KAPOVAZ oder: Kalkulierbare Armut

kapovaz

Welt online: „Die bittere Wahrheit über das deutsche Jobwunder“.

Bundesweit sind bereits etwas über anderthalb Millionen Menschen betroffen von den „kapazitätsorientierten variablen Arbeitszeiten“, kurz Kapovaz. Dies hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin auf Anfrage der „Welt“ berechnet. Neben Toys“R“Us nutzen auch andere Handelsketten das Instrument, das dem Unternehmen Flexibilität verschafft und den Angestellten häufig an den Rand des Existenzminimums drängt.

Vgl. Wikipedia: KAPOVAZ: „Während der Arbeitnehmer somit ein kalkulierbares und regelmäßiges Einkommen hat, ist es dem Arbeitgeber nach wie vor möglich, innerhalb vereinbarter und geregelter Grenzen auf den Arbeitnehmer zuzugreifen.“ Das suggestive Neusprech hat offenbar ein Lautsprecher des Kapitals dort hineingeschrieben.

Vgl. auch Abrufarbeit: „Bei der Arbeit auf Abruf hat der Arbeitnehmer seine Arbeitsleistung entsprechend dem Arbeitsanfall zu erbringen, d.h. der Arbeitnehmer steht für den Arbeitgeber auf Abruf bereit. Im Arbeitsvertrag muss eine wöchentliche und tägliche Mindestarbeitszeit vereinbart sein. Fehlt diese Vereinbarung, so gilt eine Wochenstundenzahl von zehn Stunden als vereinbart. (…) Fehlt es an einer vertraglichen Festlegung der täglich zu leistenden Arbeitszeit, hat der Arbeitgeber die Arbeitsleistung des Arbeitnehmers jeweils für mindestens drei aufeinander folgende Stunden in Anspruch zu nehmen. Der Arbeitnehmer ist nur zur Arbeitsleistung verpflichtet, wenn der Arbeitgeber ihm die Lage seiner Arbeitszeit jeweils mindestens vier Tage im Voraus mitteilt (§ 12 Abs. 2 TzBfG). In Tarifverträgen können für die Abrufarbeit vom Gesetz abweichenden Regelungen geschaffen werden, auch solche, die für die Arbeitnehmer ungünstiger sind (§ 12 Abs. 3 TzBfG).“

Leute, lest das Kleingedruckte, auch in Tarifverträgen!

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Kommentare

4 Kommentare zu “KAPOVAZ oder: Kalkulierbare Armut”

  1. ... der Trittbrettschreiber am Mai 30th, 2016 4:01 pm

    Ich wäre dafür, dasss ‚culpa in contrahendo‘ (cic) immer dann greift, wenn ein Vertrags-Dokument nicht barierefrei gestaltet ist oder unverständlich verklausuliert.
    Zu kleine Schrift oder Schwurbelfurzdeutsch – Nichtigkeit und Schadenersatz wegen „entgangenem Gewinn“ bei einem nachweisbar seriösen Arbeitgeber oder getrübter herber Lebensfreude – ;-) in der einschlägigen norddeutschen Wirtschaft.

  2. Andreas S am Mai 30th, 2016 7:07 pm

    Das ist Fortschritt: Die Weiterentwiclung des Tagelöhners.
    Ich träume immer noch davon, dass mal *alle* Hartz IV-Opfer in Berlin vor dem Bundestag ein großes Fest machen und den Saustall ausmisten.

  3. R@iner am Mai 30th, 2016 7:41 pm

    OT – Detaillierte Beschreibung, wie sie Journalisten und Kritikern in den VAE seit 2012 Spyware unterschieben: Keep Calm and (Don’t) Enable Macros: A New Threat Actor Targets UAE Dissidents

    This report describes a campaign of targeted spyware attacks carried out by a sophisticated operator, which we call Stealth Falcon. The attacks have been conducted from 2012 until the present, against Emirati journalists, activists, and dissidents. We discovered this campaign when an individual purporting to be from an apparently fictitious organization called “The Right to Fight” contacted Rori Donaghy. Donaghy, a UK-based journalist and founder of the Emirates Center for Human Rights, received a spyware-laden email in November 2015, purporting to offer him a position on a human rights panel. Donaghy has written critically of the United Arab Emirates (UAE) government in the past,1 and had recently published a series of articles based on leaked emails involving members of the UAE government. [..]

  4. R@iner am Mai 30th, 2016 7:44 pm

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