Die sozial schiefe Merkel und die Gracchen

Kapitalismus

Unsere Junta hat also beschlossen zu „sparen“. Das Wort trifft aber nicht den Kern der Sache. Im Kapitalismus – auch bekannt unter dem suggestiven Neusprech „soziale Marktwirtschaft“- gilt es, die Reicher reicher und die Armen ärmer zu machen, gleichzeitig aber zu verhüten, dass die Armen rebellieren. Allzugroßes Elend muss verhindert werden. Damit die Armen das Prinzip des System nicht begreifen, sondern anderen die Schuld für ihre Misere in die Schuhe schieben (den Juden z.B.), gibt es die Religion, die die Gehirne vernebelt und alles als gottgewollt definiert, sowie das schon aus der Antike bekannte Prinzip „Brot und Spiele“, das heute „Fernsehen“ heisst.

Das war jetzt Originalton Anfang des 19. Jahrhunderts. Wahr ist es trotzdem, es hört sich nur altertümlich an. Ich warte darauf, dass eine Tagessschau-Sprecherin sagt: Die Regierung nimmt den Armen etwas weg und gibt den Reichen was dazu. Das wäre objektiv und richtig. Aber niemand traut sich das so offen zu sagen. Das regt mich gar nicht auf. Viel ärger finde ich die geistig Minderbemittelten, die immer noch CDUCSUFDP wählen. Aber das war ja schon immer so.

Das montägliche Nachrichtenmagazin schreibt: „Dass Menschen mit geringem Einkommen nun aber der Zuschuss zu den Heizkosten gekürzt wird, Gutverdiener von Schwarz-gelb aber verschont bleiben und Hoteliers weiter von der unsinnigen Mehrwertsteuersenkung profitieren, deutet auf eine solche Schieflage hin.“ Knapper formuliert: Sollen die Armen doch frieren oder einen Pullover anziehen.

Nun, der Kapitalismus an sich ist eine „soziale Schieflage“. Was wäre denn sozial „gerade“? Das affirmative Gefasel über „soziale Schieflagen“ kann man am besten mit den Gracceschen Reformen aus dem 2. Jahrhundert v.u.Z. erläutern. Die Kleinbauern am alten Rom wurden immer öfter enteignet oder konnten nicht überleben, weil die effektivere Sklavenhalterwirtschaft eine übermächtige Konkurrenz wurde. Oder sie wanderten in die Städte ab, weil sie zu lange in der Armee dienen mussten. „Die Gewinner dieser Entwicklung waren die Eliten Roms, die durch den Handel und Investitionen in landwirtschaftliche Betriebe reich wurden.“ Dagegen war kein Kraut gewachsen, man konnte diesen Prozess nur künstlich durch „Reformen“ verlangsamen. Gegen ökonomische Zwänge helfen Wünschen und Wollen bekanntlich nichts.

Die Eliten sind immer die Gewinner. Wer die Macht über die Produktionsmittel hat, kann bestimmen, wie der Laden läuft. „Sparen“ bedeutet nicht anderes als dem armen unteren Drittel der Gesellschaft vorzulügen, alle müssten irgendwie die Gürtel enger schnallen. In Wahrheit geht es in Gegenden, in denen wir es mit dem bekannten eisernen „Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate“ zu tun haben, darum, die Höhe der Profite zu erhalten, indem man den Armen einfach etwas wegnimmt. Das Gesetz „sagt aus, dass in der kapitalistischen Wirtschaft gesetzmäßig, also aufgrund von Eigenschaften der kapitalistischen Wirtschaft selbst, eine Tendenz zur Verringerung der Profitrate im gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt bestehe.“

Ja, widerlegt hat das noch niemand. Die wohlwollenden Leserinnen und geneigten Leser könnten es ja versuchen.

Screenshot: Spiegel Offline

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Kommentare

26 Kommentare zu “Die sozial schiefe Merkel und die Gracchen”

  1. Realist am Juni 8th, 2010 3:56 pm

    Ist die SPD denn noch wählbar? Jetzt, in der Opposition bringen sie gute Argumente gegen die Sparpolitik der Regierung. Da fällt mir nur ein: Agenda 2010, wer hat´s erfunden?

  2. Georg Kraus am Juni 8th, 2010 4:20 pm

    Zu widerlegen gibt es an solchen Fakten nichts. Wohl aber kann man unterschiedlich prognostizieren, wie lange das noch so weitergeht, ohne daß Widerstand aufkommt.

    Je mehr sie den Leuten wegnehmen, desto größer wird deren Druck im Überlebenskampf. Schon heute sehen doch viele keine Alternative mehr. Verlieren sie noch mehr, werden sie beginnen, sich zu wehren. Nur so wird eine Zeit des Umbruchs kommen. Und dann mag es wieder heißen: Ça ira — wobei ich die Spengler’sche preußische Version der französischen vorziehe. Darf man das (hier) schreiben? ^^

  3. admin am Juni 8th, 2010 6:47 pm

    Man darf hier sicher mehr schreiben als anderswo.

  4. schweremit am Juni 8th, 2010 8:12 pm

    Berlin ist Weimar 2.0

    Viel Spaß noch.

  5. Herbert Krawczek am Juni 8th, 2010 8:29 pm

    Das bei Einsparungen des Staates die Armen zuerst getroffen werden, ist unvermeidbar, denn diese sind einfach abhängiger vom Staat. Wer genügend wirtschaftliche Ressourcen hat, kann sich erstens selbst versorgen, und zweitens dem staatlichen Zwang (zur Not durch Auswandern) entziehen. Der Staat hat auf die Armen also einfach viel mehr Einfluss als auf die Reichen.

    Und dazu kommt jetzt noch, dass ökonomische Gesetzmäßigkeiten auch gelten, wenn der Staat das Wirtschaftssystem komplett umkrempelt. Die Macht des Staates ist also (abgesehen von direkter physischer Gewalt), sehr viel geringer, als die meisten Gesellschaftstheorien annehmen.

    Ein Staat, egal wie sozial er ist, kann faktisch nur an den Armen sparen, denn die Reichen rennen ihm sonst schlicht und einfach weg. Und irgendjemand muss den Staat ja auch bezahlen.

