Does this Avatar Make Me Look Fat?

gorean Tharlarion

„Virtuelle Diät“ heißt ein kleiner Artikel im aktuellen Spiegel, der mich sehr interessierte. „Wie die US-Forschungsorganisation RTI in North Carolina in einer Studie darlegte, reicht es aus, seinen Avatar schlank und körperlich fit aussehen zu lassen, um sich selbst schlanker und fitter zu fühlen – Internetnutzer neigen dazu, ihren virtuellen Doppelgänger als Vorbild zu akzeptieren (…) In der von Elizabeth Dean durchgeführten Studie (veröffentlicht in der August-Ausgabe des ‚Journal of Virtual Worlds Research‚ wurden Bewohner von ‚Second Life‘ durch Avatare nach ihrer körperlichen Verfassung befragt“. Natürlich muss man sich die Quellen selbst zusammensuchen, Spiegel Online geruht nicht, einen mit Links zu belästigen.

Abstract: „The Centers for Disease Control and Prevention (CDC) has observed consistently increasing obesity trends over the past 25 years. Recent research suggests that avatar behavior and appearance may result in positive changes to real life individual behavior. Specifically, users may adjust their identity to match that of their avatars. Preliminary results of survey interviews in Second Life support our hypotheses that individuals whose avatars engaged in healthy behaviors were more likely to engage in physical activities in the real world than individuals with less physically active avatars. Furthermore, thinner-looking avatars were associated with lower BMI in real life. One unique feature of interviewing with avatars in Second Life is that researchers have the ability to manipulate environmental factors and interviewer characteristics with a consistency that is absent in the real world. In our preliminary results, respondents were more likely to report higher BMI or weight to a heavier-looking avatar than to a thinner-looking avatar.“

Das ist eine interessante und empfehlenswerte wissenschaftliche Online-Zeitung. In den USA werden virtuelle Welten wie Second Life ernst genommen und erforscht, hierzulande interessiert sich niemand dafür. Das wird sich in einigen Jahren rächen; der Wissens-und Erfahrungsvorsprung der US-Amerikaner wird bei 3D-Welten uneinholbar geworden sein. „Knee-High Boots and Six-Pack Abs: Autoethnographic Reflections on Gender and Technology in Second Life“. „The Gorean Community in Second Life: Rules of Sexual Inspired Role-Play“. „The Constitution of Collective Memory in Virtual Game Worlds“. Von diesem Diskussionsniveau könnt ihr hier nur träumen.
Nachtrag: Aesthetics and gratification: Sexual practices in virtual environments, von Nick Nobel, Trinity University, San Antonio

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Keine Kondition

Pellworm

Hier in Pellworm gibt es 5000 Schafe, 1100 Einwohner und maximal 2000 Feriengäste. So sieht es dann auch aus – menschenleer bis auf ein paar versprengte Rentner. Vorgestern starteten wir einen Wanderung rund um die Insel, 27 km. Bei gut 20 Kilometern musste ich dann doch die Geschwindigkeit drosseln und mangels Kondition abbrechen. Meinen gestrigen Geburtstag haben wir hier und später an der Likedeeler Bar verbracht und sind feuchtfröhlich in stockfinsterer Nacht mit den Fahrrädern wieder in unserer Pension angelangt. Im Hintergrund des Fotos ist übrigens Hallig Hooge zu sehen.

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Netz mit und ohne Gesetz

„Netz ohne Gesetz! – allein die Überschrift der aktuellen Spiegel-Titelstory ist Unfug. Im „Netz“ gibt es so wenig oder so viel Gesetze wie in der Realität auch. Das Problem, über das die Internetausdrucker hierzulande räsonnieren (meistens ohne Raison) ist ein typisch deutscher: Zensur und paternalistisches Getue, aus der Idee des doitschen Obrigkeitsstaats gespeist, funtkionieren eben nicht, wenn es andere Länder gibt, in denen es dem Staat per definitionem verboten ist zu zensieren. Diese Idee ist so ungeheuerlich, dass die Mainstream-Medien – auch der Spiegel – noch nicht einmal die Courage haben zu fragen, ob dieser Weg gangbar wäre und mit welchen Folgen.

Natürlich beginnt der Artikel mit Kipo. Ein Kommissiar nutzt eine Software, die angeblich in der Lage ist, einschlägige Bilder aufzuspüren. Der erste Mythos – verifiziert wird uns das nicht. Es bleibt der Glaube daran, und ich bin ungläubig. Auch der dramatische Einstieg, die Software habe „Beweismittel für rund 9000 Ermittlungsverfahren geliefert – ich glaube kein Wort davon. Ich erinnere nur an die „Operation Himmel“ aka Operation heiße Luft, von der noch nicht einmal eine leichte Brise übrig blieb. Mit Journalismus hat das nichts zu tun. Das ist moraltheologische Propaganda.

