Unter Zensur-Lobbyisten

Law blog: „BKA informiert nur “ausgewählte Journalisten – Das Bundeskriminalamt präsentiert der Presse heute Fälle, deren Aufklärung nur mit der Vorratsdatenspeicherung möglich gewesen sein soll. Oder angeblich wegen fehlender Vorratsdatenspeicherung gescheitert ist. Genaues weiß man deshalb nicht, weil das Bundeskriminalamt zwischen guter und schlechter Presse unterscheidet – und nur genehme Medien einlädt.“ (vgl. auch netzpolitik.org: „Geschlossene Gesellschaft“)

Man muss es klar sagen: Das BKA ist genauso eine Lobby-Organisation wie die Jugendschutzwarte, auch bekannt als jugendschutz.net, der Verfassungsschutz oder die Content-Mafia.

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Grundrechte ja – aber nicht während der Dienstzeit

In Baden-Württemberg werden jetzt die Lehrer verfolgt, die ihr Grundrecht auf Demonstrationsfreiheit wahrgenommen haben. (via Fefe). Das Original-Schreiben spricht davon, dass es die „Lehrerschaft in Misskredit“ bringen könnte, wenn jemand Zivilcourage beweist. Das wundert mich nicht. „Dienstpflichtverletzung“ kommt gleich nach „Telekommunikationsüberwachungsverordnung“, „Durchführungsbestimmung“ sowie „Nichtanwendungserlass für das Zugangserschwerungsgesetz“.

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Salt und Angelina

salt

Heute war ich, um mich feuilletonistisch weiterzubilden und am Puls der Zeit zu bleiben, im Kino und habe mir Salt mit Angelina Jolie angesehen. Zuerst dachte ich, ich wäre der einzige Besucher im Karli, aber es kamen noch ein paar.

Fazit: Solide Hollywood-Unterhaltung, Spannung, ein intelligenter Plot (obwohl der Matrix-geschulte Rezipient genau weiß, dass nichts ist, wie es scheint), jede Menge Action (man sieht das Computerspiel durchschimmern) und eine überzeugende Hauptdarstellerin, die in jeder Verkleidung umwerfend gut und sexy aussieht, sogar dann, wenn jemand sie zusammenschlägt oder foltert und sie blutüberströmt in einer Ecke liegt. Ich kann mir kaum vorstellen, dass jemand die bescheuerte Idee gehabt haben könnte, einen Mann als Hauptdarsteller zu nehmen. Die Jolie passt wie keine andere in diese Rolle.

Früher hätte Bruce Willis die Welt gerettet, heute muss es eine Frau sein. Es ist wie bei den Rock-Gruppen, die heute ohne attraktive Lead-Sängerin gleich wieder einpacken könnten (Metal-Derivate ausgenommen). Eine hübsche Frau muss an die Front, auch im Kino.

Natürlich geht der Film nicht unter die Haut, und eine CIA-Agentin, die einen deutschen (!) Arachnologen (!) heiratet (Zitat: „Deutsche machen keine Scherze“), ist so realistisch wie eine deutsche Physikerin, die einen mormonischen Sektenprediger zum Ehemann nimmt. Auch fehlt dieser Massenware der doppelte Boden und der abgrundtiefe Zynismus der Mutter aller Agenten-Filme – „Der Spion, der aus der Kälte kam„.

Dennoch: Sehenswert! Das mehr oder wenig open end verspricht mehr Folgen.

salt

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Stuxnet Myrtus or MyRTUs?

Auf Cryptome sind ein paar interessante Randbemerkungen über „the media’s propaganda machine is alive and well“:

According to Markoff, „Several of the teams of computer security researchers who have been dissecting the software found a text string that suggests that the attackers named their project Myrtus… an allusion to the Hebrew word for Esther. The Book of Esther tells the story of a Persian plot against the Jews, who attacked their enemies pre-emptively.“

Really? Personally I’d be surprised if a crack team of Israeli software engineers were so sloppy that they relied on outdated rootkit technology (e.g. hooking the Nt*() calls used by Kernel32.LoadLibrary() and using UPX to pack code). Most of the Israeli developers I’ve met are pretty sharp. Just ask Erez Metula.

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Die Rixdorfer Jugend von heute hört schlechte Musik

Wieso hört die Jugend von heute eigentlich so grauenhafte Musik? Wenn ich in die beste Kneipe hier im Kiez gehe, die weitgehend von Studenten bevölkert ist, werde ich meistens von entsetzlicher Techno-Mucke belästigt, bis mir die Ohren abfallen. Nur um es mal klar zu sagen: Ich habe einen besseren Musik-Geschmack, und dazu muss ich auch keine Rentner-Bands wie die Rolling Stones hören. Und das hier ist gute Musik.

