Umstrittener Religions-Stifter

Morgenpost

Deutsche Kulturbilder der Berliner Morgenpost Februar 1929 – diese „Postkarte“ ist eine Quittung der Berliner Morgenpost „über 60 Pfennig für die 15. Woche vom 07.4. bis 14.4.1929“.

Passend zum Kirchentag der Evangelen: „Luthers Werk wird von den einen als ketzerische Spaltung betrachtet. Als Religions-Stifter ist seine Gestalt umstritten. Unumstritten ist sein Verdienst umd das deutsche Schrifttum.“

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Beten, Bomben, Bahnsteigkarten im Hauptbahnhofklozentrum

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Heute habe ich eine Führung im Hauptbahnhof Berlin gemacht – meine Eltern leben zwar in Berlin, hatten ihn aber bisher noch nicht zu Fuß erkundet. Und mit 85 macht man das auch nicht so einfach.

Zu Rollerkoffern hatte ich schon etwas gesagt. Da ist mir ein Rollator doch lieber.

Da fällt mir ein: Weiß eigentlich noch jemand, was eine Bahnsteigkarte ist? „Der Bahnsteig durfte nur von Reisenden mit gültigem Fahrausweis betreten werden, dazu waren die Bahnsteige mit einer Bahnsteigsperre versehen, an der ein Bahnhofsschaffner die Kontrolle der Fahrausweise vornahm. In der Regel hatte jeder Bahnsteig eine eigene Bahnsteigsperre, so daß auch beim Umsteigen eine Kontrolle der Fahrausweise erfolgte. Auch bei einer Fahrtunterbrechung wurde vom Bahnhofsschaffner eine entsprechende Lochung der Fahrausweise vorgenommen. Wer ohne Reiseabsicht einen Bahnsteig betreten wollte, mußte eine Bahnsteigkarte lösen.“ Seit wann gibt es die eigentlich nicht mehr in Berlin? (Bahnsteigkarten kann man noch in Hamburg und München kaufen -das wusste ich nicht.)

Lenin sagte treffend: „Revolution in Deutschland? Das wird nie etwas, wenn diese Deutschen einen Bahnhof stürmen wollen, kaufen die sich noch eine Bahnsteigkarte!“ Und schon sind wir beim Thema „WC Center“, früher vermutlich bekannt als „Klosett Zentrum“. Davon gibt es nur eins im Berliner Hauptbahnhof.

„Demnächst zieht rail & fresh hier ein“, heisst es in einem Blog über den Hauptbahnhof, „und verspricht ‚Sauberkeit und Hygiene‘, ‚architektonisch anspruchsvolles Design, Duft und Musik‘. Verlangt wird für dieses Erlebnis künftig 1 Euro, dafür bekommt man einen Wertbon in Höhe von 50 Cent, den man anschließend in einem der rail & fresh Partnershops einlösen kann.“

Die wohlwollenden Stammleserinnen und geneigten Stammleser werden nicht überrascht sein, dass der Autor dieser unmaßgeblichen Zeilen schon a priori gemutmaßt hat, auch die Kommerzialisierung der Notdurft sei ein Beweis für die ehernen Gesetze des Kapitalismus, denen auch nichts entrinnt, noch nicht einmal ein Haufen Scheiße, den man zu Geld machen kann bzw. nicht ihn, sondern das Drumherum.

Natürlich gab es eine Schlange vor dem „WC Center“, sonst wäre es ja kein „Center“, sondern nur eine Filiale (die man im Hauptbahnhof zwecks größeren Reibachs weggelassen hat.) Das geht heutzutage so: Um ein öffentliches Klosett aka „WC Center“ betreten zu können, muss man zunächst ein Handbuch lesen, das darüber Auskunft gibt, wie die Sperre, die heute kein Drehkreuz mehr ist, sondern aus Plastik besteht (formerly known as Plaste und Elaste aus Schkopau), zu passieren wäre. Der Kunde zahlt 80 Cent, hört aber nicht, wenn eine der Münzen durchfällt (vermutlich zu viel abgerubbelt und zu leicht befunden), weil es so laut ist. Man steht also dumm herum und wartet darauf, dass sich die Plaseundelastesperre bewegt, tut sie aber nicht. Zum Glück hat die Firma, die dieses profitorientierte Scheißhaus betreibt, extra jemanden angeheuert, der den Leuten, die nicht durch die Sperre kommen und sich schon den Schritt halten, erklärt, warum das so ist.

