Wikileaks und die Pentagon-Papiere

Pentagon-Papier

Hier steht ein schon recht unansehnliches Buch in meinem Regal: die Pentagon-Papiere (erschienen 1971).

„Die Pentagon-Papiere (englisch: Pentagon Papers) sind ein ehemals streng geheimes Dokument des US-Verteidigungsministeriums. Die teilweise Veröffentlichung der Pentagon-Papiere 1971 deckte die gezielte Irreführung der US-amerikanischen Öffentlichkeit in bezug auf den Vietnamkrieg durch alle Präsidenten von Harry S. Truman bis Lyndon B. Johnson auf. Die empörte Bevölkerung erfuhr, dass entgegen vieler Beteuerungen beteiligter Präsidenten der Krieg schon lange vorher geplant wurde und die Sicherung der Demokratie in Süd-Vietnam nicht das eigentliche Ziel war. Die Veröffentlichung gelang nur gegen den Widerstand der Regierung aufgrund der Entscheidung des höchsten US-Gerichtes und trug wesentlich zur Beendigung des Krieges bei. (…) Das 7.000-seitige Dokument wurde im Sommer 1971 von Daniel Ellsberg unter Mithilfe seiner Kinder kopiert und – nach Versuchen der US-Regierung, die Pressefreiheit einzuschränken – von der New York Times und der Washington Post in Teilen publiziert.“

Wie sich die Zeiten gleichen. Doch halt: Damals gab es die Presse, die ihren ureigensten Aufgaben noch nachkam. Heute gibt es Wikileaks.

Die deutschen Medien nennen die Bundeswehr, die gezielt töten lässt, immer noch „Schutztuppe„. Das kann man im Orwellschen Sinne getrost als Gleichschaltung ansehen. Oder sie üben sich, wie Spiegel Offline im kritiklosen Widerkäuen der Agitprop der USA: „Tatsächlich beginnen Petraeus‘ Richtlinien wie bei McChrystal mit der Mahnung, die Isaf-Truppen seien zum Schutz der Bevölkerung in Afghanistan.“ Und? Lesen wir dort ein kritisches Wort? Nein.

Der Ex-Bundespräsident Köhler hatte Recht und musste gehen, weil er versehentlich das aussprach, was jeder weiß, aber niemand zugeben darf. Es geht um die Interessen des Kapitals. Und die müssen auch am Hindukusch verteidigt werden. „Voll Besorgnis blickt der Ostausschuss auf die Energieinteressen der USA. Die deutsche Industrie muß feststellen, dass bei Investitionen in Kasachstan und in Aserbaidschan die US-Multis mehr ökonomische Potenz haben als deutsche Konzerne. Wenn es um ÖL geht haben die deutschen Konzerne noch keine Chance finanziell mit den Ölmultis mitzuhalten.“