Muros

cuzco

Cusco, Peru. Das Foto habe ich 1984 gemacht. Zum ersten Mal war ich 1980 dort. Man sieht noch gut die Grundmauern der Inka und darüber die spanische Architektur.




Mit teuflischem Geschick auf das Herz der offenen Gesellschaft

Ein schönes und pädagogisch wertvolles Stück suggestiver Propaganda liefert der Panzerspezialist Mathias Müller von Blumencron, jetzt Online-Chefredaktion der FAZ, für die mediale Heimatfront ab. Mit geradezu teuflischem Geschick zielt er auf das Herz der offenen Gesellschaft, was auch immer das im Kapitalismus heißen mag. (Vermutlich müsste man „die Märkte“ fragen.)

Auf der einen Seite haben wir die Guten, Fortschritt und Demokratie (und der freiheitlich-demokratische Kapitalismus, der alle reich und glücklich macht). Das sind wir (und die, an die wir Waffen liefern, Saudi-Arabien etwa). Auf der anderen Seite haben wir autoriäte Regime. Das sind die anderen. Putin ist pars pro toto und natürlich der aktuelle Teufel.

Auf der Münchner Sicherheitskonferenz seien die Grundlagen einer freiheitlichen Wertegemeinschaft gefühlt erschüttert worden.

Man könnte fragen, was denn diese Werte seien und welche (Zwangs?)Gemeinschaft auf diese rekurriere? Etwa die der „Moral Majority“? (vgl. Foto der „Jubelparade“, der mit dem Schild bin ich.)

Und westlich? Ist das ein alter antikommunistischer Reflex aus dem kalten Krieg, der aber jetzt – mangels Objekt – eher als Übersprungshandlung zu werten wäre? Der „Kommunismus“ ist weg, daher schlägt man eben Putin, obwohl der kein Kommunist ist. Nur „gen Ostland woll’n wir reiten“ stimmt immer noch.

Im Zentrum stand jeweils der russischen Informationskrieg, das gezielte Säen von Zweifeln. Es ist ein Psycho-Krieg, der mit teuflischem Geschick auf das Herz der offenen Gesellschaft zielt, das Suchen nach gemeinsamer Wahrheit und Gewissheit. (…) Eine ganze Armada von Bloggern, Webseiten und Fernsehsendern ist derzeit dabei, Moskaus Sicht der Dinge in die Welt zu tragen.

Die Generalmobilmachung an der Heimatfront seitens der westlichen Wertegemeinschaft hat „Die Anstalt“ bekanntlich detailliert beschrieben. Von Blumencron „argumentiert“ hier in der Tat infam. Dass die hiesigen Medien zum Krieg in der Ukraine nicht immer korrekt berichtet haben, steht außer Zweifel. Hier werden aber alle, die kritisch nachfragen, auch wenn sie Putin als Vertreter der herrschenden Klasse Russlands nicht als Sympathieträger empfinden, in die Ecke derjenigen geschoben, die sich für Propaganda missbrauchen lassen.

Wikipedia: „An der Finanzierung der Münchner Sicherheitskonferenz beteiligt sich auch die Bundesregierung. So waren für das Haushaltsjahr 2012 im Etat des Bundespresseamts (BPA) Mittel in Höhe von 350.000 Euro für die 48. MSC vorgesehen. Die Linde AG unterstützt die Sicherheitskonferenz als Partner. Zu den weiteren Sponsoren zählen die Unternehmen BMW, Krauss-Maffei Wegmann, Barclays und Deutsche Telekom.“

Kraus-Maffei Wegmann. Warum geben die wohl Geld dafür? Aus purem Altruismus, dem gleichen Grund, warum es auch Facebook gibt.

Blumencron: Wer gewählten Eliten misstraut, lehnt schnell auch Medien und selbst Gerichte ab. Wer dem System misstraut, sucht sich seine Autoritäten außerhalb des Systems. Wer der Demokratie misstraut, stellt schnell den Westen auf die gleiche Ebene wie das dirigistisch geführte Russland.

So etwas sagt jemand, der sich selbst zu einer Elite zählt und seine eigene Aufgabe, Lautsprecher des ökonomischen und gesellschaftlichen Status Quo und der herrschenden Klasse zu sein. Von Blumencron würde leugnen, dass es eine herrschende Klasse gebe. Die „Elite“ ist gewählt, und damit ist es gut. Wie in Russland eben.

