Frau Sarrazin und die Nationalpädagogik

Spiegel-Vorabmeldung: „Massive Vorwürfe gegen den Erziehungsstil von Ursula Sarrazin gibt es länger als bislang bekannt. So kam es im März 2009 zu einer Sammelbeschwerde von gut 50 Eltern. ‚Viele Kinder litten unter dem autoritären Lehrstil von Frau Sarrazin‘, sagt Ines Zimzinski, eine der Mütter, die das Schreiben bei der Schulaufsicht abgab. In der Beschwerde hieß es unter anderem, dass die Lehrerin ‚im Unterricht die Beherrschung verliert und die Kinder anschreit‘. Eltern eines japanisch-deutschen Jungen hatten sich außerdem beklagt, dass Sarrazin ihren Sohn wiederholt wie eine Automarke in ‚Suzuki‘ umtaufe. Dies geschehe ‚zum Teil unter dem Gelächter der Klassenkameraden, die ihn dann prompt auch so nennen‘.

Gleich zu gleich gesellt sich gern, weiß schon der Volksmund. Auf der Website der betreffenden Schule, an der Frau Sassazin lehrt, steht: „Wir orientieren uns dabei an großen Pädagogen, wie z.B. Herman Nohl, der den von ihm so genannten ‚Pädagogischen Bezug‘ zwischen Lehrendem und Lernenden als die Basis des Lernens bezeichnet hat.“ Wikipedia ist recht aufschlussreich: „Schon vor Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft waren Nohls Schriften geprägt von völkischem und rassistischem Gedankengut. So forderte er immer wieder eine ‚Nationalpädagogik‘, die der besonderen politischen Situation Deutschlands Rechnung trägt.“

Ich frage mich ernsthaft, wie doof eine Schulleitung und ein Kollegium sein müssen, ein positives Bekenntnis zu einem Rassisten und völkischen Pädagogen auf ihre Website zu stellen? Dann meinen die es erst mit ihrer Nationalpädagogik.

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Kommentare

6 Kommentare zu “Frau Sarrazin und die Nationalpädagogik”

  1. Serdar am Januar 16th, 2011 12:24 am

    Übrigens hat auch Alan Posener was dazu geschrieben:
    Ursula Sarrazin und die Schule als Service-Unternehmen

  2. Manuel Rodriguez am Januar 16th, 2011 1:36 am

    Der Vergleich mit dem 3. Reich ist unangebracht. Denn dort gab es einen Rassismus, der in Förderschulen nicht vorhanden ist. Eine Napola-Schule unterscheidet sich stark von einer Walldorf-Schule. Vielmehr würde sich der Vergleich mit dem Buch „Walden II“ (Skinner) anbieten. D.h. eine Gemeinschaft voller Zuversicht, Lernbereitscheit usw. Um diese Gemeinschaft von Pfadfindern am Leben zu halten ist das Opfern gewisser Personen zwingend erforderlich. Zumindest wird das von Gruppenleitern und Lehrern so erwartet. Autoritäten sind zwingend erforderlich, wenn Walden Two gelingen soll. Sonst zerfällt die Gruppe in Chaos.

  3. Rolf am Januar 16th, 2011 5:34 pm

    Tja, und in der Bildzeitung und den üblichen zugehörigen Seiten wird das alles als Teil einer Verleumdungskampagne gegen Sarrazin und seine Frau gesehen. Die Wurstmacher haben sie nicht mehr alle!

  4. daniel am Januar 17th, 2011 2:00 pm

    ich denke das frau sarrazin eine gestandene lehrerin ist, die noch versucht alte werte zu vermitteln.
    wir haben zu ddr zeiten auch eine erzihung in der schule genossen, die uns sicherlich nicht geschadet hat und auch keine rassisten aus uns machte. eine art ordnung muß nun mal sein, denn was hänschen nicht lernt – lernt hans nimmer mehr.

  5. admin am Januar 17th, 2011 2:53 pm

    Quod erat demonstrandum.

  6. Manuel Rodriguez am Januar 19th, 2011 12:56 am

    @Daniel

    Auch das DDR-Schulsystem konnte leider nicht die Massenarbeitslosigkeit ab 1989 verhindern. All die vielen gut ausgebildeten Menschen wurden nach Hause geschickt und sich selbst überlassen. Nirgendwo sonst gibt es soviele Arbeitslose mit Berufsabschluss wie in den neuen Bundesländern.

    Das DDR Bildungssystem war in vielen Dingen mit dem BRD-Bildungssystem vergleichbar: es gab eine Elitenförderung, es gab Mathematik-Olympiaden und es gab eine Schulküche.

    Am Ende glaubten die Absolventen tatsächlich, dass ihre Abschlüsse einen Wert hätten. Die Kinder und Jugendliche glaubten mit einer Eins auf dem Zeugniss etwas geleistet zu haben. Dabei bestand ihre Hauptleistung vor allem darin, ihren Eltern zu gefallen und keine eigene Meinung zu besitzen. Wenn man sich nur lange genug in einem Gefängnis befindet, dann will man da nicht mehr raus. Man fürchtet sich vor der Freiheit…

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