Less useful, less profitable and less fun

Ich habe hier gestern eine E-Mail hereinbekommen vom Chefredakteur einer der größten deutschen Zeitungen: Man verschlüssele keine E-Mails, weil „inzwischen alle Sicherungssysteme geknackt werden können, wie der einschlägigen Presse zu entnehmen ist“. (Demnächst mehr zu diesem Thema in einem Artikel.)

Man kann sich kaum vorstellen, wie wenig deutsche Journalisten über das Thema wissen. Offenbar entspricht der Kenntnisstand dem der Hollywood-Filme aus den 80-er Jahren.

Die Washington Post fragt: „NSA-proof encryption exists. Why doesn’t anyone use it? Computer programmers believe they know how to build cryptographic systems that are impossible for anyone, even the U.S. government, to crack. So why can the NSA read your e-mail?“

Das ist natürlich eine rhetorische Frage, weil die NSA eine richtig verschlüsselte E-Mail eben nicht lesen kann. Ein einleuchtendes Argument, warum kaum jemand sicher kommuniziert: „Adding strong encryption to the most popular Internet products would make them less useful, less profitable and less fun. Mainstream communications tools are more user-friendly than their cryptographically secure competitors“.

Quod erat demonstrandum: Der Mainstream möchte es bequem, Kapitalismus-kompatibel (der arme Bill Gates, Kaspersky und andere Schlangenöl-Vertreiber müssen ja auch von etwas leben), lustig und klickibunti.

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Kommentare

6 Kommentare zu “Less useful, less profitable and less fun”

  1. Jonas am Juni 15th, 2013 2:48 pm

    Darf man fragen welche Hard- und Software du zur Arbeit nutzt?

  2. admin am Juni 15th, 2013 3:12 pm

    Ich habe vier Rechner, 2 laufen mit Ubuntu-Linux und zwei mit Windows 7. Software wofür?

    Browser: Firefox im Paranoia-Modus, Tor Browser Bundle, http://www.srware.net/software_srware_iron.php nur für bestimmte Zwecke,

    E-Mail: Thunderbird+Enigmail (innerhalb eines Truecrypt-containers),

    Truecrypt allüberall, alle USB-Sticks hidden volume mit Truecrypt.

    FoxitReader statt Adobe
    LibreOffice statt Openoffice

    Revelation und Keepass für Passworte

    Und hier noch die Angaben für die „Online-Durchsucher“ und andere Voodoo-Schamanen:

    AMD Athlon II X4 630, 2,8 Ghz (Windows 64 bit)

    http://www.notebookcheck.net/Intel-Core-i5-2430M-Notebook-Processor.53435.0.html :)

  3. ...der Trittbrettschreiber am Juni 15th, 2013 8:03 pm

    Meines bescheidenen Wissens kommt es auf die Verschlüsselung an (Caesar); die sicherste ist wohl 168 Bit. Das kostet Zeit und Geld, die zu entschlüsseln. Aber Behörden, so denke ich, haben ja genug davon.

  4. elvis am Juni 16th, 2013 12:31 pm

    Ich habe hier gestern eine E-Mail hereinbekommen vom Chefredakteur einer der größten deutschen Zeitungen:

    Du hast Dich beworben? Bravo! Die zahlen aber nix.

    Man verschlüssele keine E-Mails, weil “inzwischen alle Sicherungssysteme geknackt werden können, wie der einschlägigen Presse zu entnehmen ist”.

    Wouw, das nenne ich ein Selbstverständnis. Da wundert es mich nicht das die von der BILD selbst bestehende deutsche Gesetze und Rechtsprechungen ignorieren können. Ist Gott Journalist?

    Nur mal zur Aufklärung:

    1. hidden volumes sind sinnlos. Die lassen sich ruck zuck finden.

    2. Vor 8 oder 9 Jahren wurde in den USA ein mexikanischer Finanzhai von der US Finanzbehörde verhaftet. Dessen Laptop ist mit Truetype verschlüsselt und seither versucht das FBI das image der Laptop-Festplatte zu knacken oder hat es mittlerweile eingestellt.

    Was mich mal interessiert Burks, ein Journalist schreibt und empfängt viele e-mails. Das müssen in den letzten 15 Jahren sicherlich 100.000 oder mehr sein und Du hast über die Jahre womöglich x-verschiedene Clients dafür eingesetzt. Wenn Du im usenet aktiv bist ist es möglicherweise ein vielfaches.

    In welchem Dateiformat archivierst Du e-mails und womit durchsuchst Du Archive?

  5. admin am Juni 16th, 2013 12:37 pm

    Das gesamte Thunderbird-Verzeichnis kann man leicht kopieren oder davon ein Backup machen. Ich bewahre nicht alles auf. Das Usenet durchsuche ich mit groups.google.com aka deja.com.

    btw hidden volumes lassen sich NICHT finden, deswegen heissen sie ja „hidden“. Wenn du das Gegenteil behauptest, beweise es.

  6. Jonas am Juni 16th, 2013 9:56 pm

    Klingt interessant. Aber vertraust du Ubuntu wirklich noch voll? Ich nutze es zwar selbst, aber tendiere langsam ein wenig in Richtung Scientific Linux, das scheint nicht so aggressiv in den kommerziellen Bereich zu wandern..

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