Rassismus und Antisemitismus als ein wesentlicher Bestandteil der deutschen Sozialisation

„Bei einem Test mit einem Lügendetektor war ein Mann befragt worden, der offenbar zur Minderheit der Roma gehörte. In den Unterlagen heißt es der Rechtsanwältin zufolge, dass der Befragte ein „typischer Vertreter seiner Ethnie“ sei. Dies bedeute, dass die ‚Lüge ein wesentlicher Bestandteil seiner Sozialisation‘ sei, heißt es in den Aufzeichnungen weiter. Der frühere LKA-Beamte, der damals an den Ermittlungen beteiligt war, sagte daraufhin, er habe diese Formulierungen ‚eins zu eins‘ von dem damals beteiligten Psychologen übernommen.“ (Spiegel online über den NSU-Prozess)

„Falsche Nationalität – und falsche Rasse! (…) Ein etwaiges Kind des gemischtrassigen Paares…“ (Spiegel online über Sohn des israelischen Premiers, der sich in eine Norwegerin verliebt hat und die Reaktionen in Israel.)

Für den Spiegel-Autor Erich Follath sind die Juden also offenbar eine „Rasse“, da in Israel niemand so argumentiert hat. Vielleicht sollte man ihn wegen Volksverhetzung anzeigen; die Reaktionen wären sicher lustig. Ich habe mal eine E-Mail geschrieben:

Zentralrat der Juden in Deutschland
info@zentralratdjuden.de
(…)
Guten Tag,
ich beziehe mich auf Formulierungen auf Spiegel online vom 31.01.2014 im Artikel „Politik und Privatleben: Verbotene Liebe“ vom Erich Follath.
Dort heisst es unter anderem: „Falsche Nationalität – und falsche Rasse!“ sowie „Ein etwaiges Kind des gemischtrassigen Paares“.
In Isreal hat sicher niemand diese Begriffe so benutzt (ich kann kein Hebräisch und kann das nicht nachprüfen).
Sind Sie nicht auch mit mir der Meinung, dass Spiegel online hier rassistische und antisemitische Begriffe benutzt und suggeriert, Juden seien eine „Rasse“?
Mit freundlichen Grüßen
Burkhard Schröder

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Kommentare

21 Kommentare zu “Rassismus und Antisemitismus als ein wesentlicher Bestandteil der deutschen Sozialisation”

  1. Dirk am Februar 1st, 2014 4:09 pm

    In dem von Dir verlinkten und zitierten Artikel geht umd die NSU-Morde. Vom Sohn eines ehemaligen israelischen Ministerpräsidenten steht dort nichts.

  2. admin am Februar 1st, 2014 4:16 pm

    Ist repariert. Danke für den Hinweis.

  3. lepus am Februar 2nd, 2014 11:23 am

    „Für den Spiegel-Autor Erich Follath sind die Juden also offenbar eine “Rasse”, da in Isreal niemand so argumentiert hat.“
    Kannst Du mir mal den Sinn dieses Satzes verklickern? Und woher weißt Du, wie jemand in Israel argumentiert?
    Im Übrigen sehen sich Juden selbst durchaus als „Rasse“: http://forward.com/articles/155742/jews-are-a-race-genes-reveal/?p=all

    Ist für Dich eigentlich jemand, der das Wort „Rasse“ benutzt, automatisch ein Rassist?

  4. ...der Trittbrettschreiber am Februar 2nd, 2014 2:06 pm

    …unfassbar, das was man uns Nachkriegsgeneration in langen mühseligen Erziehungsprozessen einzubläuen versucht hat, wird durch diese Äußerungen einer Weltsicht ad absurdum geführt, die ich schon als Jugendlicher in einer längst tief vergrabenen Mottenkiste wähnte.

    Was fasziniert die Menschheit bloß so sehr an dieser Ideologie? Wie lange noch?

  5. Ano Nym am Februar 2nd, 2014 3:27 pm

    Für den Spiegel-Autor Erich Follath sind die Juden also offenbar eine “Rasse”, […]

    Vielleicht sollte man ihn wegen Volksverhetzung anzeigen;

    1. Wie man sich das Rauchen abgewöhnen kann, so kann man sich auch abgewöhnen, sich beim Wort „Rasse“ immer gleich Wiedereröffnung der Krematorien in Auschwitz vorzustellen. Man muss es nur wollen.

