Truecrypt vor Megan Fox

Truecrypt

Da ich gleich absoluten Schwachsinn auf einem dazu passenden Sender ertragen muss, nur um sie zu sehen, habe ich vorher etwas um so Vernünftigeres getan – Truecrypt verstanden.




Mein neunter November oder: Als ich einmal über die Mauer kletterte

Über meinen privaten Helden Georg Elser muss ich den wohlwollenden Leserinnen und geneigten Leser nichts erzählen. Elser war ein guter Terrorist. Er hat acht Menschen getötet, und ich verehre ihn.

Man muss nur Wikipedia lesen, um die offizielle staatliche Heuchelei um Elser einordnen zu können: „Der Chemnitzer Politologe Lothar Fritze, Mitarbeiter des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung (HAIT), sprach 1998 in seiner Antrittsvorlesung Elser das moralische Recht ab, als Schreiner und Einzelgänger ein Attentat auf Hitler zu verüben und dabei den Tod von Unschuldigen in Kauf zu nehmen.“ Ich spreche Elser das moralische Recht zu, basta.

Nicht zu vergessen: Die Totalitarismus-Doktrin (Rot gleich Braun, Hitler gleich Stalinl, Bautzen gleich Auschwitz, KPD gleich NSDAP) ist immer noch die heimliche Staatslehre und wird bei jeder Gelegenheit („gegen Extremismus“) hervorgeholt. Sogar die Piraten haben diesen begrifflichen Quatsch („Mangelnde Kommunikationsmöglichkeiten begünstigen totalitäre Systeme“) in ihre Programm aufgenommen.

Da ich über meinen ganz privaten neunten November schon vor fünf Jahren gebloggt habe, zitiere ich heute einfach mein damaliges Posting:

Revolutionen haben viele Vorteile, aber immer einen gravierenden Nachteil: Wer an einer teilnimmt, merkt es kaum. Am 9. November 1989 war alles wie immer in Kreuzberg. Abendessen am großen Tisch der Wohngemeinschaft, schon wieder irgendwelche fremden Leute zu Besuch, die Fabrikeetage im ehemals größten Getreidespeicher Europas bedurfte dringend einer Putzkolonne, wieso wäscht wieder niemand ab? Der Blick aus dem vierten Stock (roter Pfeil) schweifte über die Oberbaumbrücke. Drüben waren die Ossis, die damals noch nicht so hießen, sondern „Bürger der DDR“. Die Brücke durften nur Fußgänger passieren, die Bewohner der „selbständigen politischen Einheit Westberlin„. Die Einheit war gar nicht selbständig, sondern hing am finanziellen Tropf.

Kurz nach Mitternacht rüttelte jemand an meiner Schulter und schreckte mich aus dem Schlaf. „Die Mauer ist auf.“ – „Du spinnst. So ein Quatsch.“ – „Doch! Schau doch aus dem Fenster! Die kommen alle rüber!“ In der Tat – da liefen zahlreiche Menschen gen Westen. Also raus aus den Federn. Die anderen sind schon zum Brandenburger Tor. Rein in die Hosen, rein ins Auto, ab zur Mauer. Da stehen sie zu Tausenden oder sitzen gar auf der Mauer. Meine Mitbewohnerin und ich tun es ihnen gleich. Wie sind offenbar schon zu spät dran, der Platz vor dem Tor ist leergefegt, obwohl die West-Berliner die Mauerkrone dicht besetzt halten, die Fuße baumeln lassen und durcheinander schreien.

Wir schauten uns nur kurz an, nickten, und sprangen hinunter. Zögernd, mit kleinen Schritte, wie jemand, der von einer Lähmung genesen ist, tappten wir bis unter das Tor, schauten ungläubig nach oben. Auf der anderen Seite waren Schutzgitter, dahinter drängten sich auch die Volksmassen und winkten und riefen nach Westen. Irgendwie fühlten wir uns in Gefahr. Warum schießt keiner auf uns? Warum verhaftet uns niemand? Wo sind eigentlich die Vopos oder die Grenztruppen der DDR? Also hin zu den Ossis. Ein lächelnder Volkspolizist öffnete uns das Gitter. Wir waren in der DDR, umgeben von Menschen, die etwas freudig erwarteten. Aber was? Kam jetzt ein Posaunenchor aus Jericho – und die Mauer wurde einfach umfallen?

