Die SPD und die Sehnsucht nach der Freiheit

„Ich kenne viele Sozialdemokraten, die geradezu Krämpfe bekommen, wenn von den Leuten, die links von ihnen stehen, die Rede ist. Die Wut dieser Knaben, die in dem Augenblick, wo sie in der Regierung sitzen, alles vergessen, was sie vorher gepredigt haben, um in die Regierung zu kommen, diese Wut ist mit dem Seelenzustand eines angebundenen Haushundes zu vergleichen, dem sich das Fell sträubt, wenn nachts in der Ferne die Stimme des Wolfs ertönt. Es ist der Bruder, der ruft, der fast vergessene Bruder, den der Hund verraten hat, als er des Fressens halber zum Menschen ging, um die Herden zu bewachen. Der Hund reißt an der Kette und kläfft. In seinem wütenden Gebell ist Hass, Furcht und ganz, ganz zuunterst Reue, Scham, Gewissensbisse und die längst mit Gewalt unterdrückte Sehnsucht nach der Freiheit, die der andere hungrige Vagabund genießen darf.“ (Kurt Tucholsky über die SPD, zitiert nach Oskar Lafontaine)

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Kommentare

2 Kommentare zu “Die SPD und die Sehnsucht nach der Freiheit”

  1. ... der Trittbrettschreiber am Juni 5th, 2012 5:37 am

    …rührend, in unserem Dorf gab es eine Rinne quer über die Straße. Jedes Auto, das darüber fuhr machte einen Hopser und die Insassen befanden sich für eine Nannosekunde im Zustand der Schwerelosigkeit. Der SPD-lastige Gemeinderat tagte jeden Mittwoch, um diesen Mißstand zu erörtern. Nach zwei Jahren (zwei ganze lange Jahre Reden und Argumentieren in einem Dorfkrug) war es soweit: Die Rinne sollte um ein paar Zentimeter angehoben und begradigt werden.
    Die Rinne ist heute noch da. Ich bleibe jedes Mal stehen und staune, denn die Autos hopsen immer noch. Irgendwann bin ich umgezogen.
    Nach Schilda, da habe ich erste Anzeichen von Vernunft kennengelernt.

  2. Michael am Juni 5th, 2012 9:15 pm

    Hihi, der gute Kurt, mal wieder. Der wird bestimmt nochmal verboten. Dessen Aussagen erweisen sich einfach viel zu oft als allzu langzeitstabil. Das geht ja wohl gar nicht. :)

    BTW: http://de.wikiquote.org/wiki/Kurt_Tucholsky

    Nach SPD greppen bringt:

    „Es is so ein beruhjendes Jefiehl. Man tut wat for de Revolutzjon, aber man weeß janz jenau: mit diese Pachtei kommt se nich.“ – Über die SPD, „Ein älterer, aber leicht besoffener Herr“, in: „Die Weltbühne“, 9. September 1930, S. 405

    und

    „Wie rasch altern doch die Leute in der SPD –! Wenn sie dreißig sind, sind sie vierzig; wenn sie vierzig sind, sind sie fünfzig, und im Handumdrehn ist der Realpolitiker fertig.“ – „Schnipsel“, in: „Die Weltbühne“, 9. August 1932, S. 205, zeno.org

    Auch der grosse Rest ist fast durchweg lesenswert.

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