    2. Wo soll die Anzeige denn erfolgen? Bei der Gesellschaft oder beim Staat? Ein ähnliches Problem scheint mir bei deinem Euphemismus

    By the way: Ich bin auch dafür, Banken zu vergesellschaften.

    aus https://www.burks.de/burksblog/2014/01/26/ueble-nachrede-vom-amt

    vorzuliegen. Denn in Wirklichkeit meinst du ja „verstaatlichen“.

  6. admin am Februar 2nd, 2014 3:36 pm

    Ich habe es hier schon MEHRFACH geschrieben: Vergesellschaftung heisst NICHT zu verstaatlichen.

  7. Temnitzbiber am Februar 2nd, 2014 5:50 pm

    Nach wissenschaftlicher Erkenntnis haben alle Menschen zu 98% identisches Erbgut. Das ist zu wenig, um unterschiedliche Rassen zu definieren, Was ja auch schon der Augenschein nahelegt: Solche Unterschiede wie z.B. beim Hund zwischen Bernhardiner und Pekinesen gibt es beim Menschen nicht. Wer anderes behauptet, wird dafür seine Gründe haben – und die muss man einfach hinterfragen. Andererseits: Jude ist, wer von einer jüdischen Mutter geboren wurde. Meine Mutter konnte ich mir genausowenig aussuchen wie meine Haut- oder Augenfarbe. Ist also die Grundlage der jüdischen Religion nicht doch eine Art Rassismus, die keiner so nennen darf? – Beim Hinduismus (von Geburt erworbene Kastenzugehörigkeit) gibt es übrigens ein ähnlichres Problem.

  8. Ano Nym am Februar 2nd, 2014 7:23 pm

    Dann sprechen wir verschiedenes Deutsch:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Vergesellschaftung

    „[Vergesellschaftung = ] in der Ökonomie die Überführung von Produktionsmitteln und/oder Bodenschätzen in Formen des Gemeineigentums, siehe Verstaatlichung“

  9. admin am Februar 2nd, 2014 10:35 pm

    Wikipedia hat eben unrecht. Sogar für Marx war „Vergesellschaftung“ NICHT Verstaatlichung. Ganz im Gegenteil.

  10. ...der Trittbrettschreiber am Februar 3rd, 2014 6:13 am

    Darf man den vagen Verdacht äußern, dass Wikipedia Wissen, wie so viele heute, ausschließlich aus Wikipedia generiert?

  11. lepus am Februar 3rd, 2014 6:55 pm

    @Temnitzbiber
    „Nach wissenschaftlicher Erkenntnis haben alle Menschen zu 98% identisches Erbgut. Das ist zu wenig, um unterschiedliche Rassen zu definieren“
    Wer hat Dir denn das erzählt? Na schön – demzufolge sind dann Schimpansen auch keine andere Rasse, geschweige denn eine eigene Art. http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/genvergleich-schimpanse-und-mensch-fast-identisch-a-372341.html

    Kann man hier vielleicht mal zur Kenntnis nehmen, dass der Rassebegriff nicht exakt definiert werden kann sondern eine „flexible Ordnungskategorie fast beliebiger sozialer und kultureller Entitäten“ geworden ist? (Wikipedia)
    Wer sich darüber im Klaren ist, schreibt diesbezüglich weder an den Zentralrat der Juden noch verwechselt er die Begriffe Rasse und Rassismus.

  12. peterfawkes am Februar 3rd, 2014 8:52 pm

    Ist es denn wirklich zu viel verlangt, wenigstens mal ‚Rasse‘ zu googeln bevor man hier seinen Schmu im Kommentarbereich ablässt?
    Simpelste Biologie, meine Fresse.

  13. Huhu am Februar 3rd, 2014 10:06 pm

    „Menschenrassen“ sind in der physischen Anthropologie für Menschen verworfen worden, auch aus Gründen, die @Temnitzbiber bereits angeschnitten hat.

    Und die physische Anthropologie betrieb, so darf man anmerken, bis in die 80er Jahre hinein — teilweise gar länger — den Zweig „Rassenkunde“ und publizierte Bücher selbst im anerkannten S. Fischer Verlag — aber: dort von einer Autorin eindeutiger Vergangenheit (siehe http://www.uhusnest.de/blog/archives/11-01-2009_11-30-2009.shtml#2358 ).

    Daher: Es wäre segensreich, diesen inzwischen von ihrer eigenen Wissenschaft abgelehnten Begriff in all seiner Unseligkeit endlich, endlich zu den Akten zu legen. Er ist unzutreffend und hilft keinem. Außer Ideologen. Und Dummköpfen, mit Verlaub.