Zurück ging es nicht mehr. Verboten. Also mussten wir uns durchfragen, wo der Westen und die Oberbaumbrücke sei. Erst in diesem Moment fiel mir ein, dass man mir schon den siebziger Jahren ein Einreiseverbot den der DDR ausgesprochen hatte. Linksabweichung fanden die gar nicht gut. Und, wie oft in historischen Momenten: mein erster Gedanke war banal – ich hatte zudem noch meinen Ausweis vergessen. Würde man mich jetzt nach Sibirien schicken? Oder einstweilig erschießen? Drohten Bautzen oder die Straflager in Rüdersdorf?

Wir marschieren quer über „Unter den Linden“. Da war das Rote Rathaus. Dann die Fischerinsel. Den Rest des Wegs habe ich vergessen. Aber wir erreichten die Oberbaumbrücke dann doch. Polizisten standen dort ein wenig ratlos herum. Mir fiel nur die Wahrheit ein: Keine Reisedokumente vorhanden. Und dann streifte uns doch der Mantel der Geschichte. Ein Grenzer entgegnete auf unsere hilflosen Gesten cool: „Heute ist alles möglich. Geh’n Sie mal wieder rüber in den Westen.“ Ich war sprachlos – das kommt nur selten vor.

Am nächsten Tag muss ich den Freunden in „Westdeutschland“ am Telefon erklären: Ich bin gestern über die Mauer am Brandenburger Tor geklettert, ohne gültige Papiere und trotz Einreiseverbots. Das glaubt mir doch keiner…..




Wieviele Piraten braucht man, um eine Glühbirne zu wechseln? [Update]

Wieviele Piraten braucht man, um eine Glühbirne zu wechseln?
1. Einen Piraten, der im Wiki nachschlägt, wie man eine Glühbirne wechselt.
2. Einen Piraten, der auf der Aktive-Liste die Notwendigkeit zum Wechseln der Glühbirne diskutiert.
3. Eine Piratin aus dem Technikteam, die die Glühbirne schnell mal wechselt, ohne es weiter anzukündigen.
4. Ein Dutzend Piraten, die einen Misstrauensantrag einreichen, weil das Wechseln der Glühbirne nicht ausreichend transparent gestaltet wurde.
5. Eine „AG Glühbirnen“, die sich beschwert, nicht um Rat gefragt worden zu sein.
[Frei nach Piraten-Planet]

Kommentar: Die acht Kommata-Fehler und den Rechtschreibfehler im Original habe ich korrigiert. „Weiblicher Pirat“ habe ich in „Piratin“ geändert. Eine „Frau“ ist auch kein „weiblicher Mann“.




Hot Spot

Via blariog.net und The Official Simon*s Cat Website.




Berufsarmee, Wehrpflicht, Bürgerdienst

Darüber diskutieren wir gerade u.a. bei den Piraten:

Hallo,
1. Frage: Wollen wir Berufsarnee oder Wehrpflicht? Oder gar keine Armee wie Costa Rica?
2. Wenn wir eine Berufsarmee wollen, „entfaellt“ das Recht auf Kriegsdienstverweigerung (im Grundgesetz), weil eh keiner gezwungen wuerde, im staatlichen Auftrag zu toeten.
3. Wenn wir Wehrpflicht wollen, MUSS die fuer Maenner und fuer Frauen gelten. Alles andere waere total albern. (Vgl. Israel und USA. Ich darf darauf hinweisen, dass die erfolgreiche Revolution in Nicaragua gezeigt hat, dass Frauen nicht nur Krankenschwestern sind wie in allen WK I und II-Filmen.)
4. Das bedeutet: Man kann ein allgemeines Buergerjahr FUER ALLE fordern, und ob es Armee oder Zivildienst ist, koennen die Wehrpflichtigen dann selbst entscheiden.
Nur dieses Modell waere gerecht. Ich faende das super, weil es ein Alleinstellungsmerkmal der Piraten waere und wir uns damit in die Nesseln setzen wuede, was aber Aufmerksamkeit erregte. (Ja, ich bin bekennender Zyniker).
Ich war uebrigens vier Monate bei der Bundeswehr (1969), und habe dann den Kriegsdienst verweigert (damals gab es noch eine Gerichtsverhandlung). Nachdem ich anerkannt worden war, musste ich anschliessend 18 (!) Monate Zivildienst machen.
Burks




Liebe ist für alle da ist nicht für alle da

Gulli: „Trotz Porno-Video und Sado/Maso-Texten schaffte es das aktuelle Rammstein-Album ohne öffentlichen Aufschrei bis auf Platz eins der Longplay-Charts. Das war Familienministerin Ursula „Zensursula“ von der Leyen dann wohl doch zuviel, jetzt kommt die Platte auf den Index.“ (Originalquelle: laut)

Von Rammstein Werbung lernen heisst Verkaufszahlen steigern lernen. By the way: Wann verbietet Zensursula die Lieblingsmusik Adolf Hitlers? Die Frau ist einfach nur noch irre.




