Ukraine, disputed

Ukraine

Screenshot: Karte der Ukraine in der deutschen Wikipedia-Version (links) und in der russischen Wikipedia (rechts

Ich bin gespannt, wann und ob in deutschen Schulbüchern und Atlanten die Krim wieder als russisch eingezeichnet wird. Bei Wikipedia sieht man schon, wie das aussehen wird. Es könnte so gar sein, dass in Zukunft Gebietsansprüche eines Staates gegen den anderes es mehr und mehr unmöglich machen, überhaupt eine Karte herzustlelen, auf die sich alle einigen können. Ich kann mich daran erinnern, dass noch in meiner Schulzeit in jedem Atlas Königsberg als deutsch bezeichnet wurde oder „zur Zeit unter sowjetischer Verwaltung“ (vgl. unten).

Zu der Strategie des gegenwärtigen Imperialismus gehört es auch, zentral regierte Staaten der Peripherie zu zerschlagen oder so zu destabiliseren, dass der Zugriff der internationalen Konzerne und des „westlichen“ Kapitals garantiert ist. Im Irak, in Lybien und in den zentralafrikanischen Staaten scheint die Taktik aufgegangen zu sein, in Syrien noch nicht. Der direkte Einmarsch von Truppen wie in Afghanistan, für den in der Vergangenheit die USA zuständig war, wird ersetzt dadurch, das lokale Warlords und terroristische Gruppen mit Waffen ausgestattet werden, um eine Regierung zu stürzen, wenn diese entweder selbst korrupt und undemokratisch ist (wie in der Ukraine) oder es sich mit den „westlichen Werten“ aka dem Profitinteresse des Kapitals verscherzt hat.

Es glaubt doch nicht jemand im Ernst, dass Russland die Krim wieder an irgendwen herausrücken wird? Eine japanische Redensart lautet: Was man nicht verhindern kann, kann man auch gleich begrüßen. Ich wette aber, dass die Krim in deutschen Medien noch sehr lange „ukrainisch“ sein wird, so lange, wie Königsberg „unter sowjetischer Verwaltung“ war, und insbesondere dann, wenn deutsche Truppen im Rahmen eines NATO-Mandats wieder nach Charkow und Stalingrad vorrücken die Handelswege an Dnister und Dnepr schützen. Unsere so genannte „Verteidigungsministerin“ hat sich ja schon einschlägig geäußert.

ostpreussen

Screenshot: Putzger: Historischer Weltatlas, 1963

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Kommentare

5 Kommentare zu “Ukraine, disputed”

  1. Crazy Eddie am März 24th, 2014 5:30 pm

    Warten wir es ab, was Onkel Valdo sich noch so alles einfallen läßt, um sein Rußland zu einem Bollwerk gegen Islamisierung zu machen. Immerhin kehrt er schon vor seiner eigenen Tür, nicht wahr? Man sollte ihm dabei nicht in die Quere kommen. Soll er sich doch Schießscheiben auf die eigene Haustür nageln, soviel er will. Und irgendwann brauchen wir ihn ja auch wieder, wenn es ernst wird mit China. Was Onkel Valdo natürlich auch weiß.

  2. nh am März 24th, 2014 8:07 pm

    Solche Karten hab ich auch in einem BERTELSMANN-VOLX-Lexikon von 1957.
    Seit damals hat sich ja nichts geändert, was Agitprop angeht.
    Nur dass die Ratten aggressiver werden wenn es um „ihre“ Rohstoffe geht.
    Das ganze was sich „Allianz“ nennt ist ein hochkrimineller Verbrecherverein.
    Der Atlantikbrücke-Verein ist ein mafiöses Konstrukt organisierter Kriminalität auf höchster Ebene.
    Ich geh kotzen.

  3. Hanno am März 24th, 2014 10:30 pm

    Dieses Kartenproblem hat man an verschiedensten Stellen bereits. Auf Google Maps und vielen anderen Karten ist bspw. das Gebiet zwischen China, Indien und Pakistan nicht klar durch Landesgrenzen abgetrennt weil es da lauter umstrittene Gebietsansprüche gibt.

    Abchasien und Transnistrien sind Gebiete mit ähnlichen Konflikten wie jetzt auf der Krim. Und wer mit einer Karte, auf der Taiwan als eigener Staat eingetragen ist, die chinesische Grenze überquert, muss damit rechnen, dass diese beschlagnahmt wird (das führte zeitweise dazu dass die chinesischen Grenzer größere Sammlungen von Lonely Planet-Büchern hatten). Gibt also auch jetzt schon genug Unklarheiten für Kartenmaler.

  4. Temnitzbiber am März 24th, 2014 10:35 pm

    In DDR-Karten wurde die Besetzung Osttimors durch Indonesien 1975 nie nachvollzogen, in der BRD dagegen sehr schnell. Inzwischen hat es sich dennoch befreit. Und die Westsahara, schon ewig von Marokko rechtswidrig besetzt, taucht auch heute noch in vielen Karten als eigenes Gebilde auf. – Was die BRD-Vorschrift, wonach im 1945 verlorenem Osten überall nur deutsche Namen in duie Karten zu schreiben waren (wurde erst unter Brandt aufgehoben!) zu Verwirrung geführt hat, wenn deutsche Autofahrer die polnischen Ortsnamen von den Straßenschildern nicht in ihrer ADAC-Karte fanden, für Benzinvergeudung infolge Totalverwirrung verursachte, würde mich aber auch mal interessieren…
    Übrigens: Meine Nichte hat vor zwei Jahren während eines Praktikums im Silicon Valley tatsächlich in einem aktuellen (!) USA-Schulatlas noch die DDR gefunden…

  5. ...der Trittbrettschreiber am März 25th, 2014 6:59 am

    Mich interessiert, seit wann diese Karte im russischen Wikipedia so aussieht.

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