Polizei bespitzelt sich selbst

Hier ist die Spitze des Eisbergs und wie es hinter den Kulissen der Polizei wirklich aussieht. Der Tagesspiegel berichtet hier („Neue Merkwürdigkeiten in der Polizeiaffäre in Sachsen-Anhalt“ und hier („Nächster Akt in Dessauer Polizeiaffäre“), Spiegel Offline hier („Polizeidirektion spähte eigene Beamte aus“). Da sieht man, was die tun, wenn keiner hinguckt – was tun die gar mit den Daten anderer?

Hintergrund: Der Leitende Polizeidirektor Hans-Christoph Glombitza wollte seine Staatsschutzabteilung im Kampf gegen Rechtsextremisten ausbremsen. Spiegel Offline: „Die hohe Zahl von Ermittlungsverfahren schade dem ‚Ansehen unseres Landes‘. Darüber sei ’niemand glücklich‘.“ Und irgendjemand hatte dennoch mit der Presse geredet.

Der Tagesspiegel: „Die Direktionsspitze ließ im Frühjahr 2007 eine Sicherungskopie sämtlicher Daten ziehen, die vom 23. Februar bis zum 11. Mai auf dem Zentralserver gespeichert waren. Damit waren die Daten von 1100 Beamten, auch private E-Mails, ohne Wissen der Betroffenen und des Personalrats auf unabsehbare Zeit in der Hand der Führung der Direktion. Und das, obwohl nur drei Beamte der Abteilung Staatsschutz im Verdacht standen, sie hätten bei der Presse geplaudert.“

Spiegel Offline: „Unter den betroffenen Datensätzen waren dabei nicht nur die Verbindungsdaten dienstlicher E-Mails und Dokumente, die jeder Beamte, für die Hausspitze zugänglich, in der „Ablagemappe“ auf dem Server gespeichert hatte, sondern auch private Speicher, die sogenannten Heimserver. Sie hatten jeweils eine Umfang von 50 Megabyte und dienten passwortgeschützt der Aufbewahrung von privaten Fotos, Schreiben und E-Mails.“

Das schauen wir uns mal genauer an. Was lehrt uns das? Die Polizei verschlüsselt ihre E-Mails nicht, sondern schreibt nur elektronische Postkarten. Die „Hausspitze“ schnüffelt allen hinterher und kann sogar die privaten Daten überprüfen. Die Polizei ist auch nicht in der Lage, ihre eigene Vorratsdatenspeicherung zu umgehen. Der Tagesspiegel kann seinen Informanten auch nicht anbieten, anonym zu kommunizieren, um die interne Schnüffelei zu verhindern – etwa durch eine PrivacyBox. Die leben also alle noch im Zeitalter der Internetausdrucker.

Manchmal geschehen Dinge, die kann man sich gar nicht ausdenken. Wie dämlich muss man eigentlich sein, um sich auch noch bei einer solch schmierigen Affäre erwischen zu lassen?

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Kommentare

3 Kommentare zu “Polizei bespitzelt sich selbst”

  1. Bruno am Juni 11th, 2010 9:37 pm

    Jeder tut das was er am besten kann. Schnüffeln, anschwärzten, verunglimpfen usw. Da solche Leute auch ein Bildungsproblem haben, so eine gewisse Resistenz, ist auch nichts anderes zu erwarten.

  2. Fluxkompensator am Juni 12th, 2010 4:05 am

    In der Bundesrepublik Deutschland, auch Deutschland genannt, haben viele ein Bildungsproblem. Dieses Land wird von vielen vielen grossen und kleinen Arschlöchern bevölkert.

  3. Olli am Juli 29th, 2010 12:31 pm

    Wirklich nur die Spitze des Eisbergs. Ich arbeite für eine Polizeibehörde in einem anderen Bundesland. Was hier abgeht, ist unglaublich. Alleine in diesem Dienstgebäude kenne ich drei Kollegen, die einen Suizidversuch hinter sich haben und endlose Zeit krankgeschrieben waren: alles wegen durch Mobbing ausgelöster Depressionen. Hier wechselt das Personal geradezu fluchtartig. Wer sich hier einrichten will auf Dauer, muß sich anpassen und auch ein Arschloch werden. Mobbing ist hier Thema Nr. 1, wer dagegen angeht, lernt ziemlich schnell den Korpsgeist kennen. Ich habe auch schon innerlich gekündigt und sitze hier nur noch die Stunden und Tage ab, bis ich versetzt werde. An Anträgen dazu fehlt es nicht.

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