Die Griechenland-Krise volkstümlich erklärt
DIE GRIECHENLAND LÜGEN // ZDF DIE ANSTALT [HD]
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21 Kommentare zu “Die Griechenland-Krise volkstümlich erklärt”
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Typisch aktuelle deutsche „Comedy“ (Ausnahmen: Vince Ebert und Dieter Nuhr), d.h. krampfhaft witzige Propaganda für irgendwelche sozialisischen Utopien und gegen die selbstverständliche Ursache aller gesellschaftlichen und politischen Mißstände – den Kapitalismus.
Ich dachte nicht, dass die Herren sich als Darbieter von „Comedy“ verstehen; das könnte ja dann wohl auch nur typisch Neudeutsch sein.
@lepus: Welche sozialistischen Utopien konkret werden hier denn propagiert?
Was kann an politischen Kabarett als witzig empfunden werden? Sind die kritisierten Zustände nicht eher zum Heulen? Darf dann solches überhaupt witzig sein: Kritik an Ursachen von Hunger, Armut, Krieg, Vertreibung …Tod? Bei diesen Thenmen Lachen, Humor und Unterhaltung? Wie zynisch oder psychopathisch muß man dann sein, um so zu können. Oder soll nicht vielmehr der Zorn in uns geweckt werden – um es sinngemäß mit Schramms Worten zu sagen. Damit wir uns endlich aufraffen,organisieren und verändern.
Und Nuhr: ja der macht nun wirklich nuhr Comedy. Von polit. Aufklärung hatter sich längst verabschiedet (vor mehr als einem Jahrzehnt – so mein Eindruck). Dagegen wird ja ein M. Mittermeier geradezu politisch. Von dem ich es wiederum nicht erwartete.
Das erschreckende ist doch, dass der Ausschnitt gar nicht so aktuell ist, obwohl er sich so anhört.
@A.Eppner
Jeder Depp im weltweiten Netz meint es auch sagen zu müssen.Ich will das nicht und verkneife mir einen eigenen Beitrag. Besser als A.Eppner kann ich es nicht sagen. Er hat es auf den Punkt gebracht. Danke!
@dasuxullebt
Im konkreten Fall bleiben die sozialistischen Utopien diskret im Hintergrund.
Die Propaganda für sie ist dennoch angekommen, höchstwahrscheinlich auch bei @A.Eppner, Zitat:
„Oder soll nicht vielmehr der Zorn in uns geweckt werden – um es sinngemäß mit Schramms Worten zu sagen. Damit wir uns endlich aufraffen, organisieren und verändern.“
Wohin die Veränderung führen soll, dürfte klar sein: Der Kapitalismus als Wurzel allen Übels muss abgeschafft werden. Dazu passt dann wieder bestens die dargebotene Parodie vom Kapitalisten als geldgierigem Deppen, über den selbstverständlich auch gelacht werden darf, ohne dass man deshalb für zynisch oder psychopathisch gehalten wird. Es gibt in der ganzen Nummer kein Sterbenswörtchen von den realen Ursachen der Griechenlandkrise. Unnötig, man weiß ja, wer Schuld hat. Der Sinn dieser Nummer ist demzufolge auch nicht, „die Griechenland-Krise volkstümlich zu erklären“, sondern Propaganda für den Systemwechsel zu verbreiten.
Das System der EU (und anderswo) ist dringend grundlegend reformbedürftig, daran besteht kein Zweifel. Systemwechsel wäre gut, aber nicht hin zu überholten Utopien.
Warum nicht mal einen echten Kapitalismus erlauben. Dann gäbe es auch keine Bankenrettung auf unser aller Kosten und keine alternativlose Währung.
@lepus: Nach Ihrer Meinung, wenn ich das richtig interpretiere, ist also Solidarität – die propagiert wird – eine überholte Utopie, aber echter Kapitalismus ist keine überholte Utopie.
Viele kapitalismus-Verfechter haben noch nicht gemerkt, dass dieser sich Mechanismen schafft/aneignet, die im Zweifels-/“Not“fall das Kapital auch retten, und lassen andere dafür zahlen.