„Kann der Staat das Netz sich selbst überlassen?“ Auch das ist eine lustige Frage. In meinen Seminaren über „Recherche im Internet“ (Nein, nicht im Word Wide Web) gebe ich immer wieder das schon etwas abgedroschene Bonmot zum besten: Wenn die Deutschen das Internet erfunden hätten, gäbe es einen behördlich verwalteten Zentralrechner. Zum Glück waren es die Amerikaner, die das Internet (nein, nicht das World Wide Web) geschaffen haben. „Der“ Staat – hinter dieser Formulierung steckt die Idee, dass das Internet am deutschen Wesen genesen möge. Man hätte ja auch „die Staaten“ schreiben können – aber das hätte die Absurdität des Gedankens gleich bloßgestellt: Deutschland, Saudi Arabien, Nordkorea und China ziehen an einem Zensurstrang – das kann man sich noch vorstellen. Aber ein kleinstes gemeinsames Vielfaches an Gesetzen der Staaten Kongo, Schweiz, Tadschikistan, USA und Burma?

Das Internet sei ein „Massenspeicher für alle Übel“, schreibt der Spiegel. Bisher waren das die Bücher. Gegenargumement von Zensurula, Stasi, Katholische Kirche und Konsorten: Zum Glück wurde nicht alles gedruckt. Auch das ist falsch: Wo eine Nachfrage ist, ist auch ein Angebot. Man nennt das auch Kapitalismus aka „freie Marktwirtschaft“, die Gesellschaftsform, die wir alle lieben, verehren und bewundern. Man kam an das Böse nur früher nicht so leicht heran. Und deshalb gab es immer wieder Versuche, das jeweils von den Herrschenden definierte Böse ganz ausschalten zu wollten – wie etwa in der Prohibition. Mit den bekannten Folgen, dass das Böse stärker war als je zuvor.

„So ist es technisch möglich, Europa vom Rest der Welt zu isolieren, Jugendliche jedes Alters von der Nutzung beliebiger Inhalte im Netz abzuklemmen, die Identifizierung jedes Nutzers mit Namen, Adresse, Hautfarbe und Einkommen sicherzustellen.“ Potztausend, Spiegel-Redakteure, seid Ihr jetzt von allen guten Geistern verlassen? Wer hat Euch denn diesen groben Unfug eingeflüstert? Das kann man vielleicht bei dümmsten anzunehmenden Nutzern, zu denen offenbar die Journaille großer Nachrichtenmagazine gehört, machen, aber doch nicht bei Leuten, die das nötige Grundlagenwissen für den Internet-Führerschein haben. „Wer in Deutschland (nein – Ihr meint: wer mit der deutschen Google-Suchmaske!) nach Pornos sucht, demn wird vieles vorenthalten, was anderswo zu sehen ist.“ Wer hätte das gedacht: wer in China mit Google etwas sucht, der sieht auch etwas anderes. Habt ihr denn, liebe KollegInnen beim SpOn, schon einmal versucht, google.com aufzurufen? Kriegt Ihr das hin, oder habt Ihr Euch damit abgefunden, immer nur mit google.de arbeiten zu müssen? Zuzutrauen wäre Euch das, wenn man das Geschreibsel über das Internet so liest.

Ja, dann ab und zu schöne Zitate, damit man nicht ganz aufhört, das kulturpessimistische Gejammere des Artikels zu konsumieren: „Manchmal..entsteht Fortschritt durch zivilen Ungehorsam. “ Sehr wahr. „Diese rechtlose (sic!) Gesellschaft ist zuerst in den vereinigten Staaten aufgeblüht. Die neue Welt, in deren Verfassungsordnung die ‚freedom of speech‚ einen noch höheren (sic!) Rang genießt als in Deutschland, war von Beginn an der ideale Nährboden für eine Gegenwelt unter der Flagge der Meinungsfreiheit.“ Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Meinungsfreiheit scheint das gesunde deutsche Volksempfinden, wie es sich im Spiegel-Artikel zeigt, gleichzusetzen mit „rechtlose Gesellschaft“. Ich sagte es bereits: Meinungsfreiheit ist für Spiegel-Redakteure eine so fern liegende Ideen, dass es ihnen die Sprache verschlägt.

