Der DAU im Mittelpunkt – Sascha Steuer (CDU) fordert Internet-Zensur

Wenn es nicht so trautig wäre, könnte man das, was deutsche Politiker gemeinhin zum Thema IT oder Internet von sich geben, als perfekten Comedy-Ersatz nehmen. Ich muss oft einfach losprusten – über das Niveau des technischen „Sachverstands“. Die sinnfreien Sprechblasen stoßen – was besonders lustig ist – auf keinen Widerspruch. Es ist wie bei den Bürgern von Schilda, die alle gemeinsam einen Krebs wegen Sachbeschädigung verurteilten.

Im Berliner Senat ging es um Cyber-Mobbing aka Cyber-BullYing, insbesondere um isharegossop.com. „Der CDU-Schulexperte Sascha Steuer warf dem Senat und speziell Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) Inkompetenz im Umgang mit Internetmobbing vor.“ Steuer hat vermutlich recht, denn heutige Politiker lernen das normale parteiinterne Mobbing zwar von der Pike auf, im Cybermobbing haben sie aber vermutlich noch Nachholbedarf.

„So habe Zöllner offenbar zunächst nicht gewusst, dass Internetseiten in Deutschland nicht zentral gesperrt werden können“. Da wirft jemand im Glashaus mit Steinen – was sagen denn die ParteigenossInnen der CDU dazu, insbesondere Censursula, die sich für „Websperren“ einsetzen? Jetzt kommt es aber knüppeldick:

„Unerträglich sei obendrein, dass diese Seite heute noch auf Berliner Schulcomputern abzurufen sei, kritisierte Steuer.“ Ach ja? Und wie will man das verhindern? Etwas mit „Jugenschutz“-Filten, die so leicht zu umgehen sind wie ein Verkehrschild für einen Fußgänger?

Da fordert jemand klammheimlich Zensur des Internet, ohne die Courage zu besitzen, das offen ausprechen. Das hatten wir schon im Jahre 2004: Damals forderte die CDU-Fraktion den Aufbau eines umfassenden Filterprogramms an Berliner Schulen – obwohl jeder IT-Experte ihnen demonstrieren könnte, dass diese Filter Unfug sind. Der einzige Grund, Internet-Filter an Schulrechnern zu installieren, wäre diese, dass die Schüler im Unterricht lernen, wie man Filter und Zensur umgeht – das wäre echte Medienkompetenz.

Und jetzt zu etwas ganz Anderem. Bei Heise finden wir ein schlagenden Argument, warum man immer den kleinsten gemeinsamen Intelligenzquotienten voraussetzen muss. Das Aussenministerium rüstet von Linux auf Apple um: Es gab „massive Kritik der Nutzer“. „Viele hätten darum gebeten, man möge „wieder auf das vertraute Windows-XP-Betriebssystem umstellen“. „Der Nutzer im Mittelpunkt“, verkündete [der Referatsleiter IT] in dem Schreiben gleich zweimal.“

Moment. Die DAUs müssen mit Linux arbeiten, wollen das „vertraute Windows-XP“ zurück und kriegen jetzt den Datenkraken Apple? Das verstehe, wer will. Windows 7 ist dem DAU auch nicht so vertraut? Du meine Güte, was ist denn gegen Ubuntu zu sagen, das genau so einfach wie Apple ist, aber nichts kostet? Ich fass‘ es nicht.

Und jetzt zu etwas ganz Anderem. (Ich muss ja irgendwie das Video da oben begründen.) Pornoanwalt: „Eine neue EU-Richtlinie zur Bekämpfung von Kinderpornografie sieht nicht nur Internetsperren vor, sondern verpflichtet die 27 Mitgliedstaaten auch zur Kriminalisierung von Erotika mit Erwachsenen. Verboten wird nicht nur Pornografie, sondern jede Darstellung sexueller Vorgänge.“

Dann haben die Jugendschutzfilterwarte aber bald viel zu tun… Das Internet ist bekanntlich voll vom PrOn. You have no idea, Sascha Steuer.