Mit einem Blick hinter die Kulissen des Kapitalismus kann man also, wenn einem keine Ideologie den Blick verstellt, erkennen, dass die Banken eben doch im und vom tatsächlich „echten“ Kapitalismus gerettet wurden.
@dasuxullebt
Das interpretieren Sie richtig.
Die propagierte (sozialistische) Solidarität ist überholt weil unecht und dysfunktional. Verordnete kollektive Zwangssolidarität ist ein Paradoxon. Echte Solidarität ist freiwillig. Es gäbe sie im echten Kapitalismus.
@lepus: Was macht denn den „echten” Kapitalismus aus? Ist unser „unechter” etwa nicht vom Motiv des möglichst hohen Gewinns getrieben? Ergeben sich dadurch nicht zwangsläufig gewisse Konzentrationsprozesse und somit Machtballungen? Was spricht dagegen, wenn man in der Konkurrenz erfolgreich war, sich für die Zukunft gegen jene zu wappnen, etwa indem man andere Unternehmen aufkauft? Gäbe es dies im „echten” Kapitalismus nicht?
Nuhr sagt doch dem dt. Bürgertum mit ein paar Witzchen das, was die Bundesregierung auch sagt: Deutschland geht es gut, die armen Menschen sind selbst daran schuld, konsumiere und mach Dir keine Gedanken. Achte aber darauf, dass die eigene Brut keinen schlechten Umgang hat.
Wissen ist Pacht:
https://www.youtube.com/watch?v=lepTG3TT-mQ
@tom
Hinter den Kulissen ein märchenhafter „Mechanismus“: Die Banken wollten gerettet werden. Sie sind gerettet worden, also haben sie sich selbst gerettet. Münchhausen lässt grüßen – oder eine neue Variante des Zirkelschluss.
@ernte23
Das Motiv des „möglichst hohen Gewinns“ ist universal und kein Exklusivkriterium des Kapitalismus. Zwangsläufig ergibt sich dadurch nichts, auch kein Monopol. Mono- oder Oligopole sind übrigens per se nichts Negatives. Solange die Kunden zufrieden gestellt werden, kann denen die Höhe des Marktanteils ihrer Lieferanten unwichtig sein. (Beispiel Microsoft) Wenn die Zufriedenheit schwindet, bröckelt auch das Monopol und Konkurrenten kommen auf. Es sei denn, die Monopolisten werden administrativ geschützt (Beispiel Telekom vor der Privatisierung).
Und Dieter Nuhr empfiehlt, sich keine Gedanken zu machen? Ich kenne das anders: Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Fresse halten. (bitte nicht persönlich nehmen!)
Ich hatte als Kabarettisten neben Dieter Nuhr noch Vince Ebert genannt, über den hat sich hier bislang niemand aufgeregt. Vielleicht weil er nicht so bekannt ist?
Dann kann ich jetzt zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen:
Vince Ebert über Kapitalismus:
http://www.theeuropean.de/vince-ebert/8663-widerspruechliche-occupy-bewegung
@lepus: Aus dem Theorienkomplex des Ordoliberalismus, der auch deutscher Neoliberalismus genannt, stammt die Vorstellung, wonach es einer dauerhaften Überwachung des Marktgeschehens bedürfe, um die Vorteile des marktwirtschaftlichen Wettbewerbs breiteren Bevölkerungsschichten zugute kommen zu lassen. Ihre Auffasung scheint sich eher am angelsächsischen Neoliberalismus zu orientieren, der Machtkonzentrationen herunterspielt, weil es ausreiche, dass irgendwann ein Konkurrent auftreten könnte, um den Druck zur Verbesserung aufrechtzuerhalten.
Meinetwegen kann „zwangsläufig” übrigens durch „mit hoher Wahrscheinlichkeit je nach Umständen” ersetzt werden, darauf kommt es mir nicht an. Genausowenig kommt es darauf an, ob Sie das Gewinnstreben naturalisieren oder nicht (Was heißt „universal” sonst?), weil meine Kernfrage eine andere war, falls Ihnen das aufgefallen sein sollte. Ich will sie noch einmal anders formulieren: Worin besteht Ihr „echter” Kapitalismus und wodurch unterscheidet er sich vom derzeit „unechten”?
