Das Wort mit dem Glimpf

verunglimpfung

Die FAZ und andere berichten über eine schwer wiegenden Fall von Majestätsbeleidigung und Verunglimpfung des Staatsiberhauptes (§ 90 STGB: „Verunglimpfung des Bundespräsidenten“).

Es geht um ein Foto, das ein Blogger auf Facebook veröffentlich hatte (zusammen mit dämlichen Kommentaren), das die Ehefrau des Herrn Christian Wulff mit ausgestrecktem Arm zeigt, der an den Hitlergruß erinnert.

Für mich sieht das Foto eindeutig nach eine Montage aus – Photoshop oder Gimp. Außerdem ist es geschmacklos, bei jeder – hier unpassenden Gelegenheit – irgendwas mit „Nazi“ suggerieren zu wollen.

In den Jurablogs lesen wir:
Daß es sich insgesamt nicht um einen Ritt über den Ponyhof handelt, erkennt der Laie schon daran, daß es die Staatsschutzkammer des Landgerichts ist, die über diese Sache verhandelt. Was vor dieser Kammer sonst noch so Thema ist, kann man sich in § 74a GVG zu Gemüte führen.
Ob dieses Verfahren, was der BPräs. mit seiner “Ermächtigung” (eine Art qualifizierter Strafantrag) losgetreten hat, tatsächlich so sinnvoll ist, scheint mir zweifelhaft. Und zwar nicht nur hinsichtlich des Streisand-Effekts (…).
Die Verunglimpfung ist eine Spezialität der Beleidigung nach § 185 StGB. Speziell ist beispielsweise die Strafandrohung: Mindestens 3 Monate Kerker.

Ich habe mich schon immer gefragt, woher dieses grauenvolle Wort mit dem Glimpf stammt. In meinem etymologischen Wörterbuch steht das Verb verunglimpfen nicht, aber im deutschen Wortschatz online:

Synonyme: anschwärzen, beeinträchtigen, beleidigen, denunzieren, diffamieren, diskreditieren, entwerten, entwürdigen, herabsetzen, herabsetzen, herabwürdigen, herabwürdigen, schlechtmachen, schmähen, schmähen, verdächtigen, verleumden, verleumden, verschreien, verteufeln
vergleiche: diffamieren
ist Synonym von: abwerten, andichten, anfeinden, angreifen, anhängen, anschwärzen, attackieren, bewerfen, diffamieren, entwerten, erniedrigen, herabwürdigen, lästern, madig, nachreden, nachsagen, schlechtmachen, schmähen, verkleinern, verleumden, verschreien, verteufeln
.

Im Köbler, Gerhard, Deutsches Etymologisches Wörterbuch, 1995. lesen wir:
verunglimpfen, V., verunglimpfen, beleidigen, 15. Jh., zu Unglimpf, M., Beleidigung

Der Duden benennt „mittelhochdeutsch ungelimpf, althochdeutsch ungelimfe“, und das führt zur Sprachwurzel der Glimpf, der sogar schon im Althochdeutschen vorkommt:
mittelhochdeutsch g(e)limpf, althochdeutsch gilimpf = angemessenes Benehmen, zu mittelhochdeutsch gelimpfen, althochdeutsch gilimpfen = etwas angemessen tun, rücksichtsvoll sein, ursprünglich = schlaff, locker sein.

Warum erinnert mich das jetzt an Gelumpe bzw. an einen Lumpen?

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Kommentare

2 Kommentare zu “Das Wort mit dem Glimpf”

  1. Usul am Januar 2nd, 2012 7:12 pm

    Dieses Bild ging schon mal 2010 rum, ich glaube daher nicht, dass es mit Photoshop bearbeitet wurde. Hier gibt es noch Reste von der Verlinkung:

    http://twicsy.com/i/v9a4m

    Dummerweise ist das eigentliche Linkziel mit dem Bild aber nicht mehr vorhanden, aber es war dieses Bild bzw. diese Szene. Ich konnte mich nur noch an ungefähren Wortlaut des Tweats erinnnern und fand diesen Rest daher praktisch sofort.

    Kannst auch mal in der Bildersuche von Google nach „malte welding oh mein gott ihr arm“ suchen, bei mir war das dritte Bild das thematisierte, es ist aber nur noch ein Thumbnail vorhanden, aber der verweist eindeutig auf einen Beitrag von 2010.

  2. Granado am Januar 3rd, 2012 12:40 am

    Grauenvoll? Nach Fug und Billigkeit und Glimpf – dreifach wird konkret angemessene Rechtsanwendung beschworen.
    Grimm, Dt. Wörterbuch:
    Adj./Adv. glimpf (15./16. Jh.): zuständig, gebührlich, anständig
    Subst. Glimpf (seit Notker): Angemessenheit…
    „Schimpff sol haben Glimpff“ (1545)
    Unglimpf (Unrecht): Marggraff Albrecht verunglimpft (bei einer Gerichtsverhandlung) die von Nürnberg…
    „glimpflich“ also nicht einfach „gnädig“.
    Na gut, sekundär: Milde.

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