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Gilberto Gil – Não Chore Mais

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Von Kopf bis Fuß erfasst

Heise: „Nicht bekannt ist derzeit, inwieweit auch die Kriminaltechnik des Polizeikommissariats in Lüchow (Wendland) von der Störung betroffen ist. Dort werden laut einem Bericht der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (HAZ) vom Dienstag derzeit Atomkraftgegner vorgeladen, um sie erkennungsdienstlich zu behandeln. Obwohl den fraglichen Personen laut HAZ ‚keine begangenen Straftaten‘ nachgewiesen wurden, sollen sie „von Kopf bis Fuß erfasst“ werden.“

Justizminister in Niedersachsen ist Bernd Busemann (CDU). Innenminister in Niedersachsen ist Uwe Schünemann (CDU). Den hatten wir am 23.02.2010 hier schon abgehandelt: „Parfümiert dem Volke dienen“. (Genau, der Schünemann. “Präventive Telefonüberwachung bei Terrorismusverdacht” (wurde ihm aber durch das Bundesverfassungsgericht untersagt). Der “Killerspiele” verbieten will.)

Noch Fragen? Der ist für mich ohnehin kein Demokrat mehr, sondern ein Verfassungsfeind.

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Ein böhser Onkel – nur eine Projektion

Böhse Onkelz

Es ist mir immer noch ein bisschen peinlich, ausgerechnet Bild Online zu loben. Aber es muss sein. Bild Online ist eines der wenigen Medien in Deutschland (man kann sie an einer Hand abzählen), das „Online“ ernst nimmt und Links ins Internet setzt. Die Mainstreamholzmedien wie Spiegel und Focus Offline tun nur so. Sie demonstrieren immer wieder die German Internet Angst, für die wir schon seit langem auch im Ausland bekannt sind.

Bild Online ist auch das einzige große deutsche Medium, dass einen Link auf die Homepage der (ehemaligen) „Böhsen Onkelz“ setzt – anlässlich der Gerichtsverhandlung gegen den Sänger Kevin Russell. Russell muss jetzt wegen fahrlässiger Körperverletzung und Unfallflucht für zwei Jahre und drei Monate ins Gefängnis.

Die anderen Mitglieder der aufgelösten Band schreiben:
„Da wir, ähnlich wie ihr, gehofft haben, Kevin würde persönlich zu den Vorkommnissen Stellung beziehen, wir in der Zwischenzeit davon ausgehen müssen, dass das nicht mehr geschieht, sehen wir uns in der Pflicht, unsere Sicht der Dinge mit Euch zu teilen. (…) Kevins Krankheit und Drogenproblematik war schon immer allgegenwärtig und wurde nicht, wie oft fälschlicherweise dargestellt, durch das Ende der Onkelz ausgelöst, sondern war maßgeblich dafür verantwortlich, dass es zur Trennung kam. (…) Habt ihr euch schon einmal gefragt, ob die Menschen, die ihr so verehrt, allen voran Kevin, nicht einfach nur eine Projektion eurer Vorstellungen und Idealisierungen sind? (…) Und auch, wenn er durch die Hilfe seiner Freunde immer wieder der eigenen Hölle entkommen konnte, mussten wir über die Jahre einsehen, dass sich die Sucht in eine Krankheit verwandelt hat, die er nicht dauerhaft besiegen konnte. Dass man beste Freunde war ist leider keine Garantie, dass es immer so bleibt. (…) Der Kevin, der dieser Tage auf der Anklagebank sitzt, ist nicht mehr der Kevin, mit dem wir gemeinsam all die Jahre durch dick und dünn gegangen sind. Kevin hat sich in den letzten Jahren ein neues Umfeld zugelegt und auf Einflüsterungen gehört, die nicht gut für ihn waren. Dabei sind Dinge passiert und auch nicht passiert, die irreparable Schäden hinterlassen haben. Unsere Gedanken sind nach wie vor bei den Opfern.“

Das sind richtig kluge Worte.

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Stefan Mappus Abschiedstour 2010

Mappus

[via stoltenberg auf Twitpic]

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Quirine

Quirine

Eigentlich sollte der Titel „lange kein Avatar-Bild mehr gepostet, schon wieder reloaded“ oder so heißen. Die abgebildete Dame nennt sich Quirine, spricht ein halbes Dutzend Sprachen und sieht real genau so attraktiv aus wie virtuell.