Unter Nordberlinern

Alt Reinickendorf




Wikimediarelevanz

Wikimedia

Ich habe den Kommentaren zu der gestrigen Wikimedia-Veranstaltung nichts hinzuzufügen. Lest Jürgen Kosche („Burkhard Schröder sprach vom ‚gesunden Nerdempfinden‘, das sich im Endeffekt im Artikelinhalt durchsetzt“), textberater.com, schneeschmelze (Jürgen Fenn), Felix Leitner (per Ferndiagnose, aber am ausführlichsten sowie sein Update), Gulli, Markus Kompa (der sinnvolle Vorschläge macht), den Freitag, Heise Newsticker, Telepolis sowie Aufmerksamkeitsökonomie.




Neues von den Hirntoten

Noch eine gute Nachricht: „Da der Tod des Nazi-Anwaltes, NPD-Vizes und Szene-Geldgebers Jürgen Rieger die letzte Woche stark dominierte, lautet die wichtigste Neuigkeit hierzu: Jürgen Rieger hat nach gut informierten Medienberichten [ja, man kann Links darauf setzen und man kann verraten, dass es sich um den NDR handelt, Ihr Pfeifen von netz-gegen-nazis.de!] sehr wohl ein Testament hinterlassen und vererbt sämtliche Gelder und Immobilien an seine Kinder, die mit der politischen Orientierung ihres Vaters nichts zu tun haben. Die rechtsextreme Szene geht leer aus. Für die ‚Wilhelm Tietjen Stiftung‚, die Rieger allein führte, hat er offenbar keinen Bevollmächtigten eingesetzt, so dass auch deren Immobilien wohl an die Kinder fallen“.




Residenzpflicht wird leider nur in Brandenburg abgeschafft

Heute beginnt der Tag mit einer uneingeschränkt guten Nachricht, obwohl das nur eine Art Pressemeldung in der taz ist: „Berlin und Brandenburg wollen gemeinsam die Residenzpflicht für Asylbewerber abschaffen (…) Die per Bundesgesetz festgeschriebene Bewegungssperre hindert Asylbewerber daran, Kontakt mit Landsleuten, Freunden oder ihrer Familie aufzunehmen, sich an in ländlichen Gebieten dünn gesäte Beratungsstellen oder Fachanwälte zu wenden oder auch einfach nur das Land kennenzulernen, von dem sie hoffen, dass es neue, sichere Heimat wird. (…) Kein Wunder, dass es sich dabei um das von Asylsuchenden am häufigsten übertretene Gesetz handelt. Die so entstehenden Brüche eines unnötigen Gesetzes liefern bisher Asylgegnern nicht nur Material, auf die „hohe Kriminalitätrate“ von Flüchtlingen hinzuweisen.“

Die Welt als Wille und Vorstellung der SPD und der Linken? Wenn es ein Bundesgesetz ist, kann es doch nicht einfach abgeschafft werden? Ein acht Jahre alter <a href="„>Telepolis-Artikel erklärt die Hintergründe: „“In Südafrika wurde die Apartheid vor mehr als einem Jahrzehnt abgeschafft. Doch in Deutschland herrscht sie weiter. Eine bestimmte Gruppe von Menschen darf in diesem Land nur an bestimmten Orten sein, in bestimmten Läden gegen Gutscheine einkaufen und bestimmte Ärzte besuchen.“

Man muss sich das scheinheilige Gefasel von CDU-Abgeordneten anhören, um zu verstehen, welche Politik in Deutschland für Einwanderer immer noch vorherrscht und dass der Begriff „Apartheid“ dafür gar nicht falsch ist. Das Asylrecht ist institutionalisierter Rassismus.

