Die Blattlinie muss gehalten werden oder: Ruhe an der Heimatmedienfront

Die Zeit teilt gegen den russischen Kanal RT deutsch aus. Motto: Wir sagen die Wahrheit, und die Russen verbreiten nur Propaganda. Mal sehen, wann sie die Leserkommentare abschalten und wieder löschen.

Ich empfehle „Die Anstalt“ zum Thema oder das hier.

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Störungen

Störungen

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I got this fire in me oder: First North American Expeditionary Force

Novosti (mit Foto): The Islamic State has been able to attract various foreigners to its side in the escalating conflict in the Middle East, but now some Canadian veterans are joining Kurdish fighters in an attempt to beat back the extremist group in Iraq and Syria. (…) „I got put on this Earth to do one thing,“ one veteran told CBC, declining to identify himself. „I got this fire in me. I still want to soldier on.“

Wieso eigentlich „first“?

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Assange has reason to fear extradition to US

Human Rights Watch: „The United Nations’ ruling that Sweden violated the global torture ban in its involvement in the CIA transfer of an asylum seeker to Egypt is an important step toward establishing accountability for European governments complicit in illegal US renditions, Human Rights Watch said today.“

Schweden liefert also in Folterstaaten aus. „Swedish officials handed over al-Zari and another Egyptian, Ahmed Agiza, to CIA operatives on December 18, 2001 for transfer from Stockholm to Cairo. Both men were asylum seekers in Sweden, and suspected of terrorist activities in Egypt, where torture of such suspects is commonplace. Returns to risk of torture are illegal under international law.“

Hoffentlich weiß Assange das.

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Kirchliches Selbstverständnis und die seelische Erhebung

Pressemeldung des Bundesverfassungsgerichts:
Welche kirchlichen Grundverpflichtungen als Gegenstand eines Arbeitsverhältnisses bedeutsam sein können, richtet sich demzufolge allein nach den von der verfassten Kirche anerkannten Maßstäben und dem konkreten Inhalt des Arbeitsvertrags. Die staatlichen Gerichte dürfen sich nicht über das kirchliche Selbstverständnis hinwegsetzen, solange dieses nicht in Widerspruch zu grundlegenden verfassungsrechtlichen Gewährleistungen steht.

Hintergrund: Der Chefarzt eines katholischen Krankenhauses wurde gekündigt, weil er wieder geheiratet hatte. Die Kündigung ist rechtens.

Ich hatte auch nie behauptet, dass Deutschland ein säkularer Staat sei. Deswegen gibt es zum Beispiel auch den Art 139 der Weimarer Reichsverfassung noch: „Der Sonntag und die staatlich anerkannten Feiertage bleiben als Tage der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung gesetzlich geschützt.“ De facto interessiert das natürlich niemanden.

Frage an die wohlwollenden Leserinnen und geneigten Leser: Welche Partei fordert, Staat und Kirche in Deutschland zu trennen, also die „Partnerschaft“ zwischen dem Staat und denjenigen Organisationen zu beenden, die die Verehrer höherer Wesen gebildet haben? Diese Partei würde ich vermutlich wählen.

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Schlangenöl, reloaded, oder: Der Kaiser ist nackt!

Amnesty, die EFF, Privacy International usw. veröffentlichen einen Virenscanner.

B’s weblog dazu: „Auch für dieses Werkzeug gilt, dass es unmöglich ist, einen Virenscanner zu bauen, der gefährliche Angriffssoftware entdeckt. Es ist leider immer nur möglich, bereits bekannt gewordene Angriffssoftware zu entdecken, und nicht die neueste, noch unbekannte. Leider hat das den Aktivisten wohl keiner gesagt, sonst würden sie hier keinen falschen Eindruck von Sicherheit erzeugen.“

Aber wer traut sich schon: „Der Kaiser ist nackt!“ zu rufen, wenn alle, alle die Kleider des Kaisers meinen sehen zu können?

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Frühkapitalistisches Verhältnis

Klassenkampf

Heise berichtet über den Klassenkampf beim Onlineshop Stylebop.

Für die scheinradikale Wortwahl bei ver.di zum Thema gilt auch das, was ich über den Botschafter von Ecuador gesagt habe – es ist ein verbales Kostüm: „Gerade junge ‚e-commerce‘-Unternehmen haben oftmals ein eher frühkapitalistisches Verhältnis zu ihren Beschäftigten und deren Rechten“. Aber das ist ja so.

