Zehn Jahre Burks’ Blog, noch mal reloaded

burks.de

Am 1. März 2003 schrieb ich meinen ersten Beitrag auf meinem Forum spiggel.de, der als Blog-Posting gemeint war. Ich weiß nicht ob es stimmt, aber aus Berlin gibt es, außer dem Schockwellenreiter, kein anderes Blog, das so lange kontinuierlich existiert. (Ich lasse mich gern eines Besseren belehren.)

Die Blog-Software WordPress erschien erst am 3. Januar 2004. Wer also vor 2004 ein Weblog betreiben wollte, das dem Publikum Kommentare erlaubte, musste sich etwas Eigenes zurechtzimmern. Ich habe damals auf die Forum-Software phpBB zurückgegriffen.

Am 15.03.2003 schrieb ich über den Sinn und Zweck des Ganzen:
Ein Weblog ist das reine Ego – die Metatheorie des Weblogs an sich also eine Veranstaltung am besten parallel zum Wort zum Sonntag – und ähnlich sinnfrei. Ego insofern, als der Reiz darin besteht, einmal im Leben etwas schreiben zu können, was niemanden interessiert ausser einem selbst. Das ist Luxus pur. Eitelkeit. Exhibitionismus. Und die Tatsache, dass niemanden das Geschreibsel interessiert, macht man locker mit der Methode wett: Sex sells.

Oder, noch kürzer – frei nach Derek Powacek:
I still can’t tell you what a weblog is. But I know I love publishing my thoughts (*not* just links!) on evhead and seeing my visitors grow and getting feedback from all kinds of people.

Übrigens: Den Besucherrekord halten nicht die Pin-ups, die ich – als Satire und Verballhornung der „Modestrecken“ von Spiegel online – damals manchmal postete, sondern eine Artikelserie über das so genannte „Enthauptungsvideo“ aus dem Krieg im Irak, das ich damals als einziger deutscher Blogger publizierte und analysierte.

Ende 2003 habe ich dann einige Templates in einfachem HTML gebastet, damit das Layout etwas besser aussah. Es war eine erbärmliche Fummelei, in die Vorlagen den jeweils aktuellen Text hineinzudröseln und die Links zu aktualisieren. (vgl. Screenshot unten). Ab 01.01.2008 bin ich dann auch auf WordPress umgestiegen.

burks.de

Ich könnte heute gut zahlreiche Ratschläge erteilen, wie man sich in der deutschen Blogger-„Szene“, die eher einem Kleingarten-Verein ähnelt – auch, was die Mentalität angeht, unbeliebt macht. Die Attitude der beleidigten Leberwurst ist bei vielen gesetzt, wenn man es wagt zu kritisieren oder nicht im Mainstream mitschwimmt. Aber das ist uninteressant. Man muss sich einfach nur mit allen anlegen, nicht nur mit Verschwörungstheoretikern, Verleumdern und anderen Stinkstiefeln oder mit den total Bekloppten. Viel Feind, viel Ehr.

Ich bin gespannt, ob ich in zehn Jahren auch noch blogge. Aber ich wüsste nicht, was mich davon abhalten sollte.

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Kommentare

19 Kommentare zu “Zehn Jahre Burks’ Blog, noch mal reloaded”

  1. kiezneurotiker am März 1st, 2013 5:17 pm

    Wer so lange schon bloggt, darf auch mal ein wenig eitel sein. Gratulation.
    Was dich von weiteren zehn Jahren abhalten könnte? Mir fällt da nur der Tod ein. Rauchst du noch? ;)
    Ansonsten mach weiter so, nur bitte keine Fotos von gelben krummen Zehennägeln mehr. :)

  2. admin am März 1st, 2013 5:25 pm

    Ich rauche seit ungefähr acht Jahren überhaupt nicht mehr, zwei Jahre davor nur sporadisch.

  3. Messdiener am März 1st, 2013 8:23 pm

    Zehn Jahre bloggen. Alle Achtung. Ich hatte mit Mein-Feldenkrais.com nur knapp 2 Jahe durchgehalten.

  4. Andreas am März 1st, 2013 11:24 pm

    duckhome.de gibt es auch seit 2003.

  5. Buratino am März 2nd, 2013 11:57 am

    Respekt für Deine Arbeit für die scene, Burks!
    GPF rulez!

    Burkhard meinte:
    > Viel Feind, viel Ehr.

    Aha, jetzt hast Du es ausgeplaudert, das versteht man also unter „investigativen Journalismus“, dann ist ja alles sonnenklar.

