Das Ministerium für Wahrheit informiert

Das Ministerium für Wahrheit informiert: Wer seine Arbeitskraft auf dem Markt anbietet und sie jemandem für Geld gibt, heißt Arbeitnehmer. Wer die Arbeitskraft in Anspruch nimmt, heißt Arbeitgeber, damit das Ausbeutungs- und Abhängigkeitsverhältnis verschleiert wird und sprachlich in einem besseren Licht erscheint.

Ganz neu: Entlassungen von Arbeitern und Angestellten heißen jetzt Stellenabbau. Dann hört es sich nicht so schlimm an.

Die örtliche Sprachwarte in den jeweiligen Medien wurden informiert, um die gewünschte Sprachregelung im Sinne des Kapitals durchzusetzen.

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Kommentare

11 Kommentare zu “Das Ministerium für Wahrheit informiert”

  1. altautonomer am September 21st, 2012 11:04 am

    Und Armut heißt jetzt Wohstandsdelle.

  2. ...der Trittbrettschreiber am September 21st, 2012 12:03 pm

    Ja – und wir sind es ja, die diese Vokabeln nur allzu gern auswendig lernen und im konkurierenden Kreise unserer „Mitbewerber“ iterativ verwenden, um zu zeigen, dass wir von heute, up to date sind.
    Und – könnte ich als Journalist existieren, wenn ich in der Sprache der „Wahrheit“ nur Wahres unverschleiert publizieren würde?

  3. rainer am September 21st, 2012 12:09 pm

    …wie hiess es damals (Degenhardt..?)..:

    der Arbeiter heisst Arbeiter, weil er arbeitet…

    der Unternehmer heisst Unternehmer, weil er etwas unternimmt…..

    Würden die Arbeiter etwas unternehmen, müssten die Unternehmer arbeiten…lach

  4. Chefarztfrau am September 21st, 2012 12:13 pm

    „Ganz neu: Entlassungen von Arbeitern und Angestellten heißen jetzt Stellenabbau. Dann hört es sich nicht so schlimm an. “

    … das ist aber mal die ganz falsche Formulierung, lieber Burks. Tatsächlich muss es FREISETZUNG heißen. Bei den derzeitigen Haltungsbedingungen der Nützlingspopulation ist der Begriff nicht mal euphemistisch.

  5. ninjaturkey am September 21st, 2012 2:40 pm

    Ne ne, liebe Chefarztfrau, Das heißt schon „abbauen“, weil beim einstigen Abbauen in der Bedeutung ja was Brauchbares gewonnen wird. „Freisetzen“ ist seit Tschernobyl und allerspätestens seit Fukushima doch eher negativ konnotiert.

  6. Patrix am September 21st, 2012 5:02 pm

    Ein Arbeitnehmer ist ein Arbeitskraft-Geber, umgekehrt ist ein Arbeitgeber ein Arbeitskraft-Nehmer. Man kann ersteren auch als Leistungsgeber, zweiteren als Leistungsentlöhner bezeichnen.

    Wenn wir uns dann noch bewusst werden, dass es den Afrikanern nicht besser geht nur weil man sie nicht mehr Neger nennen darf, können wir uns wieder den real existierenden Problemen dieser Welt zuwenden.

  7. Kapitalistenschwein am September 21st, 2012 5:16 pm

    Warum regen Sie sich denn eigentlich über „Stellenabbau“ so auf ? Ihrer eigenen, wie immer messerscharfen Analyse zu Folge, handelt es sich bei den Entlassungen doch um einen großen Gewinn für die armen Arbeiter und Angestellten, müssen jene sich doch nicht mehr üblen „Ausbeutungs- und Abhängigkeitsverhältnisen“ unterwerfen.
    Oder befürworten Sie als pluralistischer Marxist etwa Abhängigkeit und Ausbeutung ?

  8. admin am September 21st, 2012 5:28 pm

    Ich rege mich gar nicht auf.

  9. nh am September 21st, 2012 5:40 pm

    Mir geht bei dieser Bertelsmann-Sprachregelung das NACHHALTIGE ab.
    2 H ? ein H ? Egal es ist T.i.n.a.

  10. waldbaer am September 22nd, 2012 1:01 pm
  11. Alter Nihilist am September 25th, 2012 3:21 pm

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