Easy Livin‘

So hörte sich gute Musik 1972 an… July Morning hat auch den Gänsehautfaktor für die ältere Generation.




Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen sie ihren (christlichen) Entwicklungshelfer

Ich habe mir ein paar Medienberichte über die Menschen angesehen, die in Afghanistan ermordet wurden. Bild online schreibt: „Im Norden Afghanistans, in der Provinz Badachschan, wurden acht ausländische Mediziner und zwei Begleiter erschossen aufgefunden (…) Die Mordopfer waren Mitglieder der Hilfsorganisation ‚International Assistance Mission‚ (IAM). (…) Die Gruppe wurde (..) von dem amerikanischen Optiker Tom Little geleitet. (…) Der Optiker sei im August 2001 (…) von der damaligen Taliban-Regierung verhaftet worden. Ihnen wurde der Versuch vorgeworfen, Afghanen zum Christentum zu bekehren. Sie wurden schließlich ausgewiesen. Little sei nach der US-Invasion im November 2001 nach Afghanistan zurückgekehrt.“

In den deutschen Medien erfährt man so gut wie nichts über die Hintergründe, auch nicht über Tom Little. Man muss sich alles mühsam selbst zusammensuchen – ein informativer Link würde doch reichen. Zur IAM schreibt Wikipedia: „Die IAM wurde im Februar 1966 in Kabul zunächst unter dem Namen International Afghan Mission (IAM) gegründet – von Lehrern und Ärzten, die in Afghanistan Entwicklungshilfe leisten wollten.“

Christliche Entwicklungshilfe in Afghanistan? Das Risiko wird den Opfern bewusst gewesen sein. Das gut Gemeinte und das Helfen ist eben nicht immer gut und allein weder eine glaubwürdige noch eine ehrenhafte Motivation. Was wollen die denn in Afghanistan? Die haben da rein gar nichts zu suchen.

Ich lehne Entwicklung“hilfe“ grundsätzlich ab – wohin „entwickeln“? Zum Kapitalismus, damit die lokalen Mohnbauern an die internationalen Märkte angeschlossen werden? Das sind sie schon. „Viele linke Kritiker bemängeln, dass westliche Entwicklungshilfe sich an kapitalistischer Produktionsweise orientiere und die Souveränität der Empfängerländer durch politische Vorgaben der Geberländer und internationaler Organisationen untergraben werde.“ Und dann auch noch kombiniert mit der Verehrung höherer Wesen der christlichen Art – im Gefolge der US-Invasion? Vergesst es. Derartige Morde kann man nicht verhindern; sie werden wieder passieren. Und hört auf zu „entwickeln“.




De mortuis nihil nisi bene

Wie ich gestern erfuhr, ist Torsten Witt tot. Ein Nachruf im Tagesspiegel lässt jedoch die wichtigsten Fakten einfach weg. Nur zur Erinnerung:
Telepolis: „“Kein Platz für Rechtsextremisten“ beim Deutschen Journalisten-Verband?“, 12.06.2004
Pacta sunt servanda [Dossier: Quo vadis DJV Berlin? 11], 03. August 2005
Operation Weißer Ritter [Dossier: Quo vadis DJV Berlin? 9] 12. Mai 2005




Rückrufaktion für Internet Explorer

„[Richmond] Der Microsoft-Konzern, welcher unter anderem Windows 95 entwickelt hat, ruft den Internet Explodierer IE6 zurück. Aufgrund massiver Sicherheitsbedenken wird von der Benutzung generell abraten.

[Geneve] Das HomeLandSecurity-CompetenceCenter of Europe (kurz HLSCCoE) widerspricht energisch den Sicherheitsbedenken des Microsoft-Konzerns. Das Umstellen der Internetseiten auf IE8 Kompatibilität widerspräche dem Grundsatzgedanken der Europe free Software Federation (kurz EfSF).