  6. Der mit der Mütze denkt am Juni 8th, 2010 8:39 pm

    Das, das Alles scheint absolut korrekt zu sein.
    Ich blick da sowieso nicht durch. Wenn das in Rom schon so war. Und seitdem nix passiert ist.
    Ich hab mal ein sozial-kapitalistisches Plakat an einem Reformhaus in der Stadt gesehen. Regenerieren statt resignieren – ist noch gar nicht so alt. Wär das nicht ein Spruch? Und wenn sich die Inter-Lektualität mal ans Reduzieren statt Redundieren machte, dann käme ein Apell an periphäre Aktionsorientierte dabei raus: Reg(ener)ieren statt … na ja, war’n Versuch, ‚tschuldigung. Okay 5, weiß ich weiß ich, ich setz mich schon. Dein Schüler, der aus der letzten Reihe (links, von Deinem Pult aus gesehen).

  7. Georg Kraus am Juni 8th, 2010 9:27 pm

    Entschuldigung, aber wenn ich das lese „ökonomische Gesetzmäßigkeiten“ schwillt mir der Hals zu. Diese ökonomische Gesetzmäßigkeit gilt doch nur innerhalb des in sich geschlossenen Gesamtsystems. Das unterliegt selbstverständlich den Gesetzen des Kapitalismus, der nach der Abkoppelung des Börsenwertes vom eigentlichen Unternehmenswert zum Turbo-Kapitalismus wurde. Was alle wollten, egal, was sie heute von den „Heuschrecken“ erzählen.

    Also ist eine Kritik an den Methoden des Systems müßig. Das System selbst muß zur Kritik gestellt werden. Wenn wir die Zinsknechtschaft brechen, ist das ein Schlag, der uns komplett herausführt aus dem geschlossenen System mit seinen „ökonomische Gesetzmäßigkeiten“. Nur, solange wir eben dieses System akzeptieren, unterliegen wir auch „ökonomische Gesetzmäßigkeiten“.

  8. Georg Kraus am Juni 8th, 2010 11:20 pm

    Ergänzung: Heute-Journal vom 8. Juni 2010. Börsenbarometer, Interview mit einem dieser Börsenbeobacher. Sinngemäß: Zins und Zinseszins wirken exponentiell. Jeder weiß, daß damit der große Zusammenbruch vorprogrammiert ist. Das ist schlichte Mathematik. Und wir sind in der Finalphase dieser Entwicklung. Niemand weiß, ob es noch zwei, fünf oder zehn Jahre gut geht. Gewiß ist nur, daß es zu Ende geht.

    Genau, was ich schrieb. Brechnung der Zinsknechtschaft. Längst überfällig.

  9. admin am Juni 9th, 2010 12:56 am
  10. Serdar am Juni 9th, 2010 2:46 am

    Oder zum Judentum, dort gibts das auch.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Zinsverbot

  11. Jörg am Juni 9th, 2010 7:48 am

    Der teure Überwachungs- und Spitzelstaat und der teurer Kriegsstaat

    1.) Der Spitzel- und Überwachungsstaat
    Es ist doch bemerkenswert, daß seit Jahren – und nun seit den „neuen Sparplänen“ zumindest: seit Tagen – k e i n Kommentator zu den Sparplänen, an unserem superteuren Überwachungs- und Spitzelstaat sparen will.

    Besonders beunruhigend ist es, daß weder die „Die Linke“ noch die mit ihr sympathisierenden Kommentatoren hier sparen wollen. Wie überhaupt „Die Linke“ den gegen die Bürger (und ihre Freiheit) gerichteten superteuren Überwachungs- und Spitzelstaat völlig in Ordnung findet (Laffo und Gysi finden diese immer ganz in Ordnung – solange sie oder ihre Parteimitglieder nicht selbst bespitzelt werden). Vor Jahren hatte rot-rot in Berlin sogar die Nutzung von Verkehrskameras für die unkontrollierte polizeiliche Überwachung der Bürger durchgesetzt.

    Daß die „bürgerlichen“ Parteien (CDUCSUSPDGRÜNEFDP) hier nicht sparen wollen ist nicht überraschend: Diese Parteien hatten den verfassungswidrigen Überwachungs- und Spitzelstaat ja eingeführt und betreiben ihn.

    Aber auch demokratische Kommentatoren und andere, die man als ‚freie Linke‘ bezeichnen könnte, solche also, die den vorstehend benannten Parteien nicht geistig nahestehen, erwähnen diese Kosten n i e !! Nicht ‚praktisch nie‘ sondern „NIE“. ICH bin die einzige Person auf dem Boden der BRD, der diese Kosten bei irgendwelchen Kommentaren immer erwähnt (Jahr für Jahr)!

    Wieso ist das eigentlich so? Ja, gut, die Kosten muß man schätzen, weil die etablierten Parteien – CDUCSU-SPD-GRÜNE-FDP-LINKE – und die von diesen und unseren Gestapo-Diensten gesteuerten Medien noch nicht mal Schätzungen der Kosten ermöglichen wollen. Aber dann muß man eben selbst schätzen! Besser als gar nichts.

    Bereits 1975 habe der damals schon pensionierte Ex-BND-Chef Gehlen in einem Rundfunkinterview verraten “Es sind viele Journalisten interessiert worden für den BND, um public relations zu machen und falsche Vorstellungen zu beseitigen…”. Diese Mengenbeschreibung der BND-Journalisten mit “viele” müsse man heute im Jahr 2007 mit “sehr viele” oder ” u n g l a u b l i c h viele” anpassen.

    Ich schätze die Zahl der dienstlichen/beamteten Mitarbeiter in unserem Überwachungsstaat auf 430.000 Personen. Denn ich habe, mangels bekannter Zahlen, einfach 480% vom bekannten Personalbetand der DDR (= 90.000) genommen – dies entspricht dem Verhältnis der Einwohnerzahlen der DDR zu Groß-BRD.

