Pack, reloaded and revisited

Spiegel online: Eine Gerichtsvollzieherin habe beim Amtsgericht Essen am Freitag einen Haftbefehl gegen Thomas Middelhoff beantragt. Damit wolle sie ihn zu einem Offenbarungseid zwingen. „In einem Aktenraum musste der einstige Topstar der deutschen Wirtschaft seine Taschen öffnen. Allerdings hatte er nur 56 Euro im Portemonnaie und lag damit unter der Pfändungsgrenze, sodass die Gerichtsvollzieherin ihm nichts abnehmen konnte.“

Über Middelhoff hatte ich hier schon etwas geschrieben (12.02.2012, „Pack, reloaded“).

Die geneigten Leserinnen und wohlwollenden Leser dürfen raten, welches Gefühl mich durchströmte, als ich die Meldung über Middelhoff las.




Im Betten-Bunker

Betten-Bunker




Dangriga, revisited

dangriga

Das Foto habe ich 1981 gemacht, es zeigt die Kreuzung des Hummingbird Highway mit dem Southern Highway, nicht weit von Dangriga, formerly know as Stann Creek, in Belize, Mittelamerika. Der Southern Highway führt nach Punta Gorda. Heute scheinen da Felder rund um die Kreuzung zu sein.

Das Foto lässt mich irgendwie schmunzeln. Wir haben da den halben Tag verbracht, um zu trampen, zusammen mit einigen anderen Leuten, die alle mindestens viersprachig waren: Englisch sowieso, Patois, Spanisch, Garifuna, und einige Frauen sprachen Maya. Plautdietsch verstehen in Belize ja auch viele, aber die trampen nicht, sondern haben alle eigene Pickups.

Das erste Auto hat uns mitgenommen, aber das kam erst nach fünf oder sechs Stunden oder so. Heute wird es wohl anders sein, vermutlich haben sie jetzt Busse.




Die Grenzen des Meinbaren

„Es ist fast unmöglich, die Fackel der Wahrheit durch ein Gedränge zu tragen, ohne jemandem den Bart zu sengen.“ – Georg Christoph Lichtenberg: Sudelbücher, Heft G (13)

Fefe schreibt über den Tod Schirrmachers:
Meine letzte offene Streitfrage mit ihm war, ob man offen fordern kann, dass die Geheimdienste geschlossen werden müssen, oder ob man sich damit seine Argumentation kaputt macht, weil man als unrealistischer Fundamentalist gesehen wird. Er hatte wahrscheinlich Recht mit seiner Vorsicht.

Interessant, wie das funktioniert. Offenbar muss man sich erst in den Mainstream-Medien umsehen, was „man“ so meint und wo die Grenzen des Denk- und Meinbaren sind. Wer ausschert und etwa ruft, dass der Kaiser nackt sei, ist gleich „unrealistischer Fundamentalist“.

Mit der Systemkritik ist es ja eh schon so. Seitdem der erste Versuch, auf deutschem Boden einen sozialistischen Staat zu errichten, kläglich gescheitert ist, gilt man als „unrealistischer Fundamentalist“, wenn man Begriffe wie „das Kapital“ (im Marxschen Sinn) oder gar Klassenkampf auch nur ausspricht. Die Systemfrage darf in deutschen Medien nicht gestellt werden. Die so genannte freie Marktwirtschaft(TM) ist in den vernebelten Köpfen der teleologische Sinn der Evolution des Homo sapiens und das Ende der Geschichte. Danach kann es angeblich nichts mehr geben – freiwillige ideologische Selbstkontrolle eben. Damit kennen sich die Deutschen ja aus.

Ich dachte, naiv wie ich bin, dass man eine Meinung hat und die vertritt, ganz gleich, ob man auf allen Zehen herumtrampelt oder alle Bärte abfackelt. Ich dachte und denke nicht, dass man mit Meinungen taktisch umgehen sollte.




Unter Beratern im Nordirak

Tagesschau.de: „Die FDP-nahe Organisation berät dort unter anderem politische Entscheidungsträger im Nordirak.“

Das erklärt natürlich so einiges.

Zeit.de: „Die Zuschauer reiben sich verwundert die Augen: Irak? Hatten wir dort nicht aufgeräumt?“

OMG. Wie doof muss man sein, um so etwas zu schreiben?

Qualitätsjournalismus auch bei Focus.de: „Kein Turban oder Rauschebart – auf den ersten Blick ist al Baghdadi nicht zwingend anzusehen, dass er der Führer einer radikal-islamistischen Terrororganisation ist.“

Ich bin selbst schuld. Ich hatte mich entschlossen, keine deutschen Medien mehr zu ausländischen Themen zu lesen. Bin leider rückfällig gewerden.




