Konjunkturprognosen: Hört einfach auf!

Ich muss hier einfach mal so einen vier Jahre alten Artikel in Telepolis erwähnen und loben: „Zweimal jährlich berichten alle Medien über die aktuellen Konjunkturprognosen – eine Analyse zeigt, dass diese nicht besser als der Zufall sind.“

Die Empfehlung lautet: Hört einfach auf! Es ist moralisch bedenklich, 40 Jahre wissentlich ein fehlerhaftes Produkt zu verkaufen.

Meine Rede. Volkswirtschaftslehre ist jedoch eine säkulare Religon, also Opiums für’s Volk, und deshalb nötig. um die Hirne zu vernebeln.

image_pdfimage_print

Kommentare

8 Kommentare zu “Konjunkturprognosen: Hört einfach auf!”

  1. ...der Trittbrettschreiber am Juni 16th, 2014 12:55 pm

    „Volkswirtschaftslehre ist jedoch eine säkulare Religon, also Opiums für’s Volk, und deshalb nötig. um die Hirne zu vernebeln.“
    DPU-Meldung:
    +++Schumi wacht auf+++Zweifel an Sturz als Ursache für Koma+++Verdacht auf fragliche Lektüre am Krankenbett+++Bisher kein Dementi+++

  2. Michael am Juni 16th, 2014 12:57 pm

    Mit dem sog. Konsum- und Geschäftsklimaindex der GFK hat man ein vergleichbares Stück Wirtschaftsesoterik gleich im Monatsrhytmus. Die sind allerdings professioneller und wissen, daß Horoskope möglichst unfalsifizierbar gestaltet werden sollten. Die Methode ist hier recht interessant: Statt nach dem Motto „Schwurbeln statt Zahlen“ zu verfahren (wie das gewöhnliche Wahrsager tun) ermittelt man einfach das subjektive Selbstbild statt harter Fakten. Sollte eigentlich jeder Hellseher, Manager und Politiker wissen.

  3. Christoph am Juni 16th, 2014 1:16 pm

    Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Eine Religion ist lediglich der Kommunismus mit seiner Eschatologie, d.h. dem unmittelbar bevorstehenden Untergang des Kapitalismus und dem darauffolgenden Himmel auf Erden mit der Diktatur des Proletariats.

    Die Tatsache, daß die Konjunkturprognosen so selten zutreffen zeigt meiner Meinung nach lediglich, daß Eugene Fama mit seiner Effizienzmarkthypothese recht hat.

  4. Tom am Juni 16th, 2014 3:16 pm

    @ Christoph:
    1. Es dürfen keine Transaktionskosten beim Handel von Wertpapieren auftreten
    2. Die verfügbaren Informationen müssen allen Marktteilnehmern kostenlos zur Verfügung stehen
    3. Hinsichtlich der Wirkung von Informationen auf die Kurse bestehen homogene Erwartungen unter den Anlegern.
    Vorstehende drei hinreichende Bedingungen nennt Fama für einen effizienten Kapitalmarkt.(siehe tu-dresden.de)
    Diese Bedingungen mit der Realität vergleichen heißt doch wohl zu sehen, es kann keinen effizienten Kapitalmarkt geben.
    Um aber nichts ahnende Möchtegern-Kleinkapitalisten zum Einsatz ihres sauer Ersparten an solchen Finanzmärkten zu bringen, verschweigen interessierte Kreise mit Namen Lehman oder Goldman oder Sucks oder Ackermann-Breuer etc. wohl gern die Bedingungen und erzählen den Anlage-Willigen statt dessen, dass der Marktpreis immer fair sei, da effizient immer zack zack ein zu niedriger Kurs hoch geht und andersrum. Wenn man nicht alle Kunden immer verarschen kann, lässt sichs von Gebühren ja auch nicht schlecht leben.

  5. Guest am Juni 16th, 2014 8:33 pm

    Das einzige, was ganz sicher auf dem Markt gilt: Alles verkaufte wurde gekauft. Manchmal auch in der Formulierung: Alles gekaufte wurde verkauft.
    Das ist die einzige „Leistung“ des Marktes.

    Finanzmärkte sind effizient, wenn kein Marktteilnehmer überdurchschnittliche Gewinne machen kann. So Wiki zur EMH. Der Zweck des Finanzmarktes ist also die mehr oder weniger gerechte Verteilung von anfallenden Gewinnen und Schulden?

    Was soll solch ein Zinnober erklären in einer Welt voller unbefriedigter lebensnotwendiger Bedürfnisse neben Überfluss an allem?

  6. Christoph am Juni 16th, 2014 9:22 pm

    Hallo Tom,
    aber wo genau ist denn da der große Unterschied zur Realität? Modelle sind eigentlich immer falsch – aber manche sind nützlich. Informationen ohne Kosten zu erlangen funktioniert nicht. Das mag schon sein. Aber was genau folgt daraus?
    Newtons Modelle sind auch nicht wirklich richtig. Aber sie sind für die meisten Anwendungen richtig genug.
    Und die Tatsache, daß manche Leute an der Börse Geld verlieren, heißt noch lange nicht, daß die Börse nicht effizient ist. Es gibt genug Gründe, Märkte für effizient zu halten. Bspw. gelingt es niemandem langfristig gesehen, eine überdurchschnittliche Rendite zu erzielen.

  7. Tom am Juni 17th, 2014 2:10 pm

    Christoph,
    allein die Bedingung, alle Teilnehmer – woran auch immer, in diesem Fall dem Finanzmarkt – sollen homogene, also identische Erwartungen haben…
    Also da würde sich so mancher im Grabe rumdrehen.
    Wie kann ein Käufer identische Erwartungen haben wie der Verkäufer einer Sache?? Total bescheuerte Bedingung für ein Modell!

  8. ernte23 am Juni 17th, 2014 3:21 pm

    Nun, die sog. Wirtschaftswissenschaft war immer schon neidisch auf die Erfolge der klassischen Physik seit Newton, was vor allem die Prognosen betraf. Immerhin entdeckten Physiker neue Planeten mit der Anwendung der Newtonschen Gesetze. Dieser Neid veranlasste Walras dazu, sich von seinen Universitätskollegen etwas mathematisch-naturwissenschaftliche Methodik beibringen zu lassen, um die erste Version der allgemeinen Gleichgewichtstheorie des Marktes im Stile der klassischen Physik zu formulieren. Nicht umsonst hören angehende Volkswirtschaftler die Bezeichnung Physik der Gesellschaft für ihr Fach.
    Als sich die Grenzen der klassischen Physik zeigten, sich daraus die moderne Physik (Quantenmechanik, Relativitätstheorien) entwickelte, die im Fall der Quantenmechanik nicht mehr so exakt sein kann, wie die Newtonianer das früher glaubten, war dies ein Segen für die VWL.
    Auch die Physik arbeitet mit bloßen Modellen! Dann können wir das auch, sagten sich die neoklassischen Ökonomen. Entsprechend setzten sie ihren mit Walras und anderen eingeschlagenen Kurs fort, woraus sich die bis heute gelehrte Version der allgemeinen Gleichgewichtstheorie nach Arrow/Debreu ergab. Sie bildet meines Wissens auch die Grundlage der Effizienzmarkthypothese. Die Theorie ist aber so konzipiert, dass sie nur schwer für Prognosen fruchtbar gemacht werden kann.

Schreibe einen Kommentar