Nuhr hat früher ‚mal Programme gemacht, die eher unpolitisch daherkamen und doch treffenden Spott über allerlei Irrsinn der bundesrepublikanischen Befindlichkeit verbreiteten. Das, was ich von Ebert kenne, reichte nach meinem Geschmack bei weitem nicht an die früheren Programme Nuhrs heran. Beide betreiben aktuell sozusagen Affirmationskabarett, sagen dem Bürgertum, dass alles so in Ordnung ist, wie es ist. „Alles ist in Ordnung.”, ist freilich ein Gedanke.
Mir ist ein Fehler unterlaufen:“…der auch deutscher Neoliberalismus genannt,“ muss natürlich heißen: „der auch deutscher Neoliberalismus genannt wird“
@ernte23
Der Kapitalismus in seiner reinen Form ist eine Rechtsordnung, in der die wesentlichen Freiheitselemente der Person unangetastet bleiben: Körper und Leben der Person, ihr Eigentum und die Vertragsfreiheit. Die Aufgabe des Staates ist es, diese Freiheitselemente zu schützen. Alles Weitere wird privatrechtlich organisiert.
Mir ist klar, dass es diesen rigorosen Kapitalismus nirgendwo gibt und voraussichtlich auch nie geben wird. Als Idealbild ist er jedoch zur Abgrenzung von unserem heutigen Pseudokapitalismus geeignet.
Dazu zwei Zitate von Roland Baader:
„Betrachten wir Deutschland doch einmal mit ‚kapitalistischen Augen‘. Wir erkennen ein Land mit einem staatlichen (dh. sozialistischen) Rentensystem, einem staatlichen Gesundheitswesen, einem staatlichen Bildungswesen, mit staatlich und gewerkschaftlich gefesselten Arbeitsmärkten, einem konfiskatorischen Steuersystem, einer Staatsquote von über 50%, mit einem erheblich regulierten Wohnungsmarkt, einem massiv subventionierten und regulierten Agrarsektor und einer in einem komplizierten Geflecht zwischen Markt und Staat eingebundenen Energiewirtschaft, mit mindestens Hunderttausend Betrieben in ‚kommunalem Eigentum‘ (d.h. Staatseigentum) und einem staatlichen Papiergeldmonopol, ja sogar mit einem Staatsfernsehen samt Zwangsgebühren. Wir erkennen ein Land, in dem fast 40% der Bevölkerung ganz oder überwiegend von Staatsleistungen lebt und in welchem das gesamte Leben der Bürger von staatlichen Regelungen überwuchert ist. Wer diesen 80%-Sozialismus als Kapitalismus bezeichnet, muss mit ideologischer Blindheit geschlagen sein.“
„Es sind, wie bereits erwähnt, zwei morsche sozialistische Grundpfeiler, die man der Marktwirtschaft untergeschoben hat und die das Gebäude des Kapitalismus zum Einsturz bringen werden: Das staatsmonopolistische und ungedeckte Papiergeld – und die zentralplanwirtschaftlich manipulierten Zinsen. Solange das Geld staatlich ist – also auf Zwang und Konkurrenzlosigkeit beruht, kann es nirgendwo auf der Welt einen Kapitalismus geben, der diesen Namen verdient. Eine kapitalistische Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung mit sozialistischem Geld und sozialistischem Zinsdiktat: Das wird immer ein Junkie bleiben, der sich nur mit zunehmenden Drogengaben wohlfühlt, um letztlich doch zusammenbrechen“
Wenn Sie feststellen, dass Nuhr und Ebert (im Gegensatz zu Schramm und anderen) keine Propaganda für einen Systemwechsel hin zum Sozialismus betreiben, haben Sie Recht. Daraus zu schließen, dass sie „alles in Ordnung“ finden, wäre nur dann berechtigt, wenn politisches Kabarett per Definition links zu sein hat. Ist das so?