Aber: „Das Bundesverfassungsgericht hat in seinem Beschluss vom 10. April 1997 (2 BvL 45/92) auf Grund einer konkreten Normenkontrolle (Art. 100 GG) diese asylrechtlichen Bestimmungen und ihre Strafbewehrung in vollem Umfang für verfassungsmäßig erklärt (diese Entscheidung hat Gesetzeskraft).“

Dazu noch zwei Sätze aus Wikipedia: „Diese Praxis ist insofern rechtlich fragwürdig, als dass anerkannte Flüchtlinge nach Genfer Flüchtlingskonvention Freizügigkeit genießen. Die Residenzpflicht ist einmalig in der Europäischen Union und existiert nur in Deutschland.“

Ein weiterer Artikel der taz erklärt, warum in Brandenburg ein Bundesgesetz nicht mehr angewendet kann. „Ein Rechtsgutachten im Auftrag des Brandenburger Flüchtlingsrats bestätigt, dass zwei Länder im Alleingang die Residenzpflicht aufheben dürfen, wenn sie eine Vereinbarung schließen.“

Es ist kaum zu glauben: Die Nachricht ist wirklich uneingeschränlt gut, wahr und schön und hat keinen Haken. Schlecht ist nur, dass ich mir alle Links selbst zusammensuchen musste, weil die taz nicht weiß, wie man Internet oder gar „Online-Journalismus“ buchstabiert.




Category: Pornography

screenshot

Dass burks.de in vielen Unternehmen zensiert wird, hatte ich hier schon dukumentiert. Hier in Update: Ein wohlwollender Leser schickte mir diesen Screenshot mit dem Zusatz: „Hab schon an vielen schulen gesehn dass burks.de zensiert wird sogar hier in der schule in jordanien :D“.
Vielen Dank!




Tweet of the day 4 oder: Klimakommunismus

Und nun das Wetter. „Der Winter ist ja auch der Nazi unter den Jahreszeiten.“ (Via maiksoehler.)

Das sehen die Chinesen mit ihrem Kilmakommunismus bestimmt ähnlich: Das Wetteränderungsamt (sic!!! Und danke für den Link, Heise!) ließ es versehentlich schneien. Da lief wohl irgendwas nicht nach Jahresplan. Mein Tipp, Chinesen: Von Risa lernen heißt Klima lernen.




Kruzifix: Kruzifixe sind rechtswidrig

Spiegel Offline berichtet über ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte: Kreuze in Klassenzimmern seien rechtswidrig. [Da Spiegel Offline ein deutsche Medium ist, verschweigt man uns wie gewohnt den direkten Link auf die Pressemeldung des ECHR.]

Lautsi v. Italy (application no. 30814/06). Crucific in classrooms: Contrary to parent’s right to educate their childen in line with their convictions and to children’s right to fredom of religion. Violation of Article 2 of Protocol No. 1 (right to education) examined jointly with Article 9 (freedom of thought, conscience and religion) of the European Convention on Human Rights.“

Da werden die Verehrer höherer Wesen aber schäumen. Mich freut das Urteil. Deutschland lebt bekanntlich noch halb im Mittelalter, weil wir keine erfolgreiche bürgerliche Revolution hinbekommen haben und Staat und Kirche nur auf dem Papier getrennt sind. Bei uns bleiben die Kruzifixe hängen, „weil es Tradition ist“.

Man könnte auch Judenpogrome wieder einführen, wenn man der Logik deutscher Gerichte und Politiker in Bayern folgte – auch das hat hierzulande Tradition. Ich gehe jede Wette ein, dass kein deutsches Mainstream-Medium sich traut, das Urteil offen zu loben oder zu begrüßen.

„Die Schüler könnten das Kreuz leicht als religiöses Zeichen interpretieren. Für Schüler anderer Religionen oder für bekenntnislose Kinder könne dies störend sein. Die Freiheit, keiner Religion anzugehören, brauche jedoch besonderen Schutz.“ Bravo! Bravissimo!

PS Radio Vatikan berichtet neutral und objektiv.




Linke sperrt linke Website

Zoff bei der Linken in Hamburg: „Am Freitag, den 30.10.2009 gegen 12:00 Uhr, wurde die Onlineseite Kritische Linke Hamburg der gleichnamigen AG der Partei Die Linke des Landesverbands Hamburg ohne offizielle Begründung gesperrt.“ [mehr…]

Die haben da wohl ein internes „Kommunikationsproblem“.




