Böse Onkels aus Südtirol

Ein Kollege von einer großen Tageszeitung aus Sachsen fragte an, was ich von der gecancelte Echo-Nominierung der Band Frei.Wild aus Südtirol halte.

Frage: Falls Sie sich näher mit der Band und ihren Texten beschäftigen konnten: Wie beurteilen Sie diese?
Antwort: Die Band kenne ich nicht, habe aber jetzt ein paar Presseartikel gelesen. Fazit: Bonsai-Böhse-Onkelz. Wer ökonomisch Erfolg hat, findet Nachahmer. Und warum sollte Haider nicht vertont werden? :)

Frage: Was halten Sie von der Entscheidung der Echo-Jury, Frei.Wild von der Nominierungsliste zu streichen?
Antwort: Sie wollen offenbar Werbung für die machen. Man sollte der Jury auferlegen, sich mit dem Streisand-Effekt zu beschäftigen.
Medienpartner des „Echo“: „Das Erste – Die jungen Programme und Popwellen der ARD“. Das sagt ja schon alles, vermutlich gab es einen „Gremienvorbehalt“.

Frage: Achtung, Suggestivfrage: Wäre es besser, sich so einem Thema zu stellen, auch Buhs und Jubel in so einer Biedermeier-Preisverleihungs-Show auszuhalten?
Antwort: Was heisst „sich stellen“? Es gibt keine unpolitische Musik, auch die Wildecker Herzbuben sind auf ihre Art politisch. Es ist nur schwieriger herauszufinden, auf welche Art. Medien stärken schon vorhandene Meinungen.

Frage: Wozu führt aus Ihrer Sicht dieses „Wegsperren“ unliebsamer und sicherlich fragwürdiger Inhalte aus dem Mainstream?
Antwort: Es gibt keinen gesellschaftlichen Konsens, was „fragwürdig“ ist. Richard Wagner ist auch fragwürdig – das war nicht zufällig die Lieblingsmusik Hitlers. So what…

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Kommentare

5 Kommentare zu “Böse Onkels aus Südtirol”

  1. MK am März 13th, 2013 4:58 pm

    Der Ausschluss ist in der Tat das Beste, was dieser Band aus deren Sicht passieren konnte. Selbst 10 Echodingenskirchenpreise hätten keinen so positiven Effekt erzielt.

    Die Band ist mir auch erst durch diese ganze Berichterstattung aufgefallen. Wenn man sich nur die nackten Texte durchliest und nicht wüsste, dass diese von Frei.Wild gesungen werden, könnte man ebenso gut denken, dass sie zu Xavier Naidoo gehören.

    Zu diesem ganzen BO-Rotz hat Olli Schulz bei Roche & Böhmermann alles gesagt, was gesagt werden muss:

    http://www.youtube.com/watch?v=i_KO1h3bRKs

  2. Thomas am März 13th, 2013 6:50 pm

    Gor ist auch fragwürdig, Leute die doppelt so alt sind wie ich und solche Spiele zocken sind fragwürdig, Kommunisten sind fragwürdig, Kapitalisten erst Recht. „Fragwürdig“ bedeutet doch „zu einer Frage einladend“, vulgo „hinterfragungswürdig“? Das sollte seit der Aufklärung eigentlich Alles sein. Aber das Einzige was nicht fragwürdig, weil alternativlos ist, sind die Bestrebungen des schwulen Christenpacks im Vatikan, die nur den Homophoben raushängen lassen damit niemand auf die Idee kommt dass die gern selbst mal im braunen Salon Walzer tanzen, und die sonstigen Erfüllungsgehilfen des Mammon im christlichen Gewande. Mann, wie ich diese Bande….

  3. altautonomer am März 14th, 2013 9:10 am

    MK: Olli Schulz hat passende Worte gefunden. Danke für den Link.

    Diese Band hat auch 2010 am Brandenburger Tor vor über eine Million Fussballpatrioten gesungen und war dreimal in Folge auf dem größten Metall-Festival ( Wacken Open Air).

    Szene-Experte Thomas Kuban: Es ist keine Nazi-Band, aber eine Identitäts-Rock-Band – und so etwas war immer ein Ziel der Nazis: mit etwas unverdächtigeren Texten die Masse der Bevölkerung zu erreichen. Die Älteren werden jetzt mit den HJ-Liedern von Heino bedient.

  4. Herr Lehmann am März 14th, 2013 9:21 am

    So ist das in einer Meinungsdiktatur. Leute wie Mia und Konsorten sind zum Kotzen. Aber solche „Couragierten“ Leute braucht die DDR 2.0 nunmal.

  5. ... der Trittbrettschreiber am März 14th, 2013 9:29 am

    Domols was olles anners.
    Ich bin entsetzt, erschüttert. Mein Weltbild – nur noch ein welkes, zerkräuseltes Gilbfoto. All das Vertrauen, das Urvertrauen, dass man mir eingebläut hat durch Weisheiten wie „Wo man singt, da lass dich nieder. Böse Menschen kennen keine Lieder“. Weg, futsch, perdue! Gestern noch hätte ich gesagt:“Lasst sie doch singen.“ Aber Heute – Schniieef.
    Gibt’s Links?

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