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Wer sind hier eigentlich die Taliban?

Bildersturm

Die üblichen Verdächtigen beschweren sich immer, wenn die Realität plötzlich in einem Computerspiel oder in einer 3D-Welt auftaucht. Das ist doch total lächerlich. Natürlich ist im weitesten Sinn wieder der Protestantismus schuld. Ich sage nur: Bildersturm. Wer an primitive Magie glaubt, sagen der gebildete Völkerkundler und die gebildete Ethnologin, spricht Bildern, also symbolischen Repräsentanzen der Realität, eine Wirkung zu, die diese gar nicht besitzen, sondern denen eben diese „Wirkmächtigkeit“ a priori in kollektivem Konsens zugesprochen wurde.

Zu schwierig? Unsere modernen Bilderstürmer sind ohnehin zu dämlich für rationale Argumentationen. Guckst du hier: „In einem Fax an den Leitenden Oberstaatsanwalt, Dr. Andreas Behm, schreibt Knabe: ‚Ich bitte Sie hiermit zu prüfen, ob durch das Computerspiel der Tatbestand des § 131 StGB erfüllt ist.‘ In dem Paragrafen geht es um Schriften und Werke, die grausame oder unmenschliche Gewalttätigkeiten verharmlosen oder in Menschenwürde verletzender Weise darstellen. ‚Wenn sich dieser Verdacht bestätigt, dann muss das Spiel verboten und der Entwickler bestraft werden‘, so Knabe.“

Nein, nicht verbieten, Knabe, sondern verbrennen muss man Computerspiele. By the way: Die spinnen, die Gedenkstättenleiter. Er sollte sich doch mit dem Papst zusammentun, der einschlägig faselte: „Der deutsche Papst äußerte sich gestern anlässlich des Welttages der sozialen Kommunikation ablehnend gegenüber Spielen, in denen Gewalt zu sehen ist. Die Titel mit gewalttätigen oder pornographischen Inhalten seien pervers und abscheulich, so das Oberhaupt der Katholischen Kirche in seiner Rede. Jede Entwicklung zu Programmen und Produkten, die zu Unterhaltungszwecken Gewalt, unsoziales Verhalten und die menschliche Sexualität verherrlichen, sei falsch, besonders wenn damit Kinder und Jugendliche angesprochen werden sollen. Dabei bezog Papst Benedikt XVI. auch Trickfilmserien und Computerspiele mit ein.“

Second Life

War schon klar. Second Life und insbesondere Gor gehören sowieso auch verboten. Man erinnere sich: Die Taliban in Afghanistan zerstörten die Buddha-Statuen in Bamiyan. Auch ein Bildersturm. Computerspiele würden die „puritanical (!) Taliban Islamic militia“ auch verbrennen, damit sind sich die Taliban mit dem Aktionsbündnis Amoklauf Winnenden einig. Man verbrennt ohnehin viel zu wenig. Man sollte auch die in Deutschland zensierten Bücher dem reinigenden Feuer überantworten, am besten umrahmt von einem nächtlichen Fackelzug oder einer Lichterkette, was bekanntlich das Gleiche ist.

Ganz aktuell bei Heise: „Electronic Arts entfernt die Taliban aus dem Kriegsspiel ‚Medal of Honor'“. Bei Gamestar gibt es eine ausführliche Diskussion dazu. Dort schreibt jemand: „Das Schlimmste an der Sache ist diese bekloppte Doppelmoral. Das Militär hat keine Bedenken ihre Soldaten ins Ausland zu schicken (wo sie meiner Meinung nach eh nix zu suchen haben!) und deren Leben aufs Spiel zu setzen, gucken sich ohne Bedenken das 1000. Mal Soldat James Ryan an (oder einend er anderen 10.000 Filme zum Thema 2. WK, Irakkrieg, Vietnamkrieg), ja unterstützen solche Produktionen sogar noch, aber wenn’s dann ein Spiel gibt, in dem man dann den erklärten „Feind“ spielen kann… Oh weia, geht lieber in Deckung! In zwei Tagen kommt der Vergleich mit Kinderpornos.“

Das stimmt. Das Stichwort Kinderpornografie vermisse ich. Da haben die Jugendschutzwarte aber geschlafen!

Taliban

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Revolution in Stuttgart?

s21

Ich habe gerade in zahlreichen historischen Schmökern nachgesehen, wann in die Stuttgart die letzte Revolution stattgefunden hat, um das Gezerre um den aktuellen Abriss des Hauptbahnhofs historisch einordnen zu können.