Uwe Krüger hierzu: „Die Journalisten lagen ganz auf Linie mit den Eliten und benutzten sogar klassische Propagandatechniken.“

Wie Mathias Müller von Blumencron eben.




Ökonomen für Griechenland

Die Nachdenkseiten haben eine Aufruf von Ökonomen für Griechenland übersetzen lassen (englische Version):

Wir, die UnterzeichnerInnen, appellieren an die Regierungen Europas, an die Europäische Kommission, die Europäische Znentralbank und den IWF, die Entscheidung des griechischen Volkes, einen neuen Kurs einzuschlagen, zu respektieren und guten Glaubens in Verhandlungen mit der neuen Regierung Griechenlands zur Lösung des griechischen Schuldenproblems einzutreten. Die griechische Regierung besteht zu Recht auf neuen Konzepten, denn die bisherigen sind gescheitert.(…)

Natürlich habe ich nicht erwartet, dass auch nur ein deutscher „Volkswirtschaftler“ so etwas Vernünftiges unterschreiben würde. Rechtspopulistisches AfD- und marktradikales Pack eben.




Den Hintern fragen

In „Tagesschau“ und „Tagesthemen“ würden „bloß scheinbar relevante Fakten hintereinandergefügt, anstatt sie zu hinterfragen“, so Fröhder.

Laut Wolf Schneider: „Deutsch für Profis: Wege zu gutem Stil“ ist übrigens das Wort „hinterfragen“ „aus dem Anus der deutschen Sprache“ ausgeschieden worden.




0ad, revisited

oad
Gleich wird der Löwe den einsamen Späher angreifen.

Jaja, recht viele Screenshots. Das lag auch daran, dass ich sie nicht gefunden habe, weil der Dateimanager unter Gnome versteckte Ordner per default nicht anzeigt. Erst CTRL N löste das Problem. Muss man drauf kommen.

oad
Mein Heer stellt sich zur Schlacht.

oad
Mit Belagerungsmaschinen auf dem Marsch

oad
Die Kriegselefanten sehen einfach nur niedlich aus…

oad
Kamel-Kavallerie der Ptolemäer

oad
Die Frauen hauen derweilen fleissig Steine zum Bau von Mauern.

oad
Aufmarsch der Truppen auf dem Feldherrnhügel

oad
Von einem Gebäude der Feinde sind nur rauchende Trümmer übrig.

oad
Das siegreiche Heer (bisher nur bei Spielstufe „leicht“) kehrt heim.




Die spinnen, die

olympia

Ich will sie nicht, und ich wurde auch nicht gefragt. Eine Volksabstimmung in Berlin würde das klären, aber davor haben sie Angst.

(Das Schild links hat nichts damit zu tun.)




Über das Schreiben

„Ich liebe das Recherchieren, aber ich hasse das Schreiben.“ (Amrai Coen)

Ich auch.




Ratschlag eines leider zu früh Verstorbenen für Blogger

„Versucht, Genossen, wenigstens einmal über die Worte nachzudenken, aus denen ihr eure Phrasen flechtet!“




Die Pharmaindustrie bringt mehr Menschen um als die Mafia

Das behauptet der dänische Mediziner Peter Gøtzsche in der Süddeutschen: „Diese Straftaten erfüllen die Kriterien für das organisierte Verbrechen, deshalb kann man von Mafia reden. (…) Mir geht es darum, dass das ganze System mit seiner Art, wie Medikamente produziert, vermarktet und überwacht werden, gescheitert ist.“

Ungewöhnlich für deutsche Medien: Sueddeutsche.de verlinkt die Quellen. Geht doch!

Peter Gøtzsche fordert eine… äh… „Revolution“ im Gesundheitswesen. Wird er aber nicht bekommen. Its not a bug, its a feature. Ohne die Systemfrage sind solche Klagen etwas fürs Feuilleton, also irrelevant.




