Die Sumpf-Iren und die Burka

Mary Douglas schreibt über die „Bog Irishmen („Sumpf-Iren“), die katholischen Einwanderer aus Irland nach England, die am Gebot, am Freitag kein Fleisch zu essen, strikt festhalten:

„Das Schweinefleischverbot [der Juden, B.S.] und das Gebot der Freitagsabstinenz sind gerade deshalb so ideale Symbole der Gruppenverbundenheit, weil die Angehörigen andere Kulturen keinerlei Sinn in ihnen sehen. (…) Wenn zwei Symbolsysteme in Konfrontation geraten, beginnnen sie sich – und zwar gerade auf der Basis ihrer Gegensätzlichkeit – zu einem einheitlichen Ganzen zu vereinigen; und in dieser Gesamtheit kann unter Umständen jede Hälfte für die andere durch ein einziges Element repräsentiert werden, das zu diesem Zweck aus seinem ursprünglichen Kontext herausgebrochen worden ist. Außerdem neigen ‚die anderen‘ dazu, unter den äußerlichen Symbolen unserer Gruppensolidarität gerade die herauszugreifen, die sie in besonderm Maße abstoßen oder amüsieren.“

So kann man die Diskussion um das „Kopftuch“ muslimischer Einwanderinnen auch führen. Das ist aber Wissenschaft und kein Populismus, also nicht erwünscht.

Mary Douglas: „Ritual, Tabu und Körpersymbolik. Sozialanthropologische Studien in Industriegesellschaft und Stammeskultur“. Frankfurt am Main 1974, S. 63ff