Wer dann endlich drin ist, landet auch als Mann im Damenklo, das nicht gesondert durch eine Tür abgesperrt ist (ich gehe als Mann per default geradeaus und nicht in Schlangenlinien um die Ecke, ihr Rail & Fresh-Dödel!). Zum Glück hat die Firma, die dieses profitorientierte Scheißhaus betreibt, extra jemanden angeheuert, der den Leuten sagt, dass sie ins falsche Klo geraten sind.

Wenn man dann die Hände waschen will, aber kein Wasser kommt, muss man jemanden fragen, warum das ist, weil die Firma, die dieses profitorientierte Scheißhaus betreibt, leider nicht jemanden angeheuert hat, der den Leuten sagt, was sie tun müssen, um den verdammten Wasserhahn in Gang zu setzen. Ich musste einen Japaner fragen, der sich neben mir aus welchen Gründen auch immer die Zähne putzte (die Asiaten sind ja so reinlich), der mir durch einschlägige Gestik demonstrierte, wie die Armatur dazu zu bewegen war, das erfrischende Nass von sich zu geben.

Ich musste ohne konkreten Grund an den das Volk verdummenden und volkskriegshetzenden Spiegel-Redakteur Matthias Matussek denken. Am 16.02.2010 schrieb ich über Matussek:

Matthias Matussek, Spiegel-Autor und „Onlinejournalist des Jahres“ 2008, ist praktizierender Katholik und beichtet „seine Sünden bis heute regelmäßig.“ Das erinnert mich an Traktat: „Ohne Gott – eine Frage der Berufsehre“. „Dürfen Journalisten höhere Wesen verehren oder gar Mitglied einer Religionsgemeinschaft sein? Nein, natürlich nicht. Respektlosigkeit und Mut zur Aufklärung gelten als journalistische Tugenden. In Deutschland herrscht jedoch finsteres Mittelalter, wenn Religion zum Thema wird.“ Quod erat demonstrandum.

Matussek faselt aktuell bei Spiegel online, Thomas de Maizière zeige, „wie es seriös geht: Er verteidigt seine Soldaten – und die Ehre der Christen.“ Der Ehre der Christen – als wenn es so etwas gäbe! Christen sind Leute, die höhere Wesen verehren, also einem dummen Aberglauben frönen, den kluge Menschen schon vor 300 Jahren meinten aussterben zu sehen, und die sich dabei von Pfaffen vordenken lassen. Matussek jedoch schraubte seinen Kopf ab zum Gebet und plant vermutlich schon, jetzt zum Militärpfarrer umzuschulen:

„Und so tat der fast immer besonnene Verteidigungsminister, der evangelische Christ Thomas de Maizière, recht daran, als er auf dem Kirchentag forderte, für Opfer und Täter gleichermaßen zu beten. Auch für die Taliban? Auch für die Taliban. Geht das denn, bomben und beten? Aber sicher.“

Leg dich in einen Schützengraben, du moralisch verkommener Sack, und lass dir am Hindukusch den Arsch wegbomben, Matussek, du elender Feigling und Schreibtischtäter, bevor du uns hier mit deinem kriegslüsternen pfäffischen Geschwätz belästigst, das spätestens seit Voltaire, Diderot, Marx und Feuerbach, Siegmund Freud und Friedrich Nietzsche in den Mülleimer gehört!

Ich habe mir immerhin im Hauptbahnhofklozentrum die Hände waschen können und musste sogar beim Hinausgehen nichts bezahlen (ich fragt den zuständigen Klowart und er verneinte höflich).

Ich trinke jetzt erst einmal einen Grappa, um mich zu erholen…

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Gau Opladen

Leverkusener Anzeiger: „Ratsherr Manuel Lindlar, der aus der Partei ‚Die Linke‘ ausgetreten war, kündigte die vollzogene Neugründung von ‚Die Partei‘ an, für die er als Einzelkämpfer eintreten wolle. Er werde ‚vehement für die Eigenständigkeit Opladens eintreten und bis mir das gelingt, werde ich die Grundprinzipien der ‚Partei‘, Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative in meine kommunalpolitische Arbeit für den gesamten Großraum Leverkusen einfließen lassen'“.

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Bassride

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Unter Geiern

N24: „Auf der Suche nach Verbrechensopfern sollen in Niedersachsen künftig Leichenspürgeier eingesetzt werden. Derzeit befinden sich die ersten drei Tiere noch in der Ausbildung.“ WTF?

Welt online: „Zum gehobenen Dienst kommt jetzt der abgehobene Dienst. Auf die Beförderung warten ‚Miss Marple‘, ‚Columbo‘ und ‚Sherlock‘. Sie sind die ersten Truthahngeier, die Vermisstenfälle lösen sollen. (…) So sei die Stimmung im Team noch nicht die beste und Sherlock zöge die Suche zu Fuß dem großräumig kreisenden Flug vor. (…) ‚Und Miss Marple würde im Moment noch eine Leiche anknabbern, wenn sie Hunger hat“, gesteht ihr Trainer ein makaberes Problem, das er aber bald beheben will.'“

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Wie wird Deutschland im Jahr 2021 aussehen?