Mit welcher Idee sympathisiert der Spiegel? Mit dem starken Staat. „Einem Staat, der die Kontrolle über die Parallelwelt des Internets (sic) zurückgewinnen (sic!) will, bleibt ein letzten Mittel: Ausweiskontrolle. (In Großbritannien gibt es keine Ausweise – auch das ist eine typisch deutsche Idee. Burks) Bevor die Staatsbürger in den Cyberspace abschweben, müssen sie sich mit Name und Adresse identifizieren. Die deutsche Justizministerin, die solche Modell prüfen lässt,…“ Ich kann nicht glauben, dass das Zitierte geschrieben worden ist, ohne das bewusstseinsveränderende Drogen im Spiel waren. Wie soll man sich das technisch vorstellen? So ein Quatsch kommt zustande, wenn man nicht recherchiert, sondern das Getratsche in der Kantine wiederkäut. Nicht die Vorratssdatenspeicherung macht es möglich, „IP-Nummern bis zum Anschlussinhaber zurückzuverfolgen.“ Blödsinn, das war schon immer möglich. „Auch ließen sich Surfprotokolle der Web-Besucher anfertigen – Gesetze sind hierfür in Arbeit.“ Auch das ist der reine Nonsens. Weder ist das möglich noch sind derartige Gesetze in Arbeit.

Die Verschwörungstheorien habe ich dann nur noch flüchtig überlesen. „Das Bundeskriminalamt darf mit Hacker-Technik (mit welcher, bitteschön? Ich hätte es gern ein wenig genauer!) in die Privatrechner Verdächtiger eindringen, dort heimlich Spitzelprogramme installieren, die jeden Tastendruck mitprotokollieren – etwa um Passwörter und andere Geheiminformationen auszuspionieren.“ Ach ja: Ich habe hier einen Keylogger, von dem ich nichts weiß? Und der ist mir „online“ aufgespielt worden? Ist bei Euch noch alles ganz richtig im Oberstübchen?

Ein Satz ist nett und zeigt die Geisteshaltung des Spiegel: „Es geht nicht. Es muss aber.“ Nein. Es muss nicht. Der Spiegel-Artikel ist gerade gut genug für die Klientel der Von-der-Leyen-Wählerinnen: alt, weiblich, reaktionär und Internet-abstinent. Und die jungen Leute, die den Blödsinn verfasst haben? Die erinnern mich an den Berliner Rabbiner Stein, mit dem ich vor rund 20 Jahren als junger Journalist über das Thema Beschneidung diskutierte. Er riet mir, gar nichts zu schreiben: „Halbwissen ist schlimmer als gar keins.“ Er hatte Recht. Neben der Generation der Internetausdrucker wie Schäuble gibt es noch eine weitere Generation, die für das Internet verloren scheint – die Jungen, die glauben, sie wüssten, was das Internet sei, aber weder den Charakter noch die Zivilcourage haben, kritisch zu fragen, wie man Zensur umgehen könnte und die das ihre KollegInnen lehren könnten.

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Deutsche Lebensläufe

PellwormPellwormPellworm

Einer ist schon im 1. Weltkrieg krepiert. Aber seine Nachkommen lernen nichts daraus. Gestutzt habe ich bei „gefallen im Indischen Ozean“, 1944 als U-Boot-Kommandant. Im Indischen Ozean? Hier („Imperial submarines“) findet man: „Departs in company of U-859 under Kapitänleutnant Johann Jebsen.“ Und hier steht dann der Rest: „We have 68 crew names for this boat“. Den Rest überlasse ich den militärhistorisch interessierten LeserInnen.

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Schmierentheater und -blatt

Zu dem Spiegel-Artikel über Tauss empfehle ich als Kontrastprogramm Sommerloch doppelplusgut: Tauss, Schmidt, Schwesig, Jung und Lauterbach.

„Update, 22:50 Uhr: Stefan Graunke schreibt, dass SpOn offenbar nachträglich am Artikel rumeditiert.“
„Update, 23:45 Uhr: Nachträglich eingefügt wurde schonmal:
Der Anwalt von Tauss, Jan Moenikes, erklärte gegenüber SPIEGEL ONLINE: ‚Das Ergebnis der Ermittlungen widerlegt die Darstellung von Jörg Tauss nicht und hat nichts Neues zu Tage gefördert. Die nach Auswertung der Datenspeicher gefundene Menge ist szeneuntypisch wenig. Auch nach monatelangen Ermittlungen beschränkt sich der Vorwurf auf den Besitz dreier einschlägiger DVDs sowie der Bild und Video-MMS, die sich im nur wenige Megabyte großen Speicher seines Handys befanden.'“
„Wie man sieht, wurde der Artikel im Laufe des Abends massiv entschärft.“

Der Spiegel ist bei diesem Thema ein erbärmliches und widerliches Schmierblatt, das wesentliche journalistische Grundsätze („audiatur et altera pars“) mit Füßen getreten hat. Beim Thema Kipo heißt es bekanntlich sofort: Kopf ab zum Gebet.

