Hiobspost

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Einige Medien der Niederlande (z. B. NRC, Amsterdam, via Youtube) berichten über Mustafa Karahasin (Vorsicht, Facebook-Link!), der so viele Briefe an die Stadt Dordrecht in der er lebt, schreibt, dass er beinahe die Verwaltung lahmlegt. Jetzt soll ihm das via Gerichtsbeschluss verboten werden.

Spiegel online: „In den Niederlanden sind Behörden verpflichtet, eine Anfrage innerhalb von vier Wochen zu beantworten. Schafft es eine Behörde nicht innerhalb dieser Frist, muss sie den Bürger für jeden Tag Verspätung entschädigen und bis zu 1260 Euro zahlen.“

Ein wunderbares Recht, an dem man sich hierzulande orientieren sollte (das wird aber nicht geschehen). Dieses Recht gab es schon mal im 18. Jahrhundert in Preußen: „Außerdem war es im Preußen Friedrichs II. für alle Bürger möglich, sich brieflich oder sogar persönlich an den König zu wenden. Er versuchte, zu große Auswüchse des Feudalsystems zu unterbinden. Dabei war er insbesondere misstrauisch gegenüber seinen eigenen Beamten, denen er im Zweifelsfall einen ausgeprägten Standesdünkel zum Nachteil der ärmeren Schichten unterstellte.“

Da fällt mir ein: Ich habe neulich in der Gesamtausgabe eines deutschen Schriftstellers – in meiner Bibliothek – geblättert, weil ich nach einer bestimmten Stelle suchte, die die wunderbare Dynamik der deutschen Sprache, wenn man diese beherrscht, illustriert, und dahte bein mit beine (das Zitat eins ganz anderen Dichters sollte man kennen und übersetzen können): Diesen patriotischen Unfug muss man nicht lesen, der Mann gehört nicht in den Bildungskanon.

Seine Sprache ist jedoch brilliant, und man lernt einige Wörter und Ausdrücke, die veraltet sind – wie „Schwerenot“, „dergestalt“ oder das Wort „Mensch“ als Neutrum (Hallo Genderpolizei! Ist „das Mensch“ für eine Frau diskriminierend?), die jedoch immer noch verstanden werden und die, benutzte man sie, Eindruck schinden könnten bei denen, die auf Wissen und den darauf fußenden ausgewogenen Urteilen Wert legen, obwohl die Eitelkeit, wie aus dem moraltheologischen Schriftum bekannt, keine Tugend ist, die zu praktizieren von den einschlägigen Experten empfohlen wird.

Mein Urteil muss ich revidieren (das letzte Wort würde beim oben Genannten direkt vor dem Komma stehen, was der älteren Wortstellung im Deutschen entspräche, jedoch das „die“ des Relativsatzes etwas vage herumschweben ließe) wegen einer literarischen Figur aus der Feder des Schriftstellers, die dem Briefeschreiber aus den Niederlanden und der Attitude älterer Männer ähnelt, die als Welle auch von Partei zu Partei schwappen, weil das Nörgeln zu ihren Vorlieben gehört, die aber im Falle einer Revolution der Guten nur zeitweise zu gebrauchen wären, weil sie letztlich für nichts einstehen außer ihre eigenen Interessen (ja, „einstehen“ verlangt den Akkusativ!)

Wie heißt diese literarische Figur?