Der Kommunismus ist an allem schuld

„Die Kommunisten hätten Gleichberechtigung glorifiziert und ein Stück weit das Selbstbewusstsein der Männer zerstört, schreibt der Mongolei-Experte Carl Robinson.“

Wie blöd muss man eigentlich sein, um so einen Unsinn zu verzapfen? Und wo war in der Sowjetunion „Kommunismus“? fragt der Kommunismus- und Feminismus-Experte Burks.

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Kommentare

8 Kommentare zu “Der Kommunismus ist an allem schuld”

  1. der Herr Karl am August 4th, 2013 12:33 pm

    Ja, wirklich in dämlicher Satz.

    Wenn die Sowjetunion kein Kommunismus war/hatte/praktizierte/…, was war es dann?
    Oder anders gefragt: Wo gab es mal „echten“ Kommunismus?

    Ist Kommunismus ohne Diktatur überhaupt möglich?

  2. admin am August 4th, 2013 12:44 pm

    Die orthodoxe Lehre (die die Theorien von Marx als Religion ansah und Marx‘ Bücher als heilige Schriften) war der Meinung, erst käme der Sozialismus aka Diktatur des Proletariats und dann in ferner Zukunft der Kommunismus, wo jeder nur noch nach seinen Bedürfnissen lebt. Vorausgesetzt sei genügend gesellschaftlicher Reichtum, den man nur noch verteilen müsse.
    Wer also die Sowjetunion und ihre Vasallen für „kommunistisch“ hält, hat sowieso keine Ahnung. Das haben die noch nicht einmal selbst offiziell behauptet.

    Die „Maoisten“ der sechziger Jahre und siebziger warfen der Sowjetunion vor, die kommunistische Idee verraten zu haben. (Da ich damals auch Maoist war, führte das sofort zu einem Einreiseverbot in der DDR).

    vgl. die Position Chinas im Original
    http://www.infopartisan.net/archive/maowerke/polemikdefault.htm

    Die „Diktatur des Proletariats“ war nach Marx notwenig, da die herraschende Klasse nicht freiwillig abtreten würde (was ja auch stimmt, vgl. Faschismus). Das muss man aber aus der damaligen Zeit heraus sehen, eine Diktatur als notwenige Staatsform lässt sich aus der ökonomischen Theorie von Marx nicht zwingend begründen.

    In der Theorie meint „Diktatur des Proletariats“ aber nur, dass diejenigen, die produzieren, auch selbst bestimmen, was mit dem Produkten geschieht, also das System der Ausbeutung beendeet werden müsse. „Ausbeutung“ ist nicht moralisch gemeint, sondern beschreibt die Tatsache, die niemand leugnen wird, dass Privateigentum an Produktionsmitteln im Kapitalismus immer dazu führt, dass die große Masse dieses eben nicht hat, sondern nur noch die eigene Arbeitskraft auf dem Markt verkaufen kann (das ist die Marxsche Definition von „Proletariat“) und die wenigen, die über den gesellschaftlichen Reichtum verfügen, quasi automatisch alles in Grund und Boden wirtschaften (vgl.z. B. keine persönliche Haftung für Manager, die Mist bauen, sondern im Gegenteil: großzügige Abfindungen).

  3. blu_frisbee am August 4th, 2013 12:57 pm

    Als Post-68er höre ich -besonders von Jüngeren- Geschichten über 68, an was die alles schuld sein sollen. Das ist nicht nur einfach Nachkarten, sondern beim Nachkarten lügen, tw Filter Bubble. Und kaum Gegenöffentlichkeit. Orwell schrieb „Wer die Vergangenheit beherrscht der auch die Zukunft“, Winston Smith arbeitet im Minitruth.

  4. elvis am August 4th, 2013 2:13 pm

    Boaaaaa geil, endlich sagt mal jemand die Wahrheit: Adolf Hitler war kein Nationalsozialist.

    Burks, geh mal ins Freibad und kühl Dich ab. Das kann nach Polizeieinsatz wieder von älteren Mitbürger betreten werden. Brauchst Dich nicht mehr in Deiner Wohnung verkriechen und Dir schlimme Gedanken machen.

  5. der Herr Karl am August 4th, 2013 6:27 pm

    Ich bin der Meinung, dass es in der Sowietunion Phasen gab (z.B. unter Stalin) gab, wo der staalich verordnete Kommunismus in einen mörderischen Faschismus ausartete (ohne nun den Hitlerfaschismus verharmlosen zu wollen).
    Dann kann man tatsächlich davon sprechen, dass es kein Kommunismus mehr war.

    Ich vertrete ja die Theorie, dass sich die beiden äussern Enden des polit. Spektrums überschneiden (Ring/Kreis vorstellen).

  6. admin am August 4th, 2013 6:51 pm

    Ich würde nicht den Begriff „Faschismus“ wählen. Terror gegen die eigene Bevölkerung war schon immer systemunabhängig. Die „Roten“ Khmer haben auch die eigene Bevölkerung umgebracht, aber die Türken auch die Armenier, was unstrittig ein Massenmord an der eigenen Bevölkerung war, von den Genoziden in Afrika ganz zu schweigen.

  7. der Herr Karl am August 4th, 2013 7:30 pm

    @admin
    Nicht jeder Faschismus erzeugt zwingend Völkermord, nicht jeder Völkermord benötigt zwingend Faschismus.
    Aber wenigtens die Ära Stalin würde ich in der SU schon als Faschismus werten.

  8. Granado am August 6th, 2013 2:48 pm

    „Diktatur des Proletariats“ wurde zunächst mal verstanden als Diktatur der Mehrheit (welche zur frz. Tradition gehört). Diktatur des Proletariats billigt den Kapitalisten die Verfügung über andere Menschen (Definition von Arbeitsvertrag) nicht als quasi persönliche Rechte zu. Karl Plättner als Vertreter der Allgemeinen Arbeiter-Union erläuterte auf dem Wiedergründungskongress der IAA 1922 dies schlicht als Klassenkampf.
    Nicht zu vergessen auch Marx‘ Brief an Weydemeyer (MEW 28: 508)
    http://www.marxists.org/archive/marx/works/1852/letters/52_03_05.htm
    Sozialismus/Kommunismus heißt in der „Kritik des Gothaer Programms“ Kommunismus I/II (da schummeln Cockshott/Cottrell).
    Leninisten, die die Verhältnisse *in* der Produktion zunächst nicht ändern wollten und die Fabrikherren als Direktoren wieder einsetzten (Ein-Mann-Leitung), dachten, sie könnten ihre Diktatur einfach noch darübersetzen – das Proletariat galt eh‘ als unzuverlässig und beschränktes Bewußtsein habend, im Westen korrumpiert durch den Imperialismus (-> Arbeiteraristokratie), in Russland entlaufene Bauern, die die „richtigen“ Arbeiter nach dem Bürgerkrieg ersetzten (was Rjazanov allerdings schon durch den Weltkrieg bedingt sah).
    Die außergewöhnlichen Vollmachten der römischen Diktatur waren auf 6 Monate begrenzt, der „Krieg gegen den Terror“ (mit geheimgehaltenen Feinden) gewährt sie auf unbestimmte Zeit. Außergewöhnliche Vollmachten nahm auch Brüning in Anspruch und sind uns heute in den Notstandsgesetzen hinterlegt.
    Es nützt nichts, jede Variante eines autoritären/repressiven Regimes als Faschismus zu überschreiben.
    Jeder Staat übt Zwang aus.

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