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Seele baumeln lassen

PellwormPellwormPellwormPellwormPellworm

Hier auf Pellworm gibt es, ich ahnte es schon, nichts ausser Wiesen, Schafe, Kühe, Deich und Nordsee. Zur Zeit ist noch Kaiserwetter. Es soll aber ab Sonntag kühler werden. Ich lasse die Seele baumeln.

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Reif für die Insel

Die wohlwollenden Leserinnen und geneigten Leser werden es wohl schon geahnt haben: Ich bin schon lange reif für die Insel. Ab morgen bin ich zen Tage lange genau hier. Die Insel heisst Pellworm.Ich fahren mit guten Freunden da hin. „Pellworm ist die drittgrößte nordfriesische Insel. Ihre Ausdehnung beträgt 7 km in West-Ost- und 6 km in Nord-Süd-Richtung.“ Es gibt nur Kühe, Wiesen und einen Deich ringsum. Und kein richtiges Internet, nur UMTS auf meinen Laptop, wenn ich den zum Laufen bekomme. Vielleicht blogge ich ein paar Fotos…

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Geldfetisch

Geld

Gestern war ich bei meiner Bank, um mit meinem Bankchef darüber zu reden, warum meine Kreditkarten immer bis zum Limit überzogen sind. ab und zu möchte er es gern persönlich von mir hören. bevor er sie wieder entsperrt. Er legt Wert auf die individuelle Betreuung der Kunden, und ich weiß es zu schätzen. Zu diesem Anlass fiel mir – Überraschung Karl Marx. „Das Kapital“ ein. Vor drei Jahrzehnten konnte ich es seitenlang aus dem Stegreif zitieren. Während mein Bankchef stirnrunzelnd mein Minus auf seinem Monitor musterte und bedenklich sein Haupt schüttelte, griff ich eine der pro-kapitalistischen Propaganda-Broschüren ab, die da ausliegen. Geld arbeitet nicht und schafft auch keinen Wert. Wer so denkt, der sollte sich vor den Kamin setzen und sich eingehen mit dem „Zins als höchste Form des Fetischismus (Der automatische Fetisch)“ beschäftigen, eine der zentralen primitiv-religiösen Denkformen der Kapitalismus-Gläubigen. „Im zinstragenden Kapital ist daher dieser automatische Fetisch rein herausgearbeitet, der sich selbst verwertende Wert, Geld heckendes Geld, und trägt es in dieser Form keine Narben seiner Entstehung mehr. Das gesellschaftliche Verhältnis ist vollendet als Verhältnis eines Dings, des Geldes, zu sich selbst“. Main Bankchef fragte mich, warum ich so grinste, und ich erklärte es ihm. Und er wusste sogar, worum es ging. Das wiederum hätte ich nicht erwartet. Und war relativ sprachlos, als er zurückgrinste.

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Erschröcklich: Neonazis nutzen immer öfter das Internet

So beginnen E-Mail großer deutscher Medien an mich, die um ein Hintergrundgespräch bitten: „Sehr geehrter Herr Burks, Die Bundeszentrale fÃŒr politische Bildung veröffentlicht kommende Woche den Jahresbericht von jugendschutz.net zum Thema „Rechtsextreme im Internet“ und weist auf einen erschreckenden Anstieg rechtsextremer Seiten hin.“ (Alles im Original und selbstredend unverschlüsselt.)