Natürlich ist das oben eine Fotomontage – aber nicht, was das Javascript betrifft.

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Über ein Wirtschaftssystem

Botschafter von Ecuador

Foto: Embajada del Ecuador en Alemania

Es gibt normalerweise keinen Anlass, hier Pressemeldungen zu publizieren, schon gar nicht die von Regierungen. Heute mache ich eine Ausnahme und habe einen guten Grund.

Pressemitteilung der Botschaft von Ecuador in Berlin vom 19.11.2014 über eine Rede des Botschafters in Tübingen:

Botschafter Jurado dekonstruiert Huntingtons „Clash of Civilizations“ als „intellektuellen Trick“ um die eigentliche weltweite Konfliktursache Nr. 1 der sozialen Ungerechtigkeit zwischen Nord und Süd zu kaschieren“, ein Wirtschaftssystem, „das die Unterdrückung und die Ausbeutung des Menschen sowie ganzer Nationen und Regionen fortsetzt.“

Der Herr sieht nicht nur so aus wie Karl Marx, sondern teilt offenbar auch dessen Meinung – sehr sympathisch!

Man müsste sich nur vorstellen, wie ein Botschafter Deutschlands im Ausland bei demselben Thema auftreten und was er sagen würde. Dem würde noch nicht einmal der Begriff „Wirtschaftssystem“ über die Lippen kommen, da unsere Prediger der „Volkswirtschaftslehre“, deren Aufghabe es ist, affirmative Propaganda für das Kapital zu machen und die die Testbausteine zuliefern, es sogar ablehnen, von einem „System“ zu reden, wenn sie Ökonomie meinen, da „der Markt“ für sie eine anthropologische Konstante seit dem Neolithikum ist und ansonsten Wirtschaft wie das Wetter funktioniere: Man beobachtet, und machmal treffen die Vorhersagen zu und manchmal nicht. (Ich rede nicht von Meteorologen – dieser Vergleich würde sie beleidigen -, sondern von normalen Leuten, die in den Himmel starren, um entscheiden zu können, ob sie einen Schirm mitnehmen müssen.)

Oder könnte man sich vorstellen, dass auch nur einer der offiziellen Representanten unseres Landes überhaupt von „Unterdrückung und die Ausbeutung des Menschen sowie ganzer Nationen“ reden würde? Außer natürlich, wenn es um Terrorgruppen geht, die offenbar dann besonders erfolgreich zu sein scheinen, wenn imperialistische Staaten vorher unter fadenscheinigen Gründen ein Land überfallen haben (Afghanistan, Libyien, Irak, Syrien).

Ich meine nicht, dass Ecuador ein „sozialistischer“ Staat sei, genausowenig wie Venezuela. Der politische Druck von unten ist aber so stark, dass dort die Vertreter der herrschenden Klasse gewungen sind, um sich selbst zu legitimieren, sich ein „linkes“ weltanschauliches Kostüm überzuwerfen. (Jaja, das klingt wie Bakunin, aber ich lasse mich ungern von Phraseologie täuschen.)

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[Bitte selbst ausfüllen] lässt die Muskeln spielen

Schöner Kommentar auf Stefan Niggemeiers Blog:

Bezüglich Brisbane-Berichterstattung empfehle ich noch folgendes Experiment:
1) Googeln Sie „Putin lässt die Muskeln spielen“ und zählen Sie, wie viele deutsche Medien diesen Ausdruck im Zusammenhang mit dem G20-Treffen verwendet haben.
2) Wenn Sie mit dem Staunen fertig sind, googeln Sie „Putin flexes military muscle“ oder „Putin military muscle flexing“ und zählen Sie, wieviele englischsprachige Medien diesen Ausdruck im Zusammenhang mit dem G20-Treffen verwendet haben.
3) Beantworten Sie nun die Quizfrage: Hätte man dies mit klassischer politischer Gleichschaltung besser hinbekommen können?
Senden Sie die richtige Antwort an den Programmbeirat Ihrer Wahl.

