Datenspionage ist obligatorisch [2. Update]

tracker

Golem.de berichtet: „Hamburgs Datenschutzbeauftragter, Johannes Caspar, hat seinen Internetauftritt abschalten lassen, da auf der Seite ‚unzulässige Trackingsoftware‘ zum Einsatz kam.“

Echten Datenschutz gibt es offenbar nur, wenn man gar nicht mehr kommuniziert. Har har. Rechtsanwalt Thomas Stadler hatten dem Datenschutzbeauftragten die Leviten gelesen: Unter datenschutz-hamburg.de werde „Tracking-Technologie eingesetzt“ und „kräftig getrackt“.

„Stadler spielte auf das in den Seiten integrierte IVW-Pixel an, mit dem die Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern die Reichweiten vieler deutscher Websites misst, auch die von Golem.de. Die Teilnahme am Messverfahren der IVW ist für größere Websites, die sich über Werbevermarktung finanzieren, auf dem deutschen Markt praktisch obligatorisch.“

Aha. Gut zu wissen. Die Formulierung ist verräterisch: „praktisch obligatorisch“? Das heisst: Alle tun es, aber keiner möchte darüber reden? Dazu passt ja die heuchlerische Titelgeschichte im aktuellen Print-Spiegel – mit „Datenkraken“ sind immer nur die anderen gemeint.

Abhilfe gegen Tracking schafft das Firefox-Add-on ghostery. Ihr werdet euch wundern, wie viele Websites plötzlich nicht mehr „korrekt“ angezeigt werden bzw. meckern, dass ihr angeblich „veraltete“ oder „falsche“ Browser benutzt. Derartige Add-ons sind ein Sargnagel für das Internet-Geschäftmodell auch deutscher Medien. Deswegen empfiehlt die niemand.

[Update] Besonders dreist ist die taz: „Auch taz.de hat den Zählpixel von INFOnline für IVW auf seiner Website integriert. Was genau sie dabei erheben, inwieweit sie anonymisieren, das steht außerhalb der direkten Kontrolle von taz.de und allen anderen Kunden-Websites.“ Dann ist ja alles gut.

[2. Update] Die Süddeutsche verschweigt in einem linkfreien Artikel sogar, dass sie selbst diese Tracker nutzt (vgl. den Quelltext von sueddeutsche.de).

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Kommentare

4 Kommentare zu “Datenspionage ist obligatorisch [2. Update]”

  1. Sven am Januar 14th, 2011 2:04 pm

    Hallo Burks,
    genauso ist es. Verlogen wie die ganze Gesellschaft. Sie wissen nicht was sie tun. Jetzt ist die Kacke am dampfen. Woher so schnell einen neuen Auftritt.

    Ich habe die Tage gelesen das jeder ein Impressum haben muss der gewerblich Auftritt. Und Gewerblich soll sein wer schon Werbung auf seiner Webseite hat. Aber die Werbung macht den Auftritt erst kostengünstig.

    Nun stellt sich mir die Frage ob man überhaupt noch Gesetzeskonform auftreten kann? Auch im Zusammenhang mit dem Hamburger Datenschutzauftritt. Den die haben auch die Kostengünstigste Lösung gesucht und nicht gefunden.

    Ein anderes Beispiel. Der Unterschied zwischen abschleppen und schleppen eines PKW. Abschleppen ist ein defekten PKW zur nächsten Werkstatt, gebraucht wird ein PKW Führerschein. Schleppen ist wenn ich an der ersten Werkstatt vorbei ziehe. Dann brauche ich aber nach deutscher Vorschrift ein LKW Führerschein und es wäre Fahren ohne Führerschein wenn nicht vorhanden. Übrigen der Führer im abgeschleppten Fahrzeug muss nicht im Besitz eines Führerschein sein.
    Das ist deutsches Recht und führt gerade zur Verurteilung.

  2. Klaus am Januar 15th, 2011 1:40 pm

    Danke für den Hinweis auf Ghostery. Sehr interessantes Spielzeug.

  3. Sebastian am Januar 15th, 2011 4:27 pm

    Auch von meiner Seite herzlichsten Dank für den Verweis auf Ghostery. Es gibt inzwischen sogar eine Version für Safari.

    Ich glaubte mich bis jetzt über Heise & Co. einigermassen gut unterrichtet gewesen, was Spyware angeht…

    Ganz großen Dank an Ihre Arbeit.

  4. Cross-site scripting attempt: sueddeutsche.de spioniert Nutzer aus : Burks' Blog am Juli 9th, 2011 9:11 pm

    […] also einen Hackerangriff auf harmlose Nutzer ihrer Website… Es wundert mich nicht. Das Thema hatten wir schon einmal hier. Juli 9, 2011 | abgelegt unter Internet and Computer, […]

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