    Hinzukommen die SPITZEL, mit denen unsere Gestapo-Dienste a l l e bürgerlichen Organisationen – und natürlich auch die Medien – unterwandet haben: Nicht nur Studentenvereinigungen (z. B. „Jusos“) oder Aktionsgruppen gegen die Datenspeicherung sondern z. B. auch harmlose religiöse Vereinigungen (Hindus, Buddhisten). Diese Spitzel sind auch nicht mehr lediglich zur Informationsbeschaffung da (das macht man heute elektronisch – Telefonüberwachung, Ringpeiler), sondern zur Lenkung. Die NPD wurde z. B. schon deshalb nicht verboten, wie praktisch der gesamte Vorstand aus Staatsspitzeln bestand. Die heutigen Studenten sind Mucksmäuschen still, weil Ihre ASten unterwandert und fremdgelenkt sind.

    Ich schätze die Zahl der Monat für Monat vom Staat bezahlten SPITZEL einfach mal auf 300.000 Personen.

    Dann schätze ich die jährlichen Kosten für diesen Apparat wie folgt:
    430.000 Mitarbeiter mit gesch. Jahresgehalt von 24.000 € = 10.320.000.000 €
    300.000 Spitzel mit gesch. Jahreskosten von (12 x 800 €) = 2.880.000.000 €
    Geschätzte Betriebskosten (Flug- und Fahrzeugpark, Anschaffungs- und Betriebskosten, elektron. Geräte usw.) = pro amtlichen Mitarbeiter (Spitzel laß ich weg) im Monat tausend, im Jahr 12.000 €. Also : 430.000 x 12.000 = 5.160.000.000 €

    Macht zusammen: 18,36 Milliarden EURO (pro Jahr!!!).

    2.) Kriegskosten
    Die Kriegskosten schätze ich – mangels besserer Kenntnis dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) folgend (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,695430,00.html ) – auf 1 Mrd. € jährlich. Hinzukommen indirekte Kosten von 10, 4 Mrd. EURO.

    3.) Warum werden die vorstehenden Kosten und ihre ABSCHAFFUNG nirgendwo gefordert? Dabei meine ich nicht die Politiker oder die Journaille, sondern EUCH, meine Mitbürger !?!

  12. Jörg am Juni 9th, 2010 8:05 am

    Zu den Gracchen-Brüdern – nur mal so, wel sie erwähnt wurden – siehe Kommentar „6.“ Auf
    http://www.radio-utopie.de/2010/03/04/niederlande-landesweit-ein-einziges-prozent-fur-wilders/.
    ….auch wenn ich inzwischen auf rado-utopie gesperrt bin.

  13. Herbert Krawczek am Juni 9th, 2010 8:08 am

    Wenn jetzt also die „Zinsknechtschaft“ abgeschafft wurde, warum sollte dann irgendjemand noch Geld verleihen? Man hat doch nichts davon. Natürlich bricht das System immer wieder zusammen, aber meist erst nach einer Phase des Wohlstandes. Diese Phasen würden ja dann wegfallen, und ob das wirklich besser wäre, wage ich zu bezweifeln.

  14. Georg Kraus am Juni 9th, 2010 8:18 am

    Gut. Ich werde dem Börsenguru vom ZDF einen Verweis zu Ihrer Empfehlung als Leserbrief zusenden. Gott ist groß … oder so.

    „Diese multiexponentielle Entwicklung wird bis 2050 zu einem globalen und umfassenen Systembruch führen – notwendigerweise.
    Da könnte die historische Erfahrung wiederum anwendbar sein: ein dekadentes und menschenausbeutendes System wird glücklicherweise an sein Ende gelangen und unglücklicherweise durch eine Phase der Instabilität und des zivilisatorischen Rückschritts abgelöst werden.“
    Quelle:
    http://www.wallstreet-online.de/diskussion/1126603-4001-4010/die-zukunft-des-oelpreises-theoriereflexion

    Was hat die Religionszugehörigkeit mit einer Brechung der Zinsknechtschaft zu tun? Elsäßer geht von einem internationalen Klassenkampf aus. Diese Klassen gibt es längst nicht mehr. Die Linke ist letztendlich Erfüllungsgehilfe der Hochfinanz, erfüllt eine Ventilfunktion für die Unzufriedenen, ist längst kanalisiert. Ich mag nicht ins Paradies der Diktatur des Proletariates enden. Suche meine Lösungen lieber z.B. bei Jürgen Schwab:
    http://sachedesvolkes.wordpress.com/2010/05/14/was-ist-nationalrevolutionar/
    Sein Buch „Volksstaat statt Weltherrschaft“ erschien mir vor einigen Jahren als sehr logisch und schlüssig.

  15. admin am Juni 9th, 2010 10:43 am

    http://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCrgen_Schwab
    „Jürgen Schwab (* 26. Februar 1967 in Miltenberg/Main) ist ein rechtsextremer deutscher Publizist.“ Nur damit hier die unbedarfte Jugend beim Lesen nicht sittlich gefährdet wird.

  16. Georg Kraus am Juni 9th, 2010 11:13 am

    @ Serdar
    Das Zinsverbot für Juden gilt offensichtlich nur für Angehörige des auserwählten Volkes, mh?
    Exodus 22,24: „Falls du einem aus meinem Volk, dem Elenden bei dir, Geld leihst, dann sei gegen ihn nicht wie ein Gläubiger; ihr sollt ihm keinen Zins auferlegen“ Quelle: Wikipedia

    Was im Koran dazu steht, weiß ich nicht.

    @ Herbert Krawczek
    Zunächst einmal muß man doch erkennen können, daß der Zinseszins das Kernübel darstellt.
    http://www.finanzkrise.eu/exponentielle-Entwicklung-des-zinseszins.html
    Schau Dir nur einmal das Diagramm dort an, dann siehst Du das Problem auf einen Blick. Beim System des Zinseszins ist es nicht eine Frage, ob, sondern nur, wann es knallt.