Neues von den fröhlichen freien Märkten

Frankfurter Rundschau:
Allein von 2000 bis 2014 haben die Lohn- und Gehaltsabhängigen in Deutschland fast 1,2 Billionen Euro an Einkommen eingebüßt und sich in gleicher Höhe die Empfänger der Kapitaleinkommen bereichert. Hinzu kommt noch eine Ungleichverteilung innerhalb der Arbeitseinkommen. Ursache ist die von rot-grün initiierte Agenda 2010 und damit ausgelöste Deregulierung und Spaltung der Arbeitsmärkte mit und ohne Tarifvertrag.




Brief der Stalingrad-Veteranen an Angela Merkel

Natürlich ist das auch ein bisschen Propaganda, aber diese Menschen haben meinen Respekt: Brief der Stalingrad-Veteranen an Angela Merkel (via >b’s weblog).

Die Nachfolger der sogenannten Ukrainischen Befreiungsarmee, die, wir wollen Sie, Frau Merkel, daran erinnern, während des Zweiten Weltkrieges in den Reihen der Wehrmacht und der SS-Division Galizien kämpfte und sich durch die Vernichtung sowjetischer Juden ganz besonders hervorgetan hat, haben die Verehrung ihrer ideologischen Väter und Großväter durchgesetzt. In den ukrainischen Städten werden Straßen nach Nazi-Verbrechern benannt! Vor unseren Augen wird die Geschichte der Ukraine des 20. Jahrhunderts umgedeutet und umgeschrieben! Soll man sich noch darüber wundern, dass die Bandera-Anhänger von heute durch Hass verblendet, mit einem fanatischen Funkeln in den Augen, das wir als Veteranen von den Fronten des Zweiten Weltkrieges, von der Schlacht um Stalingrad her, persönlich gut kennen, dazu aufrufen, das Donezbecken vom Erdboden verschwinden zu lassen, die Menschen im Osten des eigenen Landes mit Napalm zu verbrennen?




Einheitsdenken oder: Im Tal der Ahnungslosen

Interessant zu lesen auf Carta.de:
Mit voller Breitseite koffern die deutschen Medien gegen die neue griechische Regierung, allen voran der aktuelle SPIEGEL. Der Publizist Robert Misik wirft dem Magazin „Lügen, Fehl- und Halbwahrheiten“ vor und sieht darin die Folge eines politisch-medialen Einheitsdenkens, mit dem sich Deutschland zusehends isoliert: „Die Deutschen sind mittlerweile völlig out of touch mit dem Rest der Welt und der Wirklichkeit.“




Wir sind alle Barbaren

krieg

Die japanische Regierung ist „zornig“ über „einen weiteren Akt des Terrorismus.“ Der so genannte „Islamische Staat“ hatte eine japanische Geisel enthauptet.

Jetzt „empören“ sich die Mainstream-Medien über Fox News, auf deren Website ein Video zu sehen ist, wie eine Geisel des „IS“ bei lebendigem Leib verbrennt. Natürlich traut sich niemand (außer burks.de), einen Link zu setzen. Vermutlich dürfen dann die Leserinnen und Leser auch keinen Link erwarten, der sie zu Francisco Goya und „Los desastres de la guerra“ führt?

Das alles hatten wir schon vor elf Jahren diskutiert, als ein US-Amerikaner enthauptet wurde. Die meisten Journalisten, die tagesaktuell berichten (müssen), scheinen ein Gedächnis wie eine Drosophila zu haben. Ihr langweilt mich mit eurer heuchlerischen und sinnfreien „Empörung“.

krieg

Worum geht es? Nicht die Menschen an sich sind ultraböse und grausam, sondern der Krieg macht sie zu „Barbaren“. („Barbaren“ sind böse, „wir“ sind die Guten.) Das war schon immer so, und das sollte jeder wissen, der nicht im Geschichtsunterricht gefehlt hat. Das will aber niemand sagen, und schon gerade nicht die, die kein Problem damit haben, deutsche Soldaten zu friedenserzwingenden Maßnahmen in alle Welt zu schicken. Ihr kotzt mich an.

Man hat Menschen auch schon immer öffentlich und zum Gaudi des Publikums bei lebendigem Leibe verbrannt. In Deutschland, dem Land der Dichter und Denker, hat man Juden in Todesfabriken vergast. Ist das humaner? Der „Islamische Staat“ ist auch der „Genfer Konvention nicht beigetreten, im Zeitalter der „asymmetrischen“ Kriege ohnehin eine absurde Idee.