Punta Gorda

Belize

Die „West Street“ von Punta Gorda, Belize. Das Foto habe ich 1981 aufgenommen. Damals sah der winzige Ort natürlich ganz anders aus: Keine einzige geteerte Straße, fast keine Fahrzeuge, nur Holzhäuser. Ich bin mit einem Schmuggler per Boot in der Nacht hinüber nach Guatemala. Darüber habe ich hier schon am 29.07.2012 geschrieben („Just a Beach in Guatemala“).




Netzgemeinde oder: mit Anlauf in ihren fetten, dummen, krautgefaulten Hintern

„Aber es ist halt typisch für die aktuelle Klingelbeutelmentalität im Netz und fast immer geht es um Geld, Geld, Geld für nicht mehr als irgendwas mit Internet. Und wenn man Zweifel hat, ist man ein Spielverderber, der der Netzgemeinde schadet. Der man viel zu selten eigentlich mit Anlauf in ihren fetten, dummen, krautgefaulten Hintern tritt“. (Don Alphonso, der fast immer recht hat, wenn es um die so genannte Netzgemeinde geht.)




Verfassungsschutz, wetten dass?

Tagesschau: „Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) hat im vergangenen Jahr mehr Informationen an US-Geheimdienste weitergeben als in den Vorjahren. Das geht aus geheimen Regierungsdokumenten hervor, die NDR, WDR und Süddeutsche Zeitung einsehen konnten.“

Ach.

Ceterum censeo: Verfassungsschutz esse delendam. Meine Wette vom 02.07.2012 gilt noch bis 2017.




Babylonien, revisited, 10.0

Babylonien, revisited, 10.0: niederländisch (aka holländisch) und Wolof. Die beiden Herren, die Wolof sprachen, kannten natürlich auch Touré Kunda.

Ich habe den hiesigen Tag „Mandarin“ umbenannt in „Babylonien“. Ich bin mal gespannt, wie viele Sprachen mir noch während der Arbeit im Krankenhaus begegnen – es ist wirklich unglaublich.




Joachim Gauck, der Spinner?

Yoav Sapir auf SciLogs argumentiert wohltuend vernünftig, dass der Karlsruher Richterspruch, dem Bundespräsidenten zu erlauben, die NPD als „Spinner“ zu bezeichnen, falsch ist:

Ist eine Partei legal, ja so sehr, dass sie in deutschen Parlamenten und dem europäischen Volksvertreter hat, dann steht der Partei und ihren Mitgliedern – ob NPD, SPD oder DKP – genauso viel Respekt zu wie jedem anderen Bürger, darunter auch dem Bundespräsidenten. Dieser steht im Dienste aller Bürger gleichermaßen, ungeachtet deren Engagement für die eine oder andere, zum jew. Zeitpunkt vollkommen legale Partei.

Dieses Grundprinzip wollen die Richter mit höchst subjektiven Spekulationen offenbar unterminieren, wenn sie meinen, ihre eigenen Mitbürger seien Spinner, nachdem sie, wie ich den Medien entnehme, „ihre Ideologie vergeblich durchzusetzen hofften“. Ist es nicht Sinn und Zweck jeder Partei, ihre Ideologie durchzusetzen, und sei der Versuch auch vergeblich?

Sapir demonstriert auf’s Schönste, dass mein Verdacht, irgendetwas müsse faul sein, wenn alle Mainstream-Medien einer Meinung sind, richtig ist.




Die Anatomie der Macht

„Informationen“, philosophierte Corley versonnen, „sind die Anatomie der Macht, weil sie nur in ihnen beschrieben werden kann.“ (Bernd Kreimeier: „Seterra 3 – Die Erhaltung der Wirklichkeit“, 1986)




Tweet of the day 73

Habe mir vorgenommen, in keinem Laden einzukaufen der national-Symbole anlässlich WM verkauft. Mein Konsumverhalten geht grad Richtung Null. (Katharina König)




Was macht eigentlich der Irak?

Der Krieg der Alliierten USA und Großbritannien gegen den Irak zeigt erste Erfolge: Die nördliche Provinz Nineveh und die Stadt Mossul sind jetzt in den Händen islamistischer Warlords.




Karneval der Kulturen, revisited

Karneval der Kulturen




Wamanqa aka Mamitas

mamitas

Das Foto habe ich 1984 irgendwo in Bolivien gemacht. „Wamanqa“ ist Quechua aka runa simi und bedeutet eigentlich „Mütterchen“. Im südamerikanischen Spanisch ist das Diminutiv von „mamá“ (madre, Mutter) „mamitas“ (Plural).