    Wieder mal etwas gelernt. ;-)

  6. admin am März 2nd, 2013 12:02 pm

    @buratino: so würde ich das nicht sagen. Aber ein Journalist, der keine Feinde hat, hat noch nie investigativ recherchiert. :-)

  7. Buratino am März 2nd, 2013 12:29 pm

    Hm.
    Vielleicht solltest Du mal wieder investi – gieren?
    Immerhin sind, auch wenn Du das bildmäßig nicht
    zugeben wirst, 15 Jahre vergangen.

    Vielleicht ist das zwischen Dir und dem CCC
    liegende Zyklon B bereits verdunstet?

  8. elvis am März 2nd, 2013 12:35 pm
  9. Buratino am März 2nd, 2013 2:03 pm

    elvis meinte:

    > Seit 1996

    Zu der Zeit war Burksi noch „Baby“ im Netz.

    Sonst hätte er nicht, mangels Hintergrund, später behauptet, das Hacker nicht gefährlich leben. Dabei ist Blei giftig, das hat sogar Herr Gaspard investigativ recherchiert. ;-)
    Das Burkhard *KEIN* IM des Landeskriminalamtes ist, hat er ja inzwischen mehrfach bewiesen.

    ..

  10. admin am März 2nd, 2013 4:10 pm

    Was hast du denn geraucht?

  11. Buratino am März 2nd, 2013 4:32 pm

    Kaugummizigaretten. ;-)

  12. Thomas am März 3rd, 2013 5:06 pm

    also ich habe 2002 angefangen und wohne in berlin. erst ein paar monate auf blogger.com geschrieben, dann auf blogger.de, wo ich bis heute rumtippse.

    überhaupt gab es vor 2004 und wordpress schon antville (als damals sehr mächtiges, bis heute gut modifzierbares blogsystem). die community um antville war um 2001 auch sehr aktiv, mit sehr vielen berliner bloggern. blogger.de basiert auch auf antville.

    blogger.com, bzw blogspot (damals gerade frisch von google aufgekauft), gab es damals auch schon, war aber noch ziemlich pfriemelig – kein vergleich zum heutigen klickibunti-komfort.

    auch newfilmkritik.de gibt es seit 2001 und wird bis heute befüllt. überhaupt sind diverse berlinblogger der ersten stunde (dies aber auch eher in der kulturblog-szene) bis heute aktiv, ekkehard knörer z.B. begann sein antville-blog 2002 – 2009 ist es eingedämmert, aber er bloggt für die zeitschriften cargo und merkur weiter, die er beide redaktionell betreut.

  13. Thomas am März 3rd, 2013 5:14 pm

    Funny sidenote: Im Winter 2004 habe ich an der Uni ein Referat zum Thema Bloggen gehalten – Kulturwissenschaft, ein sehr gut besuchter Einführungskurs mit dem Thema „Alltagskultur“. Als ich da so erzählt habe, wie das mit dem Bloggen läuft, was es da für Szenen und Milieus gibt, etc. pp. war das Staunen noch enorm groß. „Bloggen“ kannte als Begriff kein Mensch, dass es Leute gibt, die „was ins Internet schreiben“, war für alle völlig Zukunftsmusik. Auch die These, dass, wer eine E-Mail schreiben kann, im Grunde auch bloggen kann, erntete vor allem ungläubige Kommentare.

    Acht Jahre ist das her – unglaublich, wie wenig Zeit das eigentlich ist, und wieviel sich seitdem im alltäglichen Netzumgang geändert hat.

  14. Thomas am März 3rd, 2013 5:25 pm

    … huch, und den hier sich sogar in der Blogroll befindlichen Spreeblick sollte man nicht vergessen. Der sendet immerhin auch schon seit April 2002 ;)

  15. admin am März 3rd, 2013 8:06 pm

    @Thomas: Ich blogge nicht unter fremden Domains, die hätten mich schon längst abgeklemmt…

  16. Buratino am März 3rd, 2013 10:48 pm

    Da muss ich dem Admin Recht geben.

    Wer läßt denn sonst schon gerne Steganografie
    auf seiner Domain zu? ;-)

  17. Andreas Gohr am März 8th, 2013 4:15 pm

    Tja, tut mir leid jetzt hast wohl nur noch den dritten Platz bei den Bloggern aus Berlin – mein erster Post ist vom Februar 2002: http://www.splitbrain.org/blog/2002-02/05-2002_02_05 ;-)

  18. admin am März 8th, 2013 4:29 pm

    Dir trete ich gern den zweiten Platz ab :)

    „Please enable JavaScript to view the comments powered by Disqus. blog comments powered by Disqus“ ?? Muss das sein? Bei mir kann aber ohne Javascript kommentieren…. SCNR

  19. epicykel am März 12th, 2013 1:53 am

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