Gutbürgerlich oder: Mehr Graupensuppe

Berlin

Su Nuraghe in Rixdorf – sardische und italienische Küche, seit 35 Jahren. Ich aß Tortellini nach Art des Hauses.

Meine Theorie ist, dass soziale Aufsteiger oder die, die meinen es zu sein, versuchen, die verfeinerte Tischkultur der herrschenden Klassen zu imitieren, um eben diesen erreichten sozialen Status nach außen zu dokumentieren und sich nach „unten“ abzugrenzen. Die Kneipen, die dem Veganismus-Asketismus Tribut zollen und überhaupt auf das traditionell „Gutbürgerliche“ herabsehen (dafür aber teurer sind), bedienen den Geschmack der neuen Mittelschichten, die ohnehin reaktionär werden, wenn sie es nicht ohnehin schon sind.

„Proletarisches“ oder Arme-Leute-Essen (was heute „gutbürgerlich“ ist) kann man Studenten aus bildungsbürgerlichem (aka grün-alternativem) Elternhaus gar nicht mehr anbieten. Das hat aber keine kulinarischen Gründe.

Die ethnologischen Gewährsleute für meine These sind übrigens Norbert Elias und Mary Douglas, wenn das nicht hilft: Levi-Strauss. (Ich habe immer das Gefühl, ich müsse mich dafür entwschuldigen, dass ich viele Leute mit meiner humanistischen Bildung erschlagen kann. Außerdem weiß ich immer alles besser und kann das auch belegen. Ich hoffe, die wohlwollenden Leserinnen und geneigten Leser entschuldigen das.)