martin Däniken am Oktober 17th, 2016 12:49 am

    @blu_frisbee:
    Man darf von seinen _Mitmenschen oder den Fernsehköchen äh -köpfen (Substantiv nicht Verb!!) nicht zuviel Sinn für Tiefsinn erwarten.
    Solcher ist weder im Leben nochin der Schule förderungs-bzw (ab)fragwürdig…
    Habe grad im Kino „Ben Hur“ gesehen-
    „Wenn du nicht für mich bist…!“-Weltsicht macht das Leben einfacher
    -aber man kann es auch mit schönen Worten verbrähmen
    (extra mit -h- geschrieben-mistiges Diktat des Duden nichtmitmachend)…

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