Bevor ich auch nur ein Wort gesagt habe, bin ich also schon auf 180. Aber da es sich um ein etwas Erschröckliches handelt, muss hiesigerseits auch politisch, semantisch, wenn nicht gar philosophisch-moraltheologisch kommentiert werden. Natürlich betreben die Jugenschutzwarte und Zensurfreunde von jugendschutz.net Propaganda. Es geht um Lobbyismus und um Geld. nicht um Inhalte. Und selbstredend ist die PR-Meldung, Neonazis nutzten immer öfter das Internet, sinnfreies Gefasel ohne irgendeinen Informationswert. Wir haben das seit ungefähr 1994 mindestens 4991 Mal gehört. Aber warum das kleine Wort „erschreckend“, das den suggestiven Halb-Komparativ umschlängelt („Anstieg“)? Es fällt mir schwer, mich in die Gedankenwelt dieser schmallippigen Fanatiker hineinzuversetzen, die in ihrer eigenen Traum- und Scheinwelt leben, in der ihrer Meinung nach die Zensur noch hilft. Wer erschrickt, hat es etwas nicht erwartet. Aber da alle Welt immer öfter das Internet nutzt ( außer den weniger extremen Rechten wie Schäuble und von der Leyen), wundert es nicht, das auch die kackbraunen Kameraden das tun. Erschröcklich ist das nciht, und schlechte Werbung zudem, weil uninteressant und eine total ausgeleierte und abgenudelte Phrase.

ich habe mit der Kollegin dann doch kurz telefoniert und gewann den Eindrock, dass meine doch etwas zynische Meinung zum Thema nicht Mainstream-Kompatibel ist und dem normalen Publikum, das das Altgergebrachte und Gewohnte hören und sehen will, nicht zugemutet werden kann, weil es erschröcklich wirkte, wenn jemand sagte: Es wird immer alles besser, weil die Neonazis gegenüber dem Internet auf verlorenem Posten stehen – zu viele gute und wahre Meinungen nur einen Mausklick entfernt von der braunen Kacke. Das wäre zwar wahr, aber die Jugendschutzwarte könnten mit der Wahrheit eben keine Staatsknete abzocken.

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A Men’s World

Heute man was Frauenfeindiches…Nicht sonderlich lustig, aber es hat sich jemand richtig Mühe gemacht.

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Hemmungsloser Blödsinn

„Doch wir werden weiter Diskussionen führen, wie wir Meinungsfreiheit, Demokratie und Menschenwürde im Internet im richtigen Maß erhalten. Sonst droht das großartige Internet ein rechtsfreier Chaosraum zu werden, in dem man hemmungslos mobben, beleidigen und betrügen kann.“ Wer sagte das? Interessant das Update: „Die Bundesfamilienministerin hat keineswegs eine Ausweitung der Internetsperren oder ein anders geartetes konkretes Vorgehen gegen weitere rechtwidrige Inhalte als Kinderpornografie angekündigt.“ Die Zahnpasta ist aus der Tube und ich glaube kein Wort.

By the way – Welt online gänzt mit einer suggestiven Bildunterschrift: „Eine der markantesten Politikerinnen der Republik: Ursula von der Leyen (CDU), Bundesfamilienministerin.“ Jawoll. Einer der markantesten Religionsgründer der USA: L. Ron Hubbar. Oder: Einer der bekanntesten Propaganda-Minister (nein, keine Nazi-Vergleiche heute). Einer der markantesten Bösewichte in der Hölle: Des Teufels Großmutter. Wenn jemand ganz besonders bescheutert ist, gilt das als „markant. “ Ja, markant bin ich auch, nur ohne Kinder.

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Superscharfe Braut mag auch Frauen

Megan Fow

Megan Fox ist, wie man unter Männern sagt, eine superscharfe Braut. Und wenn meine Lieblingskrawallzeitung The Sun über sie berichtet, ist das Unterhaltung pur (und mitnichten Journalismus oder Entertainment, das sich als Journalismus tarnt). Ich hatte nach Fotos von ihr gesucht und stolperte über einen Blogbeitrag: „Megan Fox Is An Idiot“. „This week, the award for Self-hating Bisexual Asswipe and Overall Tool goes to Megan Fox, co-star of „Transformers 2“, who has announced to Esquire magazine that she is bisexual; that she thinks everyone is bisexual; and that she sleeps with lesbian women, but not bisexual women, because men are dirty and she will not sleep with a woman who sleeps with dirty men.“ Gemeint ist „The Sun“, und dort las ich weiter und schmunzelte: Fox hatte also guten Sex mit Olivia Wilde und dem Pornomodel Jenna Jameson. Nun, ich würde keine der Damen von der Bettkante stoßen, aber warum muss ich etwas über den Sex der Fox wissen? Weil ich die Schlagzeilen medientheoretisch bewundere, die die Sun daraus und uns alle zu Voyeuren macht: „Megan’s licking good“. Natürlich lese ich dann weiter…