    Die These „Man hat doch nichts davon, wenn man Geld ohne Zinsen verleiht.“ halte ich vom Ansatz her für stellvertretend für unsere heutige Ich-Gesellschaft. Muß „man“ immer etwas von einer Handlung haben? Wie wäre es, wenn WIR, wenn die Gemeinschaft etwas davon hat. Leihen wir einem braven Mann Geld ohne Zinsen, so daß er etwas aufbauen kann für das WIR, für die Gemeinschaft, so ist das keinesfalls altruistisch (ohne Gewinnstreben). Den Gewinn bekommt halt nur nicht „man“, sondern die Gemeinschaft.

    Ich sehe es so: Die kleinste Schutz-Gemeinschaft ist die Familie, die größte die Volksgemeinschaft. Kommt Druck von außen, hält die Familie zusammen. Im Großen gilt dasselbe. Durch die gewollte Auflösung der Nationalstaaten, z.B. in Europa, werden diese Schutz-Gemeinschaften zwangsläufig geschwächt. Begründet wird das mit dem One World – One Future Gedanken, der uns ja alle besoffen macht, denn wir wollen doch im Grunde genommen alle dasselbe: Leben und leben lassen, Einblick in andere Kulturen bekommen, weil das ungemein spannend ist (für mich jedenfalls). Und genau so wird das vom System begründet. Daß ein Europa der friedlich kooperierenden Nationen dazu nicht im Widerspruch steht, verschweigen sie nicht nur, sondern sie behaupten, daß, wer gegen den Fall der Nationalgrenzen ist, automatisch fremdenfeindlich ist.

    @ admin
    Wer definiert eigentlich, was „rechtsextrem“ ist? Ich meine das wirklich als Frage. Der „common sense“? Wer zuletzt bei Wikipedia editiert hat? Die vorherrschende öffentliche Meinung, repräsentiert durch Linksliberale, die Rechts = Nazi als Dogma aufgestellt haben? Tatsächlich bin ich vor einigen Jahren mit genau dieser Prägung an eine Prüfung nationaler Autoren herangegangen. Was ich bei Schwab mit als erstes fand, war ein Kapitel „Wer ist Deutscher?“. Wobei mich eher die logische Folgefrage verblüffte, die Schwab in seinem Buch aufnahm. „Was ist mit denen, die keine Deutschen sind?“. Seine Antwort: Was soll mit denen sein? Eine Volkszugehörigkeit sagt doch nichts, aber auch gar nichts über einen „Wert“ des Individuums aus. Jemand der kein Deutscher ist, kann eben so ein guter oder schlechter Mensch sein wie ein Deutscher. — Ich fand keinerlei Fremdenhaß in seinen Aussagen. Und was ist an dieser Aussage rechtsextrem?

    Politische Gesäßzuordnungen wie „links“ und „rechts“ sind doch eh nur vom System gern genutzte Instrumente zur Trennung der eigentlichen Unterscheidung: national oder transnational. Überraschung, Überraschung: Ich bin Sozialist. Schwab auch. Wie paßt das nun zu „rechtsextrem“?

  17. Martin Hedler am Juni 9th, 2010 12:55 pm

    Mhh… ich bin nicht der Hellste. Könnte mir bitte jemand folgendes erklären:

    Die bösen Liberalen (ich meine jetzt nicht die Sozialisten aus der FDP) haben doch ständig gepredigt, dass sich der Staat aus dem Leben der Menschen so weit wie möglich heraushalten solle, da sein Einmischen dem Wohle der Menschen eher abträglich ist. Z.B. weil der Staat diese Macht dazu nutzt den „Armen etwas weg[zunehmen]“ und es den Reichen zu geben.

    Weswegen der Kapitalismus immer mit dem „Nachtwächterstaat“ gleichgesetzt wurde, der nur (!) seine Bürger vor gewalttätigen Übergriffen anderer schützt, sich ansonsten aber zurückhält.

    So einen „Minimalstaat“ wollte natürlich keiner, weswegen man sich für den interventionistischen Staat entschied, der in immer mehr Bereiche des Lebens eindrang, Freiheiten einschränkte, Verantwortungen auflöste, Privilegien verteilte, fröhlich umverteilte und so von sich abhängig machte und – wie vorhergesagt – „den Armen etwas weg[nahm]“ und „den Reichen was dazu“ gabt.

    „Halt, Moment“, heißt es plötzlich, „dieser umverteilende und sich einmischende Staat bedeutet Kapitalismus.“

    Ja was denn nun?

    Mir ist nun eigentlich Schnuppe, was man nun als Kapitalismus bezeichnet, ich weiß nur immer nicht, wenn jemand sagt er sei gegen den Kapitalismus, ob er nun dagegen sei, dass sich der Staat NICHT in das Leben der Bürger einmischt, oder ob er dagegen sei, dass sich der Staat in das Leben der Bürger einmischt.

  18. blau am Juni 9th, 2010 1:27 pm

    Ich glaube das es keinen Widerstand geben wird, von einer Revolution ganz zu schweigen.
    Die Arbeitslosen werden, oder sind sie es schon?, soweit demoralisiert, daß sie den Mund halten werden und D.lands Osten hat schon lange aufgegeben.

  19. Herbert Krawczek am Juni 9th, 2010 1:32 pm

    Dass der Zinseszins das Kernproblem darstellt, bestreite ich nicht, nur glaube ich, dass es für die Entfaltung einer Wirtschaft (ohne Zwang) keine Alternative dafür gibt.

    Wenn ich jemandem ohne Zins Geld leihe, hab ich keine Gewährleistung, dass sein Streben mir auch wieder zugute kommt. Er kann ja auch einfach seinen Gewinn an andere abgeben, so dass ich Nachher genau soviel habe, wie Vorher. Dann habe ich aber, wie gesagt, nichts davon am Ende.

    Ohne wirtschaftliche Anreize funktioniert wo etwas nur in sehr kleinen Gemeinschaften, so wie der Familie. Und selbst dort auch nicht immer. Schon in größeren (Kommunalen,…) Gemeinschaften muss Altruismus offenbar erzwungen werden, sonst könnte man sich ja Strafen für Steuerhinterziehung und so weiter sparen.

    Wer den Zins abschafft, weil er ihn als überflüssig ansieht, geht meiner Meinung nach von einem zu positiven Menschenbild aus.