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SPD will was

Neues Deutschland: SPD-Linke will wieder treibende Kraft werden. Weitere Meldungen: Deutsche Fleischereien möchten in Zukunft mehr vegane Produkte anbieten. – Verein deutscher Schneckenfreunde will Hochgeschwindigkeitsrennen ausrichten. – DDR will größten Microchip der Welt herstellen. (1988) – CDU will künftig mehr für Sozialismus werben.

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Durch das geltende Recht vor Missbrauch gesichert oder: Beamen schadet ihrer Gesundheit nicht

gesundheitskarte

Heise über die Gesundheitskarte und den Datenschutz, wie das Bundesozialgericht den definiert:
Die Ausgabe einer eGK sei „in ihrer gegenwärtigen Gestalt und ihren gegenwärtigen wie zukünftigen Pflichtangaben und Pflichtanwendungen“ durch überwiegende Allgemeininteressen gerechtfertigt. Auch die Argumentation des Klägers, dass er nicht kontrollieren könne, ob seine persönlichen Daten auf der Karte sicher seien, wurde vom Gericht verworfen. Seine Daten seien durch das geltende Recht vor Missbrauch gesichert. Die vom Kläger behauptete unzureichende Datensicherheit ist nach Ansicht des Gerichtes derzeit nicht feststellbar, weil sich die Telematik-Infrastruktur noch im Teststadium befindet.

Schon klar. Das geltende Recht definiert, was Recht ist. Dem Gericht kann man keinen Vorwurf machen, sondern „dem Gesetzgeber“, der Blödsinn als rechtens definiert. Im Klartext heisst das doch: Man kann nicht feststellen, ob die Daten missbraucht werden (können), weil die Telematik (wie Informationen verknüpft und verarbeitet werden) der Gesundheitskarte noch gar nicht fertig ist, sondern zur Zeit noch getestet wird.

Man muss das auf das Beamen übertragen. Man testet noch an Insekten, ob das Beamen lebender Wesen von einem Ort zum anderen möglich sei. Das sei aber auch ungefährlich für Menschen, hat ein deutsches Gericht entschieden, da das geltende Recht verbiete, einem Menschen durch Beamen Schaden zuzufügen. Außerdem diene das Beamen den überwiegende Allgemeininteressen.

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Gebäude an Verbundsteinen

Das Gebäude liegt mit seiner Seitenfront an einer Strasse, die nach einer Subkultur einem Berliner Fluss benannt ist. Wer hat es erbaut (natürlich die Maurer) entworfen? Der Stadtteil ist übrigens sehr interessant, da würde ich eventuell auch wohnen wollen.

Beachtet, liebe wohlwollenden Leserinnen und geneigten Leser, die Verbundsteine auf dem Bürgersteig davor (sie sind leider nicht zu sehen). Die habe ich höchstselbst in den 70-er Jahren im Akkord gepflastert, als ich mein Studium in den Semesterferien im Straßenbau verdient habe. So etwas vergisst man nicht.

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Jauchze in Walhall, o Odin!

Die Titanic über die deutschen Medien und den Wahlausgang in Rumänien. Lesenswert.

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Scheinbar ein öffentliches Diskussionsforum

>b’s weblog: „Man sollte deutlich darauf hinweisen, dass es sich bei Beiträgen auf den Kommentarseiten der ARD-Tagesschau um ausgewählte Leserbriefe handelt, die vorher von der Redaktion inhaltlich gesiebt wurden. Es handelt sich nur scheinbar um ein öffentliches Diskussionsforum, in dem nur der Anschein erweckt wird, dass frei diskutiert werden kann.“

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Die Russen waren die ersten

Think More Betterer und Bellingcat haben das Foto untersucht, das russische Medien als Beweis dafür anführen, dass Malaysia-Airlines-Flug 17 durch einen Kampfjet abgeschossen worden sei. Fazit: ein Fake.

Die Welt von vorgestern: „Russische Blogger enttarnen MH17-Bild als Fälschung“.

Das Posting des russischen Blogs ist vom 14.11., alle anderen haben wohl dort abgeschrieben.

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Geistesblitz

chess

Weiß zieht und gewinnt. (Blitzschach, 15 Minuten pro Spieler.)

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Schlangenöl, revisited

Antivirenprogramm

Foto: Mexikanischer Verkäufer von Antivirenprogrammen, Foto: Burks (1982)

„Antiviren“-Software-Herstellern sei das eigene finanzielle Wohl wichtiger als die Kunden, versuchten, potentiell unerwünschte Malware zusätzlich mit zu installieren, verbreiteten viel zu viel Werbung „und gehen dem Benutzer schnell auf den Keks“. Sagt Microsoft laut Heise.