[Lusiana] Bill Gates ruft alle Milliardäre auf, die Hälfe ihres Vermögens für wohltätige Zwecken zu spenden. Unter anderem sollen damit die Internetseiten des HLSCCoE und der verbundenen NATO-Partner auf IE8 Kompatibilität umgestellt werden.“ (gelesen im Heise-Forum)




Mal ganz kurz zwischendurch gute Musik

…aber der Film dazu ist natürlich Schwachsinn. Einmal im Schnelldurchlauf ansehen und die letzte Viertelstunde ganz weglassen reicht.




Die Gespenster des Krieges

„The Ghosts of World War II’s Past -Taking old World War II photos, Russian photographer Sergey Larenkov carefully photoshops them over more recent shots to make the past come alive. Not only do we get to experience places like Berlin, Prague, and Vienna in ways we could have never imagined, more importantly, we are able to appreciate our shared history in a whole new and unbelievably meaningful way.“ (via Fefe)

Sehr interessante Fotomontagen – Kunst vom Feinsten.




Männer und Frauen sind gleichberechtigt

Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Das Bundesverfassungsgericht hat die Regelung des Sorgerechts für unverheiratete Väter für verfassungswidrig erklärt. Aber nicht ganz freiwillig: Es setzte damit ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte vom Dezember 2009 um.

„Wenn eine Beziehung in die Brüche geht, spielen verletzter Stolz, gekränkte Eitelkeiten und enttäuschte Gefühle eine große Rolle. Es wird juristisches Geschütz aufgefahren, um es dem anderen heim zu zahlen, um Wiedergutmachung zu erlangen. Nicht selten werden Kinder dann zur Verhandlungsmasse eines Machtkampfes der Eltern“, schreibt Spiegel Offline. (Wäre ja noch schöner, Spiegel Offline, wenn die LeserInnen das Urteil im Original lesen könnten! Deswegen dürft ihr Pappnasen das keinesfalls verlinken!) Ja, damit kenne ich mich auch aus. Zum Glück waren nie Kinder im Spiel.

Da bin ich aber mal gespannt, was Emma dazu sagt. „Ich finde das Urteil, auch gerade aus feministischer Sicht, begruessenswert. Gleiche Rechte und gleiche Pflichten halte ich fuer eine zentrale feministische Forderung“, heisst es dort im Forum. Aha. Das Bundesverfassungsgericht hat jedoch auch gesagt: „Zum anderen ist nach durchgeführten Befragungen von Institutionen und Experten davon auszugehen, dass in nicht unbeträchtlicher Zahl Mütter allein deshalb die Zustimmung zur gemeinsamen Sorge verweigern, weil sie ihr angestammtes Sorgerecht nicht mit dem Vater ihres Kindes teilen wollen.“ Und warum ist das so? Darüber würde ich gern etwas in der Emma lesen. Werde ich aber nie. Eine Vereinszeitung eben, wie Gremliza richtig sagte.

Man muss das aktuelle Urteil genau lesen: „Bereits im Jahr 2003 wies das Bundesverfassungsgericht darauf hin, dass § 1626a Abs. 1 Nr. 1 BGB sich dann als unvereinbar mit dem Elternrecht des Vaters aus Art. 6 Abs. 2 GG erweisen würde, wenn sich herausstellen sollte, dass es – entgegen der Annahme des Gesetzgebers – in größerer Anzahl aus Gründen, die nicht vom Kindeswohl getragen sind, nicht zur gemeinsamen Sorgetragung von Eltern nichtehelicher Kinder kommt (BVerfGE 107, 150 ff.). Dem Gesetzgeber wurde ein entsprechender Prüfungsauftrag erteilt.“

Vor siehen Jahren haben die der „Politik“ die Hausausgabe gestellt nachzuprüfen, ob das damals aktuelle Recht der Realität entspräche. Und was ist geschehen? Natürlich nichts.




Ästhetik der Vermögensverteilung




Love Parade 2011




Wikileaks und die Pentagon-Papiere

Pentagon-Papier

Hier steht ein schon recht unansehnliches Buch in meinem Regal: die Pentagon-Papiere (erschienen 1971).