TITANIC präsentiert die Schlagzeilen der Zukunft:
– Endlich: Stuttgart 21 wird in fünf Jahren fertiggestellt!
– 16 Jahre an der Macht: Merkel zieht mit Kohl gleich
– Strategiewechsel: Bundesregierung entwickelt Plan zum Abzug aus Afghanistan
– Feiger Anschlag: Erster deutscher General in Syrien getötet
– Energiewende geschafft: Regierung einigt sich auf Atomausstieg für 2041!

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Neckermann macht’s möglich

Pron

Heise: „Hacker haben beim Versandhändler Neckermann.de Namen und Mailadressen von 1,2 Millionen Gewinnspielteilnehmern gestohlen“.

„Hacker-Angriffe kommen im Internetzeitalter weltweit zunehmend häufiger vor“, schreibt Neckermann in einer Presseerklärung. Damit ist jetzt alles hinreichend erkärt? Wollt ihr mich verarschen, ihr Neckerfrauen – und männer? Wie viele unabhängige Quellen, liebe Journaille, gibt es für diese kühne These? Ach so. Das interessiert keinen. Wenn Neckermann es sagt, muss es einfach wahr sein.

Wieder sind die Leser-Kommentare bei Heise interessanter als der Artikel selbst:

„Leider hat unsere Werbeagentur irgendeinen nicht studierten und völlig unterbezahlten ‚HTML-Programmierer‘ als Subunternehmer eingekauft, der noch niemals von ‚SQL-Injection‚ gehört hat. Das Gewinnspielformular war entsprechend offen wie ein Scheunentor und ermöglichte es, ungefilterte SQL-Befehle an die Datenbank zu schicken. Mit ein wenig Try-and-Error (‚id‘, ’name‘, ‚email‘?) konnte so die Datenbanktabelle ausgelesen werden. (…)

Noch schlimmer sind häufig die Webentwickler, die dann irgendwann eine Festanstellung in der Werbeagentur bekommen haben. Die verdienen so um die 2000 Euro brutto, und sind auch entsprechend fähig. (…) So funktioniert Marktwirtschaft, und solange es keine standardisierten Qualifikationsmaßnahmen für Webentwickler gibt, kann sich jeder Dödel als „Quereinsteiger“ auch ohne jegliche Ausbildung oder Studium „Webentwickler“ schimpfen und für wenig Geld großen Schaden anrichten.

By the way, Heise: „durch ein als Rechnung getarntes PDF-Dokument mit Schadsoftware infizieren“ kann man sich nicht, ausser man verhält sich wie ein DAU und erlaubt es ausdrücklich.

„Berichten zufolge wurden bereits Spammails an die Gewinnspielteilnehmer verschickt. “ Ist doch toll. Wer an so etwas teilnimmt, sollte nicht nur täglich 10000 Spam-Mails bekommen, sondern mit einem Gewicht an den Füßen in den nächsten See geworfen werden. Oder er muss die Strafe erleiden, die Kachelmann aufgebrummt bekommen hat.

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Orson Welles Wild

„Viele Menschen sind zu gut erzogen, um mit vollem Mund zu sprechen, aber sie haben keine Bedenken, es mit leerem Kopf zu tun.“

Schönes Zitat, es trifft aber auch auf die zu, die es ins WWW gestellt haben: Einige schreiben es Orson Welles zu, andere Oscar Wilde, der schreibt sich mit e am Schluss, das wissen auch viele nicht, vermutlich weil sie ihn für den Vater der Gina Wild halten [Jugendschutzwarte, bitte Kinder unter 25 Jahren fernhalten!]. Ich überlasse es den wohlwollenden Leserinnen und geneigten Lesern, die Wahrheit herauszufinden.

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Zankende Frauen am Pranger

Morgenpost

Deutsche Kulturbilder der Berliner Morgenpost Februar 1929 – diese „Postkarte“ ist eine Quittung der Berliner Morgenpost „über 60 Pfennig für die 9. Woche vom 24.2. bis 2.3.1929.“

Ich habe davon mehr als hundert Exemplare geschenkt bekommen und werde sie nach und nach einscannen. In der Tat sagen die Motive und die Text sehr viel über die deutsche Kultur aus.

Die „zwei zankenden Frauen am Pranger“ sind die Illustration zu dem Thema „Landfriedensgesetze“. Auf der Rückseite (vgl. verlinktes pdf) geht es um den Sachsenspiegel.

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