Strahlende Charaktermasken

tepco

Wie ein Leser hier schon bemerkte, habe ich starke Zweifel, dass die Betreiberfirma Tepco über das Atomkraftwerk in Fukushima korrekt informiert. In der Vergangenheit haben sie gelogen, betrogen, geschlampt und vertuscht. Warum sollte sich das geändert haben? Auch jetzt gibt es keine externen Kontrollen, was wirklich dort geschieht. Gibt es überhaupt noch ein „Abklingbecken“ (das ist in Wahrheit ein Atimmülllager)? Das obige Foto lässt das Gegenteil erahnen.

Spiegel „Online“ schreibt gewohnt linkfrei: „Am Dienstag wurden die Arbeiten wieder aufgenommen, um die Stromversorgung für die Reaktortechnik wiederherzustellen. Ziel ist es, die Beleuchtung in den Kontrollräumen und die reguläre Kühlung der Anlagen in Gang zu bringen.“ Die „Beleuchtungstechnik“ möchte ich sehen: Das sieht doch aus wie nach einem Bombenangriff! Und die Arbeiter können sich jeweils nur wenigen Minuten dort aufhalten.

„TEPCO aims to restore power systems to revive some key facilities such as data measuring equipment and functions at a control room by Wednesday for the No. 1 and No. 2 reactors and by Thursday for the No. 3 and No. 4 reactors, said Hidehiko Nishiyama, a spokesman for the Nuclear and Industrial Safety Agency, at a press conference in the morning.“ (Kyodo Das heisst: Die haben noch nicht einmal mehr Messgeräte!

„Japans Industrie- und Wirtschaftsminister Kaieda soll Feuerwehrmänner aus Tokio gezwungen haben, stundenlang Wasser auf den radioaktiv strahlenden Reaktor im Atomkraftwerk Fukushima I zu sprühen. Kaieda soll den Männern eine Strafe angedroht haben, falls sie die Aufgabe nicht ausführten, berichtet Kyodo.“

Die Feuerwehrleute wurden also bei Androhung von Strafen gezwungen, sich der vielleicht tödlichen Strahlendosis auszusetzen: „The move came after Tokyo Gov. Shintaro Ishihara on Monday lodged a protest with Prime Minister Naoto Kan over the “forcing“ of Tokyo Fire Department members dispatched to the Fukushima Daiichi nuclear plant to engage in an hours-long water-spraying mission and referring to “punishment“ if they refused the task. (…) …sources close to the metropolitan government said Kaieda made the remarks. Ishihara also said that equipment broke down because of the continuous mission, which involved spraying water toward the troubled No. 3 reactor building for 13 hours at a time.“

Da die Medien gern Heldengeschichten haben, vergaß man wohl nachzuforschen, ob die kühne These der Betreiberfirma und der Regierung, die keine eigenen Infos besitzt, man würde mit „Freiwilligen“ arbeiten, überhaupt stimmt. In der Vergangenheit hat Tepco Arbeitslose für einen Hungerlohn angeheuert, um die Drecksarbeit zu machen.

Eine moraltheologische Anmerkung: Es geht nicht darum, ob einzelne Manager „böse“ sind. Das ist auch in Deutschland nicht so, wo die Vertreter der Atommafia genau so lügen und vertuschen wie auch anderswo. „Wie man daher immer die Charaktermasken beurteilen mag, worin sich die Menschen hier gegenübertreten, die gesellschaftlichen Verhältnisse der Personen in ihren Arbeiten erscheinen jedenfalls als ihre eignen persönlichen Verhältnisse und sind nicht verkleidet in gesellschaftliche Verhältnisse der Sachen, der Arbeitsprodukte.“ (Wer hat da wohl gesagt?)

Was ist die treibende Kraft, die Motivation der Firmen, die uns glauben mchen wollen, Atomenergie sei unerlässlich? Warum machen die das? Als Hobby? Weil sie grad nichts Besseres zu tun haben? Aus handwerklichem Stolz, das Atomfeuer beherrschen zu können? Aus Altruismus? Nein. Es gibt nur ein Motiv – den Profit. Menschen, Manager und Moneten bewegen sich als Marionetten innerhalb des Verwertungsprozesses des Kapitals und seiner Gesetze, genauso wie Preise und Löhne, über die uns ahnungslose Dampfplauderer immer berichten wie über das Wetter. Nein, dem ist eine Logik inne. Es geht gar nicht anders.

Es wird immer schwieriger, den Profit des Kapitals antropomorh zu sehen, also einem Gesicht zuzuorden (etwa Ackermann – der aber ist nur ein Banker und und Bank produziert keine Werte, sie ist nur für den Umlauf des Kapitals zuständig. Das Finanzkapital schafft genausowenig Werte wie eine Waschmaschine Wäsche herstellt). Es gibt keine „bösen Kapitalisten“, die man einsperren müsste, damit alles wieder gut sind. Das ist ein Aberglaube, dem alle anhängen, die – wie die SPD und die Linke -auf das „böse“ Finanzkapital“ einschlagen. Wer keinen Profit macht, geht unter – wird „enteignet“.

Mit Energie Profit zu machen: Das wird in 1000 Jahren vermutlich so lächerlich klingen als wollte heute jemand versuchen, die Menschen für die Luft bezahlen zu lassen, die sie einatmen. Wasser kostet ja schon etwas. Aber wenn der Kapitalismus so weitermacht, gibt es irgendwann nicht nur eine Atom- und (Vorrats)Daten(speicherungs)-Mafia, sondern auch eine Luft-Mafia.

„…sobald die kapitalistische Produktionsweise auf eigenen Füßen steht, gewinnt die weitere Vergesellschaftung der Arbeit und weitere Verwandlung der Erde und anderer Produktionsmittel in gesellschaftlich ausgebeutete, also gemeinschaftliche Produktionsmittel, daher die weitere Enteignung der Privateigentümer, eine neue Form. Was jetzt zu enteignen ist, ist nicht länger der selbstwirtschaftende Arbeiter, sondern der viele Arbeiter ausbeutende Kapitalist. Diese Enteignung vollzieht sich durch das Spiel der inneren Gesetze der kapitalistischen Produktion selbst, durch die Zentralisation der Kapitale. Je ein Kapitalist schlägt viele tot.

Enteignung ist der Ausgangspunkt der kapitalistischen Produktionsweise; ihre Durchführung ist ihr Ziel, und zwar in letzter Instanz die Enteignung aller einzelnen von den Produktionsmitteln, die mit der Entwicklung der gesellschaftli­chen Produktion aufhören, Mittel der Privatproduktion und Produkte der Privat­produktion zu sein, und die nur noch Produktionsmittel in der Hand der assoziierten Produzenten, daher ihr gesellschaftliches Eigentum, sein können…“ (O mein höheres Wesen, der schon wieder! Da muss man ja nachdenken!)