Im Bauernkrieg zogen die württembergischen Aufständischen nur durch, es ist nicht bekannt, ob die Stuttgarter sypathisierten oder sich in ihren Häusern verkrochen.

1849 zog sich das Rumpfparlament nach Stuttgart zurück: „Das Stuttgarter Rumpfparlament war im Rahmen der liberalen und nationalstaatlichen Märzrevolution von 1848/49 in den Staaten des Deutschen Bundes der letzte Versuch, die verbliebenen parlamentarisch-demokratischen Strukturen dieser Revolution, die im Frühsommer 1849 kurz vor ihrer endgültigen Niederschlagung stand, noch zu retten. (…) bereute die württembergische Regierung die nicht mit ihr abgestimmte Einladung an das Parlament schon nach wenigen Tagen, insbesondere da sich das Rumpfparlament und die Reichsregentschaft immer mehr radikalisierten und zur Steuerverweigerung sowie zum militärischen Widerstand gegen die Nichtanerkennung der Verfassung durch die Bildung eines Reichsheers aufriefen. (…) Am 18. Juni besetzte württembergisches Militär vor Sitzungsbeginn den Tagungsort, das Fritz’sche Reithaus. Der von den noch 99 in Stuttgart befindlichen Abgeordneten daraufhin improvisierte Demonstrationszug in Richtung des Sitzungssaales wurde durch das Militär schnell und ohne Blutvergießen aufgelöst…“

1907 tagte der Internationale Sozialistenkongress in Stuttgart, Clara Zetkin wohnte seit 1903 in Stuttgart-Sillenbuch.

In den siebziger Jahren des 20 Jahrhunderts agierte in Stuttgart die maoistischen Politsekte Kommunistische Arbeiterbund Deutschlands (KABD), die wir damals spaßeshalber „Spätzle-KPD“ nannten.

Soweit zur Geschichte. Mehr Revolution habe ich in Stuttgart nicht gefunden. Natürlich handelt es sich bei den jüngsten relativ harmlosen Auseinandersetzungen ohnehin weder um eine Revolution noch um eine, die es werden will. Im Vergleich zu den Demonstrationen etwa in Brokdorf vor 30 Jahren sind ein paar kleine Wasserwerferchen harmlos und Spielkram.

Laut Spiegel Offline sagte der unvermeindliche Rainer Wendt (das ist der mit den virtuellen Streifenfahrten im Internet), Bundesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft: „Polizeiliche Einsatzmittel müssen Waffen sein, die weh tun, nur dann wirken sie.“ Richtig. Die Gewalt, die vom Staat ausgeht, radikalisiert und politisiert die Schüler und Jugendlichen in Stuttgart. Wer vorher noch im Stile einen protestantischen Pfarrers naiv „keine Gewalt“ auf seine Fahnen geschrieben hatte, wird jetzt eines Besseren belehrt werden – und das ist auch gut so.

Aber mal im Ernst: Ich habe gar keine Meinung, wer Recht hat oder nicht. Mir ist der Stuttgarter Hauptbahnhof wurscht. Natürlich werden dort Steuergelder in großem Maße zum Fenster hinausgeworfen, und nötig ist der neue Bahnhof gewiss nicht. Mich interessierte eigentlich nur, wer welche Bestechungsgelder genommen hat und wer am meisten finanziell profitiert. Sinnlose Geldverschwendung ist die Regel, nicht die Ausnahme. Wer erinnert sich noch an den Rhein-Main-Donau-Kanal, den der damalige Bundesverkehrsminister Volker Hauff „das unsinnigste Bauwerk seit dem Turmbau von Babel“ nannte und den die CDU trotzdem bauen ließ?

Es geht auch nicht darum, die Wahrheit über das herauszufinden, was in den letzten Tagen geschehen ist. Wahrheit ist relativ. Jeder wird aus den Fernsehbildern das herauslesen, was das eigene politische Weltbild bestätigt. Der Innenminister Mappus handelt konsequent. Wissen.de schreibt ganz richtig: „Es wird deutlich, dass die Union ihre konservative Stammwählerschaft umgarnt, um verloren gegangenes Terrain zurückzuerobern. Die seit 1953 bestehende Vorherrschaft der Südwest-CDU ist akut bedroht. Laut jüngsten Umfragen hat die christlich-liberale Koalition keine Mehrheit mehr im Südwesten. Stattdessen kann sich ein grün-rotes Bündnis, Hoffnungen auf den Sieg im März 2011 machen. (…) Die Parteistrategen in der CDU-Zentrale haben sich auf die Grünen als Hauptgegner eingeschossen.“

