Bastard-Politik: followd mir, ihr Mashups!

mashup

Meedia.de: „Steffen Seiberts Google+-Account ist ein Fake (…) Der Betreiber des Fake-Profils remixt Ausschnitte aus Seiberts digitalem Leben zu einem Google+-Mashup.“

Mashup? Mein frisch erworbenes Taschenwörterbuch Englisch (1584 Seiten, Langenscheidt 2011) kennt das Wort nicht. Zugeben: das Wort ähnelt der im Deutschen wohl bekannten „Matsche“, und „zusammengematscht“ ist irgendwie zu lang, unrhythmisch und auch ein heller Schimmel („auseinandergematscht“ geht gar nicht).

Wikipedia hilft: „Mashup (von englisch to mash für vermischen) bezeichnet die Erstellung neuer Medieninhalte durch die nahtlose (Re-)Kombination bereits bestehender Inhalte. Der Begriff stammt aus der Welt der Musik und bedeutet dort im Englischen so viel wie Remix (vgl. Bastard Pop). In den deutschen Sprachraum wurde der Begriff rund um das Schlagwort Web 2.0 importiert, da Mashups als ein wesentliches Beispiel für das Neue an Web 2.0 angeführt werden.“

Was ist verwerflich an der nahtlosen „(Re-)Kombination bereits bestehender Inhalte“? Ob nun Seibert höchstpersönlich sinnfreie Textbausteine produziert („Kanzlerin verurteilt Anschläge scharf“, „Kanzlerin verurteilt Anschläge nicht“ [aber hallo?]) oder jemand anderes – spielt das irgendeine Rolle?

Bastard Pop – der Begriff gefällt mir. Ich schöpfe hiermit einen neuen: Bastard-Politik bedeutet, dass jemand bereits bestehende politische Sprechblasen neu zusammenmatscht, dass sie neu aussehen, es aber nicht wirklich sind. Natürlich wusste ich schon im voraus, dass ich nur von Fakes umgeben bin. Das Leben ist eine Blase!

Nein, falsch: Das Leben ist in Wahrheit Second Life, und der das hier schreibt, ist im realen Leben der oben abgebildete Avatar (links)!

Vielleicht ist auch Steffen Seibert gar nicht echt, sondern nur der wahre Heino ein Avatar. Zu den Inhalten würde das ja passen.

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Kommentare

One Kommentar zu “Bastard-Politik: followd mir, ihr Mashups!”

  1. Ich am Juli 23rd, 2011 10:55 am

    Die Kunst ist ja voll mit „Mashups“, Re-Kombinationen und Zitaten, dort findet es niemand verwerflich. Hat Picasso je Urheberrechtsklagen führen müssen?

    Seiberts Google+1 Account ist ein Kunstprojekt, das möglicherweise näher an der Wahrheit liegt, als das Original. Der Sinn der Kunst liegt darin, den Betrachter zu fordern und dennoch zu verstehen und Wahrheiten an die Oberfläche zu befördern.

    Lehmann sagt: „Kunst findet ihren sozialen Sinn in der Provokation neuer gesellschaftlicher Selbstbeschreibungen … der Ort dieser Kritik liegt aber nicht unmittelbar in der Lebenswelt der Menschen, sondern in der von den Humanmedien konstruierten Sphäre der Hochkultur – in der sich, wenn sie funktioniert, moderne Demokratie restabilisiert.“

    Also sind „Mashups“ gar nicht verwerflich, wie immer behauptet, sondern vielmehr demokratiefördernd. Das sollten die Herren und Damen Berufsentrüsterer und Moralapostel begreifen.

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