Hommage an Sodom und Gomorrah

Lesenswert in der taz: „Kotti, mon amour“.

„When yo u ’re alone and life is making you lonely. You can always go – downtown“ – so besang Petula Clark den Reiz des Urbanen, 1964 war das, und der Song kann auch als eine Antiode an die Ödniss der Vorstädte verstanden werden. Etwa zur gleichen Zeit entstand nun in Berlin eine Städtelandschaft, die man auch als eine Hommage an Sodom und Gomorrah interpretieren kann: die Gegend um das Kottbusser Tor im Stadtteil Kreuzberg.

Diskurs (!) der neuen und gebildeten Mittelschichten („Hommage“, „Antiode“): Der Autor setzt voraus, dass die Leser Englisch und Französisch („mon amour“) können, dass popkulturelles Wissen existiert (Wer zum Teufel ist Petula Clark?) und mischt das mit dem gefühlten Jargon der Unterschichten: „Die kleinen Ärsche werden zuerst gefickt“. Als rhetorisches Stillmittel ist das alles gut und erlaubt. In Boulevard-Medien wäre das verboten, weil ein großer Teil der Leserschaft ausgeschlossen würde. Für die sozial homogene Leserschaft der taz passt es. („Loblied auf Sodom und Gomorrah“ gefällt mir besser als Titel – und das versteht auch jeder.)

„Wer nicht eine Million Leser erwartet, sollte keine Zeile schreiben.“ (Goethe) Der Artikel der taz kommt in meine Sammlung pädagogisch wertvoller Beispiele zum Thema „Deutsche Sprache und Stil“; die Studenten werden es mir hoffentlich danken.