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Fahnungsfotos

Ich las die Zeit „online“. Und was las sich da? „Einen Tag nach dem Terroranschlag auf der spanischen Ferieninsel Mallorca identifizierten die Ermittler eigenen Angaben zufolge zunächst zwei, mittlerweile sogar sechs Terrorverdächtige. Das Madrider Innenministerium veröffentlichte am Nachmittag die Fahndungsfotos.“ Die Zeit, die sich online schimpft, aber nicht wirklich „online“ ist, weil die „Online“-Redakteure nach guter alter deutscher Tradition zu blöd oder zu faul oder beides sind, Links ins weltweite Internet zusetzen, sollte man also weiträumig umfahren, wenn man Internet-affin ist.. Hier ist der Link zum spanischen Innenministerium. Ich musste ihn selbst suchen, dauerte 20 Sekunden, im Gegensatz zu Zeit-Redakteuren unbezahlte Arbeit.

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Ein Stück aus dem Tollhaus

Man muss sich nur einmal die Kommentare der Juristen im Beckblog zum Thema „Internet-Zensur“ aka Zugangserschwernisgesetz ansehen. Ein Jura-Professor schreibt z.B.: „Das Thema ist ein Stück aus dem Tollhaus. Heute morgen wurde in Brüssel der Eintrag beim TRIS-Rechner unter der Hand geändert. Unter der Rubrik „Entwurfsdokument“ Deutsch taucht jetzt das Zugangserschwerungsgesetz auf. Die Word-Datei trägt aber den Datumszusatz: 31 Juli. Die anderen Dokumente zum Gesetz (etwa die englischen und französischen Übersetzungen sprechen noch von § 8a TMG). Hier hat also jemand im Ministerium gemerkt, dass man da die alte Fassung nach Brüssel geschickt hat und hat „im kleinen Dienstweg“ den neuen Text nachgereicht. Das ist aber europarechtswidrig.“ Usw.

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Zensur heisst jetzt Zugangserschwernis, revisited

Mir passt schon der Terminus Web-Sperren. nichts. Man könnte haarspaltereien und korrekt behaupten, das World Wide Web sei bekanntlich nur eine Methode, auf Daten weltweilt zuzugreifen und mitnichten ein Synonym für das Internet. Aber rationale Argumentation oder gar ein Bezug zur Realität hilft bei den merkbefreiten Undemokraten wie von der Leyen und Dampfplauderern wie dem braungrünen Güldner bekanntlich nicht. Es geht um Zensur. Basta. Und er ist dafür.

Zensurfreund Güldner hat natürlich recht: „Es geht vielmehr knallhart um Definitionsmacht in Zeiten der Virtualisierung der Welt.“ Deswegen heißt bei ihm Zensur nicht Zensur, sondern Zugangserschwernis. Der Kampf gegen „sexualisierte Gewalt gegen Kinder“ ist nur ein heuchlerischer, dummdreister und und verlogener Vorwand, das alte obrigkeitsstaatliche Weltbild vom paternalistischen Staat aufrechtzuerhalten, der den Untertanen meint vorschreiben zu müssen, was sie zu denken haben und welche Informationen zu bekommen können. Güldner und von der Leyern passten hervorragend in ein zukünftiges Ministerium der Wahrheit, das die Todesstrafe als „sozialverträgliches Ableben“, das Atommülllager als „Entsorgungspark“ und den Kapitalismus gewohnt suggestiv und moraltheologisch als „wunderbarfreiheitlichdemokratischsoziale Marktwirtschaft“ definiert.

„Die Tatsache, dass diese Community viel Zeit in virtuellen Räumen verbringt, spielt dabei eine große Rolle. “ Jau. Wo sitzt denn Zensurfreund Güldner den lieben langen Tag seinen Hintern viereckig? Wikipedia: „Er promovierte in Politikwissenschaft an der Universität Bremen. Hiernach war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Tropenhygiene und öffentliches Gesundheitswesen der Universität Heidelberg“. Ähm. „Matthias Güldner ist Mitglied des Kuratoriums des Evangelisches Bildungswerk Bremen“. Ein Evangele also, ein Verehrer höherer Wesen. Das erklärt natürlich so Einiges.

Der Fairness halber muss man erwähnen, dass es auch andere Grüne gibt: „Die Abwendung vieler Bürgerinnen und Bürger von den etablierten Parteien hat ihren Ursprung vor allem in zunehmender Entfremdung zwischen PolitikerInnen und Bürgerinnen und Bürgern. Wer eine Petition mit über 134.000 UnterzeichnerInnen nicht im Ansatz ernst nimmt, wer das Netz als glorifizierten Trend abtut, geht selbstherrlich über die Lebensrealität vieler Millionen Menschen hinweg.“. Ja, die Grünen sind eine etablierte Partei und ich habe mich abgewandt. Ich habe nämlich keinen Kabelschaden. By the way, urgent business oroposal: Güldner: Wittgenstein lesen – „wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen“. Also einfach die Klappe halten.

