Nazis im Netz

Ein Artikel von mir auf Hyperland, dem Blog des ZDF.

Der Artikel wurde so stark gekürzt, dass ich den wohlwollenden Leserinnen und geneigten Lesern diejenigen Stellen nicht vorenthalten will, die der Zensur Schere im Kopf der verantwortlichen Redakteure zum Opfer fielen. Da im Internet Platz genug ist, kann es an der Länge ja nicht gelegen haben. Nach dem zweiten Absatz hatte ich geschrieben:

„Das stimmt heute auch noch. Die Textbausteine müssten nur geringfügig geändert werden, nur dass es sich nicht mehr um die vorsintflutlichen Mailboxen des ‚Thule-Netzes‘ handelt, sondern um das Internet. Leider entpuppten sich später die maßgeblichen Drahtzieher des ultrarechten Mailbox-Verbundes als Spitzel des Verfassungsschutzes wie etwas Kai D., Pseudonym „Undertaker“. Man kann heute auch nicht sicher sein, ob Neonazi-Websites nicht in Wahrheit vom Inlands-Geheimdienst gesteuert werden. Gerade die aktivsten ultrarechten Kader waren oft auch V-Leute.

Nazis sind also im Internet. Sie haben jetzt mehrere Optionen, wenn Sie dennoch weiterlesen wollen. Wenn Sie ein Jugendschutzwart sind oder ein Lobbyist der Überwachungslobby und meinen, Verbote seien geeignet, Rassismus und Antisemitismus offline und online würden abnehmen, wenn der Staat nur ‚hart durchgreife‘, dann surfen Sie bitte nach jugendschutz.net.

Wenn Sie meinen, Lichterketten hülfen gegen die braune Brut, also Aufklärung nutzte gegen Vorurteile, und die Jugend sei irgendwie gefährdeter als Erwachsene, dann haben Sie vermutlich im Geschichtsunterricht gefehlt, als der Nationalsozialismus dran war.

Oder sie gehören zu den Gutmeinenden: Sie selbst seien im Netz weltanschaulich nicht gefährdet und dürften auf Neonazi-Websites surfen und nähmen keinen Schaden. Vor anderen sollten jedoch Nazi-Links verborgen werden, weil man nicht sicher sein könnte, ob der dauerhafte Anblick einschlägiger Propaganda nicht doch die Gesinnung nach rechts driften ließe. „Netz-gegen-Nazis.de“ oder „Endstation Rechts“ sind dann gute Adressen, nur werden Sie dort keine Links zu Neonazis finden.“

Der Link zu dem von mir erwähnten Youtube-Video über die „Sturmtruppen“ ist auch der freiwilligen Polit-Selbstkontrolle dem Rotstift zum Opfer gefallen. Der letzte Absatz sah im Original-Manuskript so aus:

„Dummerweise ist man sich in Deutschland auch gar nicht einig, was ‚rechts‘ bedeutet. Die Salonfaschisten der „Jungen Freiheit„, völkische Apologeten der Volksparteien oder nur neofaschistische Politsektierer wie Christian Worch? Nazis im Internet, so kann man ketzerisch vermuten, sind vielleicht gar kein Problem, sondern, wie auch offline, nur ein Symptom, wie es in der Mitte der Gesellschaft aussieht.“

Man kann also sehr schön und pädagogisch wertvoll sehen, was geschrieben bzw. verlinkt werden darf und was nicht. Alle Links, die direkt zu Neonazi-Websites führten (die das Thema des Artikels waren), sind verschwunden.

Ich hatte meinen Artikel noch einen Hinweis an die öffentlich-rechtliche Anstalt beigefügt:

„An die Glaubensgemeinschaft German Internet Angst (Vgl. dejure.org/gesetze/StGB/86.html):
Absatz 3: (3) Absatz 1 gilt nicht, wenn das Propagandamittel oder die Handlung der staatsbürgerlichen Aufklärung, der Abwehr verfassungswidriger Bestrebungen, der Kunst oder der Wissenschaft, der Forschung oder der Lehre, der Berichterstattung über Vorgänge des Zeitgeschehens oder der Geschichte oder ähnlichen Zwecken dient. (vgl. http://www.burks.de/kafka.html)

Wenn das ZDF jedoch nicht der staatsbürgerlichen Aufklärung dient und keine Links setzt, muss ich das dann auf meinem Blog nachholen.

Wenn das ZDF der irrigen Medientheorie huldigt, der Anblick von Neonazi-Propaganda mache zum Neonazi und man dürfe deshalb keine Links setzen, dann widerspräche das grob den zentralen inhaltlichen Aussagen meines Textes.“

Quod erat demonstrandum.

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Kommentare

2 Kommentare zu “Nazis im Netz”

  1. elvis am Dezember 6th, 2012 4:22 pm

    Äh, welchen Artikel meinst Du?

    Meinst Du den der über den Kommentaren von Linuxhelfer steht oder bist Du Linuxhelfer? Der Artikel von Linuxhelfer ist grösser als der eigentliche Artikel.

  2. admin am Dezember 6th, 2012 4:35 pm

    ich bin nicht linuxhelfer, sondern der, der den Artikel geschrieben hat :)

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