Was also ist die Botschaft? Wenn die Morde an Geisel jetzt atavistische Reflexe hervorrufen („Rache“, „Vergeltung“), dann sind beide Seiten auf einem „Niveau“. Und genau so geschieht es. Quod erat demonstrandum.

Wer Kriege akzeptiert, muss auch den Terror akzeptieren. Wer den Terror nicht zeigt, macht sich zum Helfershelfer derjenigen, die Kriege („verkaufen“) wollen – oder, wie die deutsche Regierung – die Waffen dafür liefert. So einfach ist das.

krieg

Als die Franzosen Spanien überfielen (Anfang des 19. Jahrhunderts), haben beide Seiten unverstellbare Gräuel begangen. Die Augenzeugenberichte, auch von Deutschen, liegen heute noch vor (wenn die Berliner Bibliotheken sie noch nicht vernichtet haben, könnte man sie ausleihen.*)

* Quellen in der Staatsbibliothek Berlin:
– Franz Morgenstern: Kriegserinnerungen des Obersten Franz Morgenstern aus westfälischer Zeit ; Hrsg. von Heinrich Meier, Wolfenbüttel 1912 Ab 4. März 1809. U.a. detaillierte Beschreibung der Belagerung von Gerona. Namenslisten der 1809 in Spanien Gefallenen der Westfälischen Division.
– Rudolf Rr v. Xylander: Geschichte des 1. Feldartillerie-Regiments Prinz-Regent Luitpold 1806-1824; Berlin 1909
Friedrich Freudenthal: Hannoversche Soldatengeschichten; Vom Harz bis zur Moskwa. Unter Napoleons Fahnen. Spanien und Waterloos (nach Friedrich – Lindau: Erinnerungen eines Soldaten aus d. Feldzügen d. Königl.-deutschen Legion). Der Werber. Bremen 1912
P. Zimmermann: Grossherzoglich Bergische Truppen: Feldzüge in Spanien und Rußland. Nachdr. D. Ausgabe Düsseldorf 1842, red. Herta und Ulrich Jux. Bergisch Gladbach 2000
– Karl Franz von Holzing: Unter Napoleon in Spanien: Denkwürdigkeiten eines badischen Rheinbundoffiziers [Augenzeuge des Spanienfeldzugs] (1787-1839)]. Aus alten Papieren hrsg. v. Max Dufner-Greif. Berlin 1936
– Johann von Borcke: Kriegerleben; 1806-1815 [Augenzeuge des Spanienfeldzugs]
– Ludwig Boedicker: Die militärische Laufbahn 1788-1815 des Generallieutenant Ludwig Boedicker. Eine Selbstbiographie. In: Beiheft zum Militär-Wochenblatt, Jg. 1880, Heft 5/6 [Augenzeuge des Spanienfeldzugs, S. 254-268]
– Konrad Rudolf v. Schaeffer: Unter Napoleons Fahnen in Spanien 1808-1809; Aus den Erinnerungen eines deutschen Generals, Berlin 1911
– [Friedrich M. Kircheisen] (bearb. v.) Feldzugserinnerungen aus dem Kriegsjahre 1809, Hamburg 1909




Putsch in der Ukraine oder: We had brokered a deal

“And since Mr. Putin made this decision around Crimea and Ukraine – not because of some grand strategy, but essentially because he was caught off-balance by the protests in the Maidan and Yanukovych then fleeing after we had brokered a deal to transition power in Ukraine – since that time, this improvisation that he’s been doing has getting – has gotten him deeper and deeper into a situation that is a violation of international law, that violates the integrity, territorial integrity and sovereignty of Ukraine, has isolated Russia diplomatically, has made Europe wary of doing business with Russia, has allowed the imposition of sanctions that are crippling Russia’s economy at a time when their oil revenues are dropping.” (US-Präsident Obama auf CNN)

Jetzt werden die deutschen Medien aber röcheln. Die USA geben zu, dass sie den Umsturz in der Ukraine organisiert haben? Wer hätte das jetzt gedacht. Dummerweise ist auch der ehemalige Premier der Ukraine dieser Meinung.