Und ein sehr schönes Zitat fasst alles zusammen: „Auch der Chef der Landtagsfraktion, Peter Hauk (CDU), weiß, wo der Feind steht: ‚Ich wehre mich dagegen, mich unter das Diktat von Altkommunisten und Altlinken zu stellen, die in den letzten Wochen die Rädelsführer des Protestes waren‘, sagt er. Da gehe eine Saat auf, ‚die die Grünen mitgelegt haben‘.“

Solche Zitat wenden sich nicht an die, die in Stuttgart demonstrieren. Das ist eine irrelevante Minderheit, die für die CDU sowieso verloren ist. Nein, es geht Mappus und Konsorten darum, die rechtskonservative Stammwählerschaft der CDU zu befriedigen und zu reaktivieren. Die „Mitte“ sind in Stuttgart die Grünen, und mit Wasserwerfern und Reizgas kann man dieses Wählerpotential der gefühlten Mitte spalten. Der Protest wird sich ja ohnehin bald legen; über Wochen hält das Bürgertum das nicht durch, zumal es kein ernst zunehmendes revolutionäres Ziel gibt.

Auch N-TV kommentiert überraschend klug: „Es kann nur eine sinnvolle Erklärung geben: Die Landesregierung will die Debatte um Stuttgart 21 in einen gewaltsamen Konflikt überführen und fährt bewusst eine Strategie der Eskalation. Wenn erstmal die Demonstranten Molotow-Cocktails werfen und Vermummte Straßenbarrikaden basteln – dann ist die Schwarz-Weiß-Welt wieder in Ordnung. Und dann besteht die berechtigte Hoffnung, dass die braven Stuttgarter Bürger wieder zu Hause bleiben und hinnehmen, was ihnen die Obrigkeit vorgesetzt hat. Früher bauten die Herrscher Schlösser, um sich zu feiern. Heute machen sie die Schlossgärten wieder platt und bauen Bahnhöfe.“

Wer sich also über einen angeblich „überzogenen“ Einsatz der Polizei aufregt, ist nicht nur reichlich naiv, sondern verkennt auch, dass man immer fragen muss: cui bono? Wem nützt das? Wenn sich eine kleine Minderheit der Protestierenden radikalisiert und eine härtere Gangart fährt, kann sich die Polizeileitung entspannt zurücklehnen und der Politik signalisieren: Auftrag ausgeführt! Dann sind die Wasserwerfer a posteriori gerechtfertigt worden. Und wenn diese Minderheit weiterhin friedlich beliebt, ist das Ergebnis identisch. Es passiert gar nichts, und der neue Bahnhof wird gebaut werden.

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Schwäbisches Bürgertum ist gewaltbereit und schickt Kinder an die Front

Meedia.de: „Im ‚heute journal‘ zerlegte Marietta Slomka den baden-württembergischen Innenminister Heribert Rech nach allen Regeln der Kunst. Bei dem Versuch, den Polizeieinsatz gegen die Stuttgart-21-Demonstranten zu rechtfertigen. redete er sich um Kopf und Kragen.“

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Die Nato und der Cyber-War oder Sender Gleiwitz 2.0

Bündnisfall

Die Süddeutsche berichtet, die NATO arbeite an einem neuen Konzept, sich gegen Attacken in der virtuellen Computerwelt zu verteidigen.

„Artikel 5 des Nato-Vertrags legt fest, dass ein bewaffneter Angriff auf ein Mitgliedsland als Attacke auf das gesamte Bündnis betrachtet wird und gemeinsam abgewehrt wird. Diesen sogenannten Bündnisfall hat die Nato bislang erst einmal ausgerufen, und zwar nach den Terrorangriffen auf die USA vom 11. September 2001.“

Mein höheres Wesen, die Welt steht wieder am Rand des Atomkriegs! Wenn auf dem Monitor irgendeines NATO-DAUs das auftaucht, was oben abgebildet ist, wird der sofort zu seinem Vorgesetzen rennen und behaupten, „die Hacker“ oder „die Chinesen“ oder [x] (bitte selbst ausfüllen) würden angreifen und man müsse gleich zurückschlagen, wohin auch immer.

Hier ein Leserkommentar aus dem Heise-Forum: „Im Verteididungsfall laden Reservisten bitte die Software ‚Bundes_DDOS.exe‘ vom Server des Bundesverteidigungsministeriums herunter und warten im IRC Chatkanal #bundeswehr auf Bekanntgabe der Zielkoordinaten des Feindes (IP Addresse)“.

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