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Die Erlkönigin, revisited

He made my day: Mein Telepolis-Artikel vom 09.06.2002 – „Die Erlkönigin“ – ist jetzt ins Englische übersetzt und kommentiert worden: „Der Erlkönig„. „In the German language essay “Die Erlkönigin” by Burkhard Schröder the case is made that this stories probably originated in ancient Greece and Mesopotamia and that through migrations of peoples those tales came with them and transformed. This is a very intriguing idea to me because I’m very interested in the migrations of peoples around the world and the traditions they spread. (…) I think the research Schröder did was very interesting. I was previously familiar with the story of Lilith, but that people have been able to trace her story all over the world is just fantastic and I would like to do further research into this.“ Yeah. Good work.

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Gitarrengott Gallagher: Walkin‘ Blues

Das hier von Rory Gallagher höre ich jetzt schon zum zehnten Mal hintereinander….

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Oasis of Sand Sleen

Gor

Vielleicht liegt es an einer virtuellen Schilddrüse. Aber meine Lieblingssklavinavatarin schaut mich auf dem Screenshot aus Glubschaugen an, als sei sie über mich entsetzt. War sie aber nicht, außerdem ist sie im realen Leben Holländerin und fürchtet sich nicht vor virtuellen Deutschen. Die gewöhnliche Leserin und der durchschnittliche Mainstreamleser wenden sich mit Grausen ab, denn es geht wiederholt um die Second-Life-Ausgabe des 3D-Rollenspieles Gor nach den Büchern des US-amerikanischen Trivial- und Trash-Schriftstellers John Norman. Ich stelle heute die digitale Heimat meines Avatars vor, der sich in Wüstengegenden wie Kara Ben Nemsi herumtreibt, die aber hier nicht Arabien, sondern Tahari heißen. Und mein Avatar ist kein Held, der für das Gute, Schöne und Wahre eintritt, sondern ein zynischer Sklavenhändler, der weibliche Avatare mit einem sklave goad traktiert, einer Art Elektroschocker ohne Elektro und sie an die Kette legt. Alles freiwillig natürlich, den weiblichen Mitspielern gefällt das, sonst würden sie ja stattdessen Halma oder Counterstrike spielen. Das hindert einen deutschen Jugendschutzwart natürlich nicht daran, die Lippen zusammenzupressen und nach einem „melden, durchführen und verbieten“ zu rufen.

GorGorGorGorGorGorGorGorGorGorGorGorGorGorGorGorGorGorGorGorGor

Die Goreaner werden wissen, was hier abgebildet ist: Die Perle der Tahari, die Oasis of Sand Sleem. Die ersten drei Bilder der drittletzten Reihe zeigen jedoch die Panther -Sim Hrimgar Foothills – leicht bekleidete Frauen also, die Männer mit Pfeil und Bogen niederschießen und sie als Sklaven verkaufen. (Nein, mich haben sie nicht erwischt und und ich weiß jetzt, wo der Eingang zu ihrem Camp ist.) Der Vulkan, den ich mit einem schneeweißen Tarn überfliege, steht in . Das letzte Foto ganz unten zeigt meine schönste Sklavin, mit der kann ich sogar in deutsch…äh…chatten. Sie gehorcht mir aufs Wort. Was will man mehr in virtuellen Welten. Ja, ihr könnt mich für bescheuert halten, aber ich amüsiere mich köstlich.

Gor

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Digitales Aikido 5. Termin

Am Donnerstag, 16.07.2009 findet um 19:30 Uhr der nächste Termin statt.

* Ort: dotplex, Gotenstr. 21, 10829 Berlin (Google Maps)
* Thema: Zensur und Zensur umgehen

Am 17.04. unterzeichneten die 5 großen DSL-Provider einen Vertrag mit dem BKA, der sie verpflichtet, eine vom BKA bereitgestellte Liste von Websites umgehend zu sperren. Am 18.06. hat der Deutsche Bundestag das Zugangserschwernisgesetz verabschiedet.

Wir wollen mit Ihnen über den Inhalt der „Zugangserschwernis“ sprechen, über den potentiellen Missbrauch der Zensur-Infrastruktur und über Möglichkeiten, weiterhin unzensierten Zugang zu Informationen zu erlangen und Informationen unzensiert zu publizieren.

