Das Ende (des Usenet) ist nahe

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Vor 13 Jahren kaufte Google die Datenbestände der insolventen Betreiberfirma des Usenet-Archivs Deja News auf. Dabei handelte es sich um etwa eine halbe Milliarde Postings. Seitdem hat Google mit der Domain groups.google.com das Quasi-Monopol der Browser-basierten Suche im Usenet, dem ältesten Dienst des öffentlich zugänglichen Internet.

Bei Wikipedia lesen wir: „Beispielsweise werden in der allgemeinen Websuche von Google mittlerweile keine Treffer mehr aus Google Groups angezeigt. Hierzu muss in der allgemeinen Websuche der Unterpunkt ‚Diskussionen‘ aus der Navigationsleiste ausgewählt werden. Andererseits wurde der Index von Google Groups auf allgemeine Webforen ausgedehnt – dies auf Kosten des Usenet, das derzeit kaum noch nachgewiesen wird, abgesehen vom direkten und gezielten Durchsuchen von Newsgroups.“

Das ist zwar nicht ganz richtig, es ist aber noch schlimmer: Seit Neuestem erzwingt Google Javascript, obwohl man bei purem Text, aus dem die Newsgroups bestehen, die nicht definitiv als „Binaries“ ausgeweisen sind, Javascript zu allerletzt brauchte. Datenspionage geht halt bei Google vor Benutzerfreundlichkeit.

Zudem ist das Feature „Userprofil“ deaktiviert worden. Man konnt mit einem Mausklick auf die E-Mail-Adresse eines Nutzers alle dessen Usenet-Postings seit 1982 anzeigen lassen – eine hübsche Recherche-Möglichkeit, die ich früher oft genutzt habe. Außerdem ist die „Advanced Search“ ganz abgeschaltet worden: Noch vor einem halben Jahr konnte man die Suche nach Postings in Newsgroups zeitlich eingrenzen, etwa auf das Suchwort kremvax auf den Zeitraum zwischen dem 1.1.1984 und dem 5.6.1984.

Google will offenbar, dass man das Usenet vergisst und stattdessen bei „Gruppen“ – statt an „Newsgroups“ – nur noch an Google-Gruppen denkt. Im Usenet konnte man sogar anonym schreiben, das ist jetzt auch nocht mehr so ohne weiteres möglich.

O tempora, o mores!