  14. Huhu am Februar 3rd, 2014 10:22 pm

    Ein Nachtrag: Mit „Dummköpfe“ wollte ich niemandem hier zu nahe treten. Das bezog sich eher auf die allgemeine Verwednung des Begriffs.

    Wobei die Auseinandersetzung mit den akademischen Hintergründen eines letztlich streng akademischen Begriffs nicht von Schaden wäre, wennauch leider außer Mode gekommen ist (wenn sie es jemals war). Leider wird der Begriff ebenso unreflektiert wie leichtfertig, und wie ich behaupte stets überflüssig, verwendet.

    Übrigens ist es in der Biologie zwar zweifelhaft, von einer „Menschenrasse“ als solche zu sprechen, wie es taxonomisch korrekt wäre (Homo sapiens sapiens, id est Gattung — Art — Rasse). Aber dort wird der Begriff dank seiner extremen Unschärfe zusammane mit dem noch viel größeren Gefahrenpotential der Brandstifter als erweiterte Subsubspeciesklassifikation ebenfalls abgelehnt.

    Und einer für Burks: „diesen inzwischen von ihrer eigenen Wissenschaft“ muß natürlich „diesen inzwischen von seiner eigenen Wissenschaft“ heißen.

  15. lepus am Februar 4th, 2014 5:27 pm

    @peterfawkes
    „Simpelste Biologie, meine Fresse.“
    Nö – komplizierte Biologie, deren taxonomischer Begriff von „Geisteswissenschaftlern“ und Ideologen mißbraucht wurde.

    @Huhu
    Schön – die Taxonomen fassen also den Begriff „Rasse“ nicht einmal mehr als erweiterte Subsubspeciesklassifikation an.
    Zumindest in Deutschland trauen sich Anthropologen wahrscheinlich gar nicht mehr, bei
    Homo sapiens sapiens überhaupt noch von Subsubspezies zu reden – sie könnten ja für Rassisten gehalten werden.
    Gewisse Spiegeljournalisten und Dummköpfe sind leider noch nicht soweit. Bei Spiegeljournalisten kann man noch Hoffnung haben. Die verwenden Begriffe in der Regel politisch korrekt reflektiert. Nur die Dummköpfe tun sich schwer, das extreme Gefahrenpotential exakt zu erfassen.
    Wahrscheinlich haben sie die falsche Brille auf.

  16. ...der Trittbrettschreiber am Februar 5th, 2014 8:16 am

    @lepus

    Es gibt also ein Indiz für Rassismus.
    Endlich weiß ich, was es mit meinen langwierigen und quälenden Entscheidungsfindungen auf sich hat, nachdem ich wochenlang durch die Läden geschlichen bin, um dann doch das billigste Modell bei jenen zu kaufen, die selbst Menschen ohne Handy oder Cap beim Verlassen des Objekts die Tür aufhalten.
    Meine Brille – das ist es, worum es hier geht.

  17. lepus am Februar 5th, 2014 2:54 pm

    @Trittbrettschreiber
    Kein Indiz, aber eine Sehhilfe.
    Wer sie benutzt, schaut erschrocken auf das extreme Gefahrenpotential, welches der unreflektierte, leichtfertige Gebrauch einer unseligen Vokabel inkludiert

  18. lepus am Februar 5th, 2014 3:28 pm

    @Trittbrettschreiber
    Kein Indiz, aber eine Sehhilfe.
    Wer sie benutzt, erkennt erschrocken das extreme Gefahrenpotential, welches der unreflektierte, leichtfertige Gebrauch einer unseligen Vokabel bringt, deren Verwendung im Kontext mit dem Judentum in der Lage ist, das brillenlose Volk gegen Jenes zu verhetzen, wovor die Betroffenen gewarnt werden müssen, weil sie zu allem Überfluss die schlimme Vokabel sorglos selbst verwenden und nicht imstande sind, die Brandgefahr zu erkennen.
    Man müsste ihnen Brillen schenken.

  19. ...der Trittbrettschreiber am Februar 6th, 2014 10:53 am

    @lepus

    :)…sind Sie’s Herr Thierse?

  20. email am Februar 6th, 2014 12:28 pm

    Zentralrat der Sinti und Roma scheint deinen Block zu lesen?
    http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2014-02/nsu-prozess-sinti-roma-rassismus

    Gab es schon ne Antwort vom Zentralrat der Juden?

  21. lepus am Februar 6th, 2014 8:34 pm

    @Trittbrettschreiber

    Thierse ?
    Um Gottes Willen!
    Könntest Du nicht mal fragen ob ich gerade Kafka lese?

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