Sugarlips oder: Avatare sehen dich an, reloaded

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Besitzerin eines Ladens, der (nicht nur) auf virtuelle Lippen spezialisiert ist.

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Das Ministerium für Wahrheit informiert

Das Ministerium für Wahrheit aka „Yahoo Privacy Team“ informiert: Datenspionage, kombiniert mit Spam, heißt jetzt „ein persönlich zugeschnittenes Web“.

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Gästin und das Sprachgendern

Kristin Rose-Möhring – Gleichstellungsbeauftragte im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ):
Übrigens ist Deutsch (…) überwiegend weiblich geprägt, was sich daran zeigt, dass 46 % der Substantive ein grammatikalisch weibliches Geschlecht haben, 34% sind maskulin und 20 % neutral. Und Substantive machen immerhin 74,3% der Wörter im Duden aus. (…) Das von Gegnern des Sprachgenderns und der übertriebenen sprachlichen Gleichstellerei vielgeschmähte Wort ‚Gästin‚ ist keine Erfindung durchgeknallter Emanzen. Es stand bereits im Wörterbuch der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm, die immerhin Ende des 18. bis Mitte des 19. Jahrhunderts lebten.

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Privacy Badger

privacybadger

Heise: Die Electronic Frontier Foundation (EFF) habe ein Browser-Plugin vorgestellt, das Cookies von Drittwebseiten blocken soll, die sich nicht an Do Not Track Header halten.

Ich blocke sowieso Cookies, da ich nicht davon ausgehe, dass sich irgendjemand an irgendetwas hält. („Der W3C konnte bislang noch keinen Konsens zwischen der Werbeindustrie und der Federal Trade Commission in den USA herstellen“) Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser, sagte schon jemand, der es wissen muss.

If an advertiser seems to be tracking you across multiple websites without your permission, Privacy Badger automatically blocks that advertiser from loading any more content in your browser. To the advertiser, it’s like you suddenly disappeared.

Angesichts meiner „per default“ Browser-Eiinstellungen scheint mir dieser „Privacy Badger“ eher Overkill zu sein. Aber schaden kann es nicht, das Add-on trotzdem zu installieren.

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Nothilfe

FAZ: Vier Wochen vor den Präsidentschaftswahlen in Syrien ziehen sich die gegen das Assad-Regime kämpfenden Rebellen aus ihrer einstigen Hochburg zurück. Für den Diktator ist es ein womöglich vorentscheidender Sieg.

Salzburger Nachrichten: Die bewaffnete syrische Opposition hat ihre einstige Hochburg Homs offenbar endgültig an die Regierungstruppen verloren. Wie oppositionsnahe Aktivisten am Freitag mitteilten, einigten sich die Kriegsparteien auf eine Waffenruhe, im Zuge derer sich die Rebellen aus der westlichen Metropole zurückziehen sollen. Wenn der Rückzug erfolgt, wäre das ein entscheidender Sieg für Staatschef Assad.

Zur Erinnerung Spiegel online (22.06.2013): Die syrischen Rebellen können bei ihrem Kampf gegen das Regime mit weiterer Unterstützung rechnen. Die „Freunde Syriens“ stellen ihnen in einem Beschluss Militärhilfen in Aussicht. Die internationale Gruppe aus elf westlichen und arabischen Staaten, der auch Deutschland angehört, hat bei ihrem Treffen in Katar eine rasche Nothilfe beschlossen.

Dumm gelaufen.

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Ach übrigens, ich bin hetero

einstellungsgespräch

Foto: Einstellungsgespräch im Film- und horizontalen Gewerbe (Symbolbild)

Ein starkes Argument für Homosexuelle, sich bei einem Vorstellungsgespräch für einen Job zu outen:

Ich kann aus der Reaktion des Arbeitgebers schließen, woran ich bin. Möchte ich die nächsten Jahre acht Stunden am Tag in einem Unternehmen verbringen, in dem ein Vorgesetzter Probleme mit Homosexuellen hat? Ein klares: Nein.

Aber: Wenn ich bei einem Vorstellungsgespräch sagen würde: „Ach übrigens, ich bin hetero“, was würde man denken? „Der hat was gegen Schwule, also gibt er an, er sei hetero, weil er sich Vorteile davon verspricht.“ Oder so ähnlich.

Wenn es nach mir ginge, wäre die Frage nach der sexuellen Orientierung bei Einstellungsgeprächen verboten. Ausnahme wäre natürlich ein Einstellungsgespräch im Bordell.

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Die Gysi Saga

Ossiblock schaut in die nahe Zukunft, gar nicht unrealistisch: „Schauen wir noch einmal zurück. 2022 wurden die USA von gewaltigen Klassenkämpfen erschüttert. (…) Seit 2030 betreiben China und Rußland eine gemeinsame Forschungsstadt auf dem Mond.“ Lesenswert.