Nicht ohne eure IP-Adressen

Das ist doch eine hübsche Meldung: „Der Berliner Datenschutzbeauftragter [sic] hat dem Bildblogger Stefan Niggemeier bezüglich dessen Seite www.stefan-niggemeier.de untersagt, IP-Adressen von Nutzern ohne deren Einwilligung zu speichern und somit heimlich Nutzungsprofile zu erstellen. Außerdem hat der Datenschutzbeauftragte unter Bußgeldandrohung eine fehlende Unterrichtung über die Erhebung, Verwendung und Verarbeitung von Nutzerdaten auf Niggemeiers Webseite gerügt. Ferner sei es unzulässig, in Foren E-Mail-Adressen als Pflichtfeld abzufragen. Dies geht aus mehreren Schreiben der Behörde, zuletzt vom 26.10.2009 hervor (Az. 521.4501).“ [mehr…]

Übrigens: Mein Provider minuscel screen partner speichert nicht. Jetzt muss ich mal schnell bei Kai Diekmann vorbeischauen, ob der speichert….




Adult Content bei Burks

screenshot

Gestern schickte mir jemand anonym den Screenshot: „Ich bin fast regelmässiger Leser deines Blogs. Tagsüber bin ich oft zum Arbeiten … [in einem großen deutschen Unternehmen der Finanzbranche]. Wenn ich da versuche, dein Blog zu lesen, bekomme ich mittlerweile eine „Access denied“ Meldung. (…) Du wirst (zumindest in Firmen) zensiert! Ich hab mich auch erkundigt, wie die Filter zustande kommen. Die werden von einer Firma gekauft, die sich darauf ’spezialisiert‘ hat. (…)“

Ich suche immer noch eine Anwalt, der Unternehmen, die derartige Filter einsetzen, in meinem Namen auf Rufschädigung verklagt. Da der Nutzer, dem mein Blog vorenthalten wird, nicht darüber aufgeklärt wird, was „erwachsen“ ist, klingt das irgendwie nach Porn. So etwas Böses und Gefährliches und den Untergang des Abendlands Heraufbeschwörendes wie Pornografie gibt es hier aber definitiv nicht.




Dusselmann, Heine und Himbeertorte

Heine

Da liegt Harry Heine neben der Himbeertorte, ganz neu und frisch und billig, billig, Reclam, obwohl das auch nicht mehr stimmt. Die ersten Bücher in diesem Jahr gekauft, drei für 20 Euro und hasserfüllte Blicke von Verkäuferinnen in der Kaufhalle für Kultur. Ich bin vor dem Regen da hineingeflüchtet, weil ich einen meiner Anwälte aufgesucht hatte, der très chic in Berlin-Mitte residiert.

Nach dem Bloggen über Heine fiel mir unangenehm auf, dass ich dessen gesammelte Werke gar nicht besitze, sondern nur das, was eindeutig politische Titel trägt. (Dafür aber alles von Ernst Bloch, Tucholsky, Brecht, Thomas Mann, Hermann Hesse, Lessing, Shakespeare, Oskar Maria Graf, Stefan Heym, Schiller und Goethe. Nur falls jemand nicht weiß, was zu lesen wäre.) Vor rund 35 Jahren, als ich Heine zum ersten Mal las, legte ich noch Lyrik unbesehen beiseite. Im Alter wird man weiser.

Zugegeben: Mir fällt es leicht, mich in Buchhandlungen unbeliebt zu machen. „Ich bin’s gewohnt, den Kopf recht hoch zu tragen, mein Sinn ist auch ein bischen starr und zähe; wenn selbst der König mir ins Antlitz sähe, ich würde nicht die Augen niederschlagen.“ Ich weiß meistens mehr über Bücher als die, die sie verkaufen. „So ein bisschen Bildung ziert den ganzen Menschen.“ Manchmal haben Verkäuferinnen auch einfach Pech mit mir: „Warum wir hemmungslos verblöden“ schrie es mir am Eingang des Kulturkaufhauses entgegen. Gute Stimmung garantiert. Stimme prophylaktisch „vollinhaltlich“ zu.

