Lechts- und Rinksverschiebung in NRW oder: Schafft eins, zwei, drei viele Griechenlands!

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Quelle der Grafik: ZDF

Natürlich muss ein kleines, unbedeutendes und Mainstream-feindliches Blog den wohlwollenden Leserinnen und geneigten Lesern nicht erzählen, wie die Wahlen in NRW ausgegangen sind.

Wir erwarten vom Geschwätz aller Damen und Herren, die jetzt die Stehpulte und Talkshows bevölkern werden („Ich danke den Wählerinnen und Wählern“ blafasel) nicht, dass es Substantielles enthalte. Der Wahlkampf in Deutschland wird bekanntlich immer US-amerikanischer, das heisst: inhaltsleerer, was an der Kandidatin der SPD zu sehen war, die sich vom Mann und vom Sohn umrahmen ließe bei ihrem Geschwätz. Ich erwarte, dass man Politiker in Zukunft nur noch zusammen mit Heiler-Welt-Ikonografie Kindern und Kinderkindern und Lebensabschnittsgefährtinnen gezeigt werden. Wer keine Familie hat, muss eben einen Schäferhund mitbringen.

Die Wahlbeteiligung in NRW war exakt so hoch wie 2010. Eine Variable weniger – das erleichtert die Analyse. Gab es eine „Linksverschiebung“, wie Ex-Focus-Mann Helmut Markwort meinte? Rund 90.000 Stimmen zog die SPD von der CDU ab, gleichzeitig gab die fast genauso viel an die Piraten weiter.

Markwort redet also gewohnt dummes Zeug. Wenn überhaupt, dann gab es eine „Rechtsverschiebung“: Nicht die Wähler ändern ihre Meinung, sondern die Parteien verkaufen sich anders, damit sie für andere Wähler wählbar werden. Die SPD war also für viele die bessere CDU. Und die Piraten waren für viele die bessere Linkpartei. So sieht es nämlich aus.

Man sieht, dass der prozentuale Anteil der Grün- und FDP-Wähler seit 2010 fast identisch ist. Da die CDU-Wähler nicht zu Hause geblieben sind, bedeutet das: Die SPD hat gewonnen, weil sie von de CDU und den Linken etwas abgesaugt hat.

Genau das wird natürlich im Beitrittsgebiet auch passieren – die Linkspartei wird weiter erodieren. Davon wird aber wegen des fehlenden konservativen „alternativen“ Milieus nicht die Partei der Grünen profitieren, sondern die SPD.

Ich bin übrigens ein großer Fan von Alexis Tsipras in Griechenland, der die zersplitterte Linke Griechenlands einigermaßen geeint hat und der klugerweise mit den kurrupten Altparteien dort nicht kungelt, sondern sie vor die Wand laufen lässt.

Es wäre doch schön, wenn Deutschland auch „unregierbar“ wäre. Dann würde man endlich merken, dass es auf die Regierung gar nicht ankommt, sondern dass die Macht in den Händen des Kapitals liegt, das sich seine Marionetten aussuchen kann, weil niemand das System in Frage stellt. Schafft eins, zwei, drei viele Griechenlands!