    Ach ja, und ob man die Schutzgemeinschaft jetzt als „Volksgemeinschaft“ oder „Klasse“ bezeichnet, ist dabei eigentlich nicht wichtig, die kollektivistische Denkweise dahinter ist die selbe. (deswegen hieß es ja auch NationaSOZIALISMUS, weil viel übernommen wurde)

  20. Georg Kraus am Juni 9th, 2010 6:24 pm

    @ Martin Hedler am Juni 9th, 2010 12:55 pm

    Sie sehen den Staat als unabhängige Macht-Organisation, die „den Markt“ entweder (FDP) dem freien Einfluß von Angebot und Nachfrage freigibt oder aber als reglementierende Institution, Richtung Planwirtschaft?

    Ich verstehe den Staat als Organisationsform des Volkes zur Regelung von dessen Wohl und Wehe.

    Der liberalistische Staat führt doch zu einem Raubtier-Dasein der Menschen – das fand/findet sich im merkantilen England (Spengler) und in seinem Nachfolger, den U$A.

    Den interventionistische Staat muß man doch zunächst einmal hinterfragen. Im Interesse welcher Gruppe(n) interveniert er? Das ist jetzt eindeutig die Hochfinanz. Unter dem Druck der Lobbyisten interveniert er, um die jeweiligen Profite zu maximieren. Selbst die Subventions-Modelle, hingestellt als Werkzeuge der Sozialen Marktwirtschaft (Bergbau, Landwirtschaft) sind eher Instrumente, die diese Berufsgruppen und Unternehmen in die Abhängigkeit führen.

    In einem Volksstaat bestimmt eben das Volk seine Vertreter auf Zeit. Diese Vertreter stehen im Dienst der Gemeinschaft, müssen sich beweisen und werden sonst abberufen und ersetzt. Es gibt keine undemokratische Parteien-Diktatur.

    @ blau am Juni 9th, 2010 1:27 pm
    Wir müssen weg vom romantisierten Klischee der Revolutionäre. Das ist Hollywood. Hinzu kommt, daß es je nach Volks-Charakter unterschiedliche Weisen von Revolutionen gibt. Wir assoziieren immer die des Blutrausches der Französischen Revolution damit. Oder Castro/Che Guevara, Lenin/Trotzki oder ähnliches. Die Engländer hatten eine völlig andere, ihrem merkantilen Charakter angepaßte Revolution. Wir Deutsche sind wieder anders. Unsere Revolution muß im Kopf stattfinden. Aber so oder so: Sie wird nur kommen, wenn der Druck steigt. Deshalb ist gut, was jetzt passiert. Es ist gut, weil jede neue Zwangsmaßnahme den Druck erhöht. Es gilt nur abzuwarten. Das System demontiert sich selbst. Es wird keine Gewalt geben bis zum Zusammenbruch des Systems. Es gilt nur, sich auf die Zeit danach vorzubereiten.

    @ Herbert Krawczek am Juni 9th, 2010 1:32 pm
    In einem Volksstaat werden Banken und Schlüsselindustrien enteignet, werden zum Volkseigentum. Das ist Grundvoraussetzung für das, was ich schrieb: Die Gemeinschaft wird Dir Geld leihen, damit Du damit etwas für die Gemeinschaft schaffst. Sie bekommt ja etwas Dauerhaftes, Bleibendes dafür von Dir. Darin liegt für die Gemeinschaft Motivation und Vorteil. Du selbst bringst Dich ein. Dafür muß Dir ein besonderer Vorteil gewährt werden, ein Gewinn, wenn Du so willst. Es geht nicht darum, sämtliches Privateigentum abzuschaffen oder Selbständige und Mittelständler, Freiberufler oder was auch immer zu verbieten. Jeder muß sich selbst verwirklichen können nach seinen individuellen Fähigkeiten.

    Altruismus ist eine feine Sache, aber auch Luxus. Wirklich. Ich selbst helfe gern mit Rat und Tat – wenn ich es mir leisten kann. Der Mensch an sich ist kein Altruist. Man muß den Menschen nur (wieder) klar machen, daß es andere, viel wertvollere „Erfolge“ und „Gewinne“ gibt als monetäres Gewinnstreben. Das kommt, wenn wir uns wieder als Gemeinschaft empfinden, davon bin ich überzeugt. Ich halte übrigens Zinseszins nicht für überflüssig. Ich halte Zinseszins für die Pest der Menschheit.

    Deinen letzten Absatz habe ich nicht verstanden. Volksgemeinschaft und Klassengesellschaft schließen einander aus, sind keinesfalls identisch.

    Und bitte verfalle nicht dem Fehler, alles, was national denkt, als Nationalsozialismus anzusehen. Ich bin kein Nationalsozialist. Menschen, in deren ideeller Tradition ich mich verstehe, wurden im Nationalsozialismus verfolgt und ermordet. Davon spricht heute nur (leider) niemand mehr. Die ZEIT u.a. setzen mich Nationalen gleich mit Nazi. Eine reine Diffamierungskampagne, die Deiner unwürdig sein sollte. (Klang das jetzt zu schwülstig? Ich weiß keine bessere Formulierung. sry.)

  21. Martin Hedler am Juni 10th, 2010 8:27 am

    @ Georg Kraus:

    Könnten Sie mir bitte erklären, wieso ein Staat, der seine Bürger vor den gewaltsamen Übergriffen anderer schützt, zu einem „Raubtier-Dasein“ führt, während ein Staat, der sein Gewaltmonopol in den Dienst von einzelnen Gruppen zur Ausplünderung anderer stellt, zum Wohle aller Menschen führen soll?

    Was ist eigentlich „die Gemeinschaft“? Und woher wissen die „Volksvertreter“ und auch die einzelnen Menschen, welche Handlungen zum „Dienst der Gemeinschaft“ nötig sind und welche nicht?

    Und wie wird garantiert, dass, selbst wenn dieses Wissen vorhanden sein sollte, diese Volksvertreter auch danach handeln? Durch deren mögliche Abwahl nach vier Jahren?

