Hört auf zu spenden!

Spiegel „Online“-Gespräch mit Linda Polman („Die Mitleidsindustrie“)

Frage: Eine wichtige Rolle spielen die Medien. Erst wenn Journalisten in ein Gebiet reisen und über den Krieg oder die Katastrophe berichten, wird die Öffentlichkeit mobilisiert und spendet. Wann ist eine Krise für die Medien interessant?
Polman: Wenn sie mehr Opfer hervorbringt als die letzte. Dann muss sie in einer Region liegen, die für Journalisten gut erreichbar und nicht zu gefährlich ist. In Afghanistan etwa ist das Risiko zu groß, deswegen ist es schwierig, für das Land Hilfe zu bekommen. Und: Die Opfer müssen gut zu fotografieren oder zu filmen sein.
Frage: Bekamen die Amputierten in Sierra Leone deshalb so viel Aufmerksamkeit? Die Rebellen hackten ihnen die Gliedmaßen ab.
Polman: Ja. Ich bezweifle, dass sich die Kamerateams und Fotografen für sie interessiert hätten, wenn sie nicht so dramatisch ausgesehen hätten. Über andere, die infolge des Krieges an Krankheiten litten oder schlicht zu wenig Essen hatten, wurde kaum berichtet.

Hört auf zu spenden! Und gegen Entwicklungs“hilfe“ bin ich sowieso. Alles Lüge. Spender wollen nur ein gutes Gewissen haben. Das Motiv zu spenden ist ein niedriges.