Freiwillige gegen die rote Flut

Das Handelsblatt preist die Kriegsfreiwilligen in der Ukraine. „Der Volkssturm als Ehrenamt gegen die russische Flut.“ (>b’s weblog)




Vernichtet alte Bücher!

Openpetition.de: „Gestern veröffentlichte die taz Pläne des Stiftungsrates der Zentral- und Landesbibliothek, dass nicht mehr v.a. die LektorInnen der Bibliotheken die Bücher einkaufen sollen, sondern ein billigerer „Bibliotheksdienstleister“ aus Reutlingen den Großteil des Einkaufs erledigt. Außerdem soll jedes Buch, das seit zwei Jahren nicht mehr ausgeliehen wurde, vernichtet werden!“

Ihr wollt den Kapitalismus, und ihr kriegt ihn voll und ganz. Was keinen Profit bringt, gehört ausgemerzt. Das freut dann die Märkte und die Anleger.

Ich habe meine erste Online-Petition überhaupt unterschrieben. Das mache ich sonst nie, ich leite auch keine virtuellen Kettenbriefe jedweder Art weiter. Es ist auch total schwierig, mich zu „empören“. Aber das hier (wenn die taz korrekt berichtet hat) ist eine Ausnahme. Ceterum censeo: ZLB-Direktor Volker Heller ist uneducated, unknowledgeable, untaught, unschooled, untutored, untrained, illiterate, unlettered, unlearned, unread, uninformed, unenlightened, benighted, inexperienced, unworldly, unsophisticated (aus Platzgründen mussten einige Wörter weggelassen werden).




Science’s Biggest Fail oder: Sagen Sie bitte Profx. zu mir

Scott Adams (via Fefe) über die Glaubwürdigkeit „wissenschaftlicher“ Erkenntnisse.

What’s is science’s biggest fail of all time?
I nominate everything about diet and fitness. (…)
Step One: We are totally sure the answer is X.
Step Two: Oops. X is wrong. But Y is totally right. Trust us this time.

Gilt natürlich insbesondere für „Volkswirtschaft“ und „Genderpolitik„.




Hill Climb Racing Sticky Blocks Sliding Puzzle Chess

Hill climb racing

(Vorsicht! Völlig sinnfreies Posting!)

Ich empfehle heute zwei Spiele für Android. Hill Climb Racing ist für Smartphones eher zu klein, geht aber auch. Sehr niedlich und zum Schmunzeln, mit hohem Langzeit-Spielspaß. (Die Werbung bei der kostenlosen Version stört nicht wirklich.)

Ich spiele auf Android-Geräten eher sehr wenig, und wenn, dann nur wenige Minuten, und 99 Prozent aller angebotenen Spiele, die ich kurz getestet habe, waren albern und langweilig und verschwanden sofort wieder von den Geräten.

Mit „Hill Climb Racing“ jedoch versuche ich schon seit zwei Wochen, mehr als 1000 Meter mit dem virtuellen Geländewagen zu schaffen. Ich dachte, das könne doch nicht schwer sein. Ist es aber doch. Und wenn der Wagen dann samt Fahrer (politisch inkorrekt, aber vermutlich wollen sie das auch nach Saudi-Arabien verschicken) hängen- oder steckenbleibt oder, was bei mir meistens geschieht, weil ich immer und in jeder Welt zu schnell fahre, einen Salto macht, muss man sich nicht ärgern, sondern lacht sich über den Anblick auch zum 500-sten mal kaputt. Einfach genial gemacht. (Rund fünf Millionen Downloads – aber was die Masse macht, ist bekanntlich kein Argument.)

Die Software-Bude sitzt in Finnland. Klar, da ist es oft dunkel und kalt. Kein Wunder, dass die Finnen gute Spiele machen.

Sticky Blocks Sliding Puzzle

Sticky Blocks Sliding Puzzle attackiert euer Selbstbewusstsein und fordert die Intelligenz heraus. Wenn ich in der U-Bahn oder im Bus sitze und keine Lust habe, mein Kindle auszupacken, um ein gutes schlechtes Buch zu lesen, dann ist Sticky Blocks Sliding Puzzle angesagt.