    Und dieses Verfahren soll besser sein, als der „Raubtier“-Markt, wo ich meinen Anbieter meistens sofort wechseln kann? Wo aber jene, die mit diesem Anbieter zufrieden sind, nicht gezwungen sind mit mir zu wechseln? Wo ich nicht nur einen einzigen Anbieter für alles habe, sondern wo ich mir für jedes Teilgebiet einen anderen Anbieter aussuchen kann? Wo ich bei der Auswahl eines Anbieters nicht nur auf Versprechungen vertrauen muss, dass er es sicher besser machen wird als mein jetziger Anbieter, sobald er nur an der Reihe ist, sondern ich seine Leistung bereits vor meiner Wahl durch die Begutachtung der Leistung, die er bereits aktuell für andere erbringt, beurteilen kann?

  22. Georg Kraus am Juni 10th, 2010 11:20 am

    @ Martin Hedler
    Guten Morgen,
    ich kann Ihre Auslegung meiner Formulierungen nicht nachvollziehen. Schlicht: Ich verstehe Sie nicht. Das liegt sicher an mir, bitte erklären Sie es mir noch einmal.

    Ich schrieb: „Der liberalistische Staat führt doch zu einem Raubtier-Dasein der Menschen – das fand/findet sich im merkantilen England (Spengler) und in seinem Nachfolger, den U$A.“

    Damit meine ich eine Art darwin’sche (Finanz-)Wirtschaftspolitik der „Survival Of The Fittest“. Raubtier-Kapitalismus halt. Und ich meinte einen Staat, der eben dies duldet, nein, fördert, nein, von eben jenem Raubtier-Kapitalismus gesteuert und kontrolliert wird. Mir ist das ein Gräuel.

    Und ich schrieb „Den interventionistische Staat muß man doch zunächst einmal hinterfragen. Im Interesse welcher Gruppe(n) interveniert er?“

    Die Antworten darauf gab ich auch. Und sich sehe _keinesfalls_, daß eben die von mir genannten Gruppen ein anderes Wohl im Sinne haben als ausschließlich ihr eigenes.

    Kann es sein, daß ich mich mißverständlich ausgedrückt hatte in meinem vorherigen Kommentar? Tut mir leid. Ich hoffe, das ist geklärt.

    Eine Gemeinschaft wird durch eine Gruppe von Menschen gebildet, die auf völlig unterschiedlichen Ebenen etwas gemein haben, sich zusammenschließen und ihre Interessen gemeinsam wahren.

    Ich sprach in meinem Beispiel die Volksgemeinschaft an, die sich weniger (aber durchaus auch) durch freies Bekenntnis zusammensetzt, aber zumeist wohl eher durch Volkszugehörigkeit, in die man hineingeboren wird.

    Ein solcher Volksstaat zeichnet sich durch möglichst umfangreiche Direkte Demokratie aus.

    Die Unterschiede zwischen Volksvertretern und Volk wären fließend. Nicht wie jetzt, wo wir von weitestgehend von Berufspolitikern regiert werden. Kennen Sie die Analysen über die Berufe der Bundestagsabgeordneten? Diese Fakten sind sehr interessant, nur repräsentieren sie nicht das Wahlvolk. In einem Volksstaat gäbe es u.a. Ständevertreter, so daß nach Möglichkeit alle Gruppierungen des Volkes und ihre individuellen Interessen abgedeckt wären. Letztendlich bestimmt das Volk, welche „Dienste an der Gemeinschaft“ notwendig sind und welche nicht. Stellvertretend für das Volk deren auf Zeit gewählte Repräsentanten. Finden die keinen eindeutigen Konsens untereinander, wird die Entscheidung dem Volk vorgelegt. Dessen Votum gilt.

    Eine Garantie, immer die richtige Entscheidung zu fällen, gibt es auch in einem Volksstaat nicht. Aber es gibt die Garantie, daß die Gemeinschaft die Entscheidung trägt, wie immer sie aussieht. Denn die Gemeinschaft bestimmt sein Schicksal selbst. Fehlentscheidungen gibt es, solange es Menschen gibt. Das Leben selbst ist ein Risiko. Aber ich sähe es als sinnvoller an, daß das Volk – auch unter Vorbehalt einer Fehlentscheidung – bestimmt, als wenn eine Parteien-Diktatur das übernimmt. 50 Prozent der Sitze im Bundestag (Direktmandate) werden von 2 Prozent der Bevölkerung (Parteimitglieder, denn nur die bestimmen die Listenplätze) festgelegt. Nennen Sie das demokratisch? Ich spuck‘ drauf. Entschuldigung, mein Altherren-Temperament…

    Sie können Ihren Anbieter nicht nach belieben wechseln. Sie können Pest oder Cholera wählen. Sie nennen es freien Anbietermarkt, ich nenne es Oligarchie. Bevor Sie sich nun auf eine Diskussion mit mir über dieses Anbieterthema einlassen, sollten Sie wissen, daß ich 10 Jahre lang Geschäftsführer einer Telefongesellschaft war, die 010xx Nummern, Caling Cards u.a. Dienstleistungen im TK-Markt vertrieben haben. Ich kann Ihnen Fakten um die Ohren schmeißen, daß Ihnen schlecht wird. (Nicht, daß ich heute und im Nachhinein stolz auf diese Tätigkeit wäre.)

    Nur eines: Ihren Anbietern sind Sie völlig gleichgültig. Selbst Ihr Umsatz (oder gar der erwirtschaftete Gewinn) ist Ihrem Anbieter schnurz. Sie zählten nur ein einziges mal: Bei Ihrem Abschluß mit eben diesem Anbieter.

    Das klingt absurd, macht aber aus Sicht der Hochfinanz absoluten und ausschließlichen Sinn: Aufgrund der vorgelegten Quartalszahlen des Neukundengeschäftes geben die Analysten ihre Empfehlung über den Börsenwert des Unternehmens ab. (Daß das nicht viel zählt, sondern eigentlich nur der erwirtschaftete Gewinn, versteht jeder Gymnasiast). Was Sie aber nicht vergessen dürfen, weil es der Schlüssel zum Verständnis unserer Zeit ist: Der Börsenwert eines Unternehmens ist seit Beginn der 90er Jahren vom Unternehmenswert abgekoppelt. Der eigentliche Unternehmenswert interessiert keine Sau mehr. Und der Börsenwert des Unternehmens setzt sich zusammen aus Gewinnerwartung, Optionen für die Zukunft und Wunschdenken. Eine Parallelwelt der Schatten. Spielwiese der Spekulation.

