Lieber Spiegel,

Du lässt jemand formulieren, die „Autorisierung“ eines Interview sei „ein im deutschen Journalismus üblicher Vorgang“. Das ist falsch.

Dafür gibt es weder eine rechtliche Grundlage noch würde das ein seriöser Journalist zulassen. Als ich Chefredakteur war, habe ich das „Autorisieren“ schlicht verboten.

Auch hier sollten Spiegel-Redakteure mal den Guardian lesen: „In Germany, approval for access is commonplace – but it means journalists play by politicians‘ rules.“

Kein Wunder, dass sich Snowden nicht an deutsche Medien gewandt hat.

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Kommentare

3 Kommentare zu “Lieber Spiegel,”

  1. bombjack am September 11th, 2013 8:52 am

    Naja…..

    Ich habe vor Jahren mit einem Mediziner der Charité telefoniert der in einem Frontal-Report „Teufelszeug Tillidin“ interviewt worden ist und dessen Antworten so zusammen geschnitten wurden, dass sich ziemlich veränderte Aussagen (die in den Kontext des Reportes passten) ergaben. Der hat sich so ziemlich verarscht gefühlt…..weil es sehr negatives Feedback von seinen Kollegen und auch Patienten gab….

    Ein anderer Fall war jemand der bei der Wonderland-Aktion (die bösen Bilder) ins Netz ging, der wurde von „Journalisten“ zum Interview erpresst (wenn Du uns nichts sagst, zeigen wir wo Du jetzt wohnst) und oh wunder auch da wurde munter geschnitten, so dass die Aussagen von ihm zum Tenor der Sendung passten…..

    Sorry lieber Burks, wenn es unter Deinen Kollegen solche Typen gibt….die am Schneidetisch Interviews nach ihrer Meinung anpassen, dann verwundert es mich nicht, dass jemand vorher etwas autorisiert haben möchte.

    bombjack

  2. elvis am September 11th, 2013 10:44 am

    Lieber Burks,

    das

    die “Autorisierung” eines Interview sei “ein im deutschen Journalismus üblicher Vorgang”.

    stimmt nicht. Zur Hochzeit eines Jan Ullrich, also in der Zeit als er quasi als schlimmster deutscher Verbrecher aller Zeiten und Idiot galt – hat die BILD-Zeitung Interviews mit Herrn Ullrich 1 : 1 veröffentlicht und zwar mit allen Versprechern, allen „gut ja“ und „ich sach mal“. Da wurden nicht mal „ich sach mal“ ins Deutsche übersetzt.

  3. .... der Trittbrettschreiber am September 11th, 2013 11:04 am

    Ausgeliefert ist kein schönes Gefühl. Wenn ich dann den Eindruck habe, dass ein freies Interview in einer freien Presse frei nach Gutdünken von freien Journalismus-Fachkräften frei interpretiert und dann in einer gerade freien Druckerei gedruckt wird um danach von freien Lesenden frei ausgelegt zu werden, fühle ich mich ganz unwohl, so, irgendwie.
    Kann man Freiheit eigentlich aushalten, so, in diesem Kontext, meine ich? Das könnte schon ein Problem sein, so, irgenwie, jetzt. Aber autorisieren? Das heißt, also das hieße jetzt, dass der, der interviewt wird, ja eigentlich den Artikel selber schreiben könnte. Und ich?
    Ja, dann wäre ich ja dann wohl wieder mal frei, so, jetzt. Oder?

    ’s is‘ schon kompliziert.

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