„Die Pentagon-Papiere (englisch: Pentagon Papers) sind ein ehemals streng geheimes Dokument des US-Verteidigungsministeriums. Die teilweise Veröffentlichung der Pentagon-Papiere 1971 deckte die gezielte Irreführung der US-amerikanischen Öffentlichkeit in bezug auf den Vietnamkrieg durch alle Präsidenten von Harry S. Truman bis Lyndon B. Johnson auf. Die empörte Bevölkerung erfuhr, dass entgegen vieler Beteuerungen beteiligter Präsidenten der Krieg schon lange vorher geplant wurde und die Sicherung der Demokratie in Süd-Vietnam nicht das eigentliche Ziel war. Die Veröffentlichung gelang nur gegen den Widerstand der Regierung aufgrund der Entscheidung des höchsten US-Gerichtes und trug wesentlich zur Beendigung des Krieges bei. (…) Das 7.000-seitige Dokument wurde im Sommer 1971 von Daniel Ellsberg unter Mithilfe seiner Kinder kopiert und – nach Versuchen der US-Regierung, die Pressefreiheit einzuschränken – von der New York Times und der Washington Post in Teilen publiziert.“

Wie sich die Zeiten gleichen. Doch halt: Damals gab es die Presse, die ihren ureigensten Aufgaben noch nachkam. Heute gibt es Wikileaks.

Die deutschen Medien nennen die Bundeswehr, die gezielt töten lässt, immer noch „Schutztuppe„. Das kann man im Orwellschen Sinne getrost als Gleichschaltung ansehen. Oder sie üben sich, wie Spiegel Offline im kritiklosen Widerkäuen der Agitprop der USA: „Tatsächlich beginnen Petraeus‘ Richtlinien wie bei McChrystal mit der Mahnung, die Isaf-Truppen seien zum Schutz der Bevölkerung in Afghanistan.“ Und? Lesen wir dort ein kritisches Wort? Nein.

Der Ex-Bundespräsident Köhler hatte Recht und musste gehen, weil er versehentlich das aussprach, was jeder weiß, aber niemand zugeben darf. Es geht um die Interessen des Kapitals. Und die müssen auch am Hindukusch verteidigt werden. „Voll Besorgnis blickt der Ostausschuss auf die Energieinteressen der USA. Die deutsche Industrie muß feststellen, dass bei Investitionen in Kasachstan und in Aserbaidschan die US-Multis mehr ökonomische Potenz haben als deutsche Konzerne. Wenn es um ÖL geht haben die deutschen Konzerne noch keine Chance finanziell mit den Ölmultis mitzuhalten.“




Vorratsdatenspeicherung: Sechs von siebenundzwanzig

„Zum gegenwärtigen Zeitpunkt haben sechs Mitgliedstaaten, Luxemburg eingeschlossen, die Richtlinie noch nicht umgesetzt. Ende 2009 und im Februar 2010 entschied der Europäische Gerichtshof, dass Irland und Griechenland einerseits und Schweden andererseits gegen das EU-Recht verstoßen haben. (…) In Rumänien wurde das einzelstaatliche Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie vom Verfassungsgericht für verfassungswidrig erklärt. In Deutschland wurde ein ähnliches Urteil verkündet; gegen Ungarn ist ebenfalls ein Verfahren anhängig.“ (via netzpolitik.org)




Oktopus Paul: Niederschlag leider nicht möglich

Bei Reuters schreckt uns eine geradezu sensationelle Meldung auf: „Arbeitgeber machen Front gegen hohe Tarifabschlüsse“. Wer hätte das gedacht!? Das muss jetzt aber in allen deutschen Mainstream-Medien herausposaunt und wiedergekäut werden, weil man draußen im Lande vielleicht der irrigen Meinung sein könnte, das Kapital und seine Charaktermasken würden ganz regelwidrig freiwillig ihren Profil schmälern, was Adam Smith, Karl Marx, Joseph Schumpeter, Milton Friedman und Ernest Mandel verhüten mögen.

