Amazonen von Gor

pantherpanther

Ich wundere mich immer, wie verschnarcht deutsche Medien bei der Suche nach Themen sind, wenn die nur irgendwie mit dem Internet zu tun haben. Ich habe schon vor mehr als zwei Jahren einmal versucht, einen Artikel über Frauen und Cybersex einer der größten deutschen „Frauenzeitungen“ anzudrehen – vergeblich. Die wussten gar nicht, was gemeint war.

Zehntausende Frauen weltweit halten sich in der virtuellen Welt Gor, dem größten“ subkulturellen Segment von Second Life mit mehr als 300 Regionen („sims„). Gor – ein Ambiente nach den Trash-Romanen des Schriftstellers John Norman – bringt dem Anbieter Lindenlab monatlich mindestens 120.000 Dollar ein, ein Sümmchen, das schon etwas bewegen kann.

Ein „Problem: es kommen ganz viele Frauen vor, zudem noch viel mehr Sex und Gewalt. Die Lindenlabs reden nicht gern darüber. Man kann Norman eine gewisse Genialität nicht absprechen, trotz des sogar von einen glühenden Verehrern zugegebenen unterirdischen Niveaus seiner Schreibe, so den Nerv der politial correctness getroffen zu haben, dass er vom medialen Mainstream komplett ignoriert wird – ganz im Gegenteil zu vergleichbaren „niveauvollen“ Machwerken wie Perry Rhodan.

Sehr viel Frauen bewegen ihren Avatar als „Panther“ durch die goreanischen Urwälder 2.0 – die Amazonen von Gor, beschrieben in „Hunters of Gor“ Diese Frauen sind meistens sehr gute Bogenschützen (Egoshooter, aufgemerkt!), sehen oft supersexy aus und benehmen sich in ihrer Rolle arrogant gegenüber Männern, die sie jagen, vergewaltigen und virtuell „versklaven“ wollen. Sie drehen oft den Spieß um und schießen Männer nieder und erniedrigen sie. (Für die hier mitlesenden schmallippigen Jugendschutzwarte, die jetzt schon rote Ohren haben: Alles ist freiwillig, jeder kann jederzeit ausloggen.)

Hier ein Screenshot vom Eingangsbereich einer „Panter-Sim“: Diejenigen Frauen, die in strittigen Fällen das Rollenspiel moderieren, sozusagen die Ober-Amazonen, stellen sich selbst vor. Im jeweiligen virtuellen Markt der Regionen wird alles das angeboten, was der schießwütige weibliche (und oft lesbische) Avatar braucht.

Ich frage mich, warum das kein Medium interessiert, das sich an Frauen richtet? Ach ja, man müsste recherchieren – das ist in diesem Fall nicht so einfach. Eine EMMA-Redakteurin würde vermutlich gleich an die Kette gelegt oder gebannt, wenn sie nicht die passende Kleidung trüge. Aber Fell-Bikini, halb entbößte Brüste und mit virtuellen Flitzebögen herumballern, dass die Männer von den Bäumen fallen sowie jede Menge Cyberporn – passt das für eine Feministin 2.0? Ich sollte den Artikel besser selbst schreiben…

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Kommentare

One Kommentar zu “Amazonen von Gor”

  1. Michael am August 20th, 2010 12:25 am

    „Für die hier mitlesenden schmallippigen Jugendschutzwarte, die jetzt schon rote Ohren haben: Alles ist freiwillig, jeder kann jederzeit ausloggen“

    Jederzeit abschalten oder zuklappen kann man „jugendgefährdende“ Filme oder Bücher auch. Das hat aber die Moralpolizisten noch nie beeindruckt. – Schließlich wollen die ihre Moralvorstellungen gegen den Willen anderer durchsetzen.

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