Schutztruppen und fanatisierte mohammedanische Neger

Morgenpost

Deutsche Kulturbilder der Berliner Morgenpost November 1929 – diese „Postkarte“ ist eine Quittung der Berliner Morgenpost „über 60 Pfennig für die 48. Woche vom 14.11. bis 30.11.1929“.

Nicht jeder wird wissen, in welchem historischen Zusammenhang der Begriff „Schutztruppen“ steht, den unsere mental gleichgeschalteten Medien für die alliierten Besatzertruppen – darunter die Bundeswehr – in Afghanistan benutzen.

Dieses „Kulturbild“ beschäftigt sich mit Georg Schweinfurth und Gustav Nachtigal, beides so genannte „Afrika-Reisende“ bzw. „Forscher“. Letzterer war auch Arzt; nach ihm ist noch heute ein Platz in Berlin benannt.

Unter dem Mantel der wissenschaftlichen Forschung werden schlicht imperialistische und kolonialistische Ziele verfolgt. Das Bild – zwei hell gekleidete „Forscher“ mit Tropenhelm, die von dummen Negern umringt werden – ist ein gern benutzter Topos bis heute – die jeweiligen Eingeborenen sind keine „Naturvölker“ mehr, sondern zum Beispiel Studenten, die beim „Aufbau“ ihres Landes mithelfen. (By the way: Was bedeutet eigentlich „Aufbau“ – zu was? Zur „Erschließung“ für wen?)

Auf der Rückseite des „Kulturbilds“ lesen wir u.a.:
Der schwarze Erdteil, Afrika, lag Jahrhunderte unerforscht. (…) Erst im 19. Jahrhundert ging man daran, dieses ungeheure Gebiet zu erforschen. Eine große Reihe von Forschungs-Expeditionen zog in das Innere des dunklen Erdteils, den schwarze Naturvölker bewohnten. (…)

So war die Erschließung Afrikas für den neuzeitlichen Handel nicht nur wissenschaftlich beeinflußt, sondern auch von politischen Motiven bestimmt. Deutschland, das politisch zerrissen war, blieb deshalb trotz des Aufschwungs (…) zunächst im Hintergrund. (…)

Nachtigal hat in Westafrika an verschiedenen Stellen im Auftrag Bismarcks die deutsche Flagge gehißt, um sie zu Kolonien des Reiches zu machen (…).

Wißmann hat den schwarzen Kontinent durchquert und war nachher Beamter des Reiches in Deutsch-Ostafrika, als Führer der Schutztruppe.

Edmund Schnitzer (…) hat die abenteuerlichste Laufbahn gehabt. Er war in der Provinz Äquatoria, im Quellgebiet des Nil, Gouverneur, wurde durch einen Aufstand der fanatisierten mohammedanischen Neger abgeschnitten und hielt jahrelang seinen verlorenen Posten..

Wie sich die Metaphern gleichen: Damals waren es die „fanatisierten mohammedanischen Neger„, heute sind es die „extremistischen“ Islamisten und Taliban. Und die Bundeswehr hält schon wieder jahrelang auf verlorenem Posten aus.

Wikipedia zu Nachtigal: Am 5. Juli 1884 errichtete Nachtigal die sogenannte deutsche „Schutzherrschaft“ über das Gebiet von Togoland (heute Togo bzw. Teilgebiet von Ghana). Am 14. Juli stellte er Kamerun „unter deutschen Schutz“. Im selben Jahr beglaubigte er die teilweise betrügerisch erworbenen Rechte bzw. Landerwerbungen der Firma Lüderitz in Südwestafrika, dem heutigen Namibia…