Klar und schwarz

Ian Rankin

Normalerweise gefallen mir keine Bücher, die alle gern lesen. Heute muss ich eine Ausnahme machen.

Der angelsächsische Sprachraum kennt bekanntlich nicht den typisch deutschen Unterschied zwischen „Literatur“ und „Unterhaltungsliteratur“. Kriminalromane werden genauso besprochen und ernst genommen wie der „Faust“ oder Joyce Carol Oates. Durch Zufall fiel mir neulich ein Buch von Ian Rankin in die Hände. Kriminalroman, dachte ich, das kann nur schief gehen bei meinen Ansprüchen. Es tut mir leid, liebe wohlwollenden Stammleserinnen und geneigten Stammleser, euch mit Slang behelligen zu müssen, aber nach den ersten 100 Seiten war mein Fazit: Wie geil ist das denn?

Bei Krimis für den gehobenen Anspruch denkt man an Philip Marlowe, den Meister aller sprachlichen Klassen und des treffenden Vergleichs (nur in der Übersetzung Hans Wollschlägers). Dann vielleicht an Martin Beck von Maj Sjöwall und Per Wahlöö – die Reihe habe ich auch komplett hier. Dann natürlich die Krimis von Janwillem van de Wetering.

Jetzt werde ich sämtliche Bücher Ian Rankins kaufen und lesen müssen. „The Times“ schrieb: „Ausnahmslos alle Romane aus der Rebus-Reihe sind einfach großartig“. So ist es. „Je mehr Titel mir von Ian Rankin in die Hände fallen, desto größer die Begeisterung. (…) Wer Rankin liest, sieht klarer und schwarz.“ (Tobias Gohlis, Die Zeit)

Die traurige Nachricht, ganz persönlich: Ich werde nie einen Krimi schreiben. So wie Rankin würde ich das nicht annähernd können. Also gar nicht erst versuchen.