    Das Metall Blei ist börsennotiert. Anfang 2002 lag der Preis bei rd. 22 ct./kg. Mitte 2008 bei 1,85 Euro/kg. Derzeit bei rd. 1,00 Euro/kg. Ich verkaufe regelmäßig dieses Metall in größerem Umfang und mich interessierte brennend, woher diese Preissprünge kamen. Die Aufkäufer der Metallschmelzen erklärten mir z.B., daß eine Hafenanlage in China in die Luft geflogen sei. Deshalb könnten die Chinesen kein Blei mehr importieren. Auf meine Frage an den Auskunftgebenden, ob er mich verarschen wolle, war er beleidgt. Die Sprünge im Bleipreis entstehen durch Spekulation. Irgendjemand aus der Hochfinanz packt Geld an, kauft große Mengen Blei auf, wenn es niedrig dotiert ist. Durch die Nachfrage entsteht keine Verknappung (die vorhandene Menge Blei auf der Welt ist sehr stabil, weil kaum noch Blei abgebaut wird und immer weniger verwendet wird. Also müßte der Preis, wenn überhaupt, kontinuierlich sinken). Aber die anderen Spekulanten registrieren die durch die Aufkäufe bedingten Preissteigerungen und springen auf. Der Preis steigt weiter. Dann verkauft der Großspekulant und macht seinen Profit. Durch das Überangebot sinkt der Preis wieder.

    Freie Wahl der Anbieter? Ich will Ihnen nichts, aber woran Sie da glauben, ist eine absolute Illusion.

  23. Martin Hedler am Juni 10th, 2010 3:29 pm

    @Georg Kraus
    Hallo,
    selbstverständlich kann ich Ihre Ausführungen falsch interpretiert haben. Ich schrieb in meinem ersten Beitrag von einem Staat, der seine Bürger vor physischer Gewalt anderer schützt. Als sie daraufhin von einem „liberalistischen Staat“ schrieben, nahm ich an, sie meinten damit jene Rechtsordnung, die ich beschrieb.

    Da ich mir nicht richtig vorstellen kann, wie es in einer solchen Ordnung, in der kein Mensch einen anderen körperliche Gewalt antun darf, zu einem „Raubtier-Dasein“ kommen soll, bat ich Sie, mir die entsprechenden Schlüsse aufzuzeigen.

    Ein Verweis auf das historische England und die heutigen USA helfen mir leider nicht, diese Schlüsse selbst zu ziehen, da dortige Missstände
    vor allem auch durch Missachtung jenes „Nichtaggressionsprinzips“ durch den Staat begünstigt wurden. Sei es durch Zölle, Steuern, Monopolprivilegien, Haftungsbegrenzungen oder eben schlicht durch die Nichterfüllung des selbstgestellten Auftrags, die Bürger vor Übergriffen anderer zu schützen.

    Schlagwörter wie „Survival Of The Fittest“ nützen mir da auch nichts, wenn Sie mir nicht darlegen, was genau darunter zu verstehen ist (Überleben des Bestangepassten? Menschen, die zusammenarbeiten, sich gegenseitig beistehen und unterstützen, sind mit dieser Strategie gut an eine Umwelt der Knappheit angepasst und „überleben“. Was ist daran verwerflich?) und wie jenes aus der Annahme der Nichtaggression folgt.

    Für mich ist staatliche Intervention, also die Androhung und Anwendung von (staatlicher) Gewalt gegen eine Gruppe der Gesellschaft im Interesse einer anderen Gruppe doch sehr bedenklich, um nicht zu sagen unethisch.

    Sie bestätigen mich auch darin, in dem Sie einige Interventionen zu Gunsten „der Lobbyisten“ der „Hochfinanz“ aufzählen und verurteilen.

    Wieso sollte dieses Verhalten aber weniger unethisch werden, wenn dies im Interesse anderer Gruppen geschieht?

    Vielleicht habe ich Sie aber falsch verstanden und Sie verurteilten staatliche Interventionen allgemein. Dann gibt es zwischen uns keinen Dissens.

    Auch die Verwirklichung der direkten Demokratie ändert nichts daran, dass sich organisierte Gruppen gegen die unorganisierten durchsetzen werden. Einen gemeinsamen „Volkswillen“ von mehreren Millionen Menschen gibt es nicht. Und Aggression bleibt unethisch, selbst wenn sie von einer demokratischen Mehrheit gegen eine demokratische Minderheit ausgeübt wird.

    Ich mag auf dem Markt meine Anbieter nicht so perfekt wechseln können, wie man es sich in einem abstrakten Modell ausmalen kann. Aber ich kann dort wesentlich leichter wechseln (oder selbst zum Anbieter werden) als bei staatliche Institutionen:

    Zum Morgen kaufe ich meine Brötchen bei Bäcker A und wenn ich nicht zufrieden war, kaufe ich schon zum Abend mein Brot bei Bäcker B.

    Ich mag einmal mit einer Autowerkstatt Probleme gehabt haben, beim nächsten Mal kann ich einfach zu einer anderen gehen.

    Und dafür muss ich noch nicht einmal bei Millionen von anderen Menschen um Unterstützung bitten.

    Diese Vorteile wird mir der Staat nie bieten können. Aber er kann sie beseitigen, indem er privilegiert, besteuert, umverteilt – kurz: Gewalt anwendet.

    Auch mit 010xx-Nummern hatte ich bisher keine Probleme, eben weil ich nicht gezwungen bin, sie zu nutzen oder ein anderes Produkt, welches mit ihnen verbunden ist. Eine private Institution hat eben nicht das Recht, mich mit Gewalt dazu zu zwingen.