Hau weg, das Schlangenöl! Ich fühle mich pudelwohl ohne Antiviren“-Programme oder irgendwelche „Defender“.

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Très chic, aber Google ist schon allüberall

lenovo tablet

Wenn man selbst einen heutigen Rechner konfiguriert, bekommt man eine Idee davon, wie ist es, wenn jemand sich gar nicht oder nur wenig auskennt und dann auf den Schutz der Privatsphäre achten soll. Ich fummele schon seit Stunden an einem schicken neuen Teil herum, das mit Android läuft, vor allem auch deshalb, weil ich Tutorials dazu verfassen will, die jeder verstehen kann. Wie stellt sich jemand an, der noch nie einen Computer besessen hat und dann an ein Android-Tablet gerät? Alles so schön bunt hier, und Google ist schon überall drin. Man kann nur sehr schwer gegen etwas argumentieren, das bequem ist.

Bevor man sich mit E-Mail-Verschlüsselung usw. beschäftigt, sollte man mit EDS Lite beginnen („TrueCrypt(R) compatible container files“). Ich habe das schon auf meinem Smartphone. Mit dem Tablet bin ich noch gar nicht so weit, weil ich zunächst mal die pöhsen Apps deinstallieren, die ab Werk mitgeliefert wurden, und diese durch bessere ersetzen musste.

Als zweite App ist KeePassDroid gesetzt. Nun müssten die verschlüsselten Dateien in einen Container… aber wer macht das außer mir und ein paar anderen Paranoikern?

Das ist übrigens ein Lenovo Yoga 2 Pro Tablet mit integriertem Beamer. Très chic, très hip, très sexy!

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Male Escorts oder: Wie geht es deiner Seele?

Aeon: „Is the growing market for male escorts a sign of female sexual liberation or just a re-run of the same old stereotypes?“

The high cost means most customers are women with disposable incomes. At Aphrodisiac, 41 per cent of clients are in their 30s, and just 10 per cent in their 20s. The majority are single (36 per cent) or divorced (20 per cent); 18 per cent are married. At the upmarket agency Platinum X, in Sydney, most female patrons are 35‑50 years old. (…) Western women today have more freedom, money and power than at any point in history. Yet for many, like Louise, the decision to buy sex goes beyond financial independence: it marks a brave new world of go-getting female sexuality, in which women can be as assertive as men in pursuing what they want.

Hihihi. Ich habe mich mal umgesehen, ob es so etwas in Berlin für Frauen gibt. Sex darf in der deutschen Netzgemeinde bekanntlich nicht vorkommen, deshalb springe ich hier in die Bresche.

Die meisten „male escorts“ sind natürlich für schwule Männer, aber es scheint auch welche für Frauen zu geben. Lustig ist Premiumgigolo: „Premiumgigolo.com does not sell sex. We are a Gigolo listing service.“ WTF? Zum Kringeln ist auch Escortservice4ladies: „Angebote an unseren Service, können Sie uns auch postalisch senden, Infopost senden Sie mir bitte an meine Adresse, diese finden im Impressum. Bitte, haben Sie dafür Verständnis das wir nur ernstgemeinte Anfragen beantworten.“ Das hört sich an, als müsse eine Frau erst Geld nach Nigeria überweisen, bevor es dann weitergeht. Immerhin gibt es dort eine Telefonnumer, ein Impressum und sogar eine App, aber das sagt ja gar nichts.

Dazu passt das Interview (zwei Teile, grandios!) mit einer ehemaligen Prostituierten auf Krautreporter: „es gibt so viele Prostitutionen wie es Prostituierte gibt. Es ist vollkommen unmöglich, eine saubere Grenze zwischen Prostitution und Nicht-Prostitution festzuziehen… Mein liebstes Zitat kommt von Simone de Beauvoir, und sie sagte sinngemäß: Der einzige Unterschied zwischen einer Prostituierten und einer Ehefrau besteht in der Dauer und der Art eines Vertrags.“

Well said.

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Tweet of the day 79

Andreas Lindh: „30% of people who tried Tor went on to become terrorists.“

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