Pompeii oder: Sandalenfilm, rewatched

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Sandalenfilme schaue ich mir schon seit vierzig Jahren an. Heute empfehle ich einen ganz besonders – den kanadischen Streifen „Pompeii (2014) von Paul W. S. Anderson, der auch „Resident Evil“ gedreht hat.

Warum und zu welchem Ende schaut man Sandalenfilme? Ich bin mit der Kritik des Feuilletons nicht einverstanden: „Pompeii“ ist gut, sogar sehr gut – und unterhaltsam, wenn man die Grenzen des Genres a priori akzeptiert. Ich erwarte also nicht, dass sich Charaktere entwickeln, dass die moralischen Dilemmata komplizierter sind als bei einem albernen Comic-Strip oder dass ich vom Plot und dessen Ausgang total überrascht werden.

Pompeii mischt den „Gladiator“ mit einem x-beliebigen Vulkanausbruch, also dem Katastropenfilm, quirlt ein wenig „Pferdeflüsterer“ hinein, und die Liebesgeschichte ähnelt der in „Titanic“. Also alles schon mal gesehen. Jan Freitag hat auf Zeit online Kluges dazu gesagt („Eine kleine Psychoanalyse des Katastrophenfilms“ – „Es gibt viele Wege nach Armageddon“, aber alle sind ähnlich beschildert.“) und die Stuttgarter Zeitung erfreut mich mit dem lustigen, aber auch naheliegenden Titel „Einstürzende Altbauten“. (Nicht alle werden verstehen, worauf das anspielt.)

Kurz: Ich fand „Pompeii“ um Klassen besser als „Gladiator„, vor allem weil der pathetische Schmalz der Familienzusammenführung im Jenseits nicht vorkommt. Die Bauten sind auch besser, und die Kämpfe auch. Ich mag die Detailverliebtheit, wenn man sieht, dass die Leute sich Mühe gegeben haben, alles authentisch aussehen zu lassen, auch wenn der durchschnittliche US-Rezipient die Antike vermutich nicht vom Mittelalter unterscheiden kann. (Die filmische Technik, das menschliche Auge zu narren, sit einfach überwältigend und grandios gemacht.)

Der Regisseur besinnt sich auf das Wesentliche – also das, was man aus anderen Sandalenfilmen kennt – und versucht nicht, einen höheren Sinn in den Plot hineinzuquälen. Man könnte höchstens kritisieren, dass im Gegensatz zu meiner Lieblingsserie „Spartacus: Blood and Sand“ kein Sex vorkommt und alles so prüde bleibt wie in „Ben Hur“, und dass ein Tsunami, wenn es alles schon in Schutt und Asche liegt, komplett overkill und überflüssig ist.

„Jeder historische Roman vermittelt ein ausgezeichnetes Bild von der Epoche des Verfassers.“ (Kurt Tucholsky) Das gilt natürlich um so mehr auch für „historische“ Filme. Da weiß man, was man hat – und auch nicht hat.