Affinität zu Social Media und die fehlende Mobiloptimierung

barrierefrei

Lästern ist natürlich einfach. Ich sage immer: E-Mail-schreiben ist schwerer, als man denkt. Man stelle sich vor, die obigen Stellenanzeige wäre genau so in einer Tageszeitung erschienen. Die Leute hätten sich kaputtgelacht. Was mich aber besonders nervt, sind nicht Fehler, die jeder macht, sondern die Resistenz der übergroßen Mehrheit der Leute einzusehen, dass sie ein Problem haben, nicht ich.

Ich rede hier nicht über barrierefreies Webdesign. Das ist ein anderes Thema. Webdesigner sind bekanntlich die natürlichen Feinde des Surfers und haben zum Thema „Sicherheit“ ein Verhältnis wie Klaus Störtebeker zum Handelsrecht. Nimm einem Webdesigner Javascript weg und er heult wie ein Baby, den man dem Schnuller vorenthält. Ausnahmen bestätigen die Regel, aber nur, wenn sie einem auch noch etwas verkaufen wollen:

E-Mails werden zunehmend auf mobilen Endgeräten wie Smartphones oder Tablets genutzt. Dies verlangt nach einer Optimierung der E-Mails für die kleineren Bildschirme – geringere Breite, verkürzte Inhalte, grössere Buttons usw. Laut der artegic Studie Mobile E-Mail Marketing 2012 kritisieren 31,6 Prozent der mobilen E-Mail Nutzer die mangelhafte Darstellung mobiler E-Mails. Für Empfänger mit Sehschwäche stellt die fehlende Mobiloptimierung sogar ein noch grösseres Hindernis dar.

(„Fehlende Mobiloptimierung“ – das verdient den Tag „Deutsch des Grauens“).

„Barrierefrei“ heißt also: Jedes Ausgabegerät zeigt eine E-Mail korrekt an. Wenn die Sonderzeichen zerhauen sind, ist das nicht mein Problem, sondern das des Senders. Vermutlich hat man bei „Reporter ohne Grenzen“ auch vom Ten-Standard oder ganz komischen Sachen noch nie etwas gehört. Aber der ist – zugegeben! – eher was für die Spartaner und andere Kaltduscher unter den E-Mail-Schreibern.

Was auch nervt, ist die merkwürdige Unsitte, dass @ nicht auszuschreiben, sondern, in der irrigen Hoffnung, weniger Werbung zu bekommen, stattdessen ein (at) zu setzen. Schön. Dann weiß man gleich, dass man es nicht mit Profis zu tun hat, sondern mit jemandem, auf den das vielseitig einsetzbare Gleichnis von den Fliegen zutrifft, die nicht irren, weil sie das tun, was alle tun. „Ist dem Crawler bekannt, dass (at) das Gleiche bedeutet wie @, so kann theoretisch auch diese Adresse zum Spam-Ziel werden.“ Der „Crawler“ crawlt ja bekanntlich auch immer gern in unverschlüsselten E-Mails. Oder nicht?

350 Euro im Monat – das sind ungefähr 43 Stunden, also meinetwegen sechs Tage. (Mehr dazu hier.) Und dann sollen die Bewerber und Bewerberinnen noch wissen, wie man die neuen „Datenschutzbestimmungen“ bei Facebook umgeht? Ach so? Soll man gar nicht wissen? Man muss nur „affin“ sein? Dachte ich mir. Einmal mit Profis arbeiten.

Ist wie beim DJV Berlin. Die Mitgliederversammlung hat denen per Beschluss verboten, eine offizielle Seite bei Facebook zu machen. Sie tun es aber trotzdem (Vorsicht, Facebook!). Wen interessieren schon die Mitglieder und was die wollen?