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Snowpiercer oder: Wie man die Revolution nicht verfilmt

snowpiercerGestern habe ich mir den Film Snowpiercer angesehen. Fazit: Solides Action-Kino, hervorragendes und ästhetisch anspruchsvolles Ambiente, der Plot aber nicht herausragend, und der Schluss ist sehr unbefriedigend. Was will man von der Verfilmung eines französischen Comic-Strips („Le Transperceneige„) schon erwarten…

Immerhin bekam das „Road-Movie“ auf Schienen des koreanischen Regisseurs Bong Joon-ho eines der gößten Vorab-Komplimente, das man sich denken kann: Laut Tagesspiegel ist das „US-Kinopublikum zu dumm für den Film“.

Plot: Der Film spielt in einer postapokalyptischen Zukunft, in der ein misslungenes Experiment, das die globale Erwärmung stoppen sollte, eine Eiszeit nach sich zieht und fast alles Leben auf der Erde zerstört. Die einzigen Überlebenden der Menschheit sind auf engstem Raum im Snowpiercer zusammengepfercht, einem massiven Zug, der rund um den Planeten reist und durch ein Perpetuum mobile angetrieben wird.

snowpiercer

Im Zug herrscht von Anfang an ein Zweiklassensystem, wobei die Elite im vorderen Teil des Zuges im überschwänglichen Luxus lebt, während die ‚Schmarotzer‘ ihr erbärmliches Dasein ganz hinten fristen müssen. Der schlechten Lebensbedingungen überdrüssig, starten sie einen Aufstand und versuchen, die Kontrolle über die Maschine zu erlangen.“

Der Guardian rezensiert den Film ausführlich und vergleicht sehr klug: „Basically, this is the exact plot of Neill Blomkamp’s Elysium, but on a train and a bit cheaper looking. (…) To take down the aristocracy once and for all, they find Song Kang-ho, a noted security specialist. (…) The moral of Snowpiercer is that everyone should know their place. The end.“

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Ein klassischer Revolutions-Plot also. Wirklich? Wie es sich gehört, sieht sich der Anführer der Revoluzzer am Schluss vor das Problem gestellt, ob er nur den bösen Tyrannen ersetzen oder das System – metaphorisch: den Zug – verlassen will. So weit denkt noch nicht einmal die „Linke“ in Deutschland. Das Problem erinnerte mich an Bertolt Brechts Gleichnis des Buddha vom brennenden Haus: „Wem der Boden noch nicht so heiß ist, dass er ihn lieber Mit jedem andern vertausche, als dass er da bliebe, dem Habe ich nichts zu sagen“. Nur ist es hier nicht ein brennendes Haus, sondern eine genauso unwirtliche Eiswüste.

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Sehr hübsch auch eine „Schule“ im Zug, in der die Kinder auf das Lob des Systems („die Maschine“) und ihres Schöpfers indoktriniert werden. Man glaubt sich in eine Vorlesung der Volkswirtschaftslehre versetzt, in der der Freie Markt(TM) gepriesen und gelobhudelt wird. Das ist aber nicht neu, und von Goerge Orwell schon besser erzählt worden. Wer sich den Wirtschaftsteil der Mainstream-Medien und das Gefasel der Gesundbeter des Kapitalismus anschaut, kann auch gleich in die AfD eintreten oder die wählen.

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Leider stellt keiner der bisherigen Rezensenten die einzig interessante Frage: Wenn man das Thema Revolution behandelt, warum muss man dann ein „Science-Fiction“-Ambiente nehmen? Warum behandelt man nicht die realen Klassenkämpfe? Das müsste doch auch ähnlich unterhaltsam und mit genug Action zu machen sein?

Spontan dachte ich, dass die kapitalistische Unterhaltungsindustrie natürlich auch eine Teilmenge des Opium für’s Volk ist und somit dazu beitragen muss, dass die Untertanen das System an sich nicht in Frage stellen, sondern ihre Kritik auf die Charaktermasken des Kapitals | das Finanzkapital | die pöhsen Oligarchen richten. Andererseits muss die unterdrückte, aber unterschwellig vorhandene Sehnsucht, dass sich etwas ändere und die da unten zumindest theoretisch die Chance haben, weiter nach oben zu kommen, irgendwie bedient werden. Der „Förster im Silberwald“ (1954) und ähnlicher Schwachsinn reicht eben nicht mehr.

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Schon klar. Den Plot von Goldsborough als Action-Movie zu verfilmen, würde Hollywood nicht zulassen, und das hiesige Feuilleton würde darauf herumtrampeln, weil die politischen Konsequenzen verheerend wären: Wo kämen wir denn da hin, wenn im Kino der Kapitalismus die freie Marktwirtschaft(TM) nicht als Endlösung der Geschichte dargestellt würde? Und wenn dann noch die Revolutionäre, wie im „Snowpierce“, gewalttätig sind und die Bösen umbringen, muss die Zensur eingreifen der Jugendschutz derartige Machwerke unter den Ladentisch oder besser gleich in den Giftschrank verbannen. Das würden die Pfaffen und andere Gaucke nicht erlauben.

Es ist immer erhellender zu sehen, was nicht verfilmt wird.

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