„Der Kapitalismus in seiner reinen Form ist eine Rechtsordnung, in der die wesentlichen Freiheitselemente der Person unangetastet bleiben: Körper und Leben der Person, ihr Eigentum und die Vertragsfreiheit. Die Aufgabe des Staates ist es, diese Freiheitselemente zu schützen.” Meines Wissens werden diese Freiheitsrechte sehr wohl hierzulande formalrechtlich geschützt. Daher kann es sich dabei nicht um Abgrenzungskriterien zu Ihrem Ideal handeln, nach denen ich aber fragte. Ich versuche zu präzisieren: Wie ist das Verhältnis von politischer und wirtschaftlicher Macht im Idealkapitalismus? Schwebt Ihnen so etwas wie Hayeks Rat der Wirtschaftsweisen vor?
Üblich unter Neoliberalen ist die neoklassische allgemeine Gleichgewichtstheorie herzunehmen, in der vollständige Konkurrenz herrscht, um zu sagen: So funktioniert der Markt idealerweise. Doch würden sie, Versuche durch staatliche Eingriffe (Kartellrecht etc.) zu diesem Zustand zu gelangen, als Zwang gegen das freie Unternehmertum brandmarken.
Zu den Zitaten: Die Kritik am staatlichen Papiergeld kenne ich von Hayek. Noch nicht einmal alle seine Mitstreiter konnten sie ernst nehmen. Die FED etwa, die oft im Visier der freiheitsliebenden us-amerikanischen Rechten ist, wurde wegen ständiger Runs auf die Banken, die damals private Währungen ausgaben, in den USA eingeführt, weil die Instabilität zu groß wurde.
Ansonsten klingen die Zitate so, als seien sie aus den 1970ern. Vieles von dem dürfte doch ganz im Sinne des Urhebers verändert worden sein. Oder wurde die Energiewirtschaft etwa nicht privatisiert, wurden soziale Wohnungsbaubestände etwa nicht verhökert, die Staatsquote etwa nicht gesenkt?
Zum Kabarett: Ich stelle nur empirisch fest, dass Nuhr und Ebert Affirmationskabarett machen, d.h., ich gebrauche sozusagen einen deskriptiven Begriff keinen normativen. Wie gesagt, Nuhrs frühere Programme fand ich gut, auch wenn sie eher unpolitisch also auch nicht links waren. Diese unpolitischen Momente bilden auch den Hauptteil der Programme der genannten, in dem sie ihren Spott über jeden ausschütten. Nur dass zumindest Nuhr es nötig zu haben scheint, nach unten zu treten, indem er die Armen verächtlich macht, zeugt nicht gerade von Stil. Damit sagt er aber seinem wohlsituierten Publikum eben, dass alles in Ordnung ist, dass an Zivilisierung nicht zu denken ist.
ach, ich muss ja noch schnell zur Volksbank, Papiergeld ziehen – ich freu mich schon auf’s Kino: Das Leben der anderen. Ganz schön teuer so ein subventionierter Samtsitz mit Cola-Halter. Ich werde mich zurücklehnen, Popkornreste im Nacken, die Füße bequem auf den Schultern des Kinokunden vor mir und mich nicht mehr so sehr aufregen wie in den anderen Wiederholungen. Wenn ich alles verstanden haben werde, so habe ich mir versprochen, ist echte Persönlichkeitsbildung angesagt: PLUTO – denn ein echtes Herz hat nur Platz am Rande des Systems.
@ernte23
„…:Körper und Leben der Person, ihr Eigentum und die Vertragsfreiheit.“
das müsste neu sein, ziemlich neu. Es sei denn, Sklaven (die Gründungsopfer des „reinen“ Kapitalismus‘) waren keine „Personen“.
Welche ;) Magna Charta Proficiemur zitierst Du?
@Trittbrettschreiber: „Welche ;) Magna Charta Proficiemur zitierst Du?”
Nun, augenscheinlich scheitere ich am Versuch, das herauszufinden.