Ich habe mir wirklich den Kopf zermartert, aber man weiß, dass es gehen müsste, das Viereck von links unten nach rechts oben zu bekommen. Theoretisch. Mittlerweile bin ich beim Level „difficult“, und das bringt mich zum Wahnsinn. Manchmal muss ich nach drei Versuchen abbrechen, um mich zu erholen. Ich vermute ganz: Das Spiel eignet sich sehr für Kinder, wenn sie schon an einem Gerät sitzen, weil es das räumliche Sehvermögen schult.

Dann spiele ich schnell Schach auf der zweithöchsten Schwierigkeitsstufe. Da verliere ich zwar fast immer, aber von 50 Spielen zwei oder drei gegen die künstliche Intelligenz zu gewinnen, gefällt mir. Außerdem lernt man viel Eröffnungstheorie en passant und learning by doing für das reale Spiel gegen humaniode Gegner. Davon muss ich mich aber dann erholen und spiele dann usw.




Eine Frage des Standpunktes

Sag mir, wo du stehst, und welchen Weg du gehst!
Wir haben ein Recht darauf, dich zu erkennen,
auch nickende Masken nützen uns nicht.
Ich will beim richtigen Namen dich nennen.
Und darum zeig mir dein wahres Gesicht!

(Hartmut König)

Man muss Wikipedia nicht glauben, aber: „Die Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe bestimmt weitgehend den Standpunkt, den das Individuum einnimmt. (…) Alle Standpunkte sind voreingenommen, aber einige Standpunkte können objektiver sein als andere. (…) Der Standpunkt einer untergeordneten Gruppe ist vollständiger, weil diese mehr Grund hat, eine dominante Gruppe zu verstehen, und weil sie weniger Interesse hat, den Status quo aufrechtzuerhalten.“

Vor allem der letztere Punkt ist interessant. Ich hatte hier schon das Buch von Uwe Krüger erwähnt: „Meinungsmacht – Der Einfluss von Eliten auf Leitmedien und Alpha-­Journalisten – eine kritische Netzwerkanalyse“. Darin wird nachgewiesen, dass die Journalisten, die in Deutschland den diskursiven Mainstream prägen, einen klaren Klassenstandpunkt beziehen – sie sind Lautsprecher des Kapitals, haben also ein Interesse daran, „den Status quo aufrechtzuerhalten“. Sie werden nie und nimmer die Systemfrage stellen. Die Mehrheit der journalistischen Zunft hingegen hat Angst vor dem sozialen Abstieg und gehört gefühlt der „Mittelschicht“ an, wird also demnächst zwischen den Fronten zerrieben werden und verhält sich weltanschaulich dementsprechend.

Wir erleben zur Zeit den größten Angriff auf die Löhne seit Ende des zweiten Weltkriegs. Ziel des Kapitals ist es theoretisch, möglichst alle auf Mindestlohnniveau zu drücken. Das ist nicht boshaft, sondern die Konsequenz aus dem tendenziellen Fall der Profitrate. (Hatten wir gestern).

Die Süddeutsche schreibt heute: „Karstadt plant Billiglöhne“.
In den einzelnen Häusern wird es künftig drei Gruppen von Karstadt-Mitarbeitern geben: Verkäufer, Kassierer und solche, die in neu geschaffene Warenservice-Teams wechseln sollen. Diese Mitarbeiter sollen vor allem die Ware auspacken und die Regale einräumen. Das eröffnet Karstadt die Möglichkeit, diese Beschäftigten künftig nur noch nach den deutlich niedrigeren Tarifen für die Logistikbranche zu bezahlen.

Das ist ein Konzept, das auch im Gesundheitssektor gerade praktiziert wird. Um die Löhne zu drücken, werden ganze Abteilungen ausgegliedert. Die Mitarbeiter werden dann zu wesentlich schlechteren Bedingungen wieder angestellt oder können gehen, wenn ihnen das nicht passt. Wer unter diesen Umständen als Arbeiter oder Angestellter immer noch nicht Mitglied in einer Gewerkschaft ist, ist eine dämliche Pappnase, auch wenn die deutschen Gewerkschaften oft auch aus dämlichen Pappnasen bestehen. Man muss mit dem kämpfen, was man hat.