Anmeldung: Wir bitten um Anmeldung (gerne auch anonym) über das Webformular, per E-Mail an aikido@privacyfoundation.de (OpenPGP-I

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GPF ruft zur öffentlichen Unterstützung von Anonymisierungsnetzen auf

Im Kontext der Geschehnisse um die iranische Präsidentschaftswahl am 12. Juni ist vielen Menschen in Deutschland wieder bewusst geworden, dass die Unterdrückung oppositioneller oder nicht erwünschter gesellschaftlicher Bewegungen häufig mit der Filterung und Zensur des Internets einhergeht. Weniger bekannt ist hingegen, dass diese Maßnahmen bereits in 36 Ländern umgesetzt sind, wie die OpenNet Initiative ermittelte [0].

Zur Umgehung der Internetzensur greifen betroffene Internetnutzer verstärkt auf Anonymisierungsnetzwerke zurück. Diese Netze erlauben es, für Überwacher unerkannt, auf zensierte Webseiten zuzugreifen und Nachrichten untereinander auszutauschen. Allerdings sind hierbei die Internetnutzer darauf angewiesen, dass entsprechende Anonymisierungsnetze im Ausland zur Verfügung stehen. In der Regel werden diese durch Freiwillige betrieben, und der Allgemeinheit kostenlos zur Verfügung gestellt.

Das größte Anonymisierungsnetzwerk dieser Art ist The Onion Router (Tor) [3]. Statistiken zeigen, dass sich in den vergangenen Wochen die Anzahl der iranischen Nutzer ca. verzehnfacht hat [4]. Dies belegt, welche Bedeutung Anonymisierungsnetzen zur Wahrnehmung demokratischer Grundrechte wie Informations- und Kommunikationsfreiheit zukommt. Zahlreiche ähnliche Beispiele gibt es aus anderen Ländern, die keinen freien Informationszugang gewähren [5].

Um einer großen Anzahl von Benutzern den Zugriff auf Anonymisierungsnetze zu ermöglichen, müssen diese über ausreichende Kapazitäten verfügen. Da deren Nutzung i.d.R. kostenlos ist, sind die Netze auf freiwillige Betreiber angewiesen. Der gemeinnützige German Privacy Foundation e.V. betreibt derzeit 11 Anonymisierungsdienste, die jedem im Internetnutzer kostenlos zur Verfügung stehen [6]. Bei einem monatlichen Datenaufkommen von ca. 20 TeraByte (=20480 Gigabyte) entspricht dies mehreren Millionen anonymisiert übertragenen Webseiten und Emails pro Monat.

Der Betrieb dieser Server verursacht nicht unerhebliche Kosten. Um der zunehmenden Bedeutung von Anonymisierungsnetzen gerecht zu werden und die steigenden Benutzeranzahl bewältigen zu können, müssen diese Netze weiter ausgebaut werden [7]. Es ist im Interesse einer jeden demokratischen Institution, Menschen weltweit bei der Wahrnehmung ihrer Bürgerrechte zu unterstützen – hierbei spielen Anonymisierungsnetze mittlerweile eine wichtige Rolle. Wir fordern daher die Bundesregierung auf, diese Verantwortung wahrzunehmen, und Anonymisierungsnetze verstärkt zu fördern.

Darüber hinaus appellieren wir an den bzw. die BürgerIn, den Ausbau von Anonymisierungsnetzen direkt zu unterstützen. Es steht dabei grundsätzlich jedem frei (und ist erwünscht!), einen Anonymisierungsserver selber zu betreiben. Sollte dies für Sie keine Option darstellen möchten wir Sie bitten, den Ausbau von Anonymisierungsnetzen durch eine Spende zu unterstützen. Bereits für 50€ kann der Betrieb eines Anonymisierungsservers für einen Monat sichergestellt werden; aber auch kleinere Beträge sind willkommen. Wir bitten um Spenden per Überweisung oder mittels Paypal [8].

0 http://opennet.net/
1 http://nachrichten.t-online.de/c/19/13/76/96/19137696.html
2 http://de.wikipedia.org/wiki/Iranische_Pr%C3%A4sidentschaftswahlen_2009
3 http://torproject.org/
4 https://blog.torproject.org/blog/measuring-tor-and-iran
5 http://www.heise.de/tr/Retter-fuer-die-freie-Meinungsaeusserung–/artikel/141122
6 http://server.privacyfoundation.de/
7 https://blog.torproject.org/blog/recent-growth-tor-network
8 http://www.privacyfoundation.de/spenden/

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