Borderline-Journalismus bei NEON

Lügen

„Was muss noch erfunden werden?“ heisst es in der aktuellen Ausgabe der NEON unter der Rubrik „Wilde Welt“. Interviews vermutlich – denn was lesen wir im Schweizer Tagesanzeiger? „Ein Journalist fälschte ein Interview mit Beyoncé Knowles. Es erschien im deutschen Magazin ‚Neon‚ und als Nachdruck auch in Schweizer Medien, unter anderem auch auf Tagesanzeiger.ch/Newsnetz.“ Die taz und Die Presse legen noch ein paar Kohlen mehr aufs Feuer.

NEON bedauert die Angelegenheit.: „Recherchen einer internen Arbeitsgruppe haben ergeben, dass auch an der Echtheit vier weiterer in NEON veröffentlichter Interviews des Autoren Zweifel bestehen: ‚Soundtrack meines Lebens‘ von Slash (NEON 6/2004) und ‚Soundtrack meines Lebens‘ von Christina Aguilera (NEON 12/2006) sowie Kurz-Interviews mit Snoop Doggy Dogg (NEON 12/2006) und Jay-Z (NEON 02/2010). Ingo Mocek gibt zu, dass auch diese Gespräche nicht wie von ihm vorgelegt stattgefunden haben.“

Das erinnert an Tom Kummer und den Borderline-journalismus. Aber was soll’s eigentlich? Das Gefasel irgendwelcher Voll-, Halb- oder Viertelprominenter macht doch einen großen Teil der Medienberichterstattung aus, und nicht nur die der Klatsch- und Regenbogenpresse wie „Das Goldene Blatt“ oder „Gala„. Ob die Geschichten dort wahr oder falsch sind, interessiert niemanden. Das Publikum will belogen werden und schöne Märchen sehen oder hören, eine Art „Förster im Silberwald“ oder ein Arztroman, nur ein wenig aufgepäppelt.

Man sollte wirklich auch bei der Regenbogenpresse so konsequent sein und nicht so tun, als handelte sich sich um Journalismus. Politik besteht ja auch bekanntlich nicht darin, dem Volk die Wahrheit zu erzählen und es aufzuklären, sondern aus dem Gegenteil. Das hat Politik wiederum gemeinsam mit der Verehrung höheren Wesen, dem Baron von Münchhausen und dem Rattenfänger von Hameln.