Ideologiekritik statt Religionsversteher

Guter Artikel im Tagesspiegel: „Schuld an der Lage ist nicht zuletzt das rechtsliberale Schleifen des Sozialstaates, dem nun die Kraft fehlt, Flüchtlinge zu integrieren. Aber auch das linksliberale Mantra, selbst brutalste Kulturen hätten ihre Berechtigung. Zehntausende demonstrierten gegen AfD, Pegida & Co. – gut so. Doch wo war die Empörung, nachdem unter anderem ein Libanese mit dem Schlachtruf ‚Scheiß-Chinesen!‘ in Berlin einen Mongolen niedergestochen und auf die Gleise einer U-Bahn geworfen hatte? Oder als in Dessau eine 20-Jährige von ihrer syrischen Familie getötet wurde, weil sie zu westlich lebte? Als in einem Asylbewerberheim in Suhl eine Meute einen Mann totschlagen wollte, weil er den Koran beleidigt haben soll?“

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Kommentare

4 Kommentare zu “Ideologiekritik statt Religionsversteher”

  1. ... der Trittbrettschreiber am Dezember 18th, 2015 8:37 am

    >> Diese Gesellschaft kommt mir vor wie eine völlig verdummte, in ihrer selbstbetrachtenden Eitelkeit gefangene Diva. Man stelle sich vor, diese Lady sitzt in ihrer goldenen Wellness Suite, das warme mit Eselsmilch angereicherte Wasser in der Designerwanne plätschert; die Spiegelwände reflektieren die becremte aber sichtlich welkende Haut und ein in die Jahre gekommenes, mal wohl, mal exzentrisch geschmicktes Antlitz, dessen blauschimmernd umrandete Augen Unwissende zu Assoziationen mit häuslicher Gewalt animieren könnten. Köstliche Bio-Trauben werden von Leihsklaven und in zweiter und dritter Generation assimilierten freiberuflichen Dienstleistern gereicht und ein gut bezahlter Akademiker sorgt für mehr oder weniger abstruse Unterhaltung zum Zeitvertreib. Plötzlich, wie aus heiterem Himmel, trotz des bereits lange währenden Radaus auf dem Penthouse-Flur, verirrt sich ein Vorbeihetzender in gerade dieses Badezimmer des Grauens. Allen Entsetzten und irgendwie ambivalent Gerührten erscheint dieser Menschähnliche von draußen wie ein zerlotterter Primat, der das erste Mal auf eine ziviliserte Spezie trifft. „`Oh, welch ein Kompliment“‚, trällert die plantschende Diva, „`komm rein, du willst zu mir? Das dachte ich mir. Wohin sollte man auch sonst wollen. Bleiben willst du sicher auch. Sicher willst du das, darfst du auch, nur brav musst du sein und sauber, wie wir, und eincremen musst du dich auch. Und steig endlich aus deinen Steinzeit-Klamotten aus. Und lerne schnell unser Wellnessprogramm. Wenn du gut darin bist, darfst du unserem Noch-Doktor das Manuskript halten. Vielleicht schaffst du es ja bis zum Co-Rezipienten.“‚“`Er hat Hunger“‚, sagt ein Leihsklave scheu und nimmt nicht ohne einen bittenden Blick zur Badenden eine Traube und ein Selfie geeignetes Handy, um ihn dem just erschienenen potentiellen Bruttosozialproduktsteigerer zu reichen. „`Er muss schnell altern, um fast so grandios zu werden wie wir“‚, schleimt der Akademiker. Und so geht das weiter und weiter, während der Neuling nervös zur Tür blickt, sich im Raum umschaut, vielleicht längst den zweiten Ausgang sucht um weiter zu rennen und rennen nur weg von all dem da draußen und – nun auch von all dem hier drinnen. Lieder erklingen, Berufe entstehen, die sich nur mit neuer äußerst wichtigen Terminologie befassen; wie könnte man ihn nennen, Flüchtling, Flüchtenden, Flieh- oder Laufwesen?<<

    "`SCHNITT… SCHNITT…"',ruft der dicke Regisseur mit der 70er Jahre Brille, die ihn wie einen SED bezahlten Kanzler-Vertrauten aussehen lässt. "`DAS LASSEN WIR MAL SO FÜR HEUTE. AM ENDE ARBEITEN WIR NOCH. DANKE. TARIK, RUFTST DU MIR BITTE EIN TAXI? DU VERSTEHST MICH DOCH? DANKE?"'

  2. Locus am Dezember 18th, 2015 9:46 am
  3. perahim mayer am Dezember 18th, 2015 9:04 pm

    Lieber Trittbrettschreiber,

    Sie haben das sehr gut beschrieben. Ich aber habe DIE
    LÖSUNG: Wir gründen einen Bürgerwehrverein GROß-BERLIN
    (mit Typofehler authentischer) und suchen uns ein
    altes Vereinsheim für unseren Verein.
    Ich war im Sommer in Ba-Wü. In Rottenburg gibt es
    so einen Flachbau mit Bürgerwehr. Echt überzeugend.
    Die Alte im Bad wird sich wundern.
    – Nocturne Fackelumzüge. (Wirklich scharf, echt jetzt)
    – Schwarze Hemden auf denen BÜRGER-WEHR steht
    in fetter roter Schrift. (geil)
    – Kontrolle von Bevölkerung und Wirtschaft ungefragt.
    – Schwarze, stramme Stiefel.
    (Oder wir fassen uns an die eigene Nase und gehen
    gegen unsere eigene Erschlaffung vor. Jeder hat das Recht, sich abzuwenden.)

  4. Vox Populist am Dezember 19th, 2015 12:24 pm

    Aus dem Artikel:
    „Säkulares Politikverständnis und Ideologiekritik gelten heute wenig, während der Islamophobieverdacht in einen Religionsversteher-Rassismus mündet: Muslime werden nicht als volle Subjekte, sondern als verzogene, aber schutzbedürftige Kinder gesehen. Als wäre eine faschistische Ideologie, als wäre der Glaube an die Überlegenheit des Mannes und des Korans wie eine Hautfarbe, die man nicht ablegen kann.“

    Deshalb kann ich mit dem linken Mainstream Heute wenig anfangen. Vielleicht macht mich das in gesellschaftspolitischen Fragen eher zum Liberalen, als zum Linken.

    Der linke Drang, „protected classes“ zu schaffen und mit Welpenschutz vor jedweder Kritik zu schützen, war mir noch nie geheuer. Diese Denkverbote und Tabus unterscheiden sich nicht wesentlich von Denen der Rechten, nur dass die andere heilige Kühe haben („Vaterland“, „Ehre“ und Co.). Ihnen liegt ein autoritäres, misanthropes Menschenbild zugrunde.

    Muslime (und das gilt auch für Frauen und andere „protected classes“) als vollwertige Mitmenschen zu behandeln, das bedeutet für mich eben auch, an sie dieselben Anforderungen, Pflichten und Verantwortlichkeit zu stellen, wie an jeden anderen Mitbürger auch. Alles Andere ist Rassismus und der wird nicht dadurch besser, dass er im linken, wohlmeinenden, bemutternden Gewand daherkommt.

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