Wir hatten schon durchgenommen, dass sich deutsche Medien oft von Lobby- und Interessengruppen missbrauchen und instrumentalisieren lassen, weil die betreffenden Schreiberlinge schlicht zu doof sind, um das zu merken, oder der Chef vom Dienst gerade nicht hinguckt und eine Volontärin poppt, oder weil man gern selbst Politiker sein möchte, da man dann näher an den Fleisch-und Geldtöpfen säße. Oder man begnügt sich mit dem eigenene gesunden Menschenverstand, der oft genug nur das gesunde Volksempfinden ist, auch bekannt als „Rübe ab“ oder „löschen und sperren“.

So auch hier. Reuters hätte, anstatt das Gefasel des Artikels als Journalismus auszugeben, eine Pressemeldung der Kapitalistenverbände publizieren können, garniert mit ein paar leicht umformulierten Phrasen aus dem Wetterbericht. Nur leichte Bewölkung an der Lohnfront. Niederschlag (durch Streiks wegen der korrupten und zahnlosen deutschen Gewerkschaften) leider nicht möglich.

„Arbeitsmarktexperten gehen davon aus, dass nach Jahren stagnierender Einkommen die Löhne vor allem wegen des Fehlens von Nachwuchs künftig stärker steigen werden.“ Das ist ja mal eine lustige Theorie, wie der Kapitalismus an sich funktioniere. Der Satz erinnert mich an den Telepolis-Artikel: „Die fünf führenden Wirtschaftsforschungsinstitute vs. Oktopus Paul. Zweimal jährlich berichten alle Medien über die aktuellen Konjunkturprognosen – eine Analyse zeigt, dass diese nicht besser als der Zufall sind.“

Warum steigen eigentlich die Löhne? Dazu müsste man sich erst einmal verständigen, was der „Lohn“ ist. „Was dem Geldbesitzer auf dem Warenmarkt direkt gegenübertritt, ist in der Tat nicht die Arbeit, sondern der Arbeiter. Was letzterer verkauft, ist seine Arbeitskraft. Sobald seine Arbeit wirklich beginnt, hat sie bereits aufgehört, ihm zu gehören, kann also nicht mehr von ihm verkauft werden.“ – „In der Zeit, in der der Unternehmer über den Arbeiter frei verfügt, hält er ihn dazu an, möglichst viele Waren für ihn zu produzieren. Die Differenz des Wertes dieser Waren zu dem verausgabten Arbeitslohn, der Mehrwert stellt den Gewinn des Unternehmers dar. Der Gewinn hat seinen Grund also gerade in der Abweichung des Lohns vom Wert der verrichteten Arbeit.“ (K. Marx, Kapital I, MEW 23, 558.)

Ganz schon kompliziert und anstrengend, gelle? Man hat den Eindruck, dass Marx beim Schreiben wenigstens nachgedacht hat, während die „Arbeitmarktexperten“ (auch bekannt als Lobbyisten des Kapitals) statt der These, die Löhne stiegen durch das „Fehlen von Nachwuchs“, im Kaffeesatz hätten lesen können.

By the way: Welchen Nachwuchs meinen die eigentlich? Dass das Proletariat weniger Kinder in die Welt setzt oder dass sich die industrielle Reserverarmee verringert? Letzteres machte Sinn, da die Höhe der Löhne nichts mit dem Wert der geschaffenen Produkte zu tun hat, sondern mit der Kampfkraft der „Arbeitnehmer“, ob sie denjenigen, denen sie ihre Arbeitskraft verkaufen (also geben) und die ihre Arbeit nehmen – also die Kapitalisten (die die wahren „Arbeitnehmer“ sind) -, zwingen, ihnen mehr Lohn zu geben. (Verdammt, schon wieder so ein schwerer Satz, und das am Sonntag… aber hier schreibe ich, ich kann nicht anders.)