    Was irgendwelche Spekulanten an den Börsen treiben, kann mir prinzipiell ebenfalls egal sein, wenn nicht der Staat mittels irgendwelcher Haftungsbeschränkungen und Absicherungen dort interveniert und somit das Risiko von den Spekulanten auf die Bürger verlagert (Und damit die Risikobereitschaft vergrößert).

  24. Georg Kraus am Juni 10th, 2010 6:23 pm

    @ Martin Hedler

    Sind Sie grundsätzlich gegen Gewalt, also Pazifist, vielleicht Humanist? Oder sind sie gegen Gewaltausübung des Staates durch direkte Eingriffe und Einschränkungen in die Abläufe der Wirtschaft? Pure Neugier…

    Nach meiner Meinung sollte ein Staat durch grundsätzliche Regelungen zunächst eine klare Basis im Volksinteresse schaffen. Also z.B. Banken, Eisenbahn, Flugverkehr, Post – halt „hoheitliche“ Dienste vergesellschaften, also dem Volk übereignen. Was durch 60 Jahre Re-Education (es war/ist ein Programm der Siegermächte, deshalb verwende ich auch deren offiziellen Begriff) angerichtet wurde, braucht bestimmt auch ein, zwei Generationen, um wieder halbwegs zu funktionieren, so daß wieder ein tiefes, selbstverständliches Wir-Gefühl entsteht.

    Nehmen wir einmal alles sicherlich vorhandene kritikwürdige am Staat Israel weg, so hege ich doch tiefen Respekt vor dem Zusammenhalten der israelischen Gesellschaft als ein WIR. Ich weiß nicht, wie sie das machen. Die Religionszugehörigkeit allein kann es nicht sein. Es gibt dort sicher auch viele Agnostiker und Atheisten. Vielleicht macht es der Druck von außen? Der ja seit Gründung des Staates auf ihnen lastet? Wie auch immer…

    Ich habe nationales Denken als das genaue Gegenteil erlebt, wie es dargestellt wird und wie es von den jetzigen westlichen Demokratien praktiziert wird. Diese sind es, die Afrika ausbeuten, die Länder dort um ihre Rohstoffe bescheissen und den Regimen Waffen verkaufen. Jene wünschen den afrikanischen Ländern dasselbe, was sie sich für ihr eigenes Volk wünschen: Volks-Identität und Volks-Souveränität.

    Ich maße mir kein Werturteil über die Art und Weise an, wie sich andere Völker organisieren. Die Afghanen haben ein Recht darauf, ihren eigenen Weg zu finden. Leben sie in einer Diktatur, dann haben sie das Recht auf Widerstand und Rebellion. Siegen sie, können sie sich organisieren, wie es ihnen paßt. Verlieren sie, sind sie nicht stark genug, aufrecht und in Freiheit zu leben. Das gilt auch für uns in Deutschland. Wir können uns weiter unter dem militärischen, wirtschaftlichen und kulturellem Schirm der EU/U$A arrangieren – und gemeinsam mit ihnen untergehen. Oder wir versuchen, uns selbst zu organisieren.

    Man sollte nationalrevolutionäres Gedankengut nicht als Systemvorschlag für die Zukunft verstehen. Es ist eher eine Vorstufe zur Organisation des nationalen Zusammenlebens für die Zeit nach einem Zusammenbruch, auch als eine Art Vorbereitung auf das Chaos, das kommen wird. Wenn es dann soweit ist, muß man reden. Vor allem auch die mitreden lassen, die jetzt ohne Wenn und Aber noch auf Seiten des Systems stehen, weil sie sich davon etwas versprechen oder auch daran glauben. Das ist ja – jetzt noch – die Mehrheit. Die gilt es, nicht auszuschließen, indem man ihnen eine fertige Weltanschauung vorsetzt. Das würde nur zu Zwang führen. Man muß sie dazu bekommen, sich einzubringen. Je mehr Köpfe, desto besser die Lösung. Solange die Grundesssenz stimmt: Das Volk ist der Dreh- und Angelpunkt, die Gemeinschaft des Volkes.

    Klingt utopistisch, ja? Na, und? Ist es nicht das Vorrecht des Menschen, idealistisch zu denken und zu agieren, um dann um den Kompromiss zu ringen? Man muß nur mit dem Ringen an sich auch endlich einmal anfangen und nicht nur intellektuelle System-Kritik üben. Humanismus und Pazifismus sind ehrenhaft. Aber es sind die Krieger im Volk, die den Humanisten und Pazifisten erst ihre Existenz ermöglichen. Der Mensch ist leider so.

  25. Fluxkompensator am Juni 12th, 2010 4:11 am

    Har, har har!

    # Serdar am Juni 9th, 2010 2:46 am

    Oder zum Judentum, dort gibts das auch.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Zinsverbot

    Erzähle das mal dem Herrn Ackermann von der Deutschen Bank.

  26. Martin Hedler am Juni 13th, 2010 2:27 pm

    @Georg Kraus:
    Pazifist bin ich nicht. Ich lehne initiale körperliche Gewalt, Aggression, ab. Gewalt zur Abwehr und Verteidigung vor dieser Aggression halte ich für zulässig. Deswegen sprach ich auch an einer Stelle vom „Nichtaggressionsprinzip“ und nicht von „Nichtgewaltprinzip“.

    Ich entschuldige mich, dass ich dies nicht von vornherein geklärt habe und in meinen Ausführungen das allgemeine Wort „Gewalt“ verwendete. Aber die undefinierte Verwendung von „Aggression“ ist meist unverständlich. Ich reiche diese Definition hiermit jetzt nach.

    Der Staat darf, zum Schutz seiner Bürger (genau wie diese auch selbst) vor Aggression anderer, Gewalt anwenden. Aber nur in dem der Aggression angemessenem Verhältnis.

    Aber in dem Moment, in dem der Staat Gewalt gegenüber Menschen anwendet, die keinerlei Aggression gegen andere Menschen verüben, wird der Staat selbst zum Aggressor und dies finde ich unzulässig. Und dies gilt unabhängig, welche Bereiche des Lebens dies betrifft: Sei es Ernährung, Erziehung, Gesundheit, Verkehr, Kommunikation, Vergnügen, Wirtschaft oder anderes.

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