Je nach KlassenStandpunkt kann man den Sachverhalt so oder so ausdrücken. Wenn man gern die „freie Marktwirtschaft“(TM) verherrlicht und alles aus der Perspektive des Kapitals sehen möchte, schreibt man: „Karstadt will sparen und die Lohnkosten senken.“ Nimmt man den Standpunkt der „weniger dominanten Gruppe“ ein, der laut Wikipedia objektiver wäre. schreibt man: „Karstadt will mehr Profit machen und senkt die Löhne.

So einfach ist das, aber keiner merkt was. „Sparen“ und „Kosten senken“ sind keine Begriffe, die man als Journalist einfach mal so verwenden darf, ohne die Fakten dahinter zu benennen, sondern Propaganda.




Sinn: Marx macht teilweise Sinn

Fall der Profitrate

Die Profitrate für Deutschland bezieht sich auf Westdeutschland 1950–1990 und die Bundesrepublik 1991–2000. Angaben in Prozent (Quelle: IWF). Das Foto von Olga Kurylenko musste sein, weil sonst bei dem Thema jeder sofort weggezappt wäre.

Ich empfehle heute mal „schweren Tobak“, und die geneigten Stammleserinnen und wohlwollenden Stammleser werden sehr überrascht sein, zählen doch die „Volkswirtschaftler“ zu den Berufen, deren Image bei mir vergleichbar ist mit dem von Pfaffen, Kinderschändern und Immobilienmaklern.

„Der Betriebswirt hilft dem Betrieb, und der Volkswirt hilft dem Volk.“ (Hans-Werner Sinn) (Muahahahaha)

Ich empfehle einen Artikel von Hans-Werner Sinn, einem der angesehensten und, weil meistzitierten „Volkswirtschaftler“ Deutschlands. Die Spannung steigt schon? Kann denn das wahr sein? Ich wurde auf diesen Artikel durch ein Interview auf Welt online aufmerksam, in dem Hans-Werner Sinn wettet, dass Griechenland aus der Währungsunion austreten werde. (Sinn hatte Putin noch nicht auf der Agenda. Ich würde den Griechen ja einen offiziellen Staatsbankrott empfehlen. Vermutlich haben die das As schon im Ärmel, denn die Ökonomen der Syriza sind bekanntlich keine Dummköpfe, auch wenn die deutschen Medien das gern herbeischreiben würden.)

Der Der Artikel (pdf) heißt „Das Marxsche Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate“, erschienen in der „Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft“ 131, 1975 (!!), S. 646-696.

Warum ich das empfehle? Zunächst aus dem Grund, weil Sinn Marx offenbar im Original gelesen hat, was für 95 Prozent der heutigen „Volkswirtschaftler“ nicht zutrifft. Er nimmt ihn auch ernst und zerlegt und analysiert jedes Komma in der Marxschen Argumentation, inklusive der ernst zu nehmenden Sekundärliteratur. (Zuerst die „Schlußbetrachtung“ lesen – der Artikel selbst ist nur für Marxisten, Masochisten und/oder Kaltduscher.)

Das Fazit: Die Marxsche Argumentation des Gesetzes des tendenziellen Falls der Profitrate ist in sich schlüssig und stimmt, allerdings kann man aus ihr nicht ableiten, dass der Kapitalismus notwendig und bald in sich zusammenbräche. (So sehe ich das übrigens aus anderen Gründen auch.)

Das sagen aber auch einige „Marxisten“, die Marx ernsthaft analysieren und die „Das Kapital“ und andere Schriften nicht als theologische Literatur und ewige Wahrheiten ansehen, sondern – wie es Marx es sich gewünscht hätte – als Diskussionsgrundlage.

Da der Artikel Sinns 1975 geschrieben wurde und zum Beispiel von der gegenwärtigen „normalen“ kapitalistischen Überproduktionskrise noch nicht die Rede war, müsste man seine Argumente noch einmal überprüfen. (Auf meine To-Do-Liste gesetzt.)

Für Insider: Immerhin scheint mir die Leninsche Theorie des staatsmonopolistischen Kapitalismus widerlegt. In der damaligen Zeit waren internationale Konzerne, die auf Nationalstaaten gar nicht mehr angewiesen sind, kaum vorhanden und auch undenkbar. Lenin hätte mal Google, die Royal Dutch Shell oder Fannie Mae analysieren müssen, dann wäre ihm das selbst klar geworden.