Ich suchte also zwischen „Bestsellern“, Büchern wie „Frauen atmen selbst“ und gefühlt drei Milliarden Schundromanen nach Heine. Sehr dünn, das Sortiment – das „Wintermärchen“ gab es nicht oder es war ausverkauft. „Ärgert dich dein Auge, so reiß es aus, ärgert dich deine Hand, so hau sie ab, ärgert dich deine Zunge, so schneide sie ab, und ärgert dich deine Vernunft, so werde katholisch.“ Nein, Harry, das muss jetzt nicht sein.

Heine gekauft: „Romanzero„, „Neue Gedichte“ und „Buch der Lieder„. (An die Nachgeborenen: Heinrich Heine liest man nicht als pdf. Tori Udon isst man auch nicht mit Messer und Gabel.)

Dann wollte ich noch eine literarische Sättigungsbeilage erstehen: „Inspektor Saitos kleine Erleuchtung“ von Janwillem van de Wetering. (Natürlich besaß ich das schon, ich hatte es aber offenbar verliehen und nicht wiederbekommen.) Ich fand ihn nicht, fragte also nach. „Er sprach mit jener stillen, impertinenten Zurückhaltung, die noch unerträglicher ist als die vollauteste Aufschneiderei.“ Fünf Verkäuferinnen bei Dussmann, und keine kannte van de Wetering. Nun gut, er ist erst seinem einem Jahr tot, aber nach Chandler der beste Kriminalschriftsteller der Neuzeit. „Gott wird mir verzeihen, das ist sein Beruf,“ murmelte ich vermutlich, „aber nicht euch.“ Ich bin nicht Gott, und selbstverschuldete Dummheit und mangelnde Bildung verzeihe ich selten. „Ja, man muß seinen Feinden verzeihen, aber nicht früher, als bis sie gehenkt worden.“ Sie sahen nach: „Den führen wir nicht, und der wird auch nicht mehr aufgelegt.“ Kann denn das wahr sein? Gut, dass wenigstens Heine noch gedruckt wird, obwohl sich die Düsseldorfer zwei Jahrzehnte stritten, ob denn ihre Universität seinen Namen tragen dürfe. Muss ich jetzt van de Wetering bei ebay ersteigern?

By the way: Die Tasse auf dem Foto ist kein Stilbruch, sondern ein eklektizistisches Einzelstück mit der Aufschrift „Gesundheitswesen“, die mir eine liebe Freundin aus einem Krankenhaus …äh.. mitgebracht hat.




Tweet of the day 3

„Und immer wenn man meint, dumpfer ginge es nicht mehr, kommt der Bund der Deutschen Kriminalbeamten daher.“ (Via function)




Censoren und Geistesriesen

„Kein Kopf war vor ihm sicher. Ja, manchen Schädel hat er sogar aus Übermut heruntergeschlagen, und dann war er dabei noch so boshaft, ihn vom Boden aufzuhaben und dem Publikum zu zeigen, daß er inwendig hohl war.“

Sagt das irgendjemand über Henryk Modest Broder? Nein, das sagt Christian Johann Heinrich Heine über Gotthold Ephraim Lessing.

An die lahmarschige junge Blogger-Generation: Der Frankfurter Bundestag verbot 1835 die literarische Gruppe „Junges Deutschland„, zu der auch Heine gehörte, aus folgendem Grund: Die Mitglieder dieser Gruppe zielten darauf ab, „in belletristischen, für alle Classen von Lesern zugänglichen Schriften die christliche Religion auf die frechste Weise anzugreifen, die bestehenden socialen Verhältnisse herabzuwürdigen und alle Zucht und Sittlichkeit zu zerstören“. Nehmt Euch ein Beispiel an denen! Die Censoren von damals leben immer noch!

Heine im Wintermärchen über den Koalitionsvertrag 2009:
Sie sang das alte Entsagungslied,
Das Eiapopeia vom Himmel,
Womit man einlullt, wenn es greint,
Das Volk, den großen Lümmel.

Heine gehört zu den Dichtern, die ich nur von unten ansehe: Sie sind Geistesriesen. Heine steht in meinem privaten atheistischen Götterpantheon, der gähnend leer ist, gleich neben Georg Christoph Lichtenberg. Nimm dies, Focus-Weimer: „Unsere Welt wird noch so fein werden, daß es so lächerlich sein wird, einen Gott zu glauben als heutzutage Gespenster.“




Twitter of the day 2

„Wenn twitter mitbekommt, wie wir Deutsche auf Listen abfahren, sollten sie an die Steigerung denken: Formulare!“ (Via BrandNewWelt)