Immerhin habe ich in der Überschrift mit drei Wörtern drei Sprachen untergebracht (wenn man das Akronymaka“ für ein „Wort“ nimmt).




Ankunft des Riesen Machnow

Morgenpost

Deutsche Kulturbilder der Berliner Morgenpost Februar 1931 – diese „Postkarte“ ist eine Quittung der Berliner Morgenpost „über 60 Pfennig für die 11. Woche vom 15.03. bis 21.03.1931“.

Der größte in Europa gemessene Mensch ist der Österreicher Winkelmeyer, der 2,78 m hoch wurde. 10 cm wenger maß der Engländer O’Brin, der durch die Londoner Straßen spazierte und sich seine Pfeife an Laternen anzündete. (…) Der berühmte englische Anatom Hunter wollte durchaus den Körper dieses Riesen for seine anatomische Sammlung haben. Aber er konnte den Riesen selbst gegen große Versprechungen nicht bewegen, ihm für den Fall, daß er früher sterbe als der Professor, seinen Körper zu verkaufen. Als Hunter mit seinem Angebot nicht nachließ, bekam es der Riese mit der Angst zu tun und schloß mit einigen Fischern einen Vertrag, daß diese seinen Leichnam aufs Meer fahren und dann ins Wasser werfen sollten. Doch er hatte seine Rechnung zwar mit dem Himmel und mit den Fischern aber nicht mit dem anatomen gemacht. Dieser bestach die Fioscher, daß sie ihm den od des Riesen mitteilen sollten, und als es einen Tages soweit war, fuhr er mit den Fischern und dem toten Riesen hinaus, sah zu, wie die Fischer den Leichnam ins Wasser warfen und so ihre Pflicht erledigten, und fischte dann den Körper heraus. Mit der Beute fuhr er heim, und noch gheute sieht man das Skelett des Riesen in der berühmten Hunterschen Sammlung in London.

Diese Geschichte erschien mir anfangs doch ein wenig zu phantastisch. Heute würde sich sowieso eine Kompanie Rechtsanwälte händereibend einmischen. Nach einer kurzen Recherche stellte sich heraus, dass die „Berliner Morgenpost“ den Namen des Riesen falsch geschrieben hatte – er hieß O’Brien oder auch Charles Byrne. Über ihn gibt es sogar einen Roman: The Giant, O’Brien“ von Hilary Mantel. Bilder vom Skelett fand ich auf thetallestman.com.

Heute würde man die Angelegenheit „pietätlos“ nennen. Wahrscheinlich ist sogar „Riese“ nicht mehr politisch korrekt. Vermutlich sagt „man“ in sprachpolizeilichen Kreisen „hochwüchsig“.




DIN 80 und ein weites Feld

Din 80




Heisse Luft, auch bekannt als „Cyber-Abwehrzentrum“

Sueddeutsche.de hat eine Expertise des Bundesrechnungshofes über das so genannte „Cyber-Abwehrzentrum“:

Der Rechnungshof wird sogar ziemlich grundsätzlich. Er hält die Einrichtung einer solchen Institution „nicht für gerechtfertigt“, wenn der einzig vorgegebene Arbeitsablauf die tägliche Lagebesprechung ist und „Handlungsempfehlungen auf politisch-strategischer Ebene“ nur in einem Jahresbericht gegeben würden. Es sei „fraglich“, welchen Nutzen die Einrichtung überhaupt entwickeln könne, wenn sie selbst als Informationsplattform „nur geringe Akzeptanz“ finde.




Neue Lifestyle-Trends

Der neue Spiegel-Titel: „Die Zukunft der Religion – Glaube ohne Gott.“ Weitere, aktuelle Lifestyle-Trends:

*** Die Zukunft Armageddons: Jüngstes Gericht ohne Weltuntergang. *** Die Zukunft der Esoterik: Aberglauben ohne Homöopathie. *** Die Zukunft der Liebe: Vögeln ohne Körperkontakt. *** Die Zukunft des Kapitalismus: Marktwirtschaft ohne Markt. *** Die Zukunft des Feminismus: Gleichberechtigung ohne Frauen. ***




Caranavi oder : Run through the Jungle, revisited

caranavi

Das Foto zeigt die bolivianische Kleinstadt Caranavi in den Yungas. Caranavi – damals rund 5000 Einwohner – ist das Tor zum Dschungel und war voller Siedler und Glücksritter. Von dort aus ging es per LKW zum Alto Beni. Im April 2012 hatte ich schon etwa hierzu gepostet („Run through the Jungle“). Das Foto habe ich im Mai 1984 gemacht.