Die sozial schiefe Merkel und die Gracchen

Kapitalismus

Unsere Junta hat also beschlossen zu „sparen“. Das Wort trifft aber nicht den Kern der Sache. Im Kapitalismus – auch bekannt unter dem suggestiven Neusprech „soziale Marktwirtschaft“- gilt es, die Reicher reicher und die Armen ärmer zu machen, gleichzeitig aber zu verhüten, dass die Armen rebellieren. Allzugroßes Elend muss verhindert werden. Damit die Armen das Prinzip des System nicht begreifen, sondern anderen die Schuld für ihre Misere in die Schuhe schieben (den Juden z.B.), gibt es die Religion, die die Gehirne vernebelt und alles als gottgewollt definiert, sowie das schon aus der Antike bekannte Prinzip „Brot und Spiele“, das heute „Fernsehen“ heisst.

Das war jetzt Originalton Anfang des 19. Jahrhunderts. Wahr ist es trotzdem, es hört sich nur altertümlich an. Ich warte darauf, dass eine Tagessschau-Sprecherin sagt: Die Regierung nimmt den Armen etwas weg und gibt den Reichen was dazu. Das wäre objektiv und richtig. Aber niemand traut sich das so offen zu sagen. Das regt mich gar nicht auf. Viel ärger finde ich die geistig Minderbemittelten, die immer noch CDUCSUFDP wählen. Aber das war ja schon immer so.

Das montägliche Nachrichtenmagazin schreibt: „Dass Menschen mit geringem Einkommen nun aber der Zuschuss zu den Heizkosten gekürzt wird, Gutverdiener von Schwarz-gelb aber verschont bleiben und Hoteliers weiter von der unsinnigen Mehrwertsteuersenkung profitieren, deutet auf eine solche Schieflage hin.“ Knapper formuliert: Sollen die Armen doch frieren oder einen Pullover anziehen.

Nun, der Kapitalismus an sich ist eine „soziale Schieflage“. Was wäre denn sozial „gerade“? Das affirmative Gefasel über „soziale Schieflagen“ kann man am besten mit den Gracceschen Reformen aus dem 2. Jahrhundert v.u.Z. erläutern. Die Kleinbauern am alten Rom wurden immer öfter enteignet oder konnten nicht überleben, weil die effektivere Sklavenhalterwirtschaft eine übermächtige Konkurrenz wurde. Oder sie wanderten in die Städte ab, weil sie zu lange in der Armee dienen mussten. „Die Gewinner dieser Entwicklung waren die Eliten Roms, die durch den Handel und Investitionen in landwirtschaftliche Betriebe reich wurden.“ Dagegen war kein Kraut gewachsen, man konnte diesen Prozess nur künstlich durch „Reformen“ verlangsamen. Gegen ökonomische Zwänge helfen Wünschen und Wollen bekanntlich nichts.

Die Eliten sind immer die Gewinner. Wer die Macht über die Produktionsmittel hat, kann bestimmen, wie der Laden läuft. „Sparen“ bedeutet nicht anderes als dem armen unteren Drittel der Gesellschaft vorzulügen, alle müssten irgendwie die Gürtel enger schnallen. In Wahrheit geht es in Gegenden, in denen wir es mit dem bekannten eisernen „Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate“ zu tun haben, darum, die Höhe der Profite zu erhalten, indem man den Armen einfach etwas wegnimmt. Das Gesetz „sagt aus, dass in der kapitalistischen Wirtschaft gesetzmäßig, also aufgrund von Eigenschaften der kapitalistischen Wirtschaft selbst, eine Tendenz zur Verringerung der Profitrate im gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt bestehe.“

Ja, widerlegt hat das noch niemand. Die wohlwollenden Leserinnen und geneigten Leser